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TRAD II TOUR 2004

Alpenrock-Adel in Hameln

Stadtsparkasse Hameln 2004
Max Lässer, Monika Drasch und Hubert von Goisern

"Heimat?!" war das Thema der 18. Niedersächsischen Musiktage, die von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und den Sparkassen veranstaltet wird. Ein vielschichtiger Begriff, der heute wieder zunehmend Relevanz erhält.

Internationale Solisten und Ensembles vom Tschechischen National-Sinfonieorchester bis zu Viktor Lazlo präsentierten in über 70 Konzerten ihre Heimat-Sicht. Von Smetanas "Moldau", über Türk-Rock bis zur "Volksmusik" reichte die Bandbreite des größten Festivals für Niedersachsen.

Er brachte die Alpenrepublik gewaltig zum Rocken: Hubert von Goisern ist neben Mozart und Falco einer der ganz Großen der österreichischen Musik, nur ganz anders. Er holt die Musik seiner Heimat ins Heute, ganz nach dem Motto: "Würde sich die Volksmusik nicht wandeln, dann wär's tote Musik."

In den vergangenen Jahren war die Zusammenarbeit mit Musikgroßen anderer Kontinente Mittelpunkt der Arbeit von "HvG". Nach einer spannenden und viel beachteten Phase der Weltmusik-Wanderungen ist seine Musik wieder dort angekommen, wo er berühmt wurde: In den Alpen. Wie kein Zweiter schafft es der Akkordeonist und Sänger mit seiner Band, Volksmusik absolut glaubwürdig mit Rockmusik und allem, was dazwischen liegt, zu verbinden. Das schafft nur einer! Mit seiner Trad 2-Tour machte HvG Station auf dem Festival.

Das Publikum genoss das zweistündige Konzert in vollen Zügen. Die Begeisterung, die Faszination war deutlich spürbar, und am Ende gab es zu Recht stehende Ovationen. Hut ab vor HvG, er war einer der Höhepunkte der 18. Niedersachsischen Musiktage.

Max Lässer, Monika Drasch, Bernd Bechtloff, Hubert von Goisern und Arnulf Lindner

Eiszapfen brennen

www.journal-digital.de 15. Oktober 2004 | Text: Wolfgang Nickl

"Unterschleißheim, das ist die Freiheit!" So ein Satz! Und der kommt von einem, dessen Heimat die weite Bergwelt Oberösterreichs ist. Hubert von Goisern gibt ein Openair-Konzert in der eher muffigen Enge des Unterschleißheimer Rathausplatzes mit dem für die 80iger-Jahre typischen Legoland-Charme.

Aber er richtet es sich auf der Bühne gemütlich ein, in einer alpinen Winterlandschaft aus dem Projektor. Und beim Schein einer warmen Deckenlampe kommt fast besinnliche Hüttenstimmung auf. Die paßt auch zu seinem Programm.

Trad II heißt es, und es bringt traditionelle Lieder und Jodler des Salzkammerguts, die Goisern in einen anderen, weltmusikalischen Kontext stellt. Dabei zaubert seine neue Band mit sparsamen musikalischen Mitteln und perfektem Sound wunderbare Stimmungen. Aus Ska und Reggae, Country, Rock, tibetischer Perkussionsmusik und alpenländischer Folklore weben die fünf Musiker den alten Liedern ein neues Gewand.

Und das steht ihnen gut. Kein Egerländer TV-Narrenkleid: Goisern nimmt die Tradition, ihre Melodien und Geschichten ernst. Er spürt, schmeckt, hört ihnen nach, kennt die Freuden und Leiden, die zum Jodler führen müssen, zum Tanz oder zum Blues.

In den Volksweisen, sagt er, findet man die Weisheit des Volks. Die Lieder erzählen versponnene kleine Geschichten aus dem bäuerlichen Leben: von der Liebe, der Jagd, der Schönheit der Natur oder von einem, der die ganze Nacht Eiszapfen brennt als wären es Kerzen.

