DeutschEnglish

TOUR 2015

Hubert von Goisern: Live in Salzburg 28. Juni 2015

3. Juli 2015 | Fotos: © Sarah Marchant

Auftritt in Salzburg: Ein Heimspiel für Hubert von Goisern

Salzburger Nachrichten 29. Juni 2015 | Foto: © Andreas Kolarik Fotografie

Hubert von GoisernHubert von Goisern hatte am Sonntagabend wieder einmal ein Heimspiel im Schatten des Doms, das sich in mächtigem wohlwollendem Jubel schon am Beginn des Auftritts zeigte.

Die Songs des neuen Albums Federn, die im Mittelpunkt des Auftritts standen, kreisen um die Mythen und die Tradition der US-amerikanischen Südstaaten. Bewiesen wird dabei, dass der alpine Sound sich leicht mit Pedal-Steel-Gitarre, dreckigem Südstaaten-Rock und deutlichem Protest schier wütend in einem der intensivsten Songs des Abends, Snowdown verträgt. Wieder gelingt Goisern die Fusion scheinbar weit entfernter Welten. Alles ganz nahe, wenn man es nur erspüren will.

Einen Teil der Einnahmen spendete Hubert von Goisern übrigens an die Salzburger Organisation EcoHimal. Mit dem Geld werden Erdbebenopfer in Nepal unterstützt.

Lesen Sie mehr: Huberts Aufruf

Hubert von Goisern: Live in Salzburg 28. Juni 2015

1. Juli 2015 | Fotos: © Sarah Marchant

A bissl Grusel...

Kronen Zeitung 29. Juni 2015 | Text: Melanie Hutter

Hubert von Goisern. Das sagt viel, aber nicht alles.
Seit Sonntag sind die Salzburger SüdstaatenFans.

"Servus Soizburg. So a Konzert dahoam is immer a bissl Grusel. Auwa sche." Hubert von Goisern kehrte am Sonntagabend mit seinem Konzert am Kapitelplatz umjubelt in die Altstadt zurück offenbar doch ein wenig nervös. Denn die neuen Töne, die der Goiserer anschlägt, sind neu und doch so vertraut. In Nashville, Louisiana und New Orleans fand der Mann mit der Zugin aus dem Salzkammergut den Blues und die Countrymusik. So fühlten sich die 3.500 Fans am Fuße der Festung einmal wie in einem RoadMovie – Jodler inklusive – und dann wieder zutiefst betrübt, eben im Blues.

Alpenrock und Südstaatenmusik

Dass der Alpenrock und die Südstaatenmusik zusammen passen, das lässt sich nicht leugnen. "Die langsamen Nummern erinnerten mich irgendwie an das Wiener Lied. Sudern können wir Österreicher ja verdammt super, auch wenn es uns gut geht", lachte Petra Bauer, Landsfrau des Musikers, also aus Oberösterreich.

Hubert von Goisern holte sich mit Bob Bernstein aus Los Angeles Band-Verstärkung born in the USA. "[Seinem Vorgänger Steve Fishell] wollten wir zeigen, wo wir herkommen, was uns ausmacht und erwischten ausgerechnet den Kramperltag im Salzkammergut", erzählte Goisern den Fans. Der Tag endete mit einer Schnapsverkostung bei einem Freund in Abersee – dann ging es ins Studio. Das Resultat: Verdammt bluesig, aber das kann man nach so einer Nacht auch verstehen.

Hubert von Goisern: Tausendsassa mit Quetsche

tz 27. Juni 2015 | Text: Klaus Rimpel | Foto: © Oliver Bodmer

Konzert auf dem Königsplatz

Hubert von Goisern

München Goisern goes West: Die musikalischen Weltreisen mit Hubert von Goisern machen vor allem deshalb so viel Spaß, weil da einer tibetanische oder afrikanische Klänge liebt, ohne seine Wurzeln mitten in Europa zu vergessen: die alpenländische Musik.

Die jüngste Leidenschaft des Tausendsassas Goisern, die er am Freitagabend bei seinem Traum-Openair auf dem Königsplatz mit uns Münchnern teilte, ist die Südstaatenmusik.

Wenn der mittlerweile 62-jährige Bursch aus dem Salzkammergut den Blues kriegt, klingt das nach Heurigen, und der Cajun kriegt den Walzertakt. Diese Weltmusik Made in Austria vor der Traumkulisse von Glyptothek und Propyläen, bei "lässigem Wetter" (o-Ton Goisern) – des passt! Und wie es passt!

Dabei ist die frisch entdeckte Liebe des Österreichers zu Amerika durchaus nicht gänzlich ungetrübt. Eher im Gegenteil sogar. "Meine Vorurteile haben sich eher potenziert", erzählt er den fast 10 000 Zuhörern auf dem Königsplatz. "Blitzköpf sind überm Erdball gleichmäßig verteilt. Aber es gibt halt mehr Amerikaner als Österreicher ..." Aber im Sumpf von Louisiana, "da hat i des Gfühl, da bin i dahoam."

Und des hört man auch! Die wundervolle Amazing Grace-Fassung So a segn geht auch ans bayerische Herz. Was den US-Country und die österreichische Volksmusik verbindet: beide werden sie von rechten Wirrköpfen, von engstirnigen Knochen vereinnahmt. Und genau das macht Goisern einen Heidenspaß: mit rockigen Rhythmen dem Country oder dem Landler den Staub so richtig abzuklopfen und sie den BrauchtumsBlockwarten mit aller musikalischer Macht zu entreißen. Ein abgedroschener Ohrwurm wie Oh Susanna wird da hopplahopp zum fetzigen Protestsong. He­rausragend!

