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BRENNA TUATS SCHON LANG

Gut gehupft

Süddeutsche Zeitung 7. Januar 2016 | Text: Michael Zirnstein

Der Hubert-von-Goisern-Film mit viel Bonusmaterial

Es gibt Schattenseiten in der Laufbahn des Hubert von Goisern. Wie er sich etwa vor seinem allerersten Konzert als der Folksinger Hubert Sullivan im Wiener Kellerclub Tunnel davonschlich und sich "total geschämt hat". Oder, schlimmer noch, sein erster großer Auftritt in der ORF-Show Nase vorn als Schlagerschönling mit lasziver Zuzwinkerei und schmalzigem Gern hab ich die Frauen geküsst, ein "dunkler Moment", sagt er heute. Doch auch dies sind wichtige Bausteine in der Selbstfindung Hubert von Goiserns, seiner "Suche nach dem Endbahnhof, den man nie finden wird am Ende der Gleise". Der Regisseur Marcus Rosenmüller - auch er ein Querfeldeinläufer durch heimatliche Kulturbeete - hat etliche erhellende Episoden aufgestöbert für seinen Dokumentarfilm Brenna tuat's schon lang, den mit 65 000 Besuchern viele, aber zu wenige gesehen haben.

Da wirft ein Volksmusikgranitschädel dem ehemaligen Blaskapellentrompeter, dem sich in Bad Goisern nie zu Hause fühlenden Sohn vertriebener Sudetendeutscher, vor: "Es geht auf den Moik zu, dass du so hupfen musst bei der Musik." Entgegnet der Aufmüpfige: "I hupf halt gern." So einfach ist das. Manchmal. Oft ist es auch ein Kampf, so wie mit der Ziehharmonika vom Opa, dem "greisligen", verstaubten Instrument, das er im Suff zerreißen wollte und dabei erst merkte: "Boah, klingt das geil." Meistens, wenn er auf der Bühne steht, ist es aber ein reiner Rausch: Das von der NDW geprägte Konzert im Münchner Nachtwerk; sein Wildschütz-Räp bei einem frühen Ausflug in einer Bar in Texas, den ein Label-Boss als "alpine Grunge" ankündigt; oder selbst, als er bei seinem Mammutprojekt, der Linz-Europa-Schiffstournee, ausfällt und Xavier Naidoo die Lieder seines Freundes singt - quasi die Erfindung des "Vox-Tauschkonzertes".

Dass Brenna tuat's schon lang nun auf DVD vorliegt (Blanko Musik), hat den Vorteil, noch eineinhalb Stunden von Anfang an gut gedrehtes Bonusmaterial genießen zu können: Huberts Reisen nach New York (noch mit den Alpinkatzen), in die Wüste von Mali, auf den Dachstein, und sogar die Präsentation seiner Modelinie "Nicht aussaputzt" auf der Salzburger Trachtenmesse '94, die "beim Fachpublikum nicht auf Gegenliebe" stieß, aber in Goiserns Geist kleidet: "Es ist so gemacht, dass es funktioniert. Dass da was owahängt, was stört, des gibt's net."

Rendezvous mit dem Alpenrocker

Eßlinger Zeitung 3. Dezember 2015 | Text: Gaby Weiß

Esslingen – Hubert von Goisern gehört seit einem Vierteljahrhundert zu den außergewöhnlichsten Persönlichkeiten im Musikgeschäft, denn er hat es geschafft, die Volksmusik seiner österreichischen Heimat mit moderner Rockmusik zu verbinden. Das haben die Puristen in beiden musikalischen Lagern anfangs mit Kopfschütteln quittiert – inzwischen ist Hubert von Goisern ein Markenzeichen. Und er ist nie müde geworden, seine Musik für neue Einflüsse zu öffnen. So ist aus dem Alpenrocker ein Weltmusiker geworden, der aus der halben Welt das Beste, was die Musik zu bieten hat, mitgebracht hat. Das Esslinger Publikum konnte ihn im Sommer live auf der Burg erleben. Wer ihn noch näher kennenlernen möchte, sollte sich Marcus H. Rosenmüllers Dokumentarfilm Hubert von Goisern – Brenna tuat's schon lang anschauen, der nun bei Blanko Musik auf DVD und Blu-ray erschienen ist.

Rosenmüller spannt in diesem einfühlsamen Musikerporträt den Bogen von den Anfängen des Alpenrockers über seine Expeditionen nach Tibet und Afrika, die Linz-Europa-Tour auf einem umgebauten Lastschiff bis zu den Erfolgen mit Brenna tuats guat.

Und wer sich diese Dokumentation anschaut, freut sich nicht nur über ein Wiedersehen und -hören mit vielen besonderen Momenten in Hubert von Goiserns außergewöhnlicher Künstlerkarriere – er begegnet auch einem ungewöhnlich vielseitigen Musiker, der sich nie auf ein bestimmtes Genre festlegen ließ, der stets das Überraschende gesucht hat und der in jeder Sekunde authentisch und immer ganz er selbst geblieben ist. Das macht diesen Film auch für diejenigen zum Erlebnis, die Hubert von Goisern schon oft live erlebt haben. Marcus H. Rosenmüller ist ihm so nah gekommen wie kaum ein anderer zuvor. Interviews mit dem Künstler und seinen Wegbegleitern sowie teils bislang unveröffentlichte Archivaufnahmen lassen ein schillerndes Künstlerleben lebendig werden. 20 Bonus-Tracks bringen überdies Höhepunkte in Goiserns Karriere zum Klingen.

Lieder aus Bad Goisern

Das Magazin Dezember 2015 | Text: Christian Hentschel

Als Hubert Achleitner aus dem oberösterreichischen Bad Goisern (was alsbald sein Pseudonym werden sollte) Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger begann, den alpenländischen Musiktraditionen ihren Mief zu nehmen, nannte man ihn schnell einen Alpenrocker. Vielleicht kann man das im Ansatz gelten lassen, aber eigentlich zeigt es nur die Hilflosigkeit beim Versuch, das Sounduniversum Hubert von Goiserns zu kategorisieren. Manchmal wird der Individualist auch Volksmusikerneuerer oder Gegenentwurf jedweder Volkstümelei genannt, ihm ist es dabei völlig egal, der Mann macht, was ihm gefällt – und eine große Hörerschaft kann das nachvollziehen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Der Vollblutmusiker ist beim Weltmusikfestival anzutreffen, nicht beim Samstagabendfernsehstadl. Im Frühling dieses Jahres schaffte er es auch auf die Kinoleinwand. Regisseur Marcus H. Rosenmüller gelang mit Hubert von Goisern – Brenna tuat's scho lang ein fulminantes Porträt des Ausnahmekünstlers. In großartigen Bildern (Bad Goisern hat sicher seit Filmstart auch ein paar Touristen mehr) und pointierten Anekdoten bekommt man eine Idee davon, was den Künstler antreibt. Jetzt gibt es die, auch vom MAGAZIN gelobte, Filmdoku fürs Heimkino – mit satten 85 Minuten Bonusmaterial, die allein das Geld wert sind. Konzertausschnitte aus New York, Mali und Moldawien finden sich hier sowie Szenen aus Talkshows und Preisverleihungen, die einen hoch engagierten von Goisern zeigen, der sich vor keinen Karren spannen lässt und mit Vertretern der Friede-Freude-Eierkuchen-Volksmusik und Medienverantwortlichen hart, aber nicht unsympathisch ins Gericht zieht. Wer nicht genug bekommen kann: Joseph Vilsmaiers filmische Liebeserklärung Österreich: Oben und unten, ebenfalls kürzlich auf DVD veröffentlicht, profitiert von ihrem starken Soundtrack: Von-Goisern-Stücke in opulenten Orchesterarrangements.