Dieses stellenweise doch sehr besinnliche Programm taugt nicht als Soundtrack für Bierzeltexzesse. Deswegen müssen die Fans bis zur Zugabe auf das Hiatamadl warten, Goiserns größten Kracher, bei dem dann aber wirklich die letzten Eiszapfen lichterloh brennen.

Exorzist und Vollblutmusiker - Der Volksmusik den Teufel austreiben

Deister- Weserzeitung 13. September 2004 | Text: Thorsten Sienk | Foto: Sienk

Hubert von Goisern gastierte mit seiner neuen Band in der Rattenfänger- Halle

Hubert von GoisernHameln. Der Mann ist ein Exot innerhalb dessen, das man so landläufig Volksmusik nennt. Die Instrumentierung könnte hingegen passen: Akkordeon, Mundorgel, Trompete. Das war's dann aber auch schon - der Rest ist eine Mischung aus Jodeln und teils knallhartem Rock. Hubert von Goisern, lange Jahre in der Versenkung der Alpen verschwunden, ist wieder da. Mit neuer Band und neuen Produktionen. Am Samstag hat der 1952 als Hubert Achleitner geborene Musiker während der Niedersächsischen Musiktage in der Hamelner Rattenfänger-Halle gespielt. Das Konzert war atemberaubend, aber leider nicht ausverkauft. Trotzdem: Superstimmung.

Sieben Blaskapellen in Bad Goisern

"Zum Jodeln muss man entweder geboren sein oder einen schweren Unfall gehabt haben", kokettierte Hubert aus dem 7000-Seelen-Ort Goisern. Das liegt im Salzkammergut - und da kann man gut lustig sein. Doch so lustig findet er die Volksmusik nun wahrlich nicht. In seinem Ort gibt es sieben Blaskapellen, jede Menge Chöre und überall wird gesungen. Der Ort habe mit dem Liedgut der braunen Vergangenheit zu kämpfen gehabt. Dann war die Vergangenheitsbewältigung abgeschlossen - "und dann kam der Moik".

Hubert von Goisern hat nichts gegen die Musik, um so mehr aber gegen die Szene. Da ist er aufgestanden, um als Exorzist, das Akkordeon vorneweg, "den Dreck aus dieser volkstümelnden Szene herauszuspülen". Der Achleitner nimmt sich in seinen beiden CDs Trad I und II seines musikalischen Erbes an und macht daraus eine Hommage an die unzähligen Frauen und Männer, die der Welt diese schlichten, aber meisterhaften Lieder geschenkt haben. "Trad.", das steht in der Musik meist in Klammer und für traditionelles Liedgut.

Ihr hat Hubert von Goisern ins 21. Jahrhundert geholfen. Mit E-Gitarre, Bass, erstklassigen Musikern und Perkussion spielt er seiner Heimat den Blues, macht aus seinen Trads höchst individuelle Alpenpopmischungen. Es freut, dass Hubert von Goisern mit Monika Drasch, Max Lässer, Arnulf Lindner und Bernd Bechtloff wieder eine adäquate Band gefunden hat, die in der Lage ist an die Zeit der legendären Alpinkatzen anzuknüpfen.

Hubert von Goisern: Live in Schwangau - 4. September 2004

17. September 2004 | Fotos: © Peter Ernzst

Hollahihuirididudeliö

Landeszeitung 13. September 2004 | Foto: t&w

Alpenrocker Hubert von Goisern im ausverkauften Vamos gefeiert

Hubert von Goisernff Lüneburg. Popstars, die auf der Bühne gern den Rebellen spielen, sind meist eitel: Viele lassen sich nur während der ersten Konzertminuten fotografieren, dann sind sie noch gut in Form. Hubert von Goisern ist das "wurscht", nur das Publikum dürfe nicht genervt werden. Gut in Form war der österreichische Alpenrockstar im ausverkauften Vamos bis zum Schluss. Fast drei Stunden lang begeisterte Hubert Achleitner aus Bad Goisern mit seiner Band das Publikum. Nebenbei konnten die rund 800 Zuhörer ihr Jodeldiplom machen; Hubert von Goisern hat eine Botschaft, sie geht ungefähr so: "Hollahihuirididudeliö".