Goisern hat Amerika erobert – und den Königsplatz in München gleich mit. Ein wahrhaft großer Abend!

Hubert von Goisern: Live in München 26. Juni 2015

28. Juni 2015 | Fotos: © Elli Christl

Hubert von Goisern auf dem Königsplatz

Abendzeitung 27. Juni 2015 | Text: Arno Frank Eser

Der vielseitige Musiker begeisterte am prall gefüllten Königsplatz rund 10 000 Menschen
mit seiner Reise von den Alpen in die Südstaaten.

München Viel Federn hat er noch nicht gelassen, der 62-jährige Hubert von Goisern. Aber mit Federn im Gepäck kam der Liedermacher aus Bad Goisern am Freitag an den Königsplatz. Rund 10 000 Fans feierten mit ihm das neue Album Federn, Goiserns große, musikalische Südstaatenreise aus Country, Cajun, Blues und Rock.

Was für ein Traum von einem Open Air-Konzert! Linde Sommerluft über dem so gut wie ausverkauften Königsplatz (bestuhlt), nette Leute quer durch alle Alterschichten und über allem die ergreifende Musik von Hubert von Goisern und seiner Band. "Ein lässiges Wetter habt ihr mitgebracht!", begrüßte der König des Alpenrock gut gelaunt seine Fans. Und jeder spürte sofort, dass dies wohl ein ganz besonderer Abend werden wird. Und so kam's dann auch. Auch wenn große Teile des Programmablaufs schon vom Auftritt vom Circus Krone im letzten November her bekannt waren.

Es geht nämlich noch mal um den Bericht über die beiden USA-Besuche des Musikers, das derzeit letzte Kapitel aus der Never-ending-Story "Achleitners Reisen".  "Ganz ehrlich", erzählt er, "ich bin rüber gefahren, um meine Vorurteile gegenüber den Amerikanern abzubauen. Doch statt dessen haben sie sich nur noch potenziert". Und: "Überall auf der Welt gibt es Blitzköpf'. Aber weil in Amerika so viele Menschen leben, gibt's da auch besonders viele Blitzköpf'."

 Und dann erzählt er von katholischen Musikern, die sich weigern, mit ihm die weltbekannte Hymne Amazing Grace zu spielen. Weil die nämlich aus eine evangelischen Ecke kommt. Und von anderen, die nichts von einem bestimmten Song wissen wollen, weil dessen Komponist ein Schwarzer ist.

Die Schlußrunde beginnt dann mit dem Hit Brenna tuats guat erstmal fetzig, bevor sie mit ein paar ergreifenden Balladen ziemlich andächtig wird. Dann unvermittelt ein riesiges Alphorn, das neue Pferd im Stall des Multiinstrumentalisten Hubert von Goisern. Das er als Österreicher anfangs gar nicht aufzäumen wollte, weil es seiner Meinung nach eher in die Schweiz ("Wer hat's erfunden?") gehört. Bis klar war, dass es aus einer ganz anderen Ecke kommt.

Dennoch hat er viel mitgebracht aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, zum Beispiel Country-, Zydekound Folk-Einflüsse und vor allem den Lousiana Blues. Und wie der auf der steirischen Ziehharmonika klingt, das ist schon mehr als beeindruckend. Gerade so, als wäre er nie für ein anderes Instrument gemacht worden.

So gibt es anfangs ein paar amerikanische Klassiker wie Jambalaya oder auch Ray Petersons Corinna Corinna, herrlich ausufernde Soli aller Instrumente, und ein geniales Zusammenspiel zwischen der Diatonischen und der Pedal Steel Guitar, dieses Mal gespielt von Robert Bernstein, genau wie sein Vorgänger Steve Fisher ein Mitbringsel aus den USA.

Und immer wieder Blues und nochmal Blues. "Man kann ihn auch Depression nennen", so Hubert von Goisern. "Mein Tipp: Wenn er kommt, der Blues, nie weglaufen. Sondern ganz fest anschauen und an sich drücken. Bis er jammert, weil es ihm zu eng wird, und weg will!" Ach ja, wenn's  doch bloß so einfach wäre!

Mit Weit, weit weg von dir und Herst es ned, wia de Zeit vergeht kommt dann fast so etwas wie ein heiliges Gefühl über dem inzwischen nächtlichen Königsplatz auf. Alle stehen auf und singen die Texte Wort für Wort mit, vorsichtig und andächtig. Und der Blues nimmt reißaus.

Schnäpse, Südstaatler, Snowdown

Donakurier 26. Juni 2015 | Text: Rainer Messingschlager | Foto: © Tobias Tschapka
Hubert von Goisern und Alex Pohn

Hilpoltstein (HK) Ausverkauft ist es schon lange gewesen – zu recht. Denn was Hubert von Goisern am Donnerstagabend auf Burg Abenberg hinlegte, das lässt einem schon den Hut zu ziehen. Ein großartiger Mix aus dieses Mal alpenländischer und amerikanischer Musik.

Goisern ist schon immer viel unterwegs gewesen und hat davon beredt Zeugnis abgelegt. Auch hat er stets Musiker aus den jeweiligen Teilen der Welt mitgebracht, damit die ihre Musik präsentieren und natürlich mit ihm zusammen spielen konnten. Dieses Mal war er im Süden der USA: Louisiana, die Musik der Sümpfe, die Heimat der Cajuns. Doch so sehr er inspiriert wurde, so wenig klappte das Zusammenspiel. "Wenn ich anfing zu spielen, haben sie nicht mitgemacht", erzählt er. Legten hingegen die Südstaatler los und er stimmte ein, hätten sie missbilligend geschaut. Sein letzter Versuch sei Amazing Grace gewesen, "das ist Musik von euch", habe er gesagt. Doch wieder sei nichts gekommen. Das sei eine Hymne der Protestanten, so etwas spiele man nicht, habe er erfahren müssen. Die Cajuns blieben zu Hause. Dem begeistertem Publikum in Abenberg kann es letztlich wurscht sein, darf es doch das wunderbare So a Seng zur Melodie von Amazing Grace hören.