Brenna tuat's schon lang (Musikdokumentation)

Nitro 15. November 2015 | Text: Christian Hentschel

Auch wenn Marcus H. Rosenmüller sehr sehenswerte Spielfilme macht (Wer früher stirbt, ist länger tot, Beste Gegend, Wer's glaubt, wird selig), bleibt es zu wünschen, dass der Regisseur wieder ins Dokufach wechselt, denn wie er das filmische Porträt des österreichischen Ausnahmemusikers Hubert von Goisern umgesetzt hat, ist im wahrsten Sinne des Wortes großes Kino. Ihm gelingt es, den jahrelangen Fans und Kennern neue Details zu vermitteln und gleichzeitig dem Neueinsteiger die Musikwelt Hubert von Goiserns nahezubringen. Hubert von Goisern spielt Volksmusik, aber nicht die, die einem dank Omnipräsenz unerträglicher Stadl-Shows einfällt, sondern eine authentische, echte, sozusagen Weltmusik aus Österreich. Vorsicht bei den Interviewsequenzen auf dem Hallstätter See. Wer zu lange schaut, hat sein Sommerurlaubsziel 2016 gefunden.

DVD-Tipp: Goisern – Brenna tuat's schon lang

Mittelbayerische Zeitung 21. November 2015 | Text: Angelika Sauerer

Die Doku "Hubert von Goisern – Brenna tuat's schon lang" von Marcus H. Rosenmüller
ist ein Porträt mit starken Bildern.

"Verschwenderisch" mag er sein, der Goiserer Hubert Achleitner, und keiner, der kleinkariert knausert mit sich, seiner Kraft und seinen Möglichkeiten, sagt der 63-jährige Alpenrocker am Ende des Interviews. Er sitzt in einem schmalen Holzboot auf dem Hallstätter See, scheinbar allein auf der Welt, wirft die Angel aus und lässt sein Leben Revue passieren. Das Gespräch auf dem Wasser bildet die Klammer der Doku Hubert von Goisern – Brenna tuat's schon lang (2015) von Marcus H. Rosenmüller. Obwohl es von vielen Konzerten und Begegnungen des spätberufenen Musikers Filmmaterial gibt, das auch in diese Doku einfloss, findet Rosenmüller seinen eigenen Blick. Nebensächliches rückt in die Mitte, wie der Nebel, der Boot und Mensch einhüllt und mit der Natur zur Einheit verschmilzt. Diesen Film hat einer gemacht, der seinen Bildern traut. Goiserns Engagement für Umwelt und Frieden muss daher nicht erklärt werden. Auch nicht, dass er es war, der die Volksmusik aus der staubigen Ecke holte und – mit allem Respekt – zum Heimatsound aufmöbelte. Ein Porträt, das für sich spricht.

Brenna tuat's schon lang

Folkworld #58 | Text: © Walkin' T:-)M

Folk on the Silver Screen: Während Hubert von Goisern mit seinem amerikanischsten Album, Federn, den Blick nach vorn gewagt hat, blickte er gleichzeitig auf seine 25jährige Musikkarriere im Dienst der alpinen Volxmusik zurück. Nun liegt die Musik-Doku Brenna tuat's schon lang auf DVD vor.

Heast as nit
Wia die Zeit vergeht
Huidiei jodleiri Huidiridi

Die jungen sind alt word'n
Und die alten habn sturb'n
Hidiei jodleiri huidiridi
Heast as nit, Hubert von Goisern

Heast as nit, eines der frühen Stücke des Alpenrockers Hubert von Goisern, könnte programmatisch für seine musikalische Lebensreise stehen, die ihn von zaghaften Anfängen im österreichischen Salzkammergut hin zu unheimlich geiler Musik geführt hat. Als Volksmusi-Trompeter scheitert er zunächst aufgrund allzulanger Haare und der allgemeinen Unlust, vor dem Altar der Volksmusik zu knien (O-Ton Huberts alter Musiklehrer Sepp Atzmannstorfer). Einige Jahre hadert er damit, überhaupt Musik zu machen. Hubert Achleitner entwickelt sich rebellierend, selbst der Künstlername "Hubert von Goisern" ist als Rache gedacht, weil er sich nie heimisch gefühlt hat.

Der Goiserer geht nach Wien und probiert sich aus. Er nimmt seine erste LP auf, die keiner haben will (du hast dich erfolgreich zwischen alle Stühle gesetzt), was ihn dazu zwingt, eine Band zusammenzustellen. Der alpine Grunge der Alpinkatzen erweist sich als Expresslift mit hohen Plattenverkäufen und starkem Publikumszuspruch. Jedoch ruht sich Hubert von Goisern nicht auf dem Erfolg aus. Sich immer neuen Herausforderungen stellend, geht er z.B. auf musikalische Safari nach Afrika und schippert Donau und Rhein herauf und herunter.

Hubert von Goisern ist kein Unbekannter in Sachen DVD. Bereits 1995 dokumentierte Filmregisseur Joseph Vilsmaier (Schlafes Bruder, Comedian Harmonists) das Abschiedskonzert der Alpinkatzen im Münchner Circus Krone (Wia die Zeit vergeht). Gut dokumentiert sind auch seine musikalischen Expeditionen zu Wasser und zu Lande.

Der bairische Regisseur Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt ist länger tot, LaBrassBanda - Live im Circus Krone München) porträtiert nun im Dokumentarfilm Brenna tuat's schon lang den österreichischen Künstler. Archivmaterial, zum Teil kaum veröffentlicht, zeigt ausgewählte Stationen seiner musikalischen Karriere. Derweil angelt Hubert von Goisern um 5 Uhr früh auf dem Hallstätter See und reflektiert über Gott und die Welt.

Und wo die Stationen nur kurz gestreift werden, kommen andere Reisende wie Journalist und Biograph Bernhard Flieher und Produzent Andreas Weineck zu Wort, Hage Hein, Geschäftsführer von Blanko Musik und langjähriger Manager und Wegbegleiter, Martin Heller, Intendant von Kulturhauptstadt Linz 2009, als auch Musiker und Musikerinnen wie Xavier Nadoo, Konstantin Wecker, Wolfgang Niedecken und die Ganes-Mädels.

In knappen anderthalb Stunden entsteht eine vorläufige Gesamtschau auf Hubert von Goiserns faszinierendes Künstlerleben. Die DVD/Blu-ray enhält dabei deutsche und englische Untertitel als auch 20 Bonus-Tracks. Diese enthalten die Albumpräsentation Aufgeigen statt niederschiassen auf dem Dachstein im Jahre 1992, als auch Auftritte mit den Alpinkatzen, der moldawischen Rockgruppe Zdob și Zdub, sowie Hubert von Goiserns Trad-Konzerte mit alten Volksliedern.

Während wir so noch mit der Rückschau beschäftigt sind, steht Hubert von Goisern im Gegensatz zu der leicht melancholischen Grundstimmung der Musikdokumentation aber nicht still, sondern längst in den Startlöchern zu neuen musikalischen Abenteuern. Brenna tuat's auch noch auf Jahre hinaus!

Doku: Brenna tuat's schon lang

Schwaebische Zeitung 7. November 2015 | Text: rot

Rund drei Jahrzehnte tummelte sich Hubert von Goisern bereits im Musikgeschäft, als ihm 2011 in Österreich mit Brenna tuat's guat sein erster Nummer-eins-Hit gelang. Auf das umfangreiche Schaffen und die brennende Energie des Musikers bereits vor dem Hit spielt der Titel der Doku von Marcus H. Rosenmüller an. Der bayerische Heimatfilmer (Wer früher stirbt ist länger tot) hat gezeigt, wie man Traditionelles in einen neuen Kontext setzen kann – und dürfte Goisern dadurch wie eine vertraute Seele vorkommen. Schließlich mischt der Sänger und Akkordeonspieler Volksmusik nicht nur mit Rockklängen, sondern durch rege Reisetätigkeit auch mit Musik aus anderen Kulturkreisen. Neben diesen Expeditionen steht das Aufwachsen von Hubert Achleitner im österreichischen Goisern im Mittelpunkt. Auf einem Angelboot sitzend beschreibt er sein ambivalentes Verhältnis zu seinem Heimatort, den er sich ausgerechnet mit Jörg Haider teilen musste. Als Extras gibt es 20 Bonustracks, die vor allem aus Konzertaufnahmen bestehen.