Hubert von Goisern, Jahrgang 1952, ist Provinzler und Weltbürger zugleich: Die künstlerische Neugier des Sängers, Multi-Instrumentalisten und Komponisten führte ihn beispielsweise mit dem Dalai Lama wie mit Schimpansenforscherin Jane Goodall zusammen, in deren Ländern natürlich. Nebenbei widmet er sich immer wieder daheim der Volksmusik, den Liedern des Goisertals etwa, die er kräftig aufrockt, von aller muffigen Volkstümelei befreit. Schlicht Trad II heißt das Programm (wie die CD von 2003), mit dem der inzwischen in Salzburg lebende Künstler nun im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage unterwegs ist.

Die stehen unter dem Titel Heimat ?!, mit Frage- und Ausrufezeichen also. Hubert von Goisern pflegt bei aller Liebe die ironische Distanz: Manche Texte, so sagt er, scheinen "unter Drogeneinfluss entstanden zu sein". Zum Beispiel die Zeile "Znagst han i die ganze Nacht Eiszapfen brennt". Macht nichts, dass wohl kaum jemand auf Anhieb den Goiserer Dialekt versteht, das ist bei der Kölschrock-Band BAP schließlich genauso. Da ist zum Beispiel das Lied In's Birig, Zitat: "I steig voran steigts ma nacha schen/ sads ma nit z'laut lasst' koan schoas abgehn". Stücke wie sein legendäres (inzwischen wieder gespieltes) Koa Hiatamadl, die auch mal mit zwei Akkorden auskommen, erreichen das Publikum auch so. Und dann sind da noch die Jodler, von denen der Alpenrocker überzeugend erzählt, dass dieses "kollektive Ausatmen" die Gesundheit fördere.

Hubert von Goisern ist längst eine Institution, auch in der Norddeutschen Tiefebene. So kann er unbeschadet nach einem Song, dem er neben Rockelementen auch indische Klänge beimischte, erzählen, dass dieses Stück "dem Hitler sei' Lieblingsliadl" gewesen sei. Das habe er allerdings erst nach der Aufnahme erfahren, es dann auch nicht mehr löschen mögen. Und weil es nun mal in dieser Musikreihe um Heimat geht, erzählt er auch von seiner Sicht auf das Thema: Heimat sei einfach der Ort des Aufwachsens - egal, ob er gute oder schlechte Bedingungen bot.

Hubert von Goisern mag sich nicht auf seinem Lorbeer ausruhen: Seiner - erstklassigen - Band hat er zum Ende des Jahres gekündigt. Ende November, Anfang Dezember sind noch acht Konzerte in schneller Folge zu absolvieren, dann will er zwei Jahre lang etwas Neues machen. Aber was? Reisen, komponieren, "es gibt da keinen Plan". Aufi geht's.

Hubert von Goisern: Live in Rothenburg ob der Tauber - 5. September 2004

13. September 2004 | Fotos: © Elli Christl

Blüten am steinigen Weg

Kieler Nachrichten September 2004 | Text: Christoph Munk

Hubert von Goisern eroberte im Kieler Schloss mit Trad II das Flachland

Am Ende war es, als dürften Weihnachten und Silvester an einem Tag gefeiert werden. Die Juchzer und Jubler waren verklungen und Hubert von Goisern hatte seine Fan-Gemeinde andächtig um sich versammelt. "Holla reiduli reidulio aho" summte, sang, jodelte der ganze Saal hingebungsvoll, innig und irgendwie selig. Kerzen wären jetzt schön gewesen, hier auf dem roten Plüsch im Kieler Schloss.