Der Trip in die USA hat Goiserns Musik im Vergleich zur Flüsse-Tour erheblich entschlackt. Setzten damals hoch komplexe, teil zehnminütige Werke die Akzente, sind es im ersten Teil des Abenberger Konzerts vor allem Blues, Rock, Cajun und auch Country. Aus dem lebensfrohen Traditional Oh Susanna wird das nicht minder energiegeladene Singa gang guat. Auch an die Country-Ikone Hank Williams und dessen Jambalaya hat er sich gewagt. Es is wahr heißt die wilde Mischung aus Country, Rock und Jodlern: "Jambalaya, all's geht vorbei, sogar das Leben." Stichwort Ikonen: Bob Dylan hat einst schon Corinna, Corinna interpretiert, Goisern macht es nicht schlechter, nur heißt es da Des kann's nit sein.

Dass der Südstaaten-Sound sich sauber mit den Alpenklängen mischt, dafür sorgt Goiserns bewährtes Stammtrio: Severin Trogbacher an der Gitarre, Helmut Schartlmüller am Bass und Alex Pohn am Schlagzeug. Mit dem Dreier zusammen hat er auch die Eigenkompostionen des jüngsten Albums Federn verfasst, wie das krachende Snowdown, die längst fällige Hymne an alle Whistleblower.

Damit aber nicht nur Oberösterreicher auf der Bühne stehen, hat sich die Band dann doch mit einem US-Amerikaner verstärkt. Für den authentischen Kick ist nämlich Bob Bernstein an der Pedal Steel Guitar verantwortlich. Allerdings kommt er nicht aus Louisiana, sondern aus Kalifornien. "Oberkalifornien", sagt der am Donnerstag vor guter Laune nur so sprühende Goisern.

So erfährt man auch, dass sich der US-Amerikaner – wie der Schweizer – meist selbst genüge. Etwas, was die Österreicher auch versuchten, so Goisern, es ihnen aber nicht gelänge. Zudem tauge in den USA der Schnaps nix. "Chemie mit flavour, a Obst hat der net gseng." Ganz anders die Brände vom Kain Franz, der immer vor dem Genuss erst warnte: "Des is a Häuseranzünder." Schlicht Schnaps heißt diese Ode an die ehrlichen, scharfen Brände: "A Stamperl von was Brennt'n, von a wengerl mehr Potenten."

Auch wenn in Abenberg aufs Hirtenmaderl verzichtet wurde, im zweiten Teil des Konzerts werden die großen Gassenhauer aufgespielt: Das sanfte Weit, weit weg, das gefühlvolle Heast das net und ein wahrhaft bombastisches Brenna tuats guat. Ganz zauberhaft ist auch Goiserns Version von Steve Winwoods Can't Find My Way Home. "Aber so wie i beinander bin, find i ohne di net hoam".

Nach dem dann auch die Sonne untergegangen ist, findet das Konzert nach zweieinviertel Stunden bei stehenden Ovationen sein Ende. Nicht ohne eine kleine Alphornsuite und nicht ohne die Anmerkung, dass dieser Inbegriff der Schweiz eben nicht von diesen, sondern in Mecklenburg-Vorpommern im 8. Jahrhundert erfunden worden sei. "Es is nix mehr so, wias allweil gwesen is", heißt es dazu passend in Am hellichten Tag.

"Brenna tuat" die ganze Welt

Nürnberger Zeitung 27. Juni 2015

Alpenrock, afrikanische Klänge, uralte Volkslieder und noch mehr Hubert von Goisern ist auf seiner musikalischen Weltreise einfach nicht aufzuhalten. Da ist es fast nur logisch, dass er irgendwann auch in den Sümpfen von Louisiana den Blues entdeckt. Dieser nicht ganz problemlos verlaufenen Begegnung ist auch seine aktuelle CD und Tour gewidmet, die ihm am Donnerstag auf die Burg Abenberg führte. Die Kulisse ist perfekt. Die Sonne sinkt langsam über den Bergfried, dicke braune Junikäfer brummen durch die Luft, das Dörfchen Abenberg bietet mal wieder die perfekte Fachwerk-Kulisse da würde jetzt natürlich ein Lied wie Heast as nit wunderbar passen.

Doch das kommt erst am Ende der Show, zuerst hat hat den Goiserer ganz schwer der Blues gepackt. Jambalaya, Corinna, Corinna, ganz viel Steelguitar und knarzige Nummern aus den tiefen Sümpfen des US-Südens bestimmen den ersten Teil. Die Leute im Publikum, die das Konzert als willkommene Gelegenheit genutzt haben, um ihre Bergkirchweih-Tracht noch mal aufzutragen, wirken dabei etwas deplatziert.

Nicht ganz am richtigen Ort fühlte sich auch der Hubert manchmal bei seiner musikalischen Entdeckungstour in den USA: "Die Amis sind halt wie die Schweizer, sie genügen sich selbst", bemerkte er angesichts seiner eher missratenen Versuche, einfach mal so richtig länderübergreifend drauflos zu jammen. Ganz egal was er anstimmte, seine US-Mitmusiker wollten einfach nicht darauf eingehen. Selbst als er schon fast verzweifelt Amazing Grace intonierte, verweigerten sie sich. Warum nur? "So eine Protestanten-Hymne spielen wir nicht", bekam er als Antwort in der offenbar erzkatholischen Region, in die es ihn verschlagen hatte. Immerhin hat es seine Version unter dem Namen So a Segn jetzt ins aktuelle Showprogramm geschafft.

