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TOUR 2011

Alpenrock bei "so a Sauwetter"

Südkurier 20. Juni 2011

Hubert von Goisern mit seiner Band und drei Wasserhexen auf dem Salemer Schlossgelände.

So hatte es sich der Sänger mit seinen Instrumentalisten Severin Trogbacher (Gitarre), Helmut Schartlmüller (Bass) und Alex Pohn am Schlagzeug nicht vorgestellt. Sein Konzert wurde zu einem Machtkampf gegen die Wassermassen von oben mit dem verzweifelten Versuch, die eher langsam aufkeimende Stimmung zum Explodieren zu bringen. Die Südtiroler Mädchen Maria Moling und Elisabeth und Marlene Schuen vom Trio Ganes unterstützten ihn nach Kräften auf Violine und Schlagzeug. "Ganes" bedeutet im ladinischen Sprachgebrauch "Wasserhexen". Hatte sich Hubert von Goisern bei ihrem Engagement wohl etwas dabei gedacht? Aber der Klang ihrer schön artikulierten Stimmen erfreute und füllte die Zeit bis zum Auftritt des bekannten Sängers.

Fast zwei Jahre nach seinem letzten Konzert präsentiert Hubert von Goisern auf seiner Tournee die Songs aus dem neuen, zwölften Studioalbum. Seine Lieder bringt er im steirischen Dialekt. Der Song I versteh' di leider net, dafür bin i wahrscheinlich z'blöd, passt genau zu den angestrengt lauschenden Baden-Württembergern und anderen "Ausländern". Von Goisern beendet sein Lied mit dem musikalischen Stoßgebet "Heiliger Christopherus, heiliger Antonius, heiliger Erzengel Raphael" und erreicht einen winzigen Regenaufschub für ein paar Sekunden. "Mi irritiert der Willi irgendwie dort im Gras", bemängelt von Goisern, doch Kaiser Wilhelm auf dem Sockel bleibt stumm. "Goisern, Goisern, es is a Graus, alleweil wieder muß i z'ruck zu dir" rockt er mit einem zünftigen Jodler dazwischen und singt weiter: "I will leb'n" - und jetzt alle, Refrain!".

Es bleibt ein zaghafter Versuch. "Ihr habt soeben Eure Chance verpasst, einmal richtig laut zu schreien", resigniert Hubert von Goisern und bekommt viel Applaus für den von vielen erwarteten, emotionsgeladenen Song Du bist so weit, so weit weg von mir. "Herrgott, i bitt Di" [Mercedes Benz], ein schräger Rock-Titel, endet mit einem kräftigen "Halleluja" aus der Kehle des steierischen Sängers, der sich bedankt und resigniert hinzufügt: "So a Sauwetter".

Holleräduliö: Folkrock trifft Kuhglocken-Blues

Schwäbische Zeitung 19. Juni 2011 | Text: ah

Hubert von GoisernSALEM. Auch anhaltender Dauerregen konnte am Freitagabend 4500 Fans nicht davon abhalten, im weiten Rund von Schloss Salem den musikalischen Kosmopoliten und Alpenrocker aus dem Salzkammergut zu feiern. In einer Bestandsaufnahme ließ es sich Hubert von Goisern nach eineinhalbjähriger Tourneepause nicht nehmen, seine ganz persönlichen Ansichten über gesellschaftliche, kulturelle oder sozialpolitische Unkorrektheiten musikalisch zu transportieren – mal eher gelassen ruhig und nachdenklich, mal lautstark rockig oder punkig provokativ. Der vom Fernweh inspirierte Heimatsucher spielte mit seinen Verbündeten Alex Pohn (Schlagzeug), Helmut Schartlmüller (Bass) und Severin Trogbacher (Gitarre): Hubert von Goisern – direkter als je zuvor. "So a Sauwetter, wird eh scho wieder aufhörn – vielleicht morgen", munterte Goisern die pitschnassen Fans mit einem Anflug von ironischer Gelassenheit auf.

Von Beginn an zeigte der österreichische Weltenbummler mit seiner legendären diatonischen Ziehharmonika, aber auch mit Steel-Guitar, Mundharmonika, Klarinette oder Schenkelstahl, dass sich Traditionelles und Modernes nicht gegenseitig beißen müssen und jeweils ihre Daseinsberechtigung auf der Bühne finden. Dabei präsentierte der Pionier alpenländischer Weltmusik die neuesten Songs seiner aktuellen CD, die, man höre und staune, noch gar nicht auf dem Markt ist. "Wir gehen auf Tour, bevor die Platte rauskommt, dann können wir die neuen Lieder in Ruhe spielen. Weil keiner mitsingen kann." Auch das ist Hubert von Goisen: einfach anders, nicht formbar, zu keiner Zeit austauschbar.