Auf einen steinigen Weg hat er sein Publikum gefordert, der Instinkt-Musiker Hubert Achleitner aus Bad Goisern im Salzburger Land, hart an der Grenze zum Steirischen. Denn seine jüngsten CD-Produktionen heißen Trad und Trad II, wie seine Tournee, mit der es sich sogar ins Flachland wagt. "Hauptsache, er macht Druck", lautet allgemein die Erwartung an den Texter und Komponisten, der so köstlich die alpinen Klänge mit den rockigen Rhythmen verkuppelt hat. Aber "Trad" meint erst mal "traditional - Volksweise" und über weite Strecken seines Konzerts bleibt Hubert von Goisern im heimatlichen Gefilde. Für die Zuhörer bedeutet das einen Marsch durch eine Geröllhalde befremdlicher Mundartbrocken, wo sie freilich auf wunderlich-kostbare Fundstücke treffen wie "znagst han I die ganze Nacht Eiszapfen brennt, koan Mensch hats nit kennt, dass koane Wachskerzen send". Und der Hubert erklärt's und kommt zu dem Schluss: "'s is alleweil no deutsch".

Auch musikalisch geht Hubert von Goisern vom überlieferten Material aus, von lieblichen Strophengesängen, von hüpfenden Landlern und weit schwingenden Jodlern. Aber er wäre nicht der aufsässige Erneuerer, wenn er es bei dem Schrumm-Schrumm und Judeldö beließe. Stattdessen befeuert er das trockene Holz mit dem heißen, rhythmisch akzentuierten Atem seiner Ziehharmonika, die Geigerin Monika Drasch liefert den ironischen Strich und der Zupfer Max Lässer bedient alles, nur keine Zither, sondern lieber Lapsteel und Dobro neben Mandoline und Gitarren und liefert Metallriffs und hallende Loops. Wenn aber Bassist Arnulf Lindner und Schlagwerker Bernd Bechtloff richtig loslegen, stellt der sich ein, der Groove, der Drive, der Druck, den alle erwartet haben.

Da weht die Weite fremder Länder und fremder Klänge in die alpinen Gebirgstäler, da wird hörbar, was sich Herbert von Goisern auf seinen Reisen nach Tibet und Afrika eingehandelt hat. Gerade einen so herzigen und schlichten Gesang wie Abend spat spinnt er weltmusikalisch ein, um dann mitzuteilen, das sei Adolf Hitlers Lieblingslied gewesen. "Hätt ich's darum löschen sollen? Was kann denn das Liedl dafür?", fragt er, und dann wird klar, dass er das unschuldige Stückchen längst mit einer Schutztruppe der vereinten Musiknationen umstellt hat. Damit ist von Goisern mittendrin in seiner Hass-Liebe zur Musik seiner Heimat. Er möchte sie lieber zerreißen als den Karl Moiks überlassen. Vorläufig hat er sie allenfalls zerpflückt, um sie neu und phantasievoll aufblühen zu lassen in einem Akt lässigen, lausbubenhaften, lustvollen Musizierens.

Hubert von Goisern: Live in Schwangau - 4. September 2004

8. September 2004 | Fotos: © Elli Christl

Aufrechte Jodler mit befreiendem "Groove"

Fränkischer Anzeiger 6. September 2004 | Text: hd | Foto: diba

Altstadt-Open-Air mit Hubert von Goisern

Hubert von Goisern

Rothenburg - Man kennt sie zur Genüge: diese Stimmungsmacher mit dem gezierten Dauergrinsen, jene Aufmärsche an erklärt fröhlichen Musikanten, die Schlager und mittlerweile auch rockige Posen mit volkstümelndem Ton vermengen. Es scheint schwer in solchen Zeiten, der echten Volksmusik die Stange zu halten, die Ehre zu retten. Dem Österreicher Hubert von Goisern gelingt es, ja er ist sogar inzwischen ziemlich berühmt dafür. Zurecht: Denn was und wie der 51-jährige mit seiner Band aufspielt, ist der wohltuende, radikale Gegenentwurf zum Moikschen Stadel.

Wohltuend ist eigentlich fast alles an diesem ersten Open-Air-Konzert auf dem Schrannenplatz: der laue Abend, die entspannte Atmosphäre, der knackige, transparente Sound, der zeigt, dass sich mit moderner Beschallungstechnik auch Segen stiften lässt und freilich die Musik, die auch die Anwohner offenbar gerne von ihren Fenstern aus verfolgen - von generös niedrigen Absperrzäunen im Blick unbehindert.

