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S'NIX TOUR 2008-09

Die Alpen-Juchzer und der Reggae-Rocker

Augsburger Allgemeine 8. November 2008 | Text: Roland Mayer | Foto: ALFA

Hubert von Goisern & Elisabeth SchuenUlm. "I will leben", rockt es von der Bühne mit der Drachen-Deko, die schon mal Schiffsflagge sein kann. Den Abstecher über Land seiner Linz-Europa-Konzertschiffs-Tournee zum Ulmer Donaufest musste er wegen einer gewaltigen Sommergrippe kurzfristig absagen.

Die Schmach vom Ulmer Marktplatz hat Alpenrocker Hubert von Goisern mit seiner S'nix-Band jetzt endgültig ausgemerzt: Sein Nachholgig in der bestuhlten Donauhalle konnte zwar nicht die tanzwütige Open-Air-Atmosphäre herbeizaubern, dafür die intelligente Wucht seiner Weltmusik-Show.

Dann ist Showtime. Der Punkrock knallt los, in seiner Mitte ganz lässig der Star im dunklen Polohemd. Die drei schulterfreien Background-Grazien lassen die Gipsy-Röcke fliegen. Es lebe der Rock 'n' Roll.

Dieser satte bulgarische Bogenstrich

Beim Auseinandertreiben kurvt die Gitarre in sphärische Höhen ab, bleibt aber nicht lang da oben. Goisern säuselt ein jazzig abgedecktes Trompetensolo durchs Mikrofon. Der Song oszilliert im Sopran-Finale (wie schon bei Pink Floyd) zu einem "Great Gig in the Sky". Dann folgt dieser satte bulgarische Bogenstrich, die Jodler werden von der Polka übermannt. Herschaun, das tun die 2000 Fans nicht nur, wenn die Strahler über dem Drachen Leuchtfächer ins Publikum spuckten.

Hubert von Goiserns junge, wilde Truppe ist heiß auf dem Mix und abgebrüht in der Show, die voller Emotionen steckt. Ihn plagen noch immer Gewissensbisse. Der Fluch der Donau, sein ausgefallenes Konzert. Er erzählt von seiner Schiffsreise, wo er bei Hochwasser den europäischen Strom wie ein Meer erlebt hat. Die Grenzen sind gefallen, ein "neuer Tag" bricht an, die singende Gitarre sensibilisiert die Soft-Ballade, die von der Gospel-Hymne abgelöst wird, die eigentlich ein gepfefferter Reggae-Blues ist. Herrgott, wie die Gitarre geil abziehen kann. Goiserns Quetschkommode hält wie eine Bluesharp dagegen. Bitteschön, es geht ja nur um einen kleinen Mercedes Benz. Wenn der Steirer zur Neuen Volksmusik aufschäumt, bleibt die Alpinkatze ganz cool inmitten allen folkloristischen Treibens. Weidet er sich lieber an den archaischen Tönen aus seinem Büffelhorn oder ist er doch eher der selbstverliebte Rock 'n' Roller? Vor dem 55-jährigen Hubert von Goisern ist man niemals sicher, weil dieser Käpt'n auf vielen Hochzeiten tanzt. Da ist er, musikalisch, einfach Weltklasse.

Hubert von Goisern begeistert mit einer Top-Band 2000 Zuhörer in der Donauhalle

Ulm News 7. November 2008

Hubert von Goisern begeisterte gestern Abend mit einer hervorragenden Band über 2000 Zuhörer in der nahezu ausverkauften Donauhalle. Das Konzert des rockenden Weltmusikers aus dem österreichischen Ort Goisern war im Sommer beim Internationalen Donaufest geplant. Der Musiker musste seine zwei Konzerte aber krankheitsbedingt absagen. Das Konzert wurde jetzt nachgeholt.