Der Zauneinreißer

OÖN 12. November 2015 | Text: Bernhard Lichtenberger

Mit den Kompromissen hat er es nicht so. Eher mit den Gelegenheiten, die es zu packen gilt, wenn sie vorbeischauen. Und so ist aus dem kasigen Trompeterbuben, der dem strikten Kapellmeister einst eins gepfiffen hat, über ein Vierteljahrhundert hinweg ein volksmusikalischer Aufbegehrer, ein kultureller Zauneinreißer und Begegnungskünstler geworden: Hubert von Goisern.

Der bayerische Filmer Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt ist länger tot) hat den Salzkammergütler in eine Plätte im Hallstättersee gesetzt, wo er ihn fischen und in Erinnerungen schwelgen lässt. Garniert ist das einnehmende Porträt mit Erzählungen von Wegbegleitern, entzückenden Fundstücken aus dem Archiv – und natürlich mit den maßgeblichen musikalischen Fußabdrücken, die der Goiserer in die Welt gesetzt hat.

Angereichert wird das feine Stück mit 20 Bonus-Tracks, die es allein auf 83 Minuten Laufzeit bringen - darunter Kurioses wie Aufnahmen der HvG-Modekollektion (1994) und Aufsehenerregendes wie seine "Amadeus"-Dankesrede, in der er den ORF herbeutelte. Bei dieser DVD sollte es nicht "Will haben", sondern "Muss haben" heißen.

Schifffahrt mit Hubert von G.

Neuburger Rundschau 6. November 2015 | Text: hip

DVD liefert massig Bonusmaterial

Wenn Marcus H. Rosenmüller einen Film dreht, dann taugt er in der Regel was. Das gilt auch für seine erste große Dokumentation, seine Annäherung an Hubert von Goisern mit dem Titel Brenna tuat's schon lang, die nun auf DVD erschienen ist. Der Film war nicht gerade ein Kassenschlager im Kino, mehr was für die harten Fans, die mal ein bisschen mehr erfahren wollen über diesen Mann aus dem Salzkammergut, der recht sperrig und wenig nahbar sein kann. Selbst wenn er lächelt, scheint es oft so, als könne er seine Ernsthaftigkeit nur schwer abschütteln. Rosenmüller kommt diesem Hubert Achleitner, wie er richtig heißt, erstaunlich nahe: Er lässt ihn auf einer morgendlichen Bootstour über den dunstverhangenen Hallstätter See erzählen, wie er wurde, was er jetzt ist. Das ist sehr schön, sehr intim. Hier kommen die Zuschauer Hubert von Goisern ganz nahe, fast so, als wären sie mit ihm allein auf diesem See, umgeben von dunklen Bergen. Mit der DVD werden noch 83 Minuten an Bonus-Material nachgeliefert, das zeigt, was für ein exzellenter Musiker Hubert von Goisern ist. Gerade die Konzertausschnitte aus dem Jahr 1993 zeigen ihn und seine Alpinkatzen, wie sie kurz nach dem Durchbruch vor einer entfesselten Fanmenge aufspielen, als wollten sie die Alpen einebnen. Hat Volksmusik jemals überzeugender gerockt? Auch schön, als er bei einer Preisverleihung 2001 den Österreichischen Rundfunk wegen seiner Mutlosigkeit in den Senkel stellt.

★★★★★

"Brenna tuat's schon lang" auf DVD und Blu-ray

Nürnberger Nachrichten 2. November 2015 | Text: bin

Egal, mit wem oder wo auf der Welt der Alpenrocker Hubert von Goisern auftritt — dass er für seine Musik brennt, ist nicht nur bei Konzerten, sondern auch in Marcus H. Rosenmüllers Porträt Brenna tuat's schon lang zu spüren. Die Dokumentation umfasst 25 Jahre aus dem Leben des naturgewaltigen österreichischen Musikers. Und sie zeigt das Spannungsfeld zwischen Heimat und Weltoffenheit, in dem sich der Rebell am Knopfakkordeon am wohlsten fühlt. Wie ein roter Faden zieht sich ein langes, tiefenentspanntes Interview vor idyllischer Kulisse durch die Dokumentation. Für Fans ein Muss.

Authentisch und feurig

Süddeutsche Zeitung 7. August 2015

Schon seit Jahrzehnten eine feste Größe im Reigen der deutschsprachigen Kulturschaffenden ist Hubert Achleitner, der jedoch unter seinem Künstlernamen Hubert von Goisern wesentlich bekannter sein dürfte. Manch einer mag Probleme haben mit dem strengen Dialekt, insbesondere ungelenke norddeutsche Ohren tun sich schwer bei Übersetzung der oftmals sozialkritischen Texte des Liedermachers. Das aber tut der Begeisterung etwa auf dem Oktoberfest keinen Abbruch, wenn ein vielstimmiger Chor mitsingt: Brenna tuat's guat. Vielleicht auch um den vielen Missverständnissen in der langen Karriere des 62-Jährigen vorzubeugen, gibt es rechtzeitig zur neuen CD und der Tournee 2015 durch Deutschland und Österreich auch einen Film über Hubert von Goisern: Brenna tuat's schon lang zeigt die eindrucks- und wechselvolle Geschichte eines Mannes, der mit einem Akkordeon die Säle erobert und - entgegen allen Trends - die Volksmusik auch in jüngeren Kreisen etablierte. Das filmische Portrait bietet aufschlussreiche Rückblenden, lässt Freunde und Weggefährten zu Wort kommen und zeigt auch einige seiner musikalischen Experimente und Wagnisse. Authentisch kommt er rüber, der Hubert - egal, ob er in den USA, in Asien oder Afrika spielt. Und zuweilen helfen sogar Untertitel bei der Übersetzung - absolut sehenswert.

Laut & leise: Hubert von Goisern

Plärrer 6/2015 | Text: M.A.

Ein düster-romantischer Auftakt: von Goisern gleitet auf einem schmalen, langen Boot - mit Hilfsmotor - bei dunkelblauer Dämmerung langsam in einen Bergsee, den Hallstätter See. Gegenschnitt: sehr alte Filmaufnahmen von einem offensichtlich Einheimischen in einem ähnlichen Boot, dazu ein Goisern-Song mit Jodlern über das Vergehen von Zeit.

Wir sind in der Naturwelt eines Volksmusikers, der dennoch ganz anders ist als die meisten anderen. Hubert von Goisern hat in der Tat bereits vor einem Vierteljahrhundert das gnadenlos kommerzialisierte Genre Volks- bzw. Heimatmusik komplette umgekrempelt. Ein Vollblutmusiker sowieso, aber auch eine Charakterfigur, die nicht bloß die neue Schublade des "Alpen-Rock" geöffnet hat. Marcus H. Rosenmüller drehte diesen biografisch weit ausholenden Dokumentarfilm über von Goisern, angereichert mit zum Teil unveröffentlichtem Archivmaterial und schuf ein überzeugendes Porträt eines sympathischen und sehr eigenwilligen Künstlers, der niemals in Routine abgeglitten ist.

Natürlich ist da die Musik stets präsent, aber es ist ja kein Konzertfilm, sondern der Blick auf eine Persönlichkeit, die den Begriff "Weltmusiker" gut ausfüllt. Fast schon Legende ist die Linz Europa Tour per Schiff die Donau auf- und abwärts. Damals an Bord: jene jungen ladinischen Musikerinnen, die nicht viel später unter dem Namen Ganes musikalische Neuland betraten. Eine spektakuläre Tournee, gewiss. Aber von Goisern hat keinerlei Interesse an Spektakeln, sondern zieht sich immer wieder völlig zurück, um sich seiner Identität zu vergewissern. Um dann, mit frischer Energie und musikalischer "Verschwendungssucht" auf die Konzertbühne zurückzukehren.

