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HUBERTS SCHREIBTISCH

Tibet

10. März 2009 | Text: Hubert von Goisern
HvG - TIBET

vor 50 jahren
auf den heutigen tag genau,
wurde ein gewaltloser tibetischer aufstand gegen die chinesische besatzungsmacht blutig niedergeschlagen.
eine nicht enden wollende blutspur markiert bis heute diese gewaltherrschaft.
wie soll man damit umgehen? ausser ohnmächtig zu verzweifeln!
der umgang mit dem dalai lama hat mich gelehrt gewaltfrei zu sein,
in gedanken, sprache und tat.
wenn diese haltung aber seit 50 jahren keine früchte trägt, und kein vorwärts-kommen in der sache bewirkt,
ist die frage berechtigt, ob es nicht der falsche weg ist?
allein ich weiss keinen anderen.

kann man trotzdem was tun?
können wir was tun?
ja!
wir können dafür sorgen, dass tibet nicht in vergessenheit gerät.
indem wir nicht aufhören darüber zu reden.
indem wir unsere politiker daran erinnern,
tibet, vor allem im umgang mit china zu thematisieren,
immer und immer wieder.

das kapitel tibet ist eine schande für china.

machen wir uns nichts vor, china sitzt am längeren hebel, aber sie sind ein stolzes volk und da muss man ansetzen. das heutige china hat diese situation geerbt, von mao tse-tung.
als mao tse-tung 1949 an die macht kam, war eine seiner ersten untaten, in tibet einzumarschieren um das land, wie er es nannte - zu befreien. (von den tibetern?).
maos herrschaft über china hat vorsichtigen schätzungen zu folge 20 millionen menschen das leben gekostet. manche behaupten es waren doppelt so viele. egal - es sind unvorstellbar viele.

und noch unvorstellbarer, dass mao noch immer verehrt wird. weil in china keine aufarbeitung der geschicht stattfindet. gemessen an der zahl der opfer unter chinesen, lesen sich die der tibeter fast überschaubar: allein in tibet starben über 150.000 durch hinrichtungen und noch mal 200.000 in gefängnissen und arbeitslagern.

die schande tibet ist nicht wegzuleugnen, nicht wegzuschweigen und,
leider auch nicht wegzumeditieren.
tibet ist nicht china und die tibeter sind keine chinesen.
tibeter haben eine eigenen sprache, eine eigene schrift und eine eigene lebensart.

eine politik, die aus ihrer militärischen und wirtschaftlichen stärke das recht ableitet,
ein friedfertiges volk wie das der tibeter zu unterdrücken, ist unmenschlich,
ist unzivilisiert.

hubert von goisern