Der Hit auf dem Oktoberfest

Im zweiten Teil bekommt das Publikum in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Freiluft-Areal dann doch noch einige Klassiker zu hören, neben dem Lied über das Vergehen der Zeit auch Oben und Unten und natürlich den Überraschungs-Hit Brenna tuats gut. Der lief seinerzeit trotz deutlich konsumkritischer Botschaft sogar auf dem Oktoberfest rauf und runter. Hubert von Goiserns aktuelle Politik-Botschaft, am deutlichsten verpackt in den Song Snowdown, lautet, dass nicht nur das Geld, sondern bald gleich die ganze Welt brennt. Und diejenigen, die den Finger in die Wunde legen, leben höchst gefährlich: "Die Wahrheit, sie suacht um Asyl / aber kriagn tuat sie's nia". Trotzdem lässt sich Hubert von Goisern nicht beirren und forscht weiter im Reich der universellen Musik als neuestes Experimentierfeld hat er das Alphorn entdeckt. Irgendwo zwischen Bergfolklore, Jodlern und Walgesängen endet so das Konzert nach über zwei Stunden.

Weit, weit weg vom Musikantenstadl

Oberpfalznetz.de 27. Juni 2015 | Text: Wolfgang Houschka | Foto: © hou

Besser denn je: Hubert von Goisern überzeugt auf Burg Abenberg

HvGAls er noch jünger war, hat Hubert von Goisern die amerikanische Countrymusik für sich als den "Musikantenstadl aus Nashville" eingestuft. Jetzt macht er sie selber. Der Mann aus Austria hat die Staaten besucht, er ist mit Eindrücken und Inspirationen zurückgekehrt. Und er hat, man mag es nicht glauben bei diesem Konzertabend vor 3000 Leuten auf der mittelfränkischen Burg Abenberg, einen famosen Pedal-Steel-Gitarristen mitgebracht. Sein Name: Robert Bernstein.

Gassenhauer verfeinert

Fast die gesamte erste Hälfte dieses Auftritts gehört Liedern, die der Mann aus Bad Goisern mit schier unglaublicher musikalischer Intelligenz in Fassungen gebracht hat, wie sie vor ihm noch keiner machte. Alte US-Gassenhauer, verfeinert mit Zutaten eines österreichischen Musikers, der jeden einzelnen Akkord zum Ereignis macht. Das ebenso gebannt wie staunend zuhörende Publikum vernimmt Amazing Grace, es bekommt ein von ihm ins Deutsche transferiertes Jambalaya und ist fast schon atemlos mit dabei, als Hubert von Goisern auf einer Cajun-Ziehharmonika spielt, die auch in den Swamps von Louisiana erklingt.

Welch ein Genuss! Blues mit der Mundharmonika, gleich danach Corinna, Corinna, das zurück führt zu seinem Liedermacherkollegen Wolfgang Ambros. Abermals unterlegt mit Pedal Steel und damit völlig neu in der Fassung. Zwischendrin redet Hubert von Goisern, wird zum Moderator seiner Reisen in ferne (Klang)Welten. Eines hat er dabei ausgemacht: "Die Deppen auf diesem Globus sind gleichmäßig verteilt."

Mit seinen nun über 62 Lebensjahren ist Hubert von Goisern nicht nur eine immer stechende Trumpfkarte geblieben. Je älter er wird, desto packender und mitreißender sind seine Konzerte. Nach der kurzen Pause, die gerade mal für einen Schluck aus der Seltersflasche reicht, macht er das, was ihn in die Hitparaden brachte. Man hat den Eindruck: Er und seine Band tun es gezwungenermaßen. Denn die vielen Menschen draußen im Burghof wollen hören, was ihnen in der Erinnerung haftet.

Natürlich bricht das Feuer aus und lodert musikalisch wie eine Hymne. Brenna tuat's und alle singen mit. Weit, weit weg haucht der Klangmacher aus Bad Goisern ins Mikrofon und man lauscht gemeinsam "wie die Zeit vergeht". Die zum Kult gewordenen Jodler und Juchzer sind gezielt gesetzt. Nicht solche, wie sie Alpenpop-Musikanten im Stakkato von sich geben. Hubert war nie einer, der dem plärrenden Musikantenstadl Audienz gegeben hätte. Gott sein Dank!

Unvergleichlich schön

Zum Schluss packt er das Alphorn aus. Keine Verbeugung vor Tells Eidgenossen. Hubert von Goisern entlockt dem globigen Instrument einen Klangfluss, der sich wie ein sprudelnder Gebirgsbach ausnimmt. Die sich daraus entwickelnden Hörgenüsse sind unvergleichlich schön. Dann geht er und sagt: "Wir sehen uns. Irgendwann, irgendwo." Das Dabeisein ist Pflicht.