Österreichische Weltmusik

Das Magazin Mai 2015

Im Grunde kommt man an Hubert von Goisern schon seit mindestens 25 Jahren nicht vorbei, doch in den nächsten Wochen wird es noch einmal schwerer. So startete eben gerade Marcus H. Rosenmüllers Filmdoku Brenna tuat's schon lang in den Kinos. Der Regisseur Rosenmüller, eher bekannt durch Spielfilme wie Wer früher stirbt, ist länger tot oder Beste Chance, nähert sich dem Phänomen Hubert von Goisern und porträtiert einen Künstler, der wie kein Zweiter beweist, dass Volksmusik jung und modern, ein naher Verwandter von Rock und Blues ist, kritische Texte aushält und nicht im Geringsten mit der samstagabendlichen TV-Volkstümelei zu tun hat. Gern nennt man von Goisern, der durch seinen scheuklappenfreien Umgang mit der Musik seiner Heimat zum Popstar wurde, einen Erneuerer, den Entstauber, aber eigentlich ist es viel einfacher: Hubert von Goisern lebt seine Musik, beruft sich zwar auf Traditionen, doch hinterfragt sie auch. Der Kinofilm eignet sich zudem für die, die den Mann nicht kennen. Er besticht durch fantastische Panorama-Aufnahmen, ist kurzweilig und zeigt einen charismatischen Musiker mit Ecken und Kanten. Rosenmüller ist ganz nah dran und doch distanziert genug, um nicht in eine Lobhudelei zu verfallen. Und der Film macht Lust auf mehr. Da ist es günstig, dass von Goisern auch ein neues Album am Start hat. Es heißt Federn und lässt vermuten, dass Bad Goisern, sein Heimatort, nach dem er sich benannte, ganz in der Nähe des Mississippi Deltas liegen muss. Cajun, Country, Bluesrock und Volksmusik kommen wie aus einem Guss, als wäre es schon immer so. Ab 12. Mai, vier Tage nach der CD-Veröffentlichung, beginnt Hubert von Goiserns große Tournee, er tritt in Salzburg, Passau und München in riesigen Freiluftarenen auf, in Berlin immerhin noch im Admiralspalast.

Filmkritik: Hubert von Goisern – Brenna tuat's schon lang

Mein Bezirk 2. Mai 2015 | Text: Elisabeth Knittelfelder

Die Reise, das ist das zentrale Motiv, das Marcus H. Rosenmüller für seine einfühlsame Dokumentation über Hubert von Goisern wählt. Sie umspannt nicht nur die äußere Reise, die biographischen und geographische Bewegungen des musikalisch so schwer einzuordnenden Künstlers, sondern auch die persönliche, innere Entwicklung. Auch auf dramaturgischer Ebene spiegelt sich dieses Motiv wider, begegnet man dem Goiserer doch treibend auf einer Zille am Hallstädter See, im fahrenden Zug, Auto und Frachter. Dabei begleiten ihn Zeitgenossen und so manche peinliche und beeindruckende Archivaufnahme aus seiner 25-jährigen Karriere, und lassen einen höchst reflektierten, sozial engagierten und bewussten Menschen entdecken, der entschlossen ist, verschwenderisch mit seinen Talenten zu leben und mit Musik Brücken zu schlagen.

FAZIT: Sehr stimmige, grundsympathische und entschleunigte Entdeckungsreise! ★★★★

Hubert von Goisern: Brenna tuat's schon lang

Tageszeitung 2. Mai 2015 | Text: Renate Mumelter

Marcus H. Rosenmüllers Goisern-Porträt "Brenna tuat's schon lang"
war der Publikumsliebling der 29. Bozner Filmtage

Jahrelang stand die Ziehharmonika unbeachtet in einer Ecke. Großvater hatte sie dem Enkel Hubert angeboten, dieser wollte von dem "grauslichen Instrument" aber nichts wissen. Jahre später versuchte er es nach einer durchzechten Nacht doch. "Bist du fertig, klingt das geil!" war Huberts erste Reaktion auf den Sound. Und die Liaison nahm ihren Lauf.

Der Dokumentarfilm Brenna tuat's schon lang erzählt die künstlerische Geschichte eines Mannes aus Bad Goisern, der als Jugendlicher in der Musikkapelle spielte. Dort flog er wegen der langen Haare raus. Den Heranwachsenden störte es sehr, dass Karl Moik der Volksmusik keine Chance ließ nachdem schon die Nazis damit Schindluder getrieben hatten. "Und jetzt spring i eana mitn Oasch ins Gsicht", beschloss er und begann, anders mit den Klängen umzugehen. Aus Rache an den Unterdrückungsmechanismen des Kurortes Bad Goisern veradelte Hubert Achleitner den Ortsnamen, verleibte ihn sich ein und machte als Hubert von Goisern Karriere.

Marcus H. Rosenmüllers Film zeichnet die Etappen einer Karriere nach, die aus Konzertreisen besteht, aus Neugier auf die Welt, aus politischem Engagement und aus mitreißender Leidenschaft.

Der private Goisern hingegen bleibt draußen. Denn privat ist privat. Die einzigen Zugeständnisse an den Film sind existenzielle Reflexionen während des Angelns am heimatlichen See und ein Treffen mit dem Musiklehrer Sepp, das amüsant und lapidar Erinnerungen wach ruft.

Goisern ist einer mit Haltung. Die ist auch seinen Texten abzulesen. Und er ist ein Wortkarger mit trockenem Humor. Der Film begleitet klassisch chronologisch. Rosenmüller und Goisern passen gut zusammen.

"Tuat scho", sagte der Star, als der Applaus nach der Projektion bei den Filmtagen nicht enden wollte.

Bewertung: Für einen angenehmen Kinoabend mit einem leidenschaftlichen Mann.

Wia die Zeit vergeht

Kult 30. April 2015 | Text: Angela Sonntag

"Heast as nit, wia die Zeit vergeht..." – das ruhige, gefühlvolle Lied erklingt, während die Kamera die Stimmung in der Morgendämmerung über dem nebelvergangenen Hallstätter See einfängt. Kurz nach den Liedzeilen "die Jungen san alt wor'n und die Alten san g'storb'n" ist dann Hubert von Goisern im Bild und er beginnt über das Leben zu sinnieren. In dem Dokumentarfilm Brenna tuat's schon lang zeigt Regisseur Marcus H. Rosenmüller das Leben und Wirken des österreichischen Musikers in einer besonderen Art und Weise – ein Film, der nicht nur für Fans sehenswert ist, sondern auch für jeden anderen kulturinteressierten Cineasten einen spannenden und interessanten Einblick in das Schaffen des Ausnahmekünstlers zeigt.

Koa Hiatamadl, Weit, weit weg oder Brenna tuat's guat – die Lieder von Hubert von Goisern sind bekannt, ohne, dass man großer Volksmusikfan oder Anhänger des Alpenrocks ist. Der umtriebige Musiker aus dem Nachbarland hat es geschafft, ein kulturverbindender Botschafter des Alpenraumes zu werden und die Volksmusik zu revolutionieren, beziehungsweise den Alpenrock über das namensgebende Gebirge hinauszutragen. Seit mehr als 25 Jahren steht er mit seinen tiefsinnigen und kritischen Texten auf den Bühnen Europas – und lässt sich dabei niemals in eine Schublade stecken. Im Gegenteil, er wächst selber über sich hinaus und erfindet sich ständig neu. Wer und was ihn in dieser Entwicklung begleitet hat und wohin ihn der Drang nach Veränderung und neuen Kulturen – ohne jemals die Heimat zu vergessen – getrieben hat, das ist im Dokumentarfilm Hubert von Goisern – Brenna tuat's schon lang zu sehen. Geboren als Idee seines Managers Hage Hein, die vielen Archivaufnahmen einmal zusammenzuschneiden, wurde daraus ein Musikfilm, der Heimat und Fremde, damals wie heute auf einen Nenner bringt. Und das nicht zuletzt, weil mit Marcus H. Rosenmüller ein Kultregisseur des bayerischen Heimatfilms mit ins Boot geholt wurde. Rosenmüller verbindet die Archivaufnahmen mit Gesprächen mit dem Protagonisten und seinen Wegbegleitern. Sie erzählen an prägenden Stationen nachdenkliche Episoden, lustige Anekdoten und liefern so eine Sichtweise auf den Menschen, aber auch den Künstler Goisern. Einen Schwerpunkt bilden die vielen Reisen nach Afrika, Tibet, Amerika, aber vor allem auch seine große Linz Europa Tour, bei der er mit seiner vielköpfigen Band auf einem Schiff die Donau entlang fuhr. An Bord waren immer wieder bekannte Musiker, die auch im Film eine besondere Stimmung und Empfinden über das Leben und Wirken Goiserns zeigen.