So sympathisch die Atmosphäre, so sympathisch auch der Mann aus Bad Goisern, der sich als Meister des groovenden Jodlers und der aufrecht kreativen Volksmusik-Erfrischung auch als Multi-Instrumentalist und Team-Arbeiter auszeichnet.
An Akkordeon, "Harp", Gitarre und als Sänger lässt er bodenständige Ländler, Gstanzln auf Tuchfühlung mit Zydeco und Hillbilly gehen, kongenial begleitet von Arnulf Lindner mit seinem erdigen Bass, von dem stilistisch versierten Max Lässer an der Gitarre, vom beseelten Schlagzeug Bernd Bechtloffs sowie den stimmungsvollen Klangzaubereien Monika Draschs (Violine und Dudelsack).

Dem Liedgut seiner oberösterreichischen Heimat nimmt von Goisern (bürgerlicher Name Hubert Achleitner) nichts an Originalität. Sehr wohl aber befreit er es von der formalen Sturheit falsch verstandener Traditionstreue. Die Dialektgesänge über die Naturschönheiten des Berglandes (die Dirndln eingeschlossen) sind - selbst für einen Süddeutschen - nicht immer leicht zu verstehen.

Doch die Magie des Befreienden, des Berührenden und Poetischen, die Musik immer dann besitzt, wenn sie gut ist - diese Magie atmet dieser unverwechselbare moderne alpenländische Sound; in zünftigen Tanz-Rhythmen und bisweilen in langen, kontemplativen Zügen, wenn der weit (bis nach Amerika und Fernost) gereiste Bandleader und seine Combo mit gedämpfter Jazz-Trompete und exotischer Perkussion im milden Bühnenblau eine wirklich feinfühlige Weltmusik schöpfen.

Das Publikum goutiert das Konzert innig. Die Begeisterung, die Faszination ist spürbar, und schließlich gibt es es zurecht stehende Ovationen. In über zwei Stunden reiner Spielzeit einschließlich mehrerer Zugaben zeigte sich Hubert von Goisern und seine Truppe bestens aufgelegt, und sie machten dabei auch beste Werbung für das frischgebackene Altstadt-Open-Air, das nach diesem rundum gelungenen Debüt Zukunft haben dürfte.

Jodeln als Hilfe in allen Lebenslagen

Allgäuer Zeitung 6th September 2004 | Text: Andreas Ellinger

Hubert von Goisern begeistert unterhalb der Königsschlösser - 3000 Besucher

Schwangau - Manchmal hinterließ Hubert von Goisern bei seinem Auftritt unterhalb von Schloss Hohenschwangau den Eindruck, er sei als eine Art Vertreter unterwegs. Sein Produkt: das Jodeln. Ständig pries er die Vorzüge dieser Tätigkeit. Sie eigne sich als Partnerschaftstest, sei gesund und mache zudem noch Spaß. Den hatten die rund 3000 Besucher beim Königswinkel-Open-Air auch. Denn Goisern zeigte nicht nur seine hohen musikalischen Fähigkeiten. Wichtiger und bei ihm nicht immer selbstverständlich: Der Mann aus dem Salzkammergut präsentierte sich gut gelaunt, sprach mit dem Publikum und schuf so eine offene und zugleich intime Atmosphäre. Dazu trug sicher die enorme musikalische Entwicklung bei, die der 52-Jährige in den vergangenen zehn Jahren gemacht hat. Popige und mitreißende Volksmusik, ohne an Karl Moik und Konsorten zu erinnern, dass konnte Goisern schon mit seinen Alpinkatzen.