"Das ist praktisch der Abschluss des Donaufestes, deshalb ist es auch so lange warm geblieben", erklärte Hubert von Goisern zu Beginn des über zweistündigen Konzerts. Er habe es im Sommer sehr bedauert, dass er nicht mit seinem musikalischen Freunden vom Balkan im Rahmen des Donaufestes auftreten konnte, sagte der Alpinrocker weiter, der auch von seiner Schiffsreise den großen Strom hinunter bis ins rumänische Tulcea erzählte und so den Bogen zum Donaufest in Ulm spannte.

Hubert von Goisern rockte in der mit über 2000 Besuchern fast ausverkauften Donauhalle mächtig los. Die Gitarren krachten, Bass und Schlagzeuger trieben an, und die drei Mädels im Backgroundchor - das ist fast schon ein gemeines Hintenanstellen - präsentierten vom Scatgesang über volkstümliche Ländler bis zur Arie fast alles, was gesanglich möglich ist. Auch Hubert von Goisern zeigte, dass er ein hervorragender Musiker, ein Multiinstrumentalist ist.

Diejenigen, die zu sehr auf Alpinrock à la Hirtnmadl warteten, wurden sicherlich enttäuscht, denn der Österreicher rockte unterstützt von seiner dynamischen, jungen Band lautstark, bisweilen mit regelrechten Klanggewittern und mit großem Spaß durchs Programm. "Ich glaube, wir werden immer besser, dabei sind wir schon sensationell gut", kalauerte der Österreicher. Das fanden auch die Zuhörer, die die Stücke bejubelten. Hubert von Goisern und Band beendeten nach über zwei Stunden ein furioses Konzert, und der Ulmer Donaufest-Chef Peter Langer erklärte den Zuhörern: "Das Donaufest ist jetzt beendet". Dass der Donaugedanke doch jetzt langsam in Ulm ankommt, zeigt vielleicht auch das Interesse an Hubert von Goisern und seinem musikalischen Donauprojekt.

Hubert von Goisern in der Donauhalle

Südwest Aktiv 7. November 2008 | Text: hut | Fotos: Matthias Kessler

Verspäteter Donaufest-Schlusspunkt

Hubert von Goisern & Band

Ulm. "Damit ist das diesjährige Donaufest beendet. Auf Wiedersehen bis 2010." Mit diesen Worten verabschiedete Donaufest-Leiter Peter Langer am Donnerstagabend in der Donauhalle die rund 2000 Besucher des Konzerts, das zuvor der österreichische Weltmusiker Hubert von Goisern mit seiner multi-ethnischen Band gegeben hatte. Es war fünf Monate nach Abschluss des sechsten internationalen Donaufests, das die Ulmer und Neu-Ulmer im vergangenen Juli erlebt hatten, der ultimative Schlusspunkt. Denn seine beiden im Juli vorgesehenen Auftritte hatte Hubert von Goisern absagen müssen, weil er krank geworden war. Am Donnerstag nun also wurde bei begeisterter Stimmung in der Donauhalle nachgeholt, was im Sommer auf dem Ulmer Marktplatz ausgefallen war. Der Alpen-Rocker, der internationale Musiker vorwiegend aus Donauländern um sich versammelt hat, präsentierte im Wesentlichen das Programm seiner Linz-Europa-Tour. Dabei, so Udo Eberl als Verantwortlicher des Donaufest-Musikprogramms, handelt es sich um ein seit 2007 bis zum kommenden Jahr laufendes Botschafterprojekt der europäischen Kulturhauptstadt, die Linz 2009 sein wird. Der Auftakt dieser Linz-Europa-Tour im Vorjahr war spektakulär: Ein Musikschiff führte Hubert von Goisern und Co. von Linz flussabwärts bis Tulcea, der rumänischen Stadt im Donaudelta.