Marcus H. Rosenmüller selbst sagt über den Film, dass er "die innere und äußere Reise des Ausnahmekünstlers" zeigt. Im Gespräch mit den Zuschauern im Reginakino berichtet er, dass er gleichzeitig begeistert war, sich aber auch geehrt gefühlt hat, dass er bei diesem Projekt dabei sein sollte. An Hubert von Goisern hat ihn vor allem die Erdung und Verwurzelung mit der Heimat – trotz ständiger Umtriebigkeit – fasziniert. Und genau so wollte er den Künstler auch darstellen. Eine erste Idee von außen, Goisern vielleicht beim Klettern zu filmen, um die private Seite, also ein Hobby, zu zeigen, hat Rosenmüller gleich mal verworfen. Stattdessen hat er das Angeln gewählt: So beginnt der Film, Hubert von Goisern um 5 Uhr früh beim Angeln, ungezwungen, mit dem Blick weg von der Kamera. Rosenmüller hat ihn mit Absicht so gefilmt. "Hubert ist sowieso keiner, der gerne und viel redet, oder sich selbst inszeniert", so der Regisseur. Mit der Szenerie des Angelns und dem Sinnieren über das Leben endet der Film auch. Das war für Rosenmüller die Klammer und auch der Hintergrund des Films, "...wia die Zeit vergeht": Eine offene und intensive Betrachtung über die 25 Jahre währende Reise des Musikers Hubert von Goisern.

Crossing Europe 2015: Hubert von Goisern – Brenna tuat's schon lang

Subtext 27. April 2015 | Text: Lisa Leeb | Foto: Langbein & Partner
Hubert von Goisern - Brenna Tuats Schon Lang

Regisseur Marcus H. Rosenmüller steht außerhalb des Geschehens und gewährt einen Einblick in Hubert von Goiserns Lebenserfahrungen. In der idyllischen Umgebung, mitten auf dem Hallstättersee, erklärt der Musiker, warum sein Name ein Racheakt war und warum er gern hupft.

Der Film erzählt die Geschichte des "Alpenrebells" Hubert von Goisern. Die Zeitreise beginnt am Ursprungspunkt im Kurort Bad Goisern, den Hubert Achleitner als altmodisch und spießig in Erinnerung hat. Wo er als Kind leise sein musste, damit die Kurgäste ihre Ruhe hatten, da begann auch seine musikalische Karriere. Hubert hatte mit seinem Musiklehrer "ein Glück gehabt" – so hat sein Lehrer ihn nie als "faulen Hund" bezeichnet, sondern übte mit ihm oft wochenlang geduldig die gleiche Zeile.

Da Bad Goisern wohl zu den Orten mit der größten Musikkapellendichte in ganz Österreich gehört, war es kein Wunder, dass auch Hubert von Goisern Teil einer solchen wurde. Nach einem Streit mit dem Kapellmeister – Grund dafür waren seine langen Haare – verließ der "Sturschädl" die Musikkapelle und versuchte sich an der Gitarre. Als er von einer Reise zurückkam, wartete sein Großvater mit einem Geschenk auf ihn: "A Steirische". Lange blieb diese in einer Ecke stehen und erst bei einem etwas höheren Alkoholkonsum wurde ihm bewusst, das eine Steirische nicht unbedingt traditionell klingen muss.

Zu Beginn des Films fährt Hubert mit seinem Boot hinaus auf den Hallstättersee und gewährt den Regisseur Marcus H. Rosenmüller einen tiefsinnigen Einblick in seine Lebensgeschichte. Er erzählt ruhig und bestimmt was gut war in seinem Leben und was nicht. Von seiner langen Anlaufzeit bis zum endgültigen Erfolg. Immer wieder werden Konzertausschnitte, Interviews und Fernsehauftritte eingeblendet, um das Erzählte zu verbildlichen. So lernt man den außergewöhnlichen Menschen Schritt für Schritt besser kennen und verstehen.

Man merkt auch, dass für den Film einige Stunden in den Archiven verbracht wurden. So findet man schon fast vergessene Aufnahmen von der Sendung Nase vorn oder auch unveröffentlichte Bilder aus Huberts Jugend.

Auch sein etwas unübliches Projekt im Zuge der Linz09 Kulturhaupstadt kam vor – wo er mit einem Frachtschiff entlang der Donau Konzerte spielte. Der Filmemacher Marcus Rosenmüller vermittelt gerade von der Zeit, wo Hubert mit seinem Team quer durch Europa tourte, ein sehr intimes Bild des "Alpenstars". Und schafft es nicht nur, seinen Werdegang perfekt in einem Film zu verpacken, sondern auch die Ansichten und Lebensweisheiten von Hubert von Goisern klar hervorzubringen, ohne kitschig zu wirken. Nämlich die Einstellung, dass man den Ist-Standpunkt so nehmen soll wie er ist, und nicht stundenlang überlegen soll warum und wieso es so gekommen ist – ändern lässt es sich erst in der Zukunft. Zwischendurch lassen Anekdoten immer wieder schmunzeln, wie auch das Geschichte eines Wirten, der beim Anruf für die Wirt'z'haus-Tour glaubte es handelte sich um einen Ö3-Callboy Anruf.

Der Funke springt bei diesem qualitativen Porträt auf jeden Fall über und lässt den "Alpenrebell" weiter "brenna". Ein Film, den man sehr empfehlen kann und für den sich ein Besuch ins Kino auf jeden Fall auszahlt.

Kino Kino: Kritik

BR 26. April 2015 | Text: Heiko Rauber

Marcus H. Rosenmüller, der bayerische Erneuerer des Heimatfilms hinter der Kamera - der Vorreiter des Alpen-Rock, Hubert von Goisern, davor: Das ist eine dankbare Begegnung. Zwei Querköpfe und Querdenker, beide heimatverbunden, aber nicht auf die trachtentümelnde Art. Wir erfahren viel über Hubert von Goiserns Ansichten und seine Lebensphilosophie, über ein Künstlerleben mit Höhen und Tiefen. Die zwei Gesichter des auf der Bühne hochenergetischen und im Leben eher scheuen Mannes werden sichtbar. Auch wenn er als Privatmensch privat bleiben möchte: Keiner ist bislang an von Goisern näher heran gekommen als Marcus H. Rosenmüller. Der Film schöpft aus intensiven Gesprächen, auch mit Wegbegleitern,  und hebt einen Film-Archivschatz voller Erinnerungen an die Sturm- und Drang-Zeit des Alpen-Rock, von wilden Auftritten in kleinen amerikanischen Clubs bis hin zu seinen Konzerten in Afrika. Eine sehenswerte, bildstarke Reise durch das Leben von Hubert von Goisern, einem, der nie auf ausgetretenen Pfaden unterwegs war -  und der auch mit 62 Jahren noch die Säle rockt.

Über das Flüchten

N-TV 23. April 2015 | Text: Sabine Oelmann

Hubert von Goisern - Brenna tuat's schon lang: Yeah! Es wummert! Irgendwie folkloristisch, aber auch böse, rhythmisch und auch wenn man als Nicht-Alpenländer nix versteht: Drauf g'schissen!! Der Film von Markus H. Rosenmüller erklärt uns, warum der Hubert inzwischen von Goisern heißt und warum er gerne "hupft": Schon mal allein aus Trotz!! Er hat sich nie richtig akzeptiert gefühlt und wenn man sich dann auch noch die Sprüche der Alteingesessenen anhört ("Glaubst du wirklich, dass des die Zukunft der Volksmusi' ist, was du da machst?" muss er sich beispielsweise fragen lassen) dann weiß man, der Herr von Goisern möchte Brücken schlagen. Zwischen seiner Heimat und dem Rest der Welt. Das kann einem wie ihm, raue Schale, weicher Kern, schonmal die Füße unter dem Boden wegziehen. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert prägt der österreichische Liedermacher Hubert von Goisern nun schon die Musikwelt seines Heimatlandes. Mit seiner eigenwilligen Mischung aus modernen Rockklängen und traditioneller Volksmusik gilt er für viele gar als einer der Mitbegründer des so genannten Alpenrocks. Im Laufe der Jahre konnte sich von Goisern durch seine politischen Texte, sein soziales Engagement und die von seinen mehrjährigen Aufenthalten in Afrika, Kanada und auf den Philippinen beeinflusste Musik eine treue Fangemeinde im gesamten deutschsprachigen Raum aufbauen. Diese Doku ist was für: alle.

Hubert von Goisern geigt auf

Filmclicks 24. April 2015 | Text: Gunther Baumann

"Brenna tuat's schon lang": Eine glanzvolle Hommage an Hubert von Goisern

Manchmal kann Alkohol sehr positive Wirkungen haben. Irgendwann im Jahr 1986 nahm der Trompeter, Gitarrist, Elektroakustiker, Chemielaborant und Weltenbummler Hubert von Goisern, gut abgefüllt mit einer halben Flasche Schnaps, erstmals die Ziehharmonika zur Hand, die er zuvor jahrelang in ein Eck verbannt hatte. Doch dann, dieser Sound! "Bist du fertig, klingt das gut", erinnert sich Goisern in der Doku Brenna tuat's schon lang.

So kann man sagen, dass die halbe Flasche Schnaps die europäische Rockmusik verändert hat: Ohne Schnaps keine Ziehharmonika, ohne Ziehharmonika kein Alpenrock, ohne Alpenrock kein Hiatamadl und ohne Hiatamadl möglicherweise keine internationale Karriere von Hubert von Goisern. "Alpine Grunge!", hört man einen Amerikaner jubeln, als Goisern mit seiner Band, den Alpinkatzen, einen Konzertsaal in Austin, Texas, zum Kochen bringt.

Von Bad Goisern nach Texas, Asien und Afrika. Von der traditionellen Blaskapelle zum Rock, zur Weltmusik. Und von Engagements, bei denen die Zahl der Zuhörer an einem Finger einer Hand abzuzählen war, bis zu berstend vollen Open-Air-Arenen: Das Leben des Hubert von Goisern umspannt einen atemraubend weiten Bogen, und Brenna tuat's schon lang, der Film, tut das auch.

Regisseur Marcus H. Rosenmüller kann sich auf einen riesigen Schatz an Archivmaterial stützen – offenkundig hat Hubert von Goisern die Nähe der Kameras nie gescheut. So sieht man den ganz jungen Hubert, wie er sich daheim in Bad Goisern von Volksmusik-Traditionalisten attackieren lassen muss. Es gibt Ausschnitte aus sehr frühen Phasen seiner Laufbahn – und dann natürlich jede Menge Mitschnitte von seinen wichtigen Projekten.

Im Film sind diese Puzzlestücke zu einem stimmigen, an- und aufregenden Mosaik zusammengesetzt worden. Und Hubert von Goisern streut in ausführlichen Interviews viel Gegenwart in das Material von früher.  "Das Leben ist eine Reise durch Raum und Zeit", sagt er dann. Oder: "Das Leben ist Verschwendung. Je älter man wird, umso mehr muss man überlegen, wofür man seine Ressourcen verschwendet." Und: "Verschwender sind mir viel sympathischer als Geizkrägen."

Hubert von Goisern wird im Film als unerhört sympathischer Verschwender gezeigt – nicht zuletzt deshalb, weil er verschwenderisch viel von seinem Talent dem Publikum in die Ohren und die Herzen träufelt. Regisseur Rosenmüller gelingt mit Brenna tuat's schon lang das Kunststück, seinen Protagonisten in ein strahlendes Licht zu stellen, ohne dabei in unreflektierte Heldenverehrung zu verfallen.

Ideal für: alle Fans von Hubert von Goisern und für die Freunde der alpinen wie der Welt-Musik.

Über das Leben eines Suchenden

Neues Volksblatt 24. April 2015 | Text: Philipp Wagenhofer

"Brenna tuat's schon lang" über Hubert von Goisern bei Crossing Europe und in den Kinos

"Das Spüren, dass man ein kleines Sandkorn ist, das taugt mir nach wie vor, das entlastet auch vom großen Rucksack", sagte mir Hubert von Goisern. Es ging um kontemplative Momente, denn die kommen auch vor in Marcus H. Rosenmüllers Film Brenna tuat's schon lang, der heute um 20.30 Uhr bei Crossing Europe unter Anwesenheit des Weltmusikers im Ursulinensaal gezeigt wird.

Früh am Morgen geht Hubert von Goisern seine Fuhr auf dem Hallstätter See an, die Angelrute wirft die Schnur aus. Immer wieder in diesem Film werden wir ihn so sehen, wenn er über die Musik redet, über sein Leben und über Befindlichkeiten. Sein langjähriger Manager Hage Hein hatte die Idee zu diesem filmischen Porträt und in vielen Archiven gewühlt, Regisseur Rosenmüller fertigte das gute Stück über das Leben eines Suchenden.

Er sagt, ein fauler Hund gewesen zu sein

Gebrannt hat's beim Hubert in Bad Goisern schon bald, den größten Schweif wollte er, der Trompeter mit den langen Haaren, bei der Blasmusi auf seinem Hut haben. Gezeigt werden Fotos aus Kindheit und Jugend. Er sagt, ein fauler Hund gewesen zu sein. Doch sein Lehrer (den er mit dem Radl besucht) habe ihm vermittelt, dass Musik etwas Lässiges sei. Irgendwann bekam er eine Zug (Steirische Ziehharmonika) geschenkt, stellte sie ins Winkerl, verfluchte das Gerät, ließ Zeit vergehen, wollte es zerreißen. Dabei entdeckte er einen klanglichen Kosmos, der ihn nicht mehr losließ.

Das wird kurzweilig erzählt — und zwar bar falscher Idyllen. Es sind einige Ereignisse in diesem Film, die den Goiserer am Boden zeigen, etwa im Wiener "Tunnel", wo nur ein Besucher zu seinem Konzert kam — und er unerkannt die Flucht ergriff. Es gab also diese Ängste, nicht zu bestehen. Anderseits ist der Hubert auch ein Mann, der den Mund aufmacht. Wie er vor Jahren mit dem Neuper Lois diskutierte, der ihm vorwarf, traditionelle Volksmusik als Austropop zu verramschen, gibt es auf Film. Den Hubert Achleitner hat das schwer getroffen. Er habe sich aus Rache an den Engstirnigen "von Goisern" genannt.

