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GRENZENLOS TOUR 2003

Steirisches Akkordeon vs. Arabische Kurzhalslaute

Soundbase Online 10. Mai 2003 | Text: SB

Also, die zwei haben echt Nerven! Ohne sich vorher je begegnet zu sein, trafen sich im März 2002 Hubert von Goisern und der ägyptische Popstar Mohamed Mounir in Assiut, einer als einstige Hochburg des Fundamentalismus bezeichneten oberägyptischen Stadt, um dort vor über 15000 Menschen auf dem Uni-Campus gemeinsam aufzutreten. Satte 20 Minuten Zeit blieben für Proben und ein erstes Rendezvous zwischen Steirischem Akkordeon und Arabischer Kurzhalslaute "Oud" - und: es fluppte! Ist man ja inzwischen fast gewöhnt, dass HvG in den abgefahrensten Situationen zu Hochformen aufläuft. Offenbar braucht er den Thrill ab und zu. Das scheint bei Mounir, der sich selbst als Mittler zwischen Orient und Okzident sieht, nicht anders zu sein. Bei diesem vom Goethe-Institut im Rahmen der Kulturtage der deutschsprachigen Länder organisierten Treffen merkten beide, dass sie sowohl auf musikalischer als auch auf menschlicher Ebene sehr gut harmonieren und verabredeten nach einem weiteren Treffen in Kairo eine gemeinsame Tour durch Österreich und Deutschland. Tourstart: 9. Juni.

Im März traf ich die beