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IWASIG TOUR 2003

Hubert von Goisern: Live in Ansbach - 16. August 2003

23. September 2003 | Fotos: © Elli Christl

Heimat ist in uns

Allgäuer Zeitung Juli 2003 | Text: Michael Dumler

Von Goisern begeistert

Wir wussten es vorher schon und fühlten uns danach bestätigt: Keiner führt alpines Jodeln und afrikanisches Trommeln kongenialer zusammen als Hubert Achleitner aus Bad Goisern im Salzkammergut alias Hubert von Goisern. Der Österreicher kam wie die beiden Jahre zuvor mit seiner Band auf die Kemptener Freilichtbühne Burghalde und begeisterte diesmal 2300 Fans.

Volksmusik - ob aus Österreich oder den Kapverden - Jazz, Blues, Rock und Reggae: Goisern fühlt sich immer und überall zu Hause. Er ist ein passionierter Reisender in Sachen Weltmusik. Zuletzt gerieten ihm seine Live-Ausflüge in fremde Musikwelten zwar nicht immer schlüssig und vieles wirkte introviert. Doch diesmal ist alles nachvollziehbar. Wie aus einem Guss spielt die sechsköpfige Band, souverän, druckvoll und doch transparent.

Kein Bruch im Sound findet sich zwischen neuen und alten Songs. Und Goisern jodelt, "ziacht" seine Steirische, spielt Mundharmonika und Querflöte und greift in die Gitarrensaiten, dass es eine wahre Freude ist. "Heast as nit, wia die Zeit vergeht", singt er.

Ein wenig sieht man's. Fülliger ist er geworden, der Hubert, der im November 50 wird. Das enge T-Shirt spannt um den Bauch. Aber was zählt, ist die Musik. Und hier schlägt sein Herz immer noch leidenschaftlich und kritisch. "Ob Araber oder Jud, ob i oder du, ob Serb oder Kroat, um a jedn is schad." Die Welt ist das, was wir aus ihr machen, scheint er uns sagen zu wollen. In Wirklichkeit ist sie nicht groß, sondern ganz klein und Burkina Faso liegt am Fuße der Alpen. Und wir sind die Welt. Und Heimat ist in uns.

Die alpenländische Avantgarde spielt auf

Schwabo Rottweil 18. Juli 2003 | text: Bodo Schnekenburger

Hubert von Goisern stellt sich vor

Tuttlingen. Man durfte durchaus gespannt sein: Hubert von Goisern zu Gast beim Tuttlinger Homberg-Sommer. Das kann ein Highlight sein - oder fürchterlich in die Hose gehen. Zum Beispiel, wenn der Gast nicht so will, wie das Publikum. Bei seinem Auftritt stellte sich diese Frage allerdings nicht.

Hubert von Goisern hat sich für seine Tour ein Programm zusammengestellt, das die "alpenländische Avantgarde", die ihn vor gut einem Jahrzehnt in die Hitparaden spülte, genau so berücksichtigt wie die musikalischen Traditionen, die er im Laufe der Jahre rund um den Globus aufgegriffen, interpretiert, sich angeeignet hat. Und er hat sich mit Musikern umgeben, die diese Musik perfekt tragen.

Die 1300 Besucher in dem in der Burgruine aufgeschlagenen Zirkuszelt wissen diesen ursprünglichen Stilpluralismus, der sich im Konzert zu einer eigenen Gestalt verdichtet, zu schätzen. Sie leben mehr als zweieinhalb Stunden im Einklang mit dem, was auf der Bühne geschieht. Sie tragen diese intensiven innigen Momente höchster Konzentration mit, wenn Hubert von Goisern auf wenige Töne reduziert, jeden einzelnen davon im stillen Zwiegespräch prüft. Sie gehen mit, wenn die Musik plötzlich karibische Gefilde vorgaukelt, in die sich alpine Jodler zurückgezogen haben, um fortan der Vereinigung von Ländler und Reggae zu frönen.

Sie warten gespannt, bis sich die nächste Kaskade nach langer Pause mit übertriebenem Initialakzent und scharfer Dynamik in die Tiefe stürzt: "Hiiiiiia-ta-maadl".

Sie machen alles, was er vormacht. Und der Star des Abends kann machen, was er will, so gut, so inspiriert, so souverän spielt, singt und lebt er auf der Bühne. Was er in seiner Musik schon lange schafft, gelingt ihm in Tuttlingen auch mit dem Publikum. Jene, die mit den Alpinkatzen im Hinterkopf auf den Berg gepilgert sind, und jene, die neugierig auf arabische Impressionen sind, stehen einmütig neben einander.

Bei diesem engagierten Lehrmeister lernt man gerne. Auch von einander.

Live in Neuhaus an der Pegnitz - 15. August 2003

31. August 2003 | Fotos: © Elli Christl

Veldensteiner Festival 2003

www.veldensteiner.de 29. August 2003 | Foto: © Wolfgang Laus - Kaiser Bräu

Am Freitag, den 15. August 2003, eröffnete der bayerische Liedermacher Werner Schmidbauer, bekannt aus Radio und TV, mit seinen kritischen aber auch lustigen Texten sowie eingängigen Melodien das Veldensteiner Festival 2003 auf Burg Veldenstein. Anschließend wirbelte der eigentliche Star des Abends Hubert von Goisern mit seiner Band über die Bühne. In altbekannter Manier präsentierte der Österreicher knapp drei Stunden Alpenrock vom feinsten.

Hubert von Goisern & Band

Hubert von Goisern: Live in Lauchheim - 30. Juli 2003

24. August 2003 | Fotos: © Elli Christl

Heimkehr zu den Wurzeln

Oberpfalznetz 18. August 2003 | Text: Uli Piehler

Beim Veldenstein-Festival zelebriert Hubert von Goisern wieder den Alpenrock

Neuhaus/Pegnitz. Der verloren geglaubte Sohn ist wieder heim gekommen. Wie der Bauernsohn, der den Hof übernimmt, nachdem er die große weite Welt gesehen hat, ist Hubert von Goisern zu seinem eigenen Erbhof zurückgekehrt, zur Neuen Volksmusik, zum Alpenrock. Didgeridoo und Gebetsmühle hat er im Schrank gelassen, stattdessen hat er sich wieder die "Quetschn" umgeschnallt. Und sich zur Freude des Publikums ein fesches Madl auf die Bühne gestellt, so wie zu den besten Zeiten der Alpinkatzen.

Tief drinnen hatten es seine Fans beim Veldenstein-Festival inständig gehofft: Dass die Lichtgestalt von Alpenrock und Neuer Volksmusik die Ausflüge in die Ferne beendet, dass er Tibet Tibet sein lässt und Ägypten Ägypten. Die Hoffnungen wurden nicht enttäuscht.

Grundsolide fing er an. Mit der Soliden Alm, einem seiner bekanntesten Harmonika-Stücke, läutete er das nordbayerische Hauptamt des Alpenrocks ein. Ein Einstand ganz nach dem Geschmack der Fangemeinde. Erleichtert brach sie in Jubel aus. Viel Alpenländisches war in der Folge zu hören, sogar Stücke aus seinem wohl tirolerischstem Album Trad, das Hubert von Goisern einmal sein "ABC in Noten" genannt hat. Irgendwie verdichtete sich der Eindruck, dass der Altmeister den bereits für tot erklärten Alpenrock nicht sterben lassen will.

Die Dosis stimmt

Dafür sorgte nicht nur bodenständiges Liedgut, sondern auch sein perfektes Zusammenspiel mit einer temperamentvollen Frau. Einer, die mindestens genauso gut jodeln kann wie Sabine Kapfinger, aber besser Geige spielt. Die 24-Jährige Marlene Schuen setzte mit ihrer kräftigen Stimme und der elektrischen Violine die Akzente neben Goisern.

Ganz der Alte war er - Gott sei Dank - nicht. Jetzt hat er Jazz-Elemente, und ganze Episoden, die an Funk und Soul erinnern, in seine Stücke eingebaut. Aber eben nur eingebaut, so wie er vor etwa zehn Jahren Rockanleihen zu seiner "Steirischen" genommen hat. Die Dosis stimmte und so macht Jazz, Funk und Soul auch den Freunden der urwüchsigen, Tiroler Volksmusik Spaß.

Dem auf der CD Fön noch aalglatt klingenden Stück Katholisch etwa hat Goisern die tirolerische Derbheit zurück gegeben. Katholisch muss offenbar nicht mehr unbedingt in New York, Lhasa oder Kairo gefallen. Jetzt hat der Song auf einmal das Zeug dazu, die Alpenrock-Welle neu anzukurbeln. Wenn er nur wollte, das Feld wäre offenbar bereitet.

Hubert von Goisern ist in doppeltem Sinne angekommen. Angekommen bei den rund 4000 Franken und Oberpfälzern, die wegen ihm auf die Burg Veldenstein gepilgert sind und angekommen, wo er hingehört: in seiner musikalischen Heimat, seinem Erbhof. Hoffentlich ist die Nachfolge gesichert.

Hubert von Goisern: Live in Burghausen - 27. Juli 2003

20. August 2003 | Fotos: © Elli Christl

Volles Haus, tolle Stimmung und gute Musik

Nordbayerische Nachrichten 18. August 2003 | Text: Oliver Winkelmaier | Foto: Irene Lenk

Hubert von GoisernHubert von Goisern präsentierte vor 1800 Besuchern auf der Burg Veldenstein sein neues Programm Iwasig

Imagewechsel des Österreichers wurde deutlich - Werner Schmidbauer lieferte tolle Show im Vorprogramm

Neuhaus/Pegnitz - Mit Decken, Klappstühlen und Kühltaschen im Anschlag strömte eine große Menschenmenge von den Parkplätzen in Neuhaus den Berg hoch zur Burg Veldenstein, um dem neuen Programm einer Lichtgestalt der Liedermacherei zu lauschen: Hubert von Goisern.

[...] Nach 40 Minuten guter Unterhaltung übergab Schmidbauer an den eigentlichen Star des Abends, Hubert von Goisern.

Während die Roadies in der Pause hektisch die Bühne umbauten, nutzten viele Besucher die Gelegenheit, um sich beim Mittelaltermarkt bei Met und Schmachtfladen zu stärken. Als der österreichische Liedermacher schließlich die Bühne betrat, erhoben sich auch hartnäckige Klappstuhl-Sitzer von ihrem Schemel, um Goisern mit viel Applaus zu begrüßen.

Kein Wunder, schließlich kennt seine riesige Fangemeinde die Lieder auswendig. Mit einem goiserschen "Griaßt eich" begrüßte er seine Fans, das Akkordeon bereits im Anschlag. Schon vom ersten Takt an rockte Goisern in altbewährter Manier über die Bühne und präsentierte die ersten Akkorde seiner neuen Scheibe Iwasig. Von den Texten in seiner höchsteigenen, goiserschen Sprache verstanden viele zwar kein einziges Wort, doch schunkelten und klatschten alle begeistert mit.

Goisern verstand es prächtig, sein Publikum mit einer Mischung aus alten und neuen Liedern bei Laune zu halten. Am Schluss wurde deutlich, dass Hubert von Goisern von seinem früheren "Alpinkatzen-Alpenrock"-Image weg möchte und verweigerte das von vielen Besuchern geforderte "irtenmadel. Stattdessen lieferte er eine sehr ruhige und melancholische Zugabe, die einige Zuschauer nicht befriedigte. Das Gros des Publikums war aber sehr angetan von dem Auftritt des Österreichers und machte sich durch die laue Sommernacht auf den zum Teil weiten Heimweg.

Grenzenlose Perspektiven: Hubert von Goisern

Plärrer 8/2003

Der Wandel vom Volks- zum Weltmusiker

Mitte der neunziger Jahre war Hubert von Goisern der unumstrittene Gipfelstürmer der modernen Volksmusik, erfolgreichster Exponent einer sowohl vielfältigen wie auch den Traditionen verwurzelten Spielart aus Folklore, Pop, Rock und Soul. Dann aber, auf dem Höhepunkt der Popularität, wagte er etwas, was viele andere Musikstars nie schaffen würden beziehungsweise nie geschafft haben: Er löste seine Alpinkatzen auf und begann sich anderen Interessen zu widmen.

Hubert von Goisern übernahm diverse Rollen in anspruchsvollen Spielfilmen, zum Teil auch die des Unsympathen, er kreierte Mode und ging auf Reisen. Ein Österreicher unterwegs in der Welt, um Menschen kennen zu lernen und um ihre Melodien für sich zu erkunden.

Wieder zurück und wieder erstarkt, irgendwann zwischen Herbst 2000 und Februar 2001, ging dann alles seinen gewohnten Gang und sehr schnell. Der Goiserer feierte ein triumphales Comeback auf der Bühne, präsentierte sich in einer wiedergewonnen Spielfreude, die man in jedem Song erspüren konnte, mit einem neuen Album (Fön), das alte Fans glücklich machte und neue hinzugewonnen hat.

Dass seine Reiseerlebnisse aber tiefe Spuren hinterlassen haben, die auch seine Wurzeln im Freejazz und der Ethno-Experimentierfreude freilegten, zeigt der österreichische Multinstrumentalist nun live und auf DVD: Grenzenlos lautet der Titel seiner musikalischen Weltreise, die ihn auf wehenden Winden von Ägypten über Westafrika, vom Senegal bis nach Burkina Faso getragen hat. Das Konzept dieser Globalaktion war ebenso simpel wie abenteuerlich, an jedem Ort sollten Auftritte mit einheimischen Künstlern oder Gruppen stattfinden, ein Zusammenspiel der unterschiedlichsten Kulturen. In Assiut, Ägypten spielte er zusammen mit Mohamed Mounir vor 15.000 begeisterten Hörern, dort wurde laut Mounir "der Samen gesät", der auch beim Rückspiel in Europa richtig aufging. Denn gemeinsames Musizieren ist "stärker als Blut und Krieg".

In Praia, der Hauptstadt der Kapverden, lieferten sich Hubert von Goisern und die Lokalmatadoren Simentera auf dem Marktplatz ein faszinierends, aber friedliches Musikduell. Zusammen mit dem senegalesischen Star Fallou Dieng gab es ein Stelldichein im wichtigsten Konzertsaal der Westküste, dem Theater Sorano. Überall trafen sich Musikbegeisterte und lauschte dem eigenwilligen, spontanen und teils archaischen Improvisationswechsel von traditionellen Gesängen und Akkordeon.

Die Fans der Alpinkatzenklänge können sich auf der zweiten DVD Iwasig dem hingeben, was sie an Hubert von Goisern immer schon geliebt haben: ein live eingespieltes Volksmusikstadlerlebnis, aber eindeutig ohne Allüren des Ewiggestrigen. Heiße Funk- und Jazzgrooves, Hardrockeruptionen, Geige, Quetsche und Mundharmonikaklänge feiern Hochzeit.