Aufdringlich ist der Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot) nicht. Er lässt Hage Hein von den schwierigen Anfängen erzählen, monatelang wurden Klinken geputzt. Erst Plattenmanager Andreas Weineck besuchte ein Konzert, bei dem die Leute zum Hiatamadl auf den Tischen tanzten. Der Rest samt Alben, unzähligen Konzerten und dem Riesenhit Brenna tuat's guat ist Geschichte. Diese wurde immer wieder von Auszeiten unterbrochen, etwa um in Ägypten, im Senegal oder in Tibet Neues kennenzulernen oder Jane Goodall zu besuchen. Und in den USA war er auch, als "Alpine Grunge" hat man seine Musik bezeichnet. Übrigens ist seine jüngste CD Federn großteils der Countryund Cajun-Music gewidmet. Hubert von Goiserns Neugierde ist nicht zu stillen, das Projekt Linz — Europa Ost und West, für das er auf der Donau schiffte und spannenden Musikern vieler Länder begegnete und sich mit ihnen musikalisch und geistig austauschte, sei seine 8000er-Besteigung gewesen, sagt der Bodenständige aus dem Salzkammergut. Es geht ihm um die Begegnung mit Leuten, Brücken zu schlagen zwischen Menschen. Rosenmüllers faszinierende Doku zeigt ohne Lobhudelei einen Ausnahmemusiker und Humanisten, den man gesehen haben sollte. Im Kino.

Angeln mit Hubert

Stuttgarter Nachrichten 23. April 2015 | Text: Thomas Morawitzky

Hubert von Goisern, der eigentlich Hubert Achleitner heißt, stellte schon in den 1990ern seine eigene Modekollektion vor und war damit dem neuen Trachtenboom weit voraus. Regisseur Marcus H. Rosenmüller zeigt ihn als Mann mit Haltung, der den Mund nicht halten will und der konsequent umsetzt, was ihm in den Sinn kommt.

"Zieht den Rechten die Lederhosen aus!", forderte er schon in den 1990ern, stellte seine eigene Modekollektion vor und war damit dem neuen Trachtenboom sehr weit voraus. Hubert von Goisern, der eigentlich Hubert Achleitner heißt und den Namen seiner Heimatgemeinde in Oberösterreich annahm, ist ein Bodenständiger, der immer wieder aufbricht, um dem Begriff der Volksmusik die Grenzen zu nehmen.

Der erfolgreiche bayerische Mundart-Regisseur Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot, Beste Zeit) hat ihn auf seinem Boot gefilmt, wie er angelt, hinausblickt aufs Wasser und seine Karriere an sich vorüberziehen lässt. Rosenmüller hat mit Menschen aus Goiserns Dorf gesprochen, mit seinen Wegbegleitern, seinem Lehrer, mit Volks- und Rockmusikern.

Manches ist ihm heute peinlich

Im Archivmaterial findet sich manches, was dem Alpenrocker heute peinlich ist – ein Auftritt in der TV-Show Nase vorn zum Beispiel, moderiert von Frank Elstner. Von Goisern reiste nach Afrika und Tibet, er fuhr mit einem Schiff, das seine Bühne war, quer durch den Balkan die Donau hinab zum Schwarzen Meer und auf anderen Flüssen hinauf bis nach Rotterdam.

Nun ist er 62 Jahre alt. Rosenmüller zeigt ihn als Mann mit Haltung, der den Mund nicht halten will und der konsequent ­umsetzt, was ihm in den Sinn kommt. Ein gelungenes Filmporträt, nicht nur für die Freunde von Lederhosen.

Unsere Bewertung zu Hubert von Goisern – Brenna tuat's schon lang: 5 von 5 Sternen - anschauen lohnt sich!

Wie man sein Leben auf produktive Weise "verschwendet"

Kurier 22. April 2014

Porträt über Hubert von Goisern von den Anfängen im Salzkammergut bis zur ständigen Neufindung

Auf Hubert von Goisern trifft die Zuschreibung Ausnahmekünstler noch am ehesten zu. Nie ließ er sich auf eine Musikrichtung festlegen. Und wenn er diese Gefahr witterte, zog er sich zurück, um mit völlig neuen Einflüssen wieder zurückzukehren. Marcus H. Rosenmüller, bayerischer Spezialist für moderne Heimatfilme (Wer früher stirbt, ist länger tot) hat nun eine Musikdoku vorgelegt, die zeigt, unter welchen Bedingungen das weit verästelte Werk von Goiserns zwischen Neuer Volksmusik und Weltmusik entstehen konnte.

Gezeigt werden die konfliktreichen Anfänge in Bad Goisern, wo er aus einer der sieben Blaskapellen flog und in einem jugendlichen Rausch erst den "geilen" Klang der "Quetschn" für sich entdeckte, weiters der Durchbruch mit den Alpinkatzen 1992, die darauf folgenden Reisen nach Tibet und Afrika, die Linz-Europa-Donauschifffahrt, bis zum erneuten großen Erfolg mit dem Super-Hit Brenna tuat's guat 2011. In selten gezeigten Archivaufnahmen und Gesprächen mit Wegbegleitern kommt Rosenmüller dem Künstler sehr nahe, wahrt aber auf unprätentiöse Art die nötige Distanz.

Angenehm entschleunigend wirken die Szenen, in denen der Musiker am Hallstätter See mit einer Zille dahinschippert und seine Sicht der Dinge schildert. Beim Fischen erklärt er zum Beispiel, wie man das Leben auf produktive Weise "verschwenden" kann.

KURIER-Wertung: 4/5

Hubert von Goisern: Brenna tuat's schon lang

BR 20. April 2015 | Text: Walli Müller | Foto: Langbein & Partner
Hubert von Goisern

Fast 20 Jahre liegen zwischen Hubert von Goiserns Hiatamadl (veröffentlicht 1992) und seinem Charts-Comeback mit Brenna tuat's guat. Was er in der Zeit dazwischen alles angestellt hat, erzählt er Marcus H. Rosenmüller in diesem Dokumentarfilm.

Aufgewachsen im österreichischen Kurort Goisern, kommt Hubert früh mit Volksund Blasmusik in Berührung. Doch seine Musiker-Karriere startet er mit einer Revolte: Traditionelle Instrumente, moderner Rocksound. Bis sich dafür Fans finden, vergehen ein paar Jahre. Dann, als er mit den Alpinkatzen so richtig auf der Erfolgswelle schwimmt, zieht Hubert von Goisern sich zurück von der Bühne! Er will wieder frei sein für neue Erfahrungen und beginnt, durch die Welt zu reisen: Nach Tibet und Afrika, wo er mit einheimischen Künstlern zusammen musiziert. 2007 chartert er ein Fluss-Schiff für eine musikalische Donau-Europa-Tour ...

Da geht einer mit seinem Manager jahrelang Klinken putzen, um endlich seinen Alpenrock unter die Leute zu bringen. Und just als die Kasse klingelt und ganze Bierzelte sein Hiatamadl mitgröhlen, macht Hubert von Goisern den Abflug. Allein schon das macht ihn als Künstler so glaubwürdig. Hier weiß einer, dass er auf der Suche bleiben muss, um sich nicht im Erfolg zu verlieren; Ruhe bewahren, um nicht in der Hektik des Musikbetriebs aufgerieben zu werden.

Heimatfilmer porträtiert Volksmusiker

Mit Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot) hat sich ein Heimatfilm-Spezialist dieses Porträts angenommen. Was natürlich wunderbar passt: Denn auch Hubert von Goisern weiß, wo seine Wurzeln sind, liebt seine Heimat und seine steirische Harmonika, auch wenn er sich aus der provinziellen Enge und dem vorgegebenen Volksmusik-Korsett befreien musste. Dass er den Künstlernamen "von Goisern" gewählt habe, sei quasi ein "Racheakt" seinem Heimatdorf gegenüber gewesen, verrät er. Ironie des Schicksals, dass er heute ein Aushängeschild für Goisern ist!