Jubel für den Jodler: Hubert von Goisern auf Burg Abenberg

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung 26. Juni 2015 | Text & Foto: Detlef Gsänger

Alpen-Rocker überzeugt mit Balladen, begleitet von meterlangem Alphorn

ABENBERG Hubert von Goiserns Konzert auf Burg Abenberg am Donnerstagabend war ein Erlebnis. Goisern hat den Blues und er steht ihm gut. Nur er weiß, wie man den sumpfigsten Blues in ein Alm-Panorama integriert. Gerade seine Unberechenbarkeit ist das Spannende an Österreichs vielfältigstem Klangbotschafter. Goisern spielte vorwiegend ruhige Balladen. Und mit einem meterlangen Alphorn ließ er seine österreichischen Berge ganz nahe an Abenberg heranrücken. Zum Umarmen schön. Ein tolles Konzert, ein lauer Sommerabend. Was will man mehr? Vielleicht ein Wiederhören, wenn Hubert von Goisern von seiner nächsten Reise mit neuen musikalischen Eindrücken zurückkehrt.

Severin Trogbacher, Bob Bernstein und Hubert von Goisern

Mehr Fotos unter www.nordbayern.de

Hubert von Goisern rockt zum zweiten Mal den Marktplatz

Vorarlberg Online 8. Juni 2015 | Text & Foto: Bandi Koeck

Rankweil. Vor beinahe auf den Tag genau drei Jahren rockte die Austro-Musiklegende Hubert van Goisern bereits den Rankler Marktplatz. Beim diesjährigen Open Air herrschte einmal mehr ausgelassene Stimmung bei perfekten Wetterbedingungen.

Nachdem der Bregenzerwälder Prince Gizley als Vorband die Meute zum Kochen brachte, betrat Hubert von Goisern mit Band die kolossale Bühne. Goisern spielte nicht nur die neuesten Songs aus dem aktuellen Album Federn, das Anfang Mai erschien und auf Anhieb Platz 2 in den österreichischen und Platz 6 in den deutschen Charts erreichte, sondern auch bekannte Hits aus älteren Alben. Als ulkigste Anekdote des Abends wird den Konzertbesuchern wohl seine Version von Amazing Grace in Erinnerung bleiben, bei der die Musiker aus Louisiana nicht mitspielen wollten, weil sie Katholiken sind und keinen Song von Protestanten wiedergeben wollten. "Atheisten hätte ich noch verstanden" war der eine Sager und der andere: "Schnaps gibt es auch in den USA, aber dort schmeckt er wie Erdölderivat und hat nur 30 Promille" so Goisern, der den österreichischen Schnaps eindeutig bevorzugt.

Goisern, der unter dem wolkenlosen Himmel von Rankweil eine soulige Stimmung wie aus New Orleans zu zaubern vermochte, spielte viele ruhige Lieder, bei der sich die Menschen in den Arm nahmen und mitschunkelten. Sein Hiatamadl wurde nicht gespielt, dafür aber Brenna tuats guat, wobei unzählige Smartphones gezückt wurden, bevor die Band weitere Schmusesongs zum Besten gab. Am Schluss des gigantischen Konzertes, welches typischen Alpenrock-Sound wie auch Worldmusic gekonnt miteinander verband, wurden noch Klassiker wie Heast as Ned gespielt. Die Kulisse mit der Basilika im Hintergrund bereicherte das Ganze recht kitschig. In den Zuschauerreihen wurde über den gesamten Abend viel gelacht, getanzt, mitgesungen und heftig applaudiert.  

Hubert von Goisern rockte beim Hessentag

HNA 5. Juni 2015 | Foto: Löschner
Hubert von Goisern und Helmut Schartlmüller

Mehr Fotos unter www.hna.de

Hubert von Goisern im Admiralspalast

INFOradio rbb 4. Juni 2015 | Text: Susanne Bruha

Hubert von Goisern ist der In-die-weite-Welt-Export Österreichs. Er prägt seit einem viertel Jahrhundert den Alpenrock wie kein anderer und bringt von seinen Weltreisen immer neue Einflüsse mit und mixt sie mit Ziehharmonika und Jodelgesang. Sein neues Album Federn ist in den USA enstanden. Am Mittwochabend war Hubert von Goisern im Admiralspalast.

Zum Auftakt bläst Hubert von Goisern das Alphorn, da kommt er her, in den Alpen liegen seine Wurzeln und greift dann beherzt zum Akkordeon, denn einer der reist auf der Suche nach immer neuen Einflüssen, muss vorallem wissen, wer er selbst ist und so beginnt auch dieser Abend erstmal bodenständig mit Alpenrock und Jodeln und wird erst nach und nach immer amerikanischer, südstaatiger, bluesiger.

Hubert Achleitner alias von Goisern hat sich dieses USA-Album selbst auferlegt wie er sagt, Europa und die USA entfremdeten sich immer mehr, er wollte nach Gemeinsamem suchen, habe dabei aber vorallem Vorurteile bestätigt gesehen. Dass das Album Federn, auf dem Alpenrock, Country trifft überhaupt zustande gekommen ist grenzt an ein Wunder. Es sei so gut wie unmöglich gewesen, amerikanische Musiker zu bewegen mit auf Europatour zu kommen. Mit traditionellen österreichischen Volksmusikanten zu jammen kam für die gar nicht infrage.

Und dann ist Hubert von Goisern, als alter FPÖ-Hasser ja auch ein politischer Musiker, sein Kommentar zu US-amerikanischer Politik ist das Lied Snowdown.

Eine musikalische USA-Reise, gestartet in den Alpen, an dem es die treuen von Goisern-Fans, jenseits der 60 und von irgendwo südlich von Nürnberg stammend, vorallem bei den alpinen Mitklatsch-Krachern von den Sitzen reißt. Ansonsten ein typischer USA-Trip eines Europäers, schön kritisch bleiben, bisschen lästern, aber den Rhythmus, den Groove und die ganze Lässigkeit ausgiebig zelebrieren. Dieser Abend nicht das schlechteste USA-Souvenir.