Hubert von Goisern

Hubert von Goisern: Live in Vöcklabruck - 3. November 2008

6. November 2008 | Fotos: © Elli Christl

"S'Nix" ist doch was - HvG betritt neue Pfade

SWO 3. November 2008 | Text: Viola Eigenbrodt

In diesem Jahr hat der österreichische Alpinrocker Hubert von Goisern nicht nur eine viel beachtete neue CD heraus gebracht, er hat eine lange Konzertreihe hinter sich und war zu einem außergewöhnlichen Auftritt in Tirol, genauer gesagt in Innsbruck. Hier hin hatte es auch vieler seiner Fans aus Südtirol "verschlagen", die von seinem Gig ganz begeistert waren. Peggy Ziller aus Brixen fand die Musik "nicht zu rockig, es waren viele weiche und jazzige Elemente (die Trompete hat mich umgehauen) enthalten, was mir besonders gut gefallen hat." Carmen Obertegger aus Meran war ebenfalls begeistert: "Ich habe noch nie ein so ausgewogenes, kurzweiliges und beeindruckendes Konzert erlebt!", während Siegfried Kofler aus Sterzing das für den Salzburger Musiker so typische Jodeln vermisste. Aber, so der leicht angraute Herr, " schließlich entwickelt sich ein Künstler ja auch immer weiter". Zum Glück, denn viele Fans waren eigens wegen des "neuen" Hubertstils angereist.

Der Goiserer kehrt zurück

oe24 30. Oktober 2008 | Foto: Schwartzl

Der Ethno-Rocker spielt im MuseumsQuartier. ÖSTERREICH sah die Show in Salzburg.

Hubert von Goisern

Hubert von Goisern ist zurück in den Konzerthallen. Monatelang war er mit seiner Band auf einem Donauschiff unterwegs, um Werbung für Linz09 zu machen. Die lange Reise schweißte die Musiker hörbar zusammen: Harte Rockklänge kommen genauso glaubwürdig und kraftvoll herüber wie elegische Balladen und Ausflüge in die Welt- und Volksmusik. Zu hören am kommenden Wochenende im Wiener MuseumsQuartier.

Goisern beeindruckt auf seiner S'Nix-Tour einmal mehr durch musikalische Vielfältigkeit, die längst die Grenze zwischen solidem Können und Genialität überschritten hat. Im ersten Teil bietet er fast ausschließlich neue Nummern, die akustisch wieder mehr an seine Anfangszeiten mit den Alpinkatzen erinnern. Im zweiten Teil begeistert er das Publikum mit seinen größten Hits. Dazwischen gibt es immer wieder Erinnerungen an die lange Schiffsreise, gewürzt mit politischen Statements.

Wenn Hubert von Goisern seine Ansicht vom "Nix" präsentiert, dauert das drei Stunden, nach denen das Publikum weiß, dass S'Nix unendlich viel beinhaltet.

Wenn das die Ausseer hören könnten

Oberbayerisches Volksblatt 30. Oktober 2008 | Text: Ulrich Nathen | Foto: Jacobi

Hubert von Goisern & BandWenn das die Ausseer hören könnten - kraftvoll, vielstimmig und voller Hingabe zelebrieren die Musiker auf der großen Bühne des Rosenheimer Kultur- und Kongresszentrums volksmusikalisches Liedgut aus dem Salzkammergut.

Die Ausseer dürften dies auch nicht wissen, macht vorab der Mann aus dem benachbarten Bad Goisern deutlich. Und schon gar nicht hören, denn was jetzt in viele hundert Ohren in der nahezu ausverkauften Halle dringt, hat mit Volksmusik im eigentlichen Sinne nicht mehr viel gemeinsam - das ist Heavy-Rock vom Feinsten, laut und deutlich. Dennoch sind filigran die Strukturen eines alpenländischen Landlers im Kontrast zu dem treibenden Rockgroove zu hören, setzen sich die eigenwilligen Melodielinien der Ziach gegen den "Bratpfannen-Sound" der elektrischen Gitarre durch, und das Arrangement des Stücks lässt genügend Raum für die dreistimmigen Jodler der weiblichen Musikerfraktion.

Sein Name ist sein Markenzeichen: Mit breitem Grinsen steht Hubert von Goisern auf den Bühnenbrettern im Kuko und belegt wieder einmal, dass er als der erfolgreichste Vertreter des sogenannten Alpenrocks gilt, aber auch als österreichischer Volksmusikrebell, Alpenjodler, Liedermacher, Weltmusiker.