Ruhepol und Energiebündel

Im Film werden Konzertausschnitte und Archivmaterial aus seinen jungen Jahren mit Interviews kombiniert. Morgens um fünf setzt sich von Goisern in sein Boot, fährt hinaus auf den Hallstätter See und wirft die Angel aus – während er über das Leben sinniert und von seiner Karriere erzählt. Ein Mensch, so hat man den Eindruck, der in sich ruht wie der See in der malerischen Bergkulisse. Auf der Bühne aber verausgabt sich Hubert von Goisern. Und als sein eigener Projektmanager und Kultur-Botschafter ist er unermüdlich im Einsatz. "Das Leben ist ein Annehmen der Talente, die man in die Wiege gelegt bekommen hat", sagt er. Und fasziniert beobachtet man, was dieser Mann aus seinen Talenten alles macht.

Fazit: Wer bisher noch kein von Goisern-Fan war, wird es garantiert durch diesen Film. Einfach ein Super-Typ!

Bewertung: 4/5 Mitreißendes Musiker-Porträt!

Wenn die Ziehharmonika glimmt und lodert

Stuttgarter Zeitung 23. April 2015 | Text: Michael Werner

Brenna tuat's schon lang: Diese Dokumentation erzählt vom Leben des Ausnahmemusikers Hubert von Goisern

Bei Sonnenaufgang fährt er mit dem Boot raus auf den Hallstätter See zum Fischen. Ein paar Kilometer von seinem Heimatort entfernt hantiert Hubert von Goisern mit seiner Angelrute und erzählt, wie er derjenige wurde, der er ist: Sein Großvater hatte ihm einst eine Ziehharmonika geschenkt. "Opa, i find des so ein greisliches Instrument", fand der Enkel, der damals noch um die Welt stromerte und noch Hubert Achleitner hieß, "und i mog die Leit nit, die so was spühn."

Die Legende geht dann so, dass er das Instrument einfach ungenutzt stehen ließ, bis er sich Jahre später betrunken an seiner Zerstörung versuchte. Dabei entdeckte er den Klang, den er als "Wahnsinn" empfand. Der Rest ist Geschichte: Hubert von Goisern hat mit seiner Ziehharmonika Furore gemacht, er hat Popund Volksmusik miteinander verschmolzen und unter der Rubrik "Neue Volksmusik" ein Genre geprägt, dessen heutige Selbstverständlichkeit damals nicht vorauszusehen war.

Diese außergewöhnlicher Geschichte einer musikalischen Laufbahn, die relativ spät begann, erst so um die vierzig, und die seit 25 Jahren die abenteuerlichsten Wendungen nimmt und die unerwartetsten Erfolge feiert, vermengt der bayerische Regisseur Marcus H. Rosenmüller mit der Geschichte des Menschen Hubert.

Der wiederum neigt dazu, immer dann was anderes zu machen, wenn auch nur die Gefahr droht, dass sich in Kunst oder Leben Monotonie einschleichen könnten: Als sich Hubert von Goisern Mitte der neunziger Jahre mit seinem ziehharmonikabefeuerten Projekt Alpinkatzen endlich so was wie einen Popstar-Status erspielt hatte, fand er es plötzlich spannender, gratis auf schwierig zu erreisenden Dorfplätzen in Westafrika aufzutreten als für Geld in gut gefüllten Hallen daheim.

Und nachdem er nun inspiriert von afrikanischer und tibetischer Folklore die traditionellen Weisen seiner Heimat im Salzkammergut für ein Pop-Publikum erschlossen hatte, fuhr er zwei Sommer lang mit einem Konzertschiff die Donau entlang und spielte auch dort, wo ihn niemand kannte und keiner Eintritt zahlte. Seinen ersten Nummer-eins-Hit in Österreich Brenna tuat's guat konnte der vielleicht leidenschaftlichste Ausbrecher und Wiedereintaucher der deutschsprachigen Popmusik erst 2011 platzieren. Und Anfang Mai kommt sein starkes neues Album Federn (Live-Kostprobe im Film), das einerseits konsequent nach Hubert von Goisern klingt und andererseits wieder anders als zuvor.

Hubert von Goiserns Reflexionen über das Dasein als solches und seine eigene Rolle darin inszeniert Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot) im Angesicht des Seewassers oder langjähriger Weggefährten. Und dann spiegelt er die Erkenntnisse eines großen Künstlers mit selten gesehenem Beweismaterial aus dem Archiv. Hubert jodelnd in Dakar, improvisierend in Kairo, rockend irgendwo in Österreich, wo sein erster Hit Koa Hiatamadl ein Erdbeben ausgelöst hat, das ihm selbst bald unheimlich wurde.

"Leben ist Verschwendung", räsoniert Hubert von Goisern auf seinem Boot am See. Marcus H. Rosenmüllers Dokumentation Brenna tuat's schon lang zeigt, dass es bei diesem Ausnahmemusiker schon lange gebrannt hat. Beziehungsweise, dass es gut ist, wenn's mal glimmt, mal kokelt und dann wieder lichterloh lodert. Eine feine Lebensinspiration nicht nur für Fans.

Brenna tuat's schon lang. Deutschland 2015. Regie: Marcus H. Rosenmüller. Dokumentarfilm. Mit Hubert von Goisern, Xavier Naidoo, Wolfgang Niedecken. Ohne Altersbeschränkung. Am Mittwoch, 29. April, kommt Hubert von Goisern um 19.30 ins Kino Delphi.

Goisern-Doku

Kronen Zeitung 22. April 2015 | Text: Christina Krisch

Wenn die Ruder nahezu lautlos in den frühen Morgenstunden die Glätte des Hallstättersees scheiteln, dann ist er ganz bei sich der Sänger, Philosoph und virtuose Musiker Hubert von Goisern. Dann sinniert er über die Dinge des Lebens, filtert seine WeltenbummlerReminiszenzen, die er bisweilen in seine Texte verpackt. Und seine Botschaften brennen lichterloh wie er selbst.

Marcus H. Rosenmüller lässt Hubert von Goisern in dieser Doku zum eigenen roten Faden werden. Wie er den Künstler und sein Schaffen auf rares Archivmaterial bettet, einen Mann zeigt, der Einsamkeit aushalten und Bühnen beherrschen kann, ist musikalisch wie humanistisch spannend.

Zuhören. Lauschen. Die abstrahlende Glut seiner Worte spüren: Die Begegnung mit Hubert von Goisern ist immer ein Erlebnis auch hier im Kino.

Weltmusiker unterwegs

Wiener Zeitung 22. April 2015 | Text: Alexandra Zawia

Die Doku "Hubert von Goisern Brenna tuat's schon lang"

Es passt, dass sich ausgerechnet der bayrische "Heimatfilm"-Regisseur der etwas anderen Art, Marcus H. Rosenmüller, darum angenommen hat, einmal den Lebensund Karriereweg des eigenwilligen Volksmusikanten Hubert von Goisern filmisch zu erfassen. Bekannt für Filme wie Wer früher stirbt, ist länger tot, in denen Rosenmüller auch gewitzt gegen Heimatidyll-Klisches angeht, kann er in Hubert von Goisern: Brenna tuat's schon lang ebenfalls ohne Kitsch oder heischende Sentimentalität weit in die künstlerische Persönlichkeit dieses großen Musikertalents vordringen, der spätestens mit Koa Hiatamadl mog i ned und damals seiner Band Original Alpinkatzen jedem als "Alpenrocker" ein Begriff war.

Hubert von Goisern, das wird auch hier klar, ist tatsächlich ein "Weltmusiker", aus einem begrenzten Tal übersteigt er in einer Idee der Gleichzeitigkeit von Natureindruck und innerer Vision nicht nur Genre-Limits.

Rosenmüller baut den Film anhand von interessanten Archivaufnahmen und ausführlichen Gesprächen dramaturgisch geschickt auf einen emotionalen Höhepunkt hin, als von Goisern seinen alten, ehemaligen Musiklehrer wiedertrifft. Aber auch stimmig mündet die Linz Europa Tour, für die der Musiker zwei Jahre lang durch Europa geschippert ist, in einer Schlussszene, in der er mit Konstantin Wecker am Klavier sitzt. Eine Szene auch von ungeahnter künstlerischer Verbundenheit, die ebenso ruhig überrascht, wie vieles in diesem Film.