Ob Hardrock-Rap in Indianer mit humoristischem, aber vorzüglichem Kuhglockenspiel, einem Ska-Shuffle in Brenna tuats guat, folkloristischen Stilelementen in Halt nit an, das gelungene Arrangement Goisern nach Ray Charles' Georgia on my mind oder der heimatverbundenen mehrstimmige Jodler I vastehs nit samt der kaum noch wiederzuerkennenden Adaption von Janis Joplins' Mercedes Benz: Hubert von Goisern versteht es, mit seiner meist stoischen Leichtigkeit, die zunächst bedächtige und eher ruhige und genießende Zuhörerschaft in seinen Bann zu ziehen, fordert diese auf, sich dem kalten Wetter zu stellen und mitzusingen, zu tanzen, einfach nur eine Party zu feiern. Und als der Meister ein kräftiges "Hey, hey" ins ehrwürdige Rund des Schlossparks rief und das Publikum ihm im Stil eines Bergechos folgte, war der Bann endgültig gebrochen. Was schließlich auch die Sicherheitskräfte feststellen mussten, als Hunderte nichts mehr auf ihren Stühlen hielt und sie den abgesperrten Bereich vor der Bühne einnahmen, um mit ihrem Idol zu feiern. "Geht eh scho, kimmts alle hervor, so macht's Spaß", bemerkte der Protagonist des Abends und stimmte zum großen Tanzfinale mit Koa Hiatamadl sein wohl bekanntestes Bekenntnis an. "Schee war's", meinten auch die Fans.

Wie das Jodeln nach Saarlouis kam

Saarbrücker Zeitung 18. Juni 2011 | Text: oli | Foto: Ruppenthal

Hubert von GoisernEin ganzes Bergmassiv samt Alpenglühen kann zwischen den Knöpfen seines Akkordeons auftauchen, auch der wütende Sturm im Gebirg', lässt er den Blasebalg richtig rauschen: Manchmal ist Hubert von Goisern ein Klangbildmagier. Manchmal aber auch nur der scheinbar kaum alternde Junge (der tatsächlich schon 58 ist), für den der Griff zur E-Gitarre Freiheit bedeutet. Freiheit vom pittoresken Bad Goisern mit seinen sechs Blaskapellen, Achleitners Heimatort, wie der Hubert aus Goisern ja eigentlich heißt. Freiheit auch so zu musizieren wie er will. Mal als Weltmusiker, der gar nicht genug Klangschätze rund um den Globus sammeln konnte. Mal als unermüdlicher Erneuerer der Volksmusik, was dann gern Alpenrock genannt wird.

Jetzt, auf Tour, bei der er im Rahmen der Musikfestspiele Saar am Donnerstagabend für zweieinhalb Stunden im ausverkauften Saarlouiser Theater am Ring Station machte und manche neue aber auch alte Lieder mitbrachte, begnügt sich von Goisern mit kleiner, kerniger (und bisweilen überlauter) Rocktrio-Begleitung: Gitarre (Severin Trogbacher), Bass (Helmut Schartlmüller), Schlagzeug (Alex Pohn). Könner sind sie alle, egal ob gerade Soul, Rock, Jazz oder ein Janis-Joplin-Klassiker gefordert ist. Und alle drei sind wie der Hubert Oberösterreicher, somit wohl naturgegeben des Jodelns mächtig. Was sie denn auch ausgiebig tun.

Verblüffend auch immer wieder, wie von Goisern, dieser melancholische Gaudibursch, vom Akkordeon bis zur Klarinette und Kuhglocke einfach mit jedem Instrument was anzufangen weiß. Da stimmt man dann gern mit ein, selbst wenn man bestenfalls ahnt, was von Goisern da eigentlich singt. Aber schee, schee woas schoan.

Hubert von Goisern: Live in Leopoldschlag - 29. April 2011

8. Mai 2011 | Fotos: © Elli Christl

Goisern rockt das Wirtshaus

Salzburger Nachrichten 28. April 2011 | Text & Foto: Heinz Bayer

Wirtshaus-Tour. Der ehrwürdige Gasthof Grimming in Rauris erzitterte am Dienstag in seinen Grundfesten,
weil im Saal ein Herr aus Goisern inbrünstig musizierte.

Hubert von Goisern

Neben der Bühne steht eine Schachtel. "Meister Proper. Plus vierzig Prozent extra" steht da drauf. Auch der Herr auf der Bühne gibt mindestens vierzig Prozent extra an diesem Abend.

Hubert von Goisern macht mit seiner Band (Helmut Schartlmüller, Bass; Severin Trogbacher, Gitarre; Alex Pohn, Schlagzeug) im Saal des Gasthofes Grimming in Rauris Station. Im Zuge der aktuellen Wirtshaus-Tour. Im Stile von Meister Proper putzt der Goiserer die Ohren der Zuhörer anständig durch. Mit Volksmusik, die ganz schön rockig unterlegt ist.

Goisern, der mit seinen legendären Meisterwerken Trad I und II so leise daherkam und der "echten" Volksmusik damit weit über den Tag hinaus neue Impulse gab, bewegt sich mittlerweile in ganz eigenen Dimensionen.

Stimmt er einen Jodler an und begleitet sich auf der "Ziach", wächst aus diesen Tönen im Nu eine spirituelle Kraft. Goisern versteht es auf Knopfdruck, sein Empfinden ohne Vorlaufzeit in Töne zu fassen.

Für die Zuhörer kommt das einer Entschleunigung von null auf hundert gleich. Es ist ein musikalischer Ohr-Gasmus der Marke Hubert von Goisern. Jetzt ist er auch noch dabei, das Wirtshaus neu zu erfinden.

240 Zuhörer drängen sich am Dienstagabend im Saal der 1383 erbauten Gasthofes. Es entstand zur Zeit des Goldbergbaus in Rauris. Die Herren von Grimming residierten hier. Im Zuge der Rauriser Literaturtage ist dieser Saal der westliche Ort der Veranstaltungen.

So kam auch der Kontakt zu Stande. Katharina Klingler, Geschäftsführerin der Literaturtage: "Ich habe ihn wegen eines Konzertes angesprochen. Es hat von Anfang an gepasst."

