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DERWEIL

Interview mit HvG

14. Juli 2006 | © Lawine

Frage: Dein neues Album heißt Derweil und ist eine sogenannte Best-Of-CD. Was passiert "derweil" in Deinem Leben?

Frage: Seit 2001 hast Du äußerst erfolgreich alpenländische Volkslieder in Deinem Stil interpretiert. Daraus entstanden die Alben Trad I und II sowie Ausland und eine sehr ausgedehnte Tour. Wie bist Du auf diese Volkslieder gekommen, hast Du die von Deinen Eltern gelernt?

Frage: Wenn wir jetzt mal ganz an den Anfang Deiner Karriere gehen, zum ersten Album Alpine Lawine im Jahr 1988. Wie war das Gefühl, als Du Deine erste eigene CD in der Hand hattest?

Frage: Nach dem Album Alpine Lawine ist Deine persönliche Erfolgs-Lawine nicht wirklich in Gang gekommen, das Album ist geflopt. Wie ging's danach weiter?

Frage: Die Zeit mit den Alpinkatzen war mit etwa zweieinhalb Jahren relativ kurz, aber sehr heftig. Was fällt Dir spontan als Erstes ein, wenn Du daran zurückdenkst?

Frage: Zu Afrika hast Du eine ganz besondere, persönliche Beziehung, Du hast sogar in den 70er Jahren über 3 Jahre in Südafrika gelebt. 2005 bist Du mit Deiner Band zu einem Konzert nach Timbuktu gefahren, woraus die Doku Warten auf Timbuktu entstand. Darin sagst Du über Afrika, dass dich die dortigen Zustände aufregen, immer wenn Du vor Ort bist. Das klingt nach Hassliebe...

Frage: Wie bist Du bei der Auswahl der Stücke von Derweil vorgegangen? Sind das Deine persönlichen Lieblingslieder?

Frage: Über Deine Zukunft dürfen wir noch nicht allzu viel verraten. Aber vielleicht doch die Antwort auf die Frage: wann gibt's Dich wieder live auf der Bühne zu sehen?

"Wo jeder Schritt ein Abenteuer ist"

Kurier 12. August 2006

Hubert von Goisern zieht mit dem Best-of-Album "Derweil" eine vorläufige Bilanz

Ihr neues Album heißt Derweil. Was machen Sie derweil?

Derweil tua i nix, das ist auch der Grund, warum es jetzt diese Kompilation gibt. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder soweit ist, dass was wirklich Neues herauskommt.

Auf dem Album sind die besten Songs aus 18 Jahren. Hätten Sie sich damals vorgestellt, dass Ihre Karriere so verläuft?

Die Realität ist noch um einiges augeflippter als meine Vorstellung vor 20 Jahren oder so gewesen ist. Ich hätte mir das nicht träumen lassen, dass ich zu so einem Erfolg komme. Wie es dann passiert ist, war es wie ein Rausch. Und im Rausch nimmt man die Sachen auch nicht so ganz ernst.

Was hat sich für Sie in dieser Zeit verändert?

Lautstärke. Das war mir früher viel wichtiger. Jetzt werden mir die Pausen immer wichtiger. Die Momente, wo du ein Blattl Papier zwischen zwei Töne schieben kannst.

Haben Sie die Musik und die Volkslieder von Ihren Eltern gelernt?

Dahoam hab ich keine Lieder gelernt, ich komme aus keiner besonders musikalischen Familie. Die Volkslieder hab ich über Freunde in den letzten Jahren erst kennengelernt. Die Szene hat mich eigentlich nie interessiert, das war mir ein zu sehr in sich geschlossener Zirkel. Ich wollte mehr ein offenes Leben leben.

In welcher Zeit würden Sie gerne leben?

Bronzezeit, Jungsteinzeit. Wo no nix da ist, wo jeder Schritt a Abenteuer ist.

Viele "Bewahrer" der traditionellen Volksmusik haben sich durch Ihre Bearbeitungen provoziert gefühlt.

Die Provokation hab ich Anfang der Neunzigerjahre in mir gespürt, da wollte ich auch, dass sich die Geister scheiden. Bei Trad habe ich den Hut gezogen vor denen, die solche Lieder geschrieben haben. Ich war dann sehr erstaunt, sogar ein bissl beleidigt, muss ich zugeben, dass sich dann so viele darüber aufgeregt haben. Denn das war sehr puristisch, da war kein popmusikalischer Ansatz.

Hören Sie Ihre eigenen CDs?

Nein. Wenn es abgeschlossen ist, ist es abgeschlossen.

Welche Musik hören Sie dann gerne?

Ich höre immer Musik in meinem Kopf, deshalb höre ich nicht gern Platten oder Radio, denn das deckt alles zu.

Das erste Album Alpine Lawine war kein besonderer Erfolg.

Damals wurde uns ein Produzent aufgenötigt, der den Auftrag hatte, die Musik Ö3-gerecht zu machen. Als der Erfolg nicht kam, war das der Knackpunkt. Ab da wusste ich, dass niemand weiß, wie es geht. Wenn mir jemand sagt, er weiß, wie es geht, dann kann er sich schon brausen gehen.

Wie stehen Sie zu Ihrem größtem Hit Hiatamadl?

Hiatamadl war ein unglaublicher Türenöffner, und ich finde es nach wie vor eine sehr gelungene Produktion. Wenn ich es zufällig im Radio höre, dann bin ich immer wieder erstaunt, wie lässig die Nummer ist.

Wie sehen Sie heute diese Ära des ganz großen Erfolgs mit den Alpinkatzen?

Vollgas. So wie man sich das Leben als Popstar vorstellt. Man fliegt durchs Leben. Und fliegen bringt mit sich, dass man abgehoben ist. Es ist eine eigene Welt, in der man sich bewegt, die mit dem normalen Leben nichts mehr zu tun hat.

Auch ein anderer Titel von Ihnen wurde sehr populär: Heast as nit. Wie ist Ihre Beziehung zu diesem Stück?

Das sind die feinen Töne, die leisen Töne, die Zwischentöne, wo viel mehr Fantasie Platz hat, beim Zuhörer und beim Interpreten. Dagegen ist das Hiatamadl "bumm und los gehts".

Wie funktioniert das Liederschreiben bei Ihnen?

Ich sitze nicht da beim Komponieren und füge Töne zusammen. Das kommt aus dem Spielen und aus dem inneren Musikfluss. Wenn ich nicht rede, dann höre ich in einer Tour Musik in meinem Kopf. Und beim Musikinstrument kommt dann das Mechanische dazu, die Finger greifen automatisch bestimmte Töne. Und es ist die Aufgabe, davon wegzukommen, und wo hinzugreifen, wo du dich noch nie getraut hast, hinzugreifen. Meine Gedanken und meine Finger führen mich durch die Musik.