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FÖN

Hubert von Goisern: Live in Bad Ischl - 22. Juni 2001

2001 | Fotos: © Johannes Scheibenreif

Hubert von Goisern überrascht immer wieder

www.meine-stars.de 2. April 2001 | Text: Sabine Junker

Was für ein Mann! Hubert von Goisern hat mich bisher immer "nur" musikalisch fasziniert. Nun habe ich ihn zum ersten Mal live erlebt, im Alten Schlachthof Dresden. Es war ein toller Abend.

Hubert von Goisern kann singen, jodeln, er spielt irre viel Instrumente, er erzählt super Geschichten, er hat Charme. Kurz: Er ist ein Star, und wie ich gemerkt habe, nicht nur für mich.

Hubert ist eine Erscheinung. Dabei hat er es nicht nötig, durch Äußeres aufzufallen. Er kam in Jogginghose und T-Shirt. Konzentration also auf seine Musik. Und mit "Fön" überrascht er wieder mal. Hubert war nicht auf dem "Ursprüngliche-Volksmusik-Trip" vergangener Jahre. Von ihm kamen lange nicht so viele Jodler, wie aus dem Publikum. (Wie viele Exil-Bayern und Ex-Ösis leben eigentlich in Sachsen??)

Hubert kam mit anderen Rhythmen - mit Blues zum Beispiel. Und er kam mit vielen Geschichten, ganz persönlichen auch, mit denen er wohl so manches neue Herz eroberte. Wer kann auch schon seiner sympathischen Mundart widerstehen...

Faszinierend an Hubert finde ich auch, in welch affenartiger Geschwindigkeit er die Instrumente wechselt und wie gut er sie beherrscht. Egal ob Gitarre, Akkordeon, afrikanische Buschtrommel, steirische Milchkanne, Trompete oder Flöte - Hubert beherrscht alle perfekt. Und als Flachlandlaie wundere ich mich, welche Stimmungen er jodelnd (wenn er mal jodelt) ausdrücken kann: lachen, weinen, klagen...

Er kann eben alles. Und ich war hin und weg.

Hubert von Goisern: Live in Vaduz - 24. Juni 2001

PartyPeople Juni 2001 | Fotos: © PartyPeople

Zärtlich statt zünftig

Schwäbischen Zeitung 17. März 2001 | Text: Nina Godina

Hubert von GoisernLINDAU - "Hiatamadl" ruft einer. Hubert von Goisern ignoriert es. Doch dann der Konter: "Versuchen konnst's. Du sogst, wos du denkst, und i spiel, wos i denk." Grölen in der Inselhalle. Kein zünftiges Flair mehr. Aber gejodelt hat er doch. Und das Publikum auch.

Licht aus. Spot an. Fünf Menschen auf der Bühne. Applaus. Zielstrebig steuert Hubert Achleitner, alias Hubert von Goisern, aufs Mikrofon zu. Mehr Applaus. Sekunden später: der erste Jodler. Lang und gefühlvoll. Der 49-Jährige fackelt nicht lange. Kein Bühnen-Schnickschnack, keine aufwändigen Kostüme. Hand- und hausgemachte Musik.

Sechs Jahre ist es her, daß Goisern zuletzt auf der Bühne gestanden ist. Damals mit den Alpinkatzen. Die Vergangenheit soll ruhen. "Die Alpinkatzen sind nicht weit weg, denn weit weg würde heißen, daß es wieder kommt!" sagt er. Sein Ziel war es, zurückzukehren, "wenn ich mich weiterentwickelt habe." Die Zeit ist reif. Er ist wieder da. Mit neuer Band. Seine Fön-Tour begann am 3. März in Linz.

In roter Hose mit schwarzem Shirt und Hosenträgern steht er da. Lässig, gebeugte Knie, breitbeinig. Wie in eine Meditation versunken, wippt Goisern auf und ab. Weiche Bewegungen. Konzentration. Die Töne quellen aus ihm heraus. "Heejhhh". Gespannte Stille. Der Österreicher ist in sich gekehrt. Mit geschlossenen Augen streichelt er die Saiten seiner Gitarre. Nach dem ersten Lied nimmt er knappen Kontakt zu seinen Fans auf. "Griaß engk!"