Der 55-jährige Ausnahmemusiker steht für viele musikalische Richtungen. Sein Stil ist tief verwurzelt in der heimatlichen, traditionellen Musik - verwoben mit Einflüssen aus anderen Kulturen und Musikrichtungen. Oft vermischen sich die Stilelemente aus Rock, Pop, Blues und Jazz so sehr, dass man es überhaupt nicht mehr definieren kann. Das ist auch überflüssig, denn was von Goisern mit seinen sieben hochtalentierten Musikerinnen und Musikern an diesem Abend präsentiert, ist einfach hochkarätig. Faszinierend die Klangwelten, mit denen sie unterschiedlichste Stimmungen des aktuellen Albums S'Nix wiedergeben. Und wer sich darauf einlässt, dem bietet sich ein tiefer Einblick in die Gefühlswelt des Mehrfachinstrumentalisten, dem offenbaren sich aber auch dessen Willen und Fähigkeit, kreativ auf seine musikalischen Partner einzugehen. Das Publikum jubelt, und von Goisern schreit's raus: "I' will leb'n".

Hubert von Goisern: Live in Rosenheim - 26. Oktober 2008

30. Oktober 2008 | Fotos: © Elli Christl

Hubert von Goisern: Live in Salzburg - 18. Oktober 2008

moser.zenfolio.com 29. Oktober 2008 | Foto: © Albert Moser
Hubert von Goisern

Mehr Fotos unter moser.zenfolio.com

Hubert von Goisern: Live in Regensburg - 25. Oktober 2008

27. Oktober 2008 | Fotos: © Elli Christl

Musiker lässt Muskeln spielen

Allgäuer Zeitung 25. Oktober 2008 | Text: Markus Noichl | Foto: Ralf Lienert

Hubert von Goisern rockt vor 2800 Fans in der Big Box

Hubert von Goisern

Kempten. Für manche fängt das Leben mit 66 an, für Hubert von Goisern mit 55: Rock und Rap sind die Zutaten für seinen neuen, kräftigen Sound, den er in der Big Box Allgäu präsentierte. Den Jungen gefiels. Die Alten allerdings kamen erst so richtig in Fahrt, als der Goiserer seinen "Tradmix" auspackte.

Schlagzeug, E-Gitarre und E-Bass sind der Kern der aktuellen Band. Die neuen Stücke haben mehr Muskeln, und das hat einen ganz pragmatischen Grund: Goisern war zuletzt auf einem umgebauten, fast 80 Meter langen Kiesfrachter von der Nordseeküste bis zum Schwarzen Meer unterwegs. Die neuen EU-Bürger in Rumänien, Bulgarien, und was sonst noch so an der Donau liegt, beglückte er mit kostenlosen Open-Air-Auftritten. Um die Distanz bis zum Ufer zu überbrücken, muss man natürlich schon härter hinlangen.

Dass der Hubert in seinen neuen Songs kaum zur Quetsche greift, sondern meist "nur" singt, rappt oder auch mal kreischt, und das in einer Lautstärke, die ohne Ohrenstöpsel kaum auszuhalten ist, dass der Hubert sozusagen sein alpines Alleinstellungsmerkmal aufgibt, kaum noch jodelt, und von einem normalen Rocker nur durch sein kehlig hinterwäldlerisches Wortgegurgel zu unterscheiden ist, diese Revolution erschreckte doch den einen oder anderen. "Also, wenn er die ganze Zeit so weitergemacht hätte...", seufzte eine Besucherin nach dem Konzert.

Dabei sind die Texte spritzig und witzig wie eh und je. "Den oan fehlts im Kopf und den andern im Knie, de mehran fehlt gar nix, aber toan dans recht schia", spottet er über den Weltuntergang und seine Propheten. Oder, passend zu seiner neuen CD S'Nix, in der es um das Nichts, genauer: das kreative Vakuum, geht: "Es ghört uns eh nix und des nix is umsonst. Drum is des ganze Lebn a die größte Kunst."

Melancholisch philosophisch wird es, wenn das Leben und die Liebe mit dem Regen verglichen wird, der kommt und geht. Oder er sich im Alten Testament bedient und den berühmten Abschnitt aus Kohelet 3 "Es gibt eine Zeit" hernimmt. Aber leider, wie es sich für ein echtes Rock-Konzert gehört, versteht man halt von den Texten praktisch nix, und darum stieg die Stimmungskurve deutlich, als die Band bekannte Gewässer ansteuerte und man wieder mitsingen konnte. Oder hatte er seine treuen Fans gar absichtlich verunsichert, damit sie sich hinterher über den alten Hubert umso mehr freuen?

Schlitzohr und Ehrenbürger

Zuzutrauen wärs ihm ja, dem Schlitzohr, das als langhaariger Teenager aus der Bad Goiserner Blaskapelle flog, und den sie jetzt doch noch zum Ehrenbürger gemacht haben. Ohne weiblichen Beistand war Goisern natürlich nicht unterwegs. Momentan sind es drei junge Südtirolerinnen, die wunderbar singen und geigen. In ihren Miedern und Schürzen ein fesches Bild abgeben. Und neben dem bühnentauglichen Hüftschwung sogar den Dialekt des Salzkammergutes mittlerweile gut draufhaben. Das nennt man alpenübergreifendes Crossover.

Hubert von Goisern: Live in Salzburg - 18. Oktober 2008

23. Oktober 2008 | Fotos: © Elli Christl

Weltuntergang zum Ausgleich

Salzburger Nachrichten 20. Oktober 2008 | Text: Bernhard Flieher | Foto: Heinz Bayer

Hubert von Goisern ist wieder dort angekommen, wo seine Europareise begann.
In Salzburg begeisterten der Goiserer und seine Band durch perfekt eingespielte Vielfalt.

Hubert von GoisernSalzburg (SN). Hubert von Goisern schöpft aus dem Vollen, der Tradition und der Moderne, dem Nahen und dem Fernen. Aktuell aber betrifft die Fülle, das Können und der Enthusiasmus vor allem seine junge Band: David Lackner (Keyboard), Helmut Schartlmüller (Bass), Alex Pohn (Schlagzeug), Severin Trogbacher (Gitarre), Marlene und Elisabeth Schuen (Geige und Gesang), Maria Molling (Gesang und Percussion).

Vor knapp eineinhalb Jahren spielte diese Partie erstmals in annähernd dieser Besetzung bei einer Benefizgala im Salzburger Gwandhaus zusammen. Was sich damals, wenige Tage, bevor abgelegt wurde zur LinzEuropa-Schiffstour, erahnen ließ, wurde beim Konzert am Samstag in der Salzburgarena Gewissheit. Die Band bekam jedes sinnlose Ungestüm in den Griff.

Eine verschworene Einheit

Damals zeichnete sich ein deutlicher Vorwärtsdrang der Band ab, der den Sound der Alben Fön oder Iwasig deutlich kontrastierte und an Alpinkatzen-Urzeiten erinnerte. Dass der aktuellen Band Zurückhaltung zunächst fremd schien, eignet sich nicht nur auf der Flussfahrt, sondern auch in den Hallen ideal.

In verschworener Einheit lassen sich nun - nach eineinhalb intensiven, gemeinsam verbrachten Jahren - leise Balladen mit der selben Überzeugung und Durchschlagskraft vermitteln wie harte Klänge oder auch die überwiegend hymnischen Breitwandgemälde vom aktuellen Album S'Nix.

Diese perfekt eingespielte Vielfalt erwies sich als ideale Voraussetzung, um ein (typisch salzburgerisch) reserviertes Publikum in Begeisterung zu versetzen. Zunächst schien es nämlich so, dass das Publikum sich erst einmal orientieren musste im aktuellen Goisern-Sound. In der ersten Konzerthälfte gab es mit drei Ausnahmen nur neue Songs - von der harten Rocknummer Showtime bis zum elegischen Regen. Erst nach der Pause griff Goiserer - natürlich unter heftigem Applaus - in die Trickkiste alter Hadern und zu ein paar fein geschliffenen politischen Statements.