Aber es sind die leisen Zwischentöne, die seine Musik so hörenswert machen - mal mit jazzigem Touch, mal mit karibischen Einflüssen. Sie sorgten dafür, dass sich das Konzert angenehm abhob von jenen, bei dem traditionelle Volksmusik nur schnell mal mit einer elektrischen Gitarre aufgepeppt wird. Die gab's bei Goisern aber natürlich auch. Doch Gitarrist Max Lässer musste sich den musikalischen Platz erkämpfen und teilen mit einem von Arnulf Lindner genial locker gespielten Kontrabass und Bernd Bechtloff, einem Percussionist in Bestform. Schade dabei nur, dass Monika Drasch von den Tontechnikern unter Wert verkauft wurde. Sie und ihre Geige hätten es nämlich durchaus mit Hubert Achleitner - so heißt Goisern mit bürgerlichem Namen - und seinen diatonischen Harmonikas, der Jazztrompete oder der Mundharmonika aufnehmen können.

Das war eines der herausragenden Erlebnisse des Konzertes: Es machte fast den Eindruck, als könne man Goisern irgendein x-beliebiges Instrument in die Hand drücken und wenige Momente später kann er es spielen, fühlen, ja mit ihm verschmelzen. Klar, dass sein Hauptinstrument die Diatonische war, auf der er viele Lieder spielte - vom frenetisch gefeierten Koa Hiatamadl bis zum Lied über die brennenden Eiszapfen. Sein zweites wichtiges Instrument: Die Jodlerstimme. Da ging er richtig auf, wenn er Jodeln konnte, egal ob beim Kohler oder beim Krippensteiner. Goisern brachte mit seiner Begeisterung für diese Spezialform des alpenländischen Gesangs vielleicht so manches Pärchen unter den Zuschauern in Bedrängnis. "Denn wenn er jodeln will und sie lässt ihn nicht, hält die Beziehung nicht lange", sagte er voll gespielter Überzeugung.

Gut für die Seele, gut fürs Gemüt

Saarland Online 3. September 2004 | Text: Andreas Jacob

Trier: Hubert von Goisern und die hohe Kunst des Jodelns

Trier. Geduldige Goisern-Fans: Wegen des Stromausfalls konnten die Alpenrocker erst um 21 Uhr den ersten Jodler ins Rund der Kaiserthermen schicken. Doch die 1100 Zuhörer des Konzertes wurden für ihre Ausdauer mehr als entschädigt. Ganz Trier steht still, und auch für das Konzert vom Hubert aus Goisern (kleines österreichisches Dorf im Nordschatten des Dachsteinmassivs) in den altehrwürdigen Kaiserthermen sieht's gegen 19 Uhr ziemlich düster aus. Sogar Veranstalter Ingo Popp glaubt nicht mehr daran, dass der Vorhang aufgeht an diesem sonnigen Abend. Obwohl ihm ein Stromaggregat aus Mannheim zugesagt war... Um kurz vor Mitternacht war seine Laune merklich besser. Ein paar Minuten zuvor hatte sich Hubert samt Band mit tiefer Verbeugung beim "tollen" Publikum fürs lange Ausharren ausdrücklich bedankt.

Das eingetroffene Aggregat wurde gar nicht benötigt - rechtzeitig gab's wieder Strom aus der Steckdose. Pop und Gestanzl, Blues und Landler, Rock und Zwiefacher - seit nunmehr zwanzig Jahren brechen Hubert von Goisern und seine Mitstreiter in wechselnden Formationen so ziemlich jedes musikalische Tabu. Einen Versuch war's wert, dem Trierer Publikum das Jodeln beizubringen, zumindest Grundlagen des alpenländischen Urschreis. "Traut euch, lasst's raus", denn Jodeln helfe in vielen Lebenslagen, sei gut für die Seele, gut fürs Gemüt, gut zum Abreagieren und unschlagbar in der Not. "Denn wenn der Chef euch anpflaumt, jodelt einfach zurück." Jodeln als Lebenshilfe, auch nicht schlecht. Wenn's nur a wenig leichter wär. Was Hubert bitteschön zu berücksichtigen hat, denn schließlich ist auch er nicht mit einem Jodler auf die Welt gekommen. Sondern hat die hohe Kunst von der wunderbaren "Alpine" Sabine Kapfinger gelernt, die auf seinen ersten CDs zur Band gehörte und nicht erst seit Huberts erstem Auftritt in der Region vor zehn Jahren im Freudenburger Ducsaal, der Fans unvergesslich geblieben ist.