Seine Lieder sind gemütlich wie Spaziergänge auf blumenübersäten Almen. Zärtlich statt zünftig. Und kritisch: "I wollt i war a wengerl mehr katholisch..." wünscht sich Goisern, denn "dann war des alls ganz leicht". Sonntags in die Kirche gehen und Sünden beichten. Goisern will auf der Bühne leiden. "Beim Blues is wichtig, dass es erst amal weh tut!" Und seine Bereitschaft zum Leiden ist groß. "Leiden erlöst!"

Das hat er vermutlich in Tibet erkannt. Dort reiste er hin, um sich davon zu überzeugen, "daß alles nicht so arg sein kann", aber dann kam er mit der Sicherheit zurück, "dass alles noch viel schlimmer ist."

Goisern hat viel erlebt: In den sechs Jahren Bühnen-Askese hat er sein Schauspiel Debüt gegeben (Die Hölleisengretl), in Südafrika und Indien gelebt, die Filmmusik zu Schlafes Bruder geschrieben und die Schimpansenforscherin Jane Goodall als verwandte Seele liebgewonnen. Ein rastloser Kosmopolit, der Weltkulturen verbindet. Volkstümliches Liedgut aus dem Salzkammergut neben alten Weisen auf Suaheli. Jodeln auf höchsten Niveau ist sein Anspruch.

Klangeffekte, Wasserplätschern oder Vogellaute: Drummer und Percussionist Bernd Bechtloff ergänzt den Protagonisten mit sagenhaften Improvisationen und gestochen scharfen Einlagen. Mystisch aber unpathetisch. Zweieinhalb Stunden experimentelle Stilsuche zwischen Altem und Neuem. Gewöhnungsbedürftig. Aber die Fans sind geduldig und bereit. Dafür bedankt sich Goisern mit Zugaben und einem kräftigen "Dankschee!"

Hubert von Goisern: Live in Bad Ischl - 22. Juni 2001

2001 | Fotos: © Oskar C. Neubauer www.neubauerphotos.com

Hubert und mehr

SALZBURG-STADT (SN-alf). Musikliebhaber haben es zur Zeit in Salzburg gut. Am Mittwoch spielte Georg Danzer in Hellbrunn auf, am Donnerstag waren die Altrocker Sweet im Rockhaus zu hören, am Freitag sorgten abends Vonda Shepard im Kongresshaus und Wolfgang Ambros beim Linzergassenfest für Stimmung. Am Samstagabend war schließlich der Großmeister der neuen Volksmusik zu hören. Bei einem Open Air am Salzburger Domplatz präsentierte Hubert von Goisern sein Programm Föhn. Es war ein Heimspiel, das der Goiserer in Salzburg absolvierte. Vom ersten Jodler bis zum letzten Ton von Heast as net ließen die Zuschauer keinen Zweifel daran aufkommen, was sie sind: eingefleischte Hubert-Fans. Und der Goiserer und seine Band taten alles dazu, damit es ein Art Familienfest wurde. Es wurde gejodelt, gebluest und auch gerockt, dass es eine Freude war.

Auf seine großen alten Hits - bis auf Heast as net - verzichtete der Goiserer auf dieser Tournee. Dafür geht er es im ersten Teil seines Programms eher ruhig an, spielt vor allem Titel von seiner CD Föhn. So wie der warme Südwind krocht die Musik in die Köpfe der Zuhörer, verursachte allerdings nicht Kopfweh, sondern öffnete die Sinne. Über den Domplatz mit seinem einzigartigen Ambiente kam fast eine nachdenkliche Stimmung auf.

Bevor es allerdigs zu viel wird, legte der Goiserer dann so richtig los. Mit Nummern aus seiner Afrika-CD und dann mit Volksliedern aus der CD Trad. Mitsingen war angesagt und der Goiserer, der zum ersten Mal vor dem Dom auftrat, hatte sichtlich selbst Spaß an dem Konzert, und das spürte auch das Publikum.

Hubert von Goisern: Live in Salzburg - 23. Juni 2001

Salzburger Nachrichten 2001 | Photos: © SN