Heast as nit, Jörg

Die Hitballade Heast as nit als letzte Zugabe nach gut drei Stunden widmet Hubert von Goisern am Tag des Begräbnisses seines Goiserer Ortskollegen Jörg Haider allen, "die in dieser Woche auch gestorben sind, deren Begräbnis aber nicht im Fernsehen übertragen wurde". Wo der Goiserer politisch steht, war nie eine Frage.

Wo er künstlerisch steht, nachdem er die vergangenen beiden Sommer auf Donau, Rhein und Nebenflüssen verbrachte und Europa musizierend durchquerte vom Schwarzen Meer bis zu Nordsee, machte die erste Konzerthälfte klar. Exemplarisch: das Epos Weltuntergang. Perlende Keyboardsounds treffen auf Landlergeigen. Eine gelassene Erzählstimme schmiegt sich an einen Rhythmus, der bei allem Variantenreichtum von Schlagzeug und Bass souverän bewältigt wird. Es begegnen sich Tradition und Moderne. Sie tun es aber nicht ungestüm und wild wie etwa zur Alpinkatzen-Zeiten.

Das weltmännische Musikvokabular eines Vielreisenden, die Erinnerungen an jugendliche Prägungen zwischen Pop, Rock, Blasmusik und Volkskultur mischt Hubert von Goisern hier. Gelassenheit und Ungeduld, die nicht nur die Reise auf dem Schiff, sondern jedes denkende Reisen prägen, werden spürbar.

Entschleunigter Alpenrocker

Frankenpost 20. Oktober 2008 | Text & Foto: Andrea Herdegen

Hubert von Goisern in Bayreuth - neues Album, sanfte Jodler

Bayreuth - Der Jodler dient ihm als Ausdruck seiner Gefühle: Nicht nur heiter und fröhlich - nicht nur als Zeichen von Lebensfreude. Diese archaische Form wortlosen Rufens integriert Hubert von Goisern in seine Melodien, um Selbstbesinnung, Melancholie und Sehnsucht darzustellen. So manches Lied bleibt ohne Worte. Der Jodler ist dann Sprache und Instrument zugleich. Und wird verstanden.

Erst mit Ende 30 hat der Ausnahme-Musiker aus dem Salzkammergut das Jodeln ausprobiert. Zuerst wollte er gar nicht wahrnehmen, was da aus seinem Mund kommt, und stellte sich auf eine Autobahnbrücke. "Dort hört man nur den Lärm, aber man spürt genau, was da im Kehlkopf passiert. Das ist wie Trance."

Inzwischen ist das Jodeln und Juchzen fester Bestandteil seiner Songs. Auch auf seinem neuen Album S'nix, das er am Freitag in der bestuhlten Oberfrankenhalle vorstellte. Darin erzählt der Multi-Instrumentalist erneut mit Jodlern aus seinem Seelenleben. Hemdsärmlig, mit legerer weißer Schlabberhose, betritt der jung gebliebene 55-Jährige die Bühne. Von Anfang an hängen seine treuen Fans erwartungsvoll an seinen Lippen. Sie dürfen mit so mancher Überraschung rechnen, denn diesmal rockt er so richtig ab: laut und krachend. "Ihr seid ja durch das Wagnerische Gedröhne schon auf so etwas geeicht", sagt der Alpenrocker schelmisch zum Bayreuther Publikum.

Hubert von Goisern & Band

Hubert von Goisern hat sich Verstärkung geholt: Seit zwei Jahren ist der Weitgereiste mit jungen Musikern unterwegs. Mit einem zur Bühne umgebauten Frachtschiff zuerst donauabwärts bis zum Schwarzen Meer, dann stromaufwärts nach Passau und Regensburg über den Main-Donau-Kanal zum Rhein und bis nach Rotterdam. In zahlreichen Häfen spielten sie auf, wurden gefeiert, stets mit einheimischen Musikern an ihrer Seite. Das Ganze diente auch der Entschleunigung. "Wir waren ganz langsam unterwegs, so langsam, dass ich mit den Leuten am Flussufer reden konnte." Rettungsring und Strickleiter auf der Bühne erinnern an diese beeindruckende Begegnungs-Reise.