Rainy Night in Gmunden

OÖN 26. Mai 2015 | Text: gs | Foto: Wolfgang Spitzbart

Hubert von Goisern blies am Traunsee den Blues

Hubert von GoisernDer englische Titel inspiriert von Brook Bentons warmer Ballade Rainy Night in Georgia passt in diesem Fall so wunderbar. Am Freitagabend, während Hubert von Goiserns Konzert auf dem Rathausplatz in Gmunden, goss es teils in Strömen, doch den vielen Fans war das völlig wurscht. Eine regnerische Nacht in Gmunden, und der Hubert blies am Traunseeufer den Blues. Ein Ereignis.

Gmunden bedeutete die erste (österreichische) Station auf der 25-Jahre-Tournee, und passend zum Jubiläum gibt es auch ein neues Hubert-Album zu kaufen. Die Tour führt durch 41 Städte in Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Estland. Aber eigentlich ist es schon 27 Jahre her, dass der Goiserer mit Wolfgang Staribacher und den Alpinkatzen erstmals auf der Bühne stand. Ob nun 27 oder 25: Dem Publikum in Gmunden war es egal, denn was dieser HvG am Freitag bot – ob Regen oder nicht –, war ein fulminantes Open-Air-Konzert.

Neben Hits wie Weit, weit weg oder Brenna tuat's guat lieferte der Künstler ein Blues-Potpourri ab, das seinem britischen Vorbild Alexis Korner zur Ehre gereicht hätte. Gmunden erfuhr an diesem Abend dank Hubert von Goisern, was Blues ist. Regen? Pah! Die Musik war's. Egal, ob Mundharmonika oder die Knopf-Quetschn: Der Goiserer blies am Rathausplatz die Musik der Baumwollpflücker, und so wie er das tat, macht ihm das so bald keiner nach.

Wer das versäumt hat: Am 24. Juli gastiert Hubert von Goisern auf Burg Clam.

OÖN Bewertung: ★★★★★★

Ein österreichischer Weltmusiker zu Gast in Gmunden

BTV 26. Mai 2105

Bluesige Botschaften eines Weltmusikers

Hubert von Goisern & Band

Hubert von Goisern begeistert 1100 Fans im Capitol

Der Durst nach immer wieder neuen musikalischen Herausforderungen scheint bei Hubert von Goisern noch lange nicht gestillt. Die Neugier und das Welten-Erkunden hält sich jedoch seit Jahren in Grenzen – "Die Reisen passieren halt, planen tue ich sie nicht mehr", so von Goisern.

Vor dem Capitol stehen kleine Gruppen, die sich aufgeregt über das bevorstehende Konzert des Alpenrockers unterhalten. Einige tragen Krachlederne, und man bekommt das Gefühl, dass hier nicht einer der erfolgreichsten musikalischen Botschafter Österreichs aufspielt, sondern ein Konzert einer Trachtenkapelle stattfinden wird.

"Oan zwoa drei" hieß es wenig später, als von Goisern den Startschuss zu seinem zweistündigen Konzert gab. Der Sänger und Multiinstrumentalist war unter anderem gekommen, um Titel seines aktuellen Albums Federn vorzustellen, das am 8. Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde.

Los ging's mit Alle 100 Jahr – der Song, geprägt von vorsichtigen Jodlern, verführte die ersten weiblichen Fans zu einem Tänzchen vor der Bühne. Bei Es ist wahr (Jambalaya) wurde dann auch schon ordentlich mitgesungen – man kannte die Originalversion des Hank Williams Songs aus dem Jahr 1952, der zur Südstaaten-Hymne avancierte.
Eigentlich wollte von Goisern bei seiner Reise in den Süden Amerikas Brücken bauen und Vorurteile überwinden, stattdessen hätten sich seine Vorurteile nicht nur bestätigt, sondern sogar potenziert. "Die wollten Amazing Grace einfach nicht mit mir spielen. Sie kannten zwar den Song, aber als Katholiken verachteten sie die Protestanten-Hymne", erklärte von Goisern dem Publikum, das sich dennoch wenig später an seiner Version So a Segen mitsummend erfreuen konnte.

"Eine Hammer-Band, nicht wahr", freute sich der Weltmusiker und präsentierte mit gleichem Atemzug seine musikalischen Mitstreiter, bei denen insbesondere der Pedal-Steel-Gitarrist Bob Bernstein aus Kalifornien herausragte. Die Verbindung von Lap-Steel mit Goiserns Jodlern und Knopfakkordeon bereicherte das Klangbild der Band von Song zu Song.

Von Goisern kehrte mit einem "Haufen Blues" aus den Staaten zurück, ließ ihn vor allem bei Am hellichten Tag aus seinem Instrument fließen – unterstützt wurde er dabei von dem ausgezeichneten Gitarristen Severin Trogbacher. Der bekam dann nach seinem Solo auch einen tosenden Zwischenapplaus. Überhaupt überzeugte die Band gleich mehrfach bei Blues-Stücken wie I bin ganz alloan oder I hab den Blues.

Obwohl der musikalische Austausch bei seiner Reise in den Süden Amerikas nicht so recht seinen Vorstellungen entsprach, kehrte der Österreicher jedoch mit genügend Songmaterial von seinem Trip zurück. Dem Publikum hat es gefallen, was der Volksmusik-Erneuerer zu seinen Fans rüberbringen konnte – und das macht er noch immer in einer Perfektion wie kaum ein anderer.

Von Goisern rockt den Giller

Siegener Zeitung 20. Mai 2015 Text: bö | Foto: Dirk Manderbach

"Yippi aye" trifft das Alphorn: Hubert von Goisern hatte den Blues und zelebrierte den Cajun-Sound im KulturPur-Zelt.

