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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

ZUSAMMEN: ÖSTERREICH - Heimat und Identität

24. Juni 2015 | Fotos: Eva Mrazek
Podiumsdiskussion

Heimat und Identität waren Thema der Schülerdiskussion mit BM Sebastian Kurz, Musiker Hubert von Goisern und Integrationsbotschafterin Razana Dürr-Mohideen in Salzburg

Wien (OTS) - Am 23. Juni diskutierten Integrationsminister Sebastian Kurz, Musiker Hubert von Goisern und Integrationsbotschafterin Razana Dürr-Mohideen mit über 200 Schüler/innen in Salzburg das Thema "Österreich - unsere Heimat". Im Anschluss an die lebhafte Diskussion fand die Filmvorführung von Österreich - Oben und Unten mit Musik von Hubert von Goisern statt.

BM Kurz: Jeder kann sich in Österreich heimisch fühlen

Integrationsminister Sebastian Kurz betont: "In Österreich kann sich jeder zuhause fühlen, egal woher er oder sie kommt. Es ist wichtig, dass Österreich für alle Menschen, die hier leben, zur Heimat wird, ohne dass sie dafür ihre Wurzeln aufgeben müssen. Wir wollen junge Menschen dazu motivieren, sich aktiv mit unserer Heimat Österreich auseinanderzusetzen und so ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden."

Der österreichische Musiker Hubert von Goisern, der den Soundtrack für Österreich - Oben und Unten komponierte, sagt: "Meine Musik soll Verständnis für das Lebensgefühl des Landes erzeugen, aus dem ich komme. Der Begriff Heimat ist für mich nicht eng abgegrenzt, er hat auch nicht immer mit 'wohlfühlen' zu tun. Ich habe mich an vielen Orten schnell zu Hause gefühlt, wobei ich feststellte, dass man selbst auch einiges dazutun muss."

ZUSAMMEN:ÖSTERREICH fördert Integration an Österreichs Schulen

Integrationsbotschafterin Razana Dürr-Mohideen, die selbst Wurzeln in Sri Lanka hat, sprach über ihre Integration in Salzburg und stellte ihr Engagement bei der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH vor: Als Integrationsbotschafterin besucht die Hotelmanagerin mit Migrationshintergrund Schulen, diskutiert über Chancen und Herausforderungen des Zusammenlebens, baut so Vorurteile ab und schafft Motivation. 2011 wurde ZUSAMMEN:ÖSTERREICH von Sebastian Kurz initiiert, um mit erfolgreichen Integrationsbotschafter/innen positive Beispiele für gelungene Integration vor den Vorhang zu bitten. Heute unterstützen mehr als 300 Integrationsbotschafter/innen ehrenamtlich die Initiative, die bisher bei mehr als 350 Schulbesuchen rund 30.000 Schülerinnen und Schüler erreichen konnte.

Schüler zeigen, was Heimat ist

Salzburger Nachrichten 24. Juni 2015 | Text: Anton Prlić | Foto: SN/Andreas Kolarik Fotografie

Meterhoher Schnee kann genauso Heimatgefühle wecken wie ein gut gemachter Kebab.
Im feuchten Zeltlager wird das kaum gelingen.

PodiumsdiskussionDiese Anfrage hat auch Weltenbummler Hubert von Goisern überrascht. Bei einem Konzert im Norddeutschen Kiel habe ihn ein Gast aufgefordert, er solle doch Hochdeutsch sprechen. Während der Musiker noch darüber nachdachte, wie man Heast as ned im Norden Deutschlands formulieren würde, protestierte das restliche Publikum. "Wir verstehen Sie", war von den anderen zu hören. "Man braucht einfach die Lockerheit im Ohr. Dann versteht man sich überall", sagte der Musiker zu den Schülern im voll besetzten Das Kino am Dienstagvormittag.

Das Integrationsministerium hatte zu der Veranstaltung geladen, damit Schüler gemeinsam mit Minister Sebastian Kurz (ÖVP) und Hubert von Goisern zum Thema Heimat diskutieren können. Für den Musiker ist Heimat nicht an einen Ort gebunden, sondern an ein Gefühl der Vertrautheit. "Ich war zum Beispiel schon öfter in Grönland. Bei meinen letzten Besuchen dort habe ich mich richtig heimatlich gefühlt. Meine Heimat wird immer größer." Ähnlich sah das Schülerin Marie aus der Schule für Kindergartenpädagogik. "Heimat ist kein bestimmter Ort, sondern das Gefühl, dass ich aufgehoben bin. Das habe ich im Urlaub auch."

Gar nicht heimisch fühlte sich Razana Dürr-Mohideen an ihren ersten Tagen in Österreich. Sie kam in den 1980er-Jahren aus Sri Lanka nach Europa. "Der Schnee lag meterhoch und es war eiskalt. Das kannten wir nicht von zu Hause." Aber Österreich wurde bald zu ihrer Heimat. Geholfen habe ihr vor allem, dass sie gleich in eine österreichische Schule ging und die Sprache schnell lernte. Razana Dürr ist eine von 300 Integrationsbotschafterinnen des Ministeriums. Sie sollen zeigen, dass es in Österreich viele Erfolgsgeschichten rund um Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Razana Dürr ist heute Managerin im Hotel Motel One in Salzburg.

Aufhorchen ließ Hubert von Goisern mit der Aussage, dass es ihm gerade in Salzburg besonders schwerfiel, sich heimatlich zu fühlen. "Ich hatte oft das Gefühl, ich gehöre nicht dazu. Es ist hier schwierig, Teil der Gesellschaft zu werden." Das wollte Schüler Erik aus dem WRG nicht stehen lassen. Er habe oft erlebt, dass Mitschüler schnell Anschluss gefunden hätten, auch wenn sie aus dem Ausland kamen. "Wichtig ist, dass man viel miteinander redet. Dann klappt es in der Schule genauso wie im Fußballverein."

Maximilian aus dem Christian-Doppler-Gymnasium wollte schließlich von Außenminister Kurz wissen, was er von der Zeltstadt hält, die bei der Polizeidirektion für Flüchtlinge aufgebaut wurde. "Wie können Sie uns das erklären? Wir haben hier den Eindruck, dass die Zeltstadt das Werk einer überforderten Ministerin ist." Der große Applaus zeigte, dass viele Mitschüler seine Meinung teilen.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sei zu lange alleingelassen worden, rechtfertigte Kurz die Zeltstadt. Kurzfristig hätte es keine andere Lösung gegeben. "Und wir wollten keine Zustände wie in Frankreich, wo Flüchtlinge in der U-Bahn schlafen oder wild campieren." Er habe selbst eine Initiative gestartet, um den Flüchtlingen bei der Integration in Österreich zu helfen. 10.000 zusätzliche Deutschkurse werde es heuer geben.

Nadile aus dem Christian-Doppler-Gymnasium hat sich selbst ein Bild von der Situation im Zeltlager gemacht. Ihr Eindruck: "Die Flüchtlinge haben keine Kleider, keinen Wasserkocher. Sie sind traumatisiert und brauchen unsere Hilfe. Jeder von uns sollte etwas beitragen." Für diesen Aufruf bekam sie ebenfalls großen Applaus.

Zum Schmunzeln gab es auch noch etwas. Ein jüngerer Schüler fragte den Integrationsminister, ob er gerne Kebab esse. Ja, sagte der. "Wenn er gut gemacht ist."