Alpine Folklore, Landler, Blues, Jazz, Walzer-Anklänge, Funk und Rap und natürlich immer wieder Rock fügt Hubert von Goisern mit spielerischer Leichtigkeit zu spannenden Klanggebilden zusammen. Schrägen Tönen geht er dabei nicht aus dem Weg. Osteuropäische Volksweisen fließen diesmal mit ein, mit ihnen hat er sich bei seiner Schiffsreise auseinander gesetzt. Drei quirlige Sängerinnen in knappen Dirndln unterstützen mit Violine und Perkussion die Band und sorgen mit fetzigen Tänzen für die Bühnenshow.

Höhepunkte des fast dreistündigen Auftritts in Bayreuth sind aber andere: Die zärtlich-nachdenklichen Klassiker sorgen noch immer für Gänsehautstimmung beim Publikum. Weit, weit weg und Heast as nit bringen die Zuhörer dazu, ihren eigenen Gefühlen nachzulauschen. Und der Hubert jodelt dazu. Ganz sanft.

Von Goisern treibt dahin und 1000 Fans treiben mit

Schwäbische Zeitung 17. Oktober 2008

Hubert von Goisern & BandAalen - "Wia das Wasser is, so bin i, i treib und treib nur so dahin", hat am Mittwochabend der Alpenrocker Hubert von Goisern in der Aalener Greuthalle gesungen. Über tausend Fans waren davon hellauf begeistert und ließen sich willig mittreiben.

Hubert von Goisern zelebriert seine Musik, seine Auftritte sind mehr als bloße Show. Dunkle Bühne, dann buntes Scheinwerferlicht. Aus waberndem Kunstnebel taucht schemenhaft der Künstler auf - mit dabei, das unvermeidliche Akkordeon. Sein Spiel: Melancholie pur. Aus dem Nebel tauchen aber nach und nach auch die Mitmusiker auf, greifen zu Keyboards und E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. Goiserns Stimme erhält zudem gleich dreifache Begleitung, von Maria Moling, Elisabeth und Marlene Schuen. Das Trio wird sich später auch mit Violine und Percussions einmischen. Zunächst wird's konzertant: Der Weltmusiker aus dem Salzkammergut serviert die Quintessenz seiner künstlerischen Wanderung durch verschiedene Kulturen, deren Anklänge in seinen neuen Liedern unüberhörbar sind.

Anzug und Jeans jubeln

Hubert von Goisern hat allerdings auch seinen Rock nicht verlernt, seinen Mix aus Jazz, Soul, Funk, afrikanischer und asiatischer Einflüsse, unüberhörbar geleitet vom Folk der Berge, vom Landler der Alpen. Wie kein anderer versteht er es, alpenländische Volksmusik mit modernen Rhythmen zu neuen Ufern zu führen und sie unterschiedlichsten Zuhörerschichten zu öffnen. Sichtbar in der Greuthalle: Dirndl, Jankerl, Anzug und Jeans jubeln in trauter Eintracht. "He, des kann do' no' vü lauter werd'n", ruft Goisern von der Bühne und lässt im zweiten Set noch lautstärkerem Alpenrock freien Lauf.

Erst jetzt kommt die ersehnte "Musi" zum Einsatz. Mit Mundharmonika, Fidel, Akkordeon, einer prickelnden Rhythmusgitarre, groovendem Bass und knallharten Beats zaubern die Musiker ihren unnachahmlichen Sound, der seine Herkunft nicht leugnen kann, in dem Landler, Gstanzl, Jodler und Polkas ebenso vertreten sind wie Rock und Funk, Blues und Reggae, Jazz und Ethno-Pop. Von Goisern bringt zusammen, was nicht zusammengehört, mixt eine Melange, die fantastisch und subversiv zugleich klingt. Musik, die das Gefühl gibt: "Wia das Wasser is, so bin i, i treib und treib nur so dahin."