Hubert von GoisernAlmauftrieb auf dem Giller: Aber diesmal mit "yippi aye"! Denn Hubert von Goisern, der Weltreisende in Sachen Musik, war in Amerika. Der Ösi, der aus der Ziehharmonika so ziemlich alles rausquetscht was geht, gab sich am Mittwochabend im vollen Zelt auf der Ginsberger Heide zum dritten Mal die KulturPur-Ehre. Zum Jubiläum auch auf vielfachen Wunsch des Publikums. Und das war nach der Zugabe, einem nur vom Alphorn begleiteten Jodler, hellauf begeistert.

Experimentierfreudig wie immer

Weil der Musiker aus Oberösterreich, wie ein Besucher richtig anmerkte, so ausgesprochen experimentierfreudig ist und vermeintliche musikalische Grenzen zu Fall bringt wo er nur kann, zeigte er eindrucksvoll, dass das "yippi aye" der Cowboys so gut zum Jodler passt wie ein Hank-Williams-Song zur Alpen-Folklore. Und die Pedal-Steel-Guitar zur goiserschen Ziehharmonika. Die Pedal-Steel bediente übrigens der einzige nicht Oberösterreicher auf der Bühne: Bob "Boo" Bernstein aus New Jersey. Und der Mann hat sein Instrument im Griff, wie er eindrucksvoll und vom Publikum viel beklatscht bewies. Ein Lob an dieser Stelle auch für die Technik, die für einen transparenten Sound sorgte.

Harter Bluesrock

Musikalisch gab es bei Hubert von Goisern eh wieder nix zu meckern. Viele Nummern vom neuen Album Federn, das er ausführlich vorstellte, atmen den Geist des amerikanischen Südens. Und natürlich den des Blues. Den haben von Goisern und seine Band neben den Alpenkräutern in der Milch eingesogen. Bei Snowdown einem harten Bluesrock vom aktuellen Album gaben von Goisern, Gitarrist Severin Trogbacher, Bassmann Helmut Schartlmüller und Drummer Alex Pohn mächtig Gas. Die Band cruiste wie ein achtzylindriger Straßenkreuzer durch das Zelt. Voll fett. Und von Goisern bewies, dass er mehr als nur eine ordentliche Bluesharp blasen kann.

Kein Blatt vor den Mund genommen

Weil der Alpenrocker bekanntlich ein sehr politischer Mensch ist, dürfte es klar sein, wem dieses Stück gewidmet ist. Natürlich erzählte er von seiner Amerikareise und nahm dabei kaum ein Blatt vor den Mund. Die Reaktionen des Publikums, das nicht nur aus der Region angereist war, legen die Vermutung nahe, dass der Name von Goisern demnächst wieder auf den Wunschlisten auftauchen wird. Aber eigentlich kommt er ja nur alle sechs Jahre zum Almauftrieb auf den Giller. Und das ist noch lang, lang hin.

Alpenrock trifft Cajun und Blues

Weser Kurier 19. Mai 2015 | Text: Christian Emigholz | Foto: Lars Fischer

Konzert von Hubert von Goisern mit Band im Modernes / Publikum singt textsicher mit

Das Modernes ist randvoll mit alten und jüngeren Fans von Hubert von Goisern mit seiner Band. Die einen kennen ihn noch aus seiner Zeit mit den Original Alpinkatzen, andere haben den Österreicher wohl erst später entdeckt.

Gekommen ist der Sänger und Knopfakkordeonist, um sein neues Album Federn vorzustellen, das gerade erst erschienen ist. Darauf beschreitet von Goisern wieder einmal, wie schon so oft, musikalisch neue Wege, denn er bezieht sich musikalisch ganz unverkennbar auf die Folklore von Country über Cajun bis zum Blues aus dem Süden der USA. Seien es nun Coversongs oder eigene Songs, die sich dieser Stile bedienen, Hubert von Goisern singt immer – abgesehen von ein paar englischen Zeilen – auf deutsch mit österreichischem Zungenschlag. Mitgebracht hat er ein Quintett, das ganz klassisch mit Gitarre (Severin Trogbacher), E-Bass (Helmut Schartlmüller) und Schlagzeug (Alexander Pohn) besetzt ist, während Pedal-Steel- oder Lap-Steel-Gitarre (Bob Bernstein) für den typischen US-Sound mit weich fließenden, lang liegenden Linien sorgen.

Hubert von Goisern hat den Abend zweigeteilt: Zunächst steht das neue Album auf der Setliste, dann folgt ein ausgiebiger Teil mit älteren Erfolgen. Der Abend beginnt mit Alle 100 Jahr. Das ist ein sehr passender Einstieg, denn in dem Song heißt es "Samma da nit wieder alle miteinander". Hubert von Goiserns diatonisches Knopfakkordeon spielt gleich die Hauptrolle und verbündet sich zum fröhlichen Dialog mit der Pedal-Steel-Gitarre, und der Sänger lässt schon ein paar vorsichtige Jodler hören. Während hier noch ein gemäßigtes Rock-Tempo angeschlagen wird, geht es gleich danach in die Mississippiregion. Aus Jambalaya, Hank Williams' zur Südstaatenhymne gewordenem Cajun-Song, ist nun Es is wahr geworden, und der Song verträgt das ausgesprochen gut. Im Laufe des Amerika-Teils müssen noch mehrere Klassiker wie Amazing Grace oder Corinna, Corrina sich der Umdichtung von Goiserns beugen, bleiben aber ihrem Gehalt nach durchaus ähnlich. Folglich ist Amazing Grace weiterhin eine Hymne, die das Leben feiert, und Corinna, Corinna bleibt ein satter Country-Blues, selbst wenn der Song nun Das kann's nit sein heißt. Überhaupt hat die Band gleich mehrfach den Blues, und das auch bei eigenen Stücken wie bei Am hell lichten Tag oder I kann wieder fliagn. Letzterer beginnt denn auch mit der Zeile "I hab den Blues und er hat mi manchmal". Das funktioniert ausgezeichnet, die Dobro-Slides, die Severin Trogbacher unter Am hell lichten Tag legt, sitzen perfekt und die nach wie vor ausgezeichnete Stimme Hubert von Goiserns passt perfekt zur leichten Schwermut des Blues.