Musik wird zum Tanzen gemacht, auch ein Landler. In den Kaiserthermen sind die meisten zum Zuhören gekommen, nicht zum Tanzen. Also war's wohl kein Manko, dass 750 von ihnen gesessen haben auf den Stühlen mitten vor der Bühne. Hubert von Goisern spielt (am liebsten auf der Steirischen) und singt Volksmusik, nicht volkstümliche, das ist der Unterschied. Ein Jodler mit Unterstützung auf der Slidegitarre dient als Einstieg ins Programm der Trad II-Tour, für die er Arnulf Lindner (Bass), Max Lässer (Gitarre), Bernd Bechtloff (Schlagzeug) und Monika Drasch (Violine, Klarinette und Dudelsack!) als Band zusammengestellt hat. Der Name ist Programm, Hubert von Goisern spielt neben aktuellen Stücken auch Oldies wie Benni, der schottische Ausseer, oder Iawaramoi von der CD Omunduntn.

Und als Zugabe sogar Koa Hiatamadl, sein populärstes Lied, das er aus Ärger nie mehr spielen wollte, weil die Radiostationen seinerzeit nur auf diesen Titel abgefahren sind. Nichts ist für die Ewigkeit. Gut, das Hubert von Goisern seine Meinung geändert hat.

Volksmusik aus dem Stadl befreit

Kurier 2. September | Text: Guitar

Hubert von Goisern im Wiener Museumsquartier

Jeder, den ich kenne, hat eine Mutter. Und jede dieser Mütter konnte das traurige Lied Wann i durchgeh durchs Tal so singen, dass es den Kindern das Wasser in die Augen trieb.

HOLLA REIDULI Offensichtlich bestand das Publikum beim Konzert Hubert von Goiserns imWiener Museumsquartier vor allem aus diesen Müttern. Denn als Goisern am Ende allein dieses Lied anstimmte, fügte sich das Publikum zum perfekten dreistimmigen Chor. Kitsch? Aber wirklich nicht. Kitsch ist, wenn Karl Moik neben Plastiktannen zur Begleitung der Fidelen Irgendwastaler Plastikgefühle zur Schau stellt. Was Hubert von Goisern machte, war einfach schön.

REIDULI REIDULIO Unsere Volksmusik steckt inoperabel in uns drin. Unsere Volksmusik dem Musikantenstadl zu überlassen, heißt, die Plastifizierung eines Teils der eigenen Seele hinzunehmen. Oder, diesen Teil der Seele hassen zu lernen. Beides ist ungesund. Hubert von Goisern geht aber einen Schritt weiter. Seiner natürlichen Abscheu vor Grenzen vertrauend, spielt er die Jodler, Tänze und Gstanzln des Salzkammergutes - nachzuhören auf den Alben Trad und Trad II - so, wie er sie hört.

HOLLA REIDULI Und da treffen einander eben Ziehharmonika, Geige und Dudelsack zum Tanz, brät die Trompete den Jazzbass an, darf sich alles zu Wort melden, was Saiten hat oder rhythmisch geschlagen werden kann. Aus Jodler wird Blues und umgekehrt, und alle gewinnen dabei.

REIDULI0 AHO Im MQ spielte Hubert von Goisern, begleitet von einer großartigen Band, seine Bearbeitungen traditioneller Stücke - und auch wieder das ihm lange unerträglich gewesene Hiatamadl, im Kern ja auch ein altes Volkslied. Natürlich ist es schade um den beseelt rockenden Hubert von Goisern, um Schlager wie Weit, weit weg oder Heast as net. Aber auch das wird es wohl wieder einmal geben. Wichtig ist: Goisern wirkte glücklich mit dem, was er tat (und sein Publikum war es auch).

In seinen Moderationen ist Goisern übrigens viel unterhaltsamer, als es Moik je sein wird.