Goisern schafft es an diesem Abend locker das eine oder andere - musikalische - Goldstück an die Oberfläche zu befördern.

Er beschränkt sich nicht auf ein "Greatest Hits"-Programm, viel Neues ist zu hören. Harte, kritische Texte sind seine persönliche Bestandsaufnahme.

Goisern verbiegt sich nicht. Er verbeugt sich höchstens vor den Zuhörern. Nach welchen Kriterien er die Gasthöfe für seine Konzerte auswählt, schilderte er den SN vor Beginn der Tour: "Wichtig waren mir die Atmosphäre und die Geschichte. Es durften keine Neubauten sein und keine schicken Veranstaltungszentren. Die Wirtshäuser mussten außerdem fern der Ballungszentren liegen – und ein netter Wirt musste es auch sein."

Hubert von Goisern: Live in Ottensheim - 28. April 2011

3. Mai 2011 | Fotos: © Elli Christl

Sänger Hubert von Goisern kann alles – außer Hochdeutsch

Weser Kurier (Druckausgabe) 17. April 2011| Text: Lars Fischer

Worpswede. Hubert von Goisern wirkt ein bisschen beratungsresistent. Nein, er spreche nicht Hochdeutsch mit dem Publikum, auch wenn ihn ein einsamer Zwischenrufer dazu auffordert, und ja, gewiss, er geht jetzt auf Tour, auch wenn seine neue Platte noch nicht erschienen ist. Aber ein sturer Hinterwäldler, das war der Oberösterreicher trotz seines Trotzes noch nie.

Nach musikalischen Exkursionen um den ganzen Globus und Flusskreuzfahrten auf der Donau mit konzertanten Begegnungen in jedem Hafen, geht der Kosmopolit aus dem Salzkammergut jetzt wieder mit verkleinerter Band auf größere Clubtour. Mit Severin Trogbacher (Gitarre), Helmut Schartlmüller (Bass) und Alex Pohn am Schlagzeug hat er seine Begleitung auf ein klassisches Rocktrio konzentriert.

Der Meister selbst wechselt gekonnt zwischen verschiedenen Gitarren, Klarinette, Harp, Kuhglocken, Akkordeon, Keyboard, Maultrommel und "Schenkelstahl", landläufig eher bekannt als Lap Steel. Mit dieser runderneuerten Band geht es an ein ebensolches Programm. Ein Großteil der Lieder sind noch unveröffentlicht, und wenn ihre kommenden Studiofassungen das halten können, was die Liveversionen versprechen, steht ein nächstes Meisterwerk ins Haus. Bekannte Hits einzustreuen, um die Fans in der ausverkauften Worpsweder Music Hall bei der Stange zu halten, ist eigentlich gar nicht nötig. Aber hier und da findet auch die neue Besetzung Gefallen an früheren Werken wie Weit, weit weg, Heast as net oder der kaum noch wiederzuerkennenden Adaption von Janis Joplins Mercedes Benz.

Wie auf seinen bisherigen zehn Alben sucht und findet der Kosmopolit weiterhin Verbindungen zwischen Volksmusiktradition und Rock, bindet Blues oder Reggae ebenso ein wie den einen oder anderen Jodler. Spielfreudig, inspiriert und wild entschlossen geht das Quartett die Herausforderungen an. "Volle Mettn", sagt der Österreicher in so einem Fall. Das bezieht sich sowohl auf hohe Geschwindigkeit als auch auf den großen Spaßfaktor. Auch was Klangfarbe und Stimmungen anbelangt zeigt die Band eine hohe Flexibilität: Von sehnsüchtigen Balladen bis zu Folkrock-Stampfern in Punkrock-Hochgeschwindigkeit reicht das Spektrum. Alle Extreme werden zu einem Ganzen zusammengeführt.

Eigentlich ist es gar kein Crossover, sondern nur die konsequente Fortführung von Volksmusik im eigentlichen Sinne des Wortes. Es gibt keine Trennung zwischen populär und volkstümlich, wenn man letzteres nicht als erstarrtes Genre ohne Entwicklungsmöglichkeiten begreift. Volk im Sinne von Goiserns meint immer eine heterogene Menschenmenge, von Jung bis Alt, von konservativ über progressiv bis revolutionär, von heimatverbunden bis weltoffen. So war und ist Hubert von Goisern, so ist sein Publikum – auch in Worpswede –, und so ist auch seine Musik. Wenn immer wieder behauptet wird, das Konzept "Multikulti" sei zum Scheitern verurteilt, liefert der Mann den lebendigen Gegenbeweis.

Die Lieder seien auch im Nachbartal dieselben, sie würden dort nur ganz anders gespielt, erzählt Hubert aus Bad Goisern, der eigentlich Achleitner hieß, bevor er sich seinen Künstlernamen zulegte. So kann er seinen Song Goisern singen und behaupten, es gehe um den Ort, nicht um ihn. Alles Lüge, das eine geht nicht ohne das andere, und der Blick schweift vom höchsten Berg über die Täler und auch über das Teufelsmoor hinaus. Weit, weit weg eben.

A moadsmäßige Gaudi

Weser Kurier 16. April 2011| Text: Lars Fischer

Hubert von Goisern mit kleiner Band, neuen Songs und alter Stärke in der ausverkauften Music Hall

Worpswede. Hubert von Goiserns Reaktion auf diese Aufforderung aus dem Publikum ist eindeutig: "Was, Hochdeutsch soll i red'n? I wois nit, ob des alle woll'n..." Wahrscheinlich will es außer dem einsamen Rufer fast keiner in der ausverkauften Music Hall, denn diesen Mann seiner österreichischen Sprache zu berauben, das ist beinahe noch undenkbarer als BAP ohne Kölsch oder Konstantin Wecker ohne Bayerisch. Vielleicht sei es gar besser, man würde nicht alles verstehen, meint der Sänger noch dazu, manche Texte seien doch sehr "explizit".

Umgekehrt scheint es dem Künstler nicht anders zu gehen, I vastehs nit singt er und auch Heast as nit, sein Vorschlag: "Ihr müsst euch bemühen und eingrooven, dann bekommt ihr ein Gefühl dafür!" Verständnis hin oder her, es kommt nicht darauf an, jedes Wort oder jede Zeile verstehen zu müssen. Was überzeugt ist die Darbietung als Ganzes und die Art und Weise, wie von Goisern Traditionelles und Modernes vor allem musikalisch in Bezug zueinander setzt. Seit Beginn seiner Karriere Ende der 80er Jahre hat der Musiker aus Bad Goisern den Dialog der Kulturen und der Zeiten gesucht, ist um die Welt gereist und hat afrikanische, asiatische oder amerikanische Musik mit der seiner Heimat zusammen gebracht.

Volksmusik ohne Starre

Auf der Bühne wurde das oft mit großer Band und einer Vielzahl von, zumindest aus popmusikalischer Sicht, exotischen Instrumenten umgesetzt. In den vergangenen Jahren, als der 58-Jährige seine Tourneen mit mehreren Schiffen entlang der Donau absolvierte, hat er bereits seine Begleitband stark verjüngt. Jetzt hat er sie auf das Wesentliche eines Rocktrios reduziert. Mit ihm sind nur noch Gitarrist Severin Trogbacher, Bassist Helmut Schartlmüller und Schlagzeuger Alex Pohn auf der Bühne - allesamt Oberösterreicher wie er selbst, betont der Bandleader, der ständig zwischen Gitarren, Klarinette, Mundharmonika, Kuhglocken, Akkordeon, Keyboard und Maultrommel wechselt.

In dieser Besetzung spielt die Band ein Programm, das zu rund zwei Dritteln aus neuen, noch unveröffentlichten Liedern besteht, die größten Hits wie Weit, weit weg aber nicht übergeht. Bis die CD fertig ist, hätten sie nicht warten wollen, sagt von Goisern und so gingen sie halt alle Marketingstrategien trotzend schon vor Veröffentlichung auf Tour. Dass er sich in seine Pläne von irgendjemanden reinreden lässt, erscheint unwahrscheinlich. Hubert von Goisern ist sich seiner Wege sicher und wo immer sie ihn hinführen, er behält Recht. So auch mit der Runderneuerung seiner Band, die spielfreudig, inspiriert und wild entschlossen zur Sache geht. "Volle Mettn", sagt der Österreicher wohl in so einem Fall, was sich sowohl auf hohe Geschwindigkeit als auch auf den großen Spaßfaktor ihres Spiels beziehen kann.

Wie auf seinen bisherigen zehn Alben sucht und findet der Kosmopolit weiterhin Verbindungen zwischen Volksmusiktradition und Rock, bindet Blues oder Reggae ebenso ein wie den einen oder anderen Jodler. Auch was Tempo und Stimmungen angeht zeigt das Quartett eine hohe Flexibilität. Von sehnsüchtigen Balladen bis zu Folkrock-Stampfern in Punkrock-Hochgeschwindigkeit reicht das Spektrum.

Alle Extreme werden zu einem homogenen Ganzen zusammengeführt. Eigentlich ist es gar kein Crossover, sondern nur die konsequente Fortführung von Volksmusik im eigentlichen Sinne des Wortes. Es gibt keine Trennung zwischen populär und volkstümlich, wenn man letzteres nicht als erstarrtes Genre ohne Entwicklungsmöglichkeiten begreift. Volk meint immer eine heterogene Menschenmenge, von Jung bis Alt, von konservativ bis revolutionär, von heimatverbunden bis weltoffen. So ist von Goisern, so ist sein Publikum - auch in Worpswede - und so ist seine Musik. Wenn immer wieder behauptet wird, das Konzept "Multikulti" sei zum Scheitern verurteilt, hier ist der lebendige Gegenbeweis.

Blues mit Jodlern gewürzt und Kuhglocken garniert

Nordwest Zeitung 13. April 2011 | Text: Tobias Kolb

Konzert Hubert von Goisern in der Oldenburger Kulturetage – Musikstile im alpenländischen Format

OLDENBURG - Der Hubert von Goisern ist ein wilder Hund. Nach unzähligen Reisen quer durch die ganze Welt, um die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse und Stilrichtungen zu studieren, macht sich der 58-jährige Oberösterreicher nun auf Tour mit einer jungen Band. Drei junge Bandmitglieder, die aufspielen können, dass die Luft brennt. Dies sogar ohne aktuelle CD, die erscheint erst im Spätsommer.

Trotzdem lässt es sich von Goisern bei seinem Konzert in der Oldenburger Kulturetage nicht nehmen, neue, erdige blues- und rockdurchtränkte Songs zu spielen. Das zeugt von Selbstbewusstsein, von einem tiefen Vertrauen in seine Musik. Er kommentiert dies selbst folgendermaßen: "Wir gehen auf Tour, bevor die Platte kommt, dann können wir die neuen Lieder in Ruhe spielen. Weil keiner mitsingen kann!"

So ist er eben, der Hubert. Eigenwillig, erdig, kauzig. Wie seine Musik. Gleich zu Beginn schnallt er sich sein diatonisches Akkordeon um und spielt – unterstützt von E-Gitarre und Bass – einen typischen Landler: im Zeitlupentempo. Zwischendurch entfährt ihm immer wieder ein tiefer Juchzer.

Dann widmet sich von Goisern dem Blues und Rock. Selbstredend, dass an allen Ecken und Enden der Darbietung seine österreichisch musikalische Sozialisation herausblitzt. Da wird ein Blues mit ein paar Jodlern gewürzt, die Kuhglocken in ein wildes Solo integriert. Maultrommel, Klarinette – Instrumente, die von Goisern spielen musste, weil er im Musikverein zu rebellisch war –, Lap Steel und Akkordeon. Der Hubert wechselt die Instrumente schneller, als man Alpenrock buchstabieren kann.

Doch von Goisern ist ein Wildschütz der Musik: Er durchstreift die unterschiedlichsten Musikstile, gießt daraus sein eigenes alpenländisches Amalgam, das weit entfernt ist vom volkstümlichen Schlager Marke Musikantenstadl. So wird etwa das durch Ray Charles bekannt gewordene Georgia On My Mind zu Goisern – eine Hommage an seinen Geburtsort Bad Goisern. Weit, weit weg präsentiert er als Powerballade. Und nach zwei Stunden Konzert, das mit seinen Hits Koa Hiatamadl und Heast as nit sowie wilden Gstanzl und Landlern im E-Gitarren-Gewand ausklingt, bringt der Österreicher auch die 800 Zuschauer in der Jodel-Diaspora Oldenburg zum Tanzen.

Und was macht der Hubert, der wilde Hund? Er quittiert die Euphorie mit einem Lächeln und raunzt ein markiges "Schee war's!"

Hubert von Goisern im Rosenhof

Neue Osnabrücker Zeitung 10. April 2011 | Text: Kerstin Balks

Rockiger und mitreißender Konzertabend

OSNABRÜCK. Aus Goisern müsste es eigentlich heißen. Nun heißt es aber von Goisern und klingt damit fast ein wenig nach adeliger Herkunft. Das kann nicht ganz ernst gemeint sein – wenngleich im Künstlernamen Hubert von Goisern schon so etwas wie dessen Bekenntnis zu seinen Wurzeln steckt. Bei seinem Konzert im ausverkauften Rosenhof zeigte sich vor allem eins: Jodeln ist lässig – auch und gerade jenseits des Salzkammerguts.

Etwas zurückhaltend betritt er die Bühne, greift sich wie beiläufig "die Steirische", die Diatonische Harmonika, und landlert erst einmal versonnen vor sich hin. Doch so gemächlich soll's nicht bleiben: Schon sind aus dem Publikum erste Juchzer zu vernehmen und bei Brenna duat's guat brennt im Rosenhof die Luft. Da dröhnen Bass (Helmut Schartlmüller) und E-Gitarre (Severin Trogbacher), da zupft der Goiserer die Maultrommel sehr, sehr funky, da klopft sich der Schlagzeuger (Alex Pohn) die Seele aus dem Leib. Keine Frage: Hubert von Goisern ist nicht nur Multiinstrumentalist, er versteht sich auch auf die verschiedensten musikalischen Stilrichtungen und Provenienzen. Durch grenzüberschreitende Projekte wie seine Schiffstournee von der Nordsee- bis zur Schwarzmeerküste sowie durch lange Aufenthalte in Afrika und Asien firmiert er als ausgewiesener Weltmusiker. Und als solcher mischt er virtuos Blues mit Folklore, lässt den alpenländischen Landlertanz grooven und gerne einmal exotische Instrumente zum Einsatz kommen. Etwa die Lap-Steel-Guitar, auf der er mit Inbrunst Goisern intoniert, seine Version des Ray Charles Klassikers Georgia on my Mind.

Die Zeile "I steh auf di und dein abgnudelts Jodl-ei-ti" sagt viel über die ambivalente Beziehung des Künstlers zu seiner Heimat Bad Goisern im Salzkammergut und der zugehörigen Volksmusik. Es scheint noch weitere Zwiespalte zu geben: Vom Glück in der Blumenwiese, vom Lauf der Jahreszeiten erzählt von Goisern mit fast yogischer Gelassenheit, um dann im nächsten Lied empört zu rufen: "ob Serb oder Kroat, um an jeden is schad".

Auf der erst kürzlich gestarteten Tournee geht es sehr rockig und sehr mitreißend zu, mit zahlreichen neuen Stücken, die erst im August auf CD erscheinen werden. Gespielt wird in kleiner Besetzung: keine Geige, kein Backgroundchor, keine Synthesizerklänge, dafür mehr Headbanging-Polka und mehr Juchzer, bei denen die Zuhörer begeistert mittun. Vor allem bei Altbekanntem, wie Heast es net oder dem Hiatamadl, die auch dem Osnabrücker Publikum auswendig über die Lippen kommen. Fast scheint der Österreicher den Nordlichtern ihre Begeisterung fürs Jodeln bei gleichzeitiger Dialektfreiheit ein wenig nachzusehen. "Lässig war's", lautet sein Resümee des mehr als zweistündigen Konzertabends. Wie recht er doch hat.

Hubert von Goisern im Kulturfabrik

Kulturfabrik Krefeld 12. April 2011 | Foto: RalfU
Hubert von Goisern und Band

Mehr Fotos unter www.kulturfabrik-krefeld.de

Hubert von Goisern: Alpenrocker auf Weltreise

Westdeutsche Zeitung 9. April 2011 | Text: jek | Foto: abi

Beim Kufa-Konzert beweist der Alpenrocker Spielfreude

Hubert von GoisernKrefeld. Als musikalischer Globetrotter war er schon in Tibet, Kanada und auf den Philippinen. Doch zu Hause ist er in Bad Goisern, einer 7000-Seelen-Gemeinde in Oberösterreich: Am Donnerstag war Alpenrocker Hubert von Goisern in der nahezu ausverkauften Kulturfabrik zu Gast.

Seit über zwei Jahrzehnten mischt der Liedermacher erfolgreich Rockmusik mit Elementen traditioneller Volksmusik. Auch wenn man seine Mundarttexte im Rheinland nicht ganz versteht: Hubert von Goisern verständigt sich vor allem mit einer von unbändiger Lebens- und Spielfreude geprägten Musik, die sich abseits bekannter Klischees bewegt.

Das lautmalerische Üuoö war die perfekte Einleitung für ein emotional aufgeladenes Set aus gut 20 Liedern. Der 58-jährige Österreicher bestätigte auf der Bühne seinen Ruf als technisch versierter Multi-Instrumentalist. Bei Indianer, das von seiner Sprachakrobatik und der galoppierenden Rhythmik lebt, ließ er Kuhglocken läuten, rockte später zu Hey Hey gekonnt mit der Maultrommel oder groovte wunderbar melodiös mit dem diatonischen Akkordeon. Selbst beim Spiel auf der Lapsteel-Gitarre machte er eine tadellose Figur, erhob den Heimat-Song Goisern zur verträumten Bluesnummer. Dazu jodelt der Weltmusiker hin und wieder beherzt.

Weitere Höhepunkte sind die stürmisch gefeierte Mitsing-Hymne Weit, weit weg und das virtuos vom treibenden Bass gestaltete Leben. Das Publikum in der Kufa spendet von Goisern und seiner dreiköpfigen Band frenetischen Applaus. Eine zünftige Gaudi mit viel guter Laune.

Hubert von Goisern: Live in Krefeld - 7. April 2011

10. April 2011 | Fotos: © René Janssen

Das Jodeln gehört dazu

Der Westen 8. April 2011 | Text: Marcus Römer

Bochum. Hubert von Goisern wird gern mit dem Genre "Alpenrock" in Verbindung gebracht. Das ist einerseits richtig, wird dem 58-Jährigen indes keineswegs gerecht. Einflüsse aus aller Welt finden ihren Weg in sein Schaffen. Wer nun denkt, man könnte den Österreicher weltmusikalisch eingemeinden, der liegt glücklicherweise immer noch daneben. Wie vielfältig von Goisern seine Musik begreift, zeigte er vor rund 650 zufriedenen Gästen in der Zeche.

Jodeln gehört auch dazu. Schließlich stammt der eigentliche Achleitner Hubert aus Oberösterreich, aus Goisern. Da wird zünftig gejodelt. Der Vorteil: Jodeln klingt eigentlich ganz nett. Der größere Vorteil: Es gibt beim Publikum die vorzügliche Hemmschwelle, mitzujodeln. Das unterscheidet den Goisern von anderen Rockern. Überall wird mitgegrölt, aber eben nicht mitgejodelt.

Ob Ska-Shuffle wie in Brenna tuats, der Folk in Halt nit an, Hardrock-Rap in Indianer oder ein ebenso humoristisches wie gekonntes Kuhglocken-Solo nach dem fulminanten Link-Wray-Riff in Indianer – kulturell fremde Genres sind bei Goisern in guten Händen. Er knetet sie, formt sie, eignet sie sich an.

Musik gewordene Schönheit

Bei dem Song Goisern, basierend auf Ray Charles' Georgia on my Mind spielte er das "völlig ungroovige Sitzinstrument" Lapsteel, eine Countryzweckgitarre, die er seinem Freund Max abgebettelt hat. Ein Moment Musik gewordener Schönheit.

Das Publikum ist mit Goisern mitgewachsen, kaum jemand, der nicht mindestens 40 Sommer erlebt hat. Sie verbrachten gute zwei Stunden mit angenehmster Unterhaltung durch einen ausgewachsenen Profi, dessen Entdeckungsdrang noch längst nicht erloschen scheint.

Neues Album kommt

Zurzeit arbeitet er an einer neuen CD, deren erste Lieder er auch zur Kostprobe gab. Auch das spricht für einen Mann seiner musikalischen Statur: Während die meisten Musiker erst eine ganze CD vollsingen müssen, um dann mit einer Tour Geld zu verdienen, macht sich der Goisern einfach so auf die Socken, zehrt von seinem Repertoire, verändert alte Versionen, deutet Neues an. Nein, das war Volksmusik, wie sie im öffentlich rechtlichen Fernsehen nicht gewünscht wird. Warum? Sie ist zu gut für Samstagabend.

"I vastehs nit"

Pfälzische Volkszeitung 7. April 2011 | Text: Walter Falk | Foto: Girard

Der Alpenrocker und Weltmusiker Hubert von Goisern mit seiner Gruppe in der Kammgarn

Hubert von Goisern800 Fans bejubelten am Dienstagabend in der Kammgarn den Alpenrocker Hubert von Goisern. Neben seinen Klassikern präsentierte der Weltenwanderer auch erstmals Lieder seines neuen Albums, das im August dieses Jahres auf den Markt kommen soll.

Stromlinienförmig war Hubert von Goisern noch nie. Schon als Kind ergriff er die Initiative, um ein Musikinstrument zu lernen, und als 16-Jähriger warf ihn der Kapellmeister des Goiserner Musikvereins im Salzkammergut nach einem Dauerstreit aus der Blaskapelle. So, wie ihm dann seine Heimat zu eng wurde und er sich zeitweilig in Südafrika, auf den Philippinen, in Tibet (wo er sich über die Unterdrückung der Tibeter durch die chinesischen Besatzer empörte) aufhielt, so wurde ihm wohl auch die alpine Volksmusik zu spießig. Man sollte den Österreicher also keinesfalls in die Nähe der kommerziellen, so genannten Volksmusik rücken, die in Gehalt und Gestalt Volksmusik im eigentlichen Sinne nicht mehr ist.

Vielmehr integriert der 58-jährige Multiinstrumentalist Einflüsse aus aller Herren Länder in die österreichische Volksmusik. Er erweitert damit ihr Ausdrucksspektrum, er parodiert und persifliert. Er integriert, aber vereinnahmen lässt er sich noch lange nicht. Als der rechtspopulistische Politiker [H.C. Strache] eins seiner Lieder für seinen Wahlkampf 2006 missbrauchte, verwahrte er sich strikt dagegen: "Ich stehe für eine offene, tolerante Gesellschaft, für den Abbau der Ängste vor dem Fremden und Neuem, und nicht für das Schüren derselben", schrieb er [Strache] in einem offenen Brief. "Ich stehe dafür, nach vorne zu blicken, nicht für den Versuch, die Zeit aufzuhalten oder gar zurückzudrehen."

Diese Einstellung schlägt sich in seinen neuen Liedern Brenna tuats, Indianer, Neamer bang oder I vastehs nit nieder. Tradition und Moderne treffen sich da, ohne sich zu beißen. Von Goisern greift auf wunderschön melodische, alte Volksweisen zurück und durchsetzt sie mit Rock, Jazz, Blues, Funk und Punk. Aus Volksmusik wird Weltmusik. Und dieses mitreißende Gebräu serviert er mit einem gehörigen Schuss Selbstironie und mit unbändiger Lebensfreude. Immer wieder neue Schubladen zieht er dabei auf. Musik ganz leichtfüßig, aber mit Ecken und Kanten.

Wenn er, wie in Üuoö (über-unter-ober-Österreich) oder in Brenna tuats, virtuos auf der diatonischen Ziehharmonika agiert, sich dabei in kunstvoll gewebten Andeutungen, einem phantasievollen Wechselspiel von Entstehen und Vollendung verliert, dann entsteht Raum und Tiefe, während der riesige Drache im Bühnenhintergrund zu leuchten beginnt. Den geringsten Anflug von heimatlichem Kitsch zerballert die Rhythmusgruppe um den Schlagzeuger Alex Pohn und den Bassisten Helmut Schartlmüller. Die Luft brennt in der Tat, und die Hörer hüpfen und klatschen von Beginn an lebhaft mit. In Hey-hey zaubert von Goisern auf der Maultrommel und singt schier zungenakrobatisch, während die Pyromanen der Rhythmusgruppe sowie der Gitarrist Severin Trogbacher ein musikalisches Feuerwerk abbrennen. In Indianer scattet von Goisern mit dem Gitarristen um die Wette, und in dem selbstironisch klingenden Goisern zaubert er aus der Steel-Guitar effektvolle Klänge heraus, während seine dynamische, facettenreiche Stimme aus Freude am Leben im Falsett jubiliert. In I vastehs nit oder Nit lang her jodelt er, dass es eine Lust ist. Dazu hüpft und tanzt er wie ein Irrwisch, und die Band steigert sich ins Unermessliche.

Die Vier betreiben dabei eine höchst intensive Nachlassverwaltung und versehen die Volksweisen mit vertrackten Breaks und musikalischen Extravaganzen. Am meisten besticht die dichte Kommunikation zwischen allen, klanglich wundervoll kontrapunktiert. So rissen sie die Zuhörer in einen musikalischen Taumel, dem sich keiner entziehen konnte. Euphorischer Beifall, drei Zugaben.

Hubert von Goisern: Live in Grundlsee - 3. April 2011

7. April 2011 | Fotos: © Elli Christl

Hubert von Goisern beim Veit

Alpenpost 7. April 2011 | Text: Christa Reiter

Eine Wirtshaus-Tour, das war ein Geistesblitz von Hubert von Goisern. Und beim Veit in Gössl war am Sonntag, 3. April die dritte Station. Mit seiner excellenten Band Alex Pohn (Schlagzeug), Helmut Schartlmüller (Bass) und Severin Trogbacher (Gitarre) hat er sich auf der Bühne ebenso wohl gefühlt, wie sich das Publikum mit seiner Mischung aus Altbekanntem und Neuem wohl gefühlt hat. So manch Neues feierte sogar Premiere beim Veit. Weil's einfach gepasst hat, weil das Publikum auch zum "Zuhören" bereit war, hat es die leisen, berührenden Lieder als Geschenk bekommen. Es war ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten, das dem übervollen Saal einen Stempel aufgedrückt hat, der einfach Freude hieß. Auf der einen Seite der musikalische Philosoph und Poet Hubert von Goisern, der seine Musik nicht SPIELT sondern der seine Musik IST und das mit jeder Faser seines Wesens dem Publikum spüren lässt und auf der anderen Seite hautnah die Menschen, die sich dankbar auf ihn, seine Texte, Rhythmen, Jodler, Urschreie einlassen. Vielfältig und vielseitig wie "das ganze Leben", das laut Hubert "die größte Kunst ist".

Hubert von Goisern: Live in Neuhofen im Innkreis - 1. April 2011

6. April 2011 | Fotos: © Elli Christl

Großartiges Konzert von Hubert von Goisern beim Veit in Grundlsee

ARF 4. April 2011

In seinem Salzburger Studio wurde fleißig komponiert, somit entstand ein neues Konzert-Programm und eine neue CD. Mit diesen neuen Liedern sowie bekannten Klassikern aus seinem Repertoire tourt Hubert von Goisern mit seiner Band seit April 2011 durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Neben diesen großen Konzerten wollte Hubert von Goisern auch mehrere kleine Auftritte in alten Wirtshäusern durchführen. "Mit diesen Konzerten wollen wir einen Beitrag zu Belebung meist brachliegenden Veranstaltungsorte leisten. Und ich bin neugierig, wie das Publikum auf unsere Musik reagieren wird. Es ist immer spannend wenn man wo spielt, wo man noch nie vorher war. Das war einst auch der Fall in Städten wie Köln, Bremen, Hamburg, Berlin… Nach wie vor freue ich mich auf die Konzerte in diesen und andere Zentren. Mit großer Neugier zog es mich aber immer wieder an die Ränder."

Der Anfang der kleinen Konzerte gestaltete sich als etwas holprig, das insgesamt dritte Konzert fand nun am 3. April im Gasthof Veit in Grundlsee statt. Dabei ist der sprichwörtliche Funke schnell übergesprungen. Hubert von Goisern bot eine tolle Performance und riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Für das Stehkonzert, das der Kulturverein KIK organisierte, gab es ohnedies nur 250 Karten, die in einer Woche verkauft waren.

Hubert von Goisern

"Wirt, a Bier und an Hubert, bitte!"

OÖN 4. April 2011 | Text: Bernhard Lichtenberger | Foto: Volker Weihbold

Hubert von GoisernHubert von Goisern kehrt mit taufrischen wie liebgewordenen Liedern zurück an den Ursprung, dorthin, wo Bier und Wein fließen. Erste Station der Wirtshaus-Tour des 58-Jährigen war am Freitag der Saal im Gasthof Sternbauer in Neuhofen im Innkreis.

Was treibt den Mann, der schon den hintersten ukrainischen Donauuferwinkel, die Wüste Malis, das ehrwürdige Ischler Lehartheater und die Salzlagerhalle der Salinen in Ebensee bespielt hat, heimische Wirtshäuser zu Konzerthäusern zu machen?

Die Idee führt zurück ins Bad Goisern des Jahres 1992. Damals wurde der "Vereinswirt" und mit diesem einer der letzten Wirtshaussäle des Salzkammergutes mit der Planierraupe entsorgt – zwei Tage, nachdem der Musiker im vollen Saal aufgetreten war. Bevor die letzten alten Säle im Land ein ähnliches Schicksal an den Grundfesten packt, fällt Hubert von Goisern mit Band ein, um "einen Beitrag zur Belebung meist brachliegender Veranstaltungsorte zu leisten".

Der "Sternbauer" versprüht einen modernisierungsfeindlichen Charme. Tische und Bänke im Gastraum dürften schon etliche Stammtischrunden überlebt haben. Im angeschlossenen Saal scharen sich 350 Menschen um kleine, runde Stehtische, damit das Bier einen Abstellplatz hat, wenn das Liedgut des Goiserers beklatscht wird.

Unter der hölzernen Decke gibt es keine Distanz zwischen Künstler und Publikum, von dem sich der Teil in Bar-Nähe noch selbst beim Reden zuhört, während von der kleinen Bühne ein einwendiger "Steirer" erklingt, den die Kombo zum "Überunteroberösterreicher" eingemeindet hat.

In den neuen Nummern hat sich die Kraft und Spiellaune des 2008er-Albums s'Nix fortgepflanzt. "De Musi schiabt ois wia de Sau", hieße das in den Worten ihres Erfinders. Die Gitarre kracht, der Blues rockt, die Maultrommel funkt, die Lap-Steel schwelgt, aber die frischen Texte verschluckt meist die bescheidene Akustik. Von Indianern mit Pfeil und Bogen ist einmal die Rede, und dazu fährt die Spaghetti-Western-Melodie im Punk-Tempo ab.

Aus dem Fundus wird das Joplin-Cover Mercedes Benz ebenso geholt wie giftige Gstanzln, das ewig berührende Weit, weit weg, die Lust-Ode Haut & Haar oder das fetzige Leben, das die zweistündige Wirtshausarbeit von Hubert, Alex Pohn (Schlagzeug), Helmut Schartlmüller (Bass) und Severin Trogbacher (Gitarre) treffend erfasst: "Des was ma hat, des muass ma gebn."

Hubert von Goisern: "Wirtshaustour"

OÖN 3. April 2011 | Foto: Weihbold

Hubert von Goisern startete am Freitag seine Wirtshaus-Tour im Gasthof Sternbauer in Neuhofen im Innkreis.

Hubert von Goisern

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