Eine Ausnahme in dem Songreigen bildet das kraftvoll rockende Snowdown, in dem von Goisern seine Sympathie für die Whistleblower Edward Snowden und Chelsea Manning bekundet. Nach 75 Minuten ist dieser Teil mit Americana-Schlagseite beendet, die Band geht ab, und es herrscht Irritation im Saal, ob nun Pause oder Konzertende ist. Nach anhaltendem Applaus, gibt es erst einmal ein akustisches Lied der vier Österreicher in der Band, dann geht es, wieder mit voller Mannschaft, in die Vergangenheit: Brenna tuat's guat gehört dabei noch zu den jüngeren, während Weit, weit weg und Wia die Zeit vergeht noch aus den Anfangsjahren mit den Original Alpinkatzen stammen, und textsicher vom Publikum mitgesungen werden.

Hubert von Goisern kehrt "mit einem Haufen Blues" zurück

Neue Osnabrücker Zeitung 19. Mai 2015 | Text & Foto: Sven Franzek

Hubert von GoisernBremen. Viel lässiger als eine Depression sei der Blues, obwohl es das Gleiche sei, meint der Österreicher Hubert Achleitner – besser bekannt als Hubert von Goisern – im ausverkauften Modernes in Bremen. Und er rät: "Wenn der Blues kommt: Nicht dagegen wehren, sondern gleich umarmen und in den Schwitzkasten nehmen! Dann ist es auch wieder gut. Jedenfalls kann man drüber reden."

Eigentlich wollte er bei seiner Reise in den Süden Amerikas Brücken bauen und Vorurteile überwinden. So wie er es in seiner Vergangenheit auf seinen zahlreichen Reisen etwa nach Tibet, Ägypten, Mali oder auf seiner Donautour gemacht hat. Reisen, bei denen der musikalische und kulturelle Austausch für ihn im Vordergrund stand. Stattdessen hätten sich seine Vorurteile nicht nur bestätigt, sondern sogar potenziert. Dafür sei er aber eben "mit einem Haufen Blues" nach Hause gekommen und nahm das aktuell erschienene Album Federn auf. "Federn haben" ist ein österreichischer Ausdruck für Angst. Angst vor dem Fremden sei dem 62-Jährigen vermehrt in Nashville entgegengeschlagen. Und Ignoranz. "Europa ist für die meisten dort ein europäisches Disneyland mit Königen und Fürsten." Die Mehrheit der dortigen Country-Musiker sei nicht neugierig auf andere Musik gewesen und hätte beim gemeinsamen Musizieren blockiert.

In Afrika sei es ihm trotz größerer Sprachbarriere leichtergefallen, Kontakte zu knüpfen. Eins der neuen Stücke ist So a Segen. Der 62-Jährige spielt zunächst ganz schlicht die Melodie von Amazing Grace auf seiner Steierischen Harmonika; das Publikum summt andächtig mit. Goisern macht dann aber ganz schnell etwas Eigenes mit neuem Text draus. Im Gegensatz zur Albumversion zieht die Band an und verpasst dem Ganzen eine schwindelerregende Symbiose aus Cajun, Country und treibendem Rockdruck mit Alpeneinschlag.

Eben dieses Amazing Grace haben die Musiker in Nashville nicht mitspielen wollen. "Kannten sie zwar, aber als Katholiken verachteten sie die Protestanten-Hymne", so Goisern. Ein anderes Stück – Don't Mess With My Toot Toot – wollten sie ebenfalls nicht mitspielen. "Ist ja von einem Schwarzen komponiert." Trotz dieser Enttäuschung räumt Goisern dennoch ein: "Deppen sind über den Globus gleichmäßig verteilt."

Als positives Beispiel nennt er Pedal-Steel-Gitarristen Bob Bernstein aus Kalifornien, der nach der vorausgegangenen Herbsttour für den aus Nashville stammenden Steve Fishell nun Goiserns hervorragende Band live unterstützt. Die Verbindung von Lap-Steel mit Goiserns ekstatischen Jodlern klingt direkt nach einer natürlichen Verwandtschaft, der den Sound bereichert.

Zwei weiteren "guten Amerikanern" widmet er den aufwühlenden Song Snowdown. Dort heißt es "De Wahrheit de suacht um Asyl, aber kriag'n tuat si's nia.". Kritik an Europas Haltung gegenüber den berühmten Whistleblowern Chelsea Manning und Edward Snowden.

Oben und Unten wird als rein akustische Nummer präsentiert, bei der sich die Musiker um nur ein Mikro versammeln. Weit, weit weg und vor allem das intensive Heast as net erzeugen immer noch Gänsehaut. Von den Nordlichtern im Publikum hat der Österreicher anscheinend auch einiges zurückbekommen. So sagt er am Schluss: "Danke für das Gefühl, man sei daheim."

Hubert von Goisern: Live in Leipzig - 16. Mai 2015

19. Mai 2015 | Fotos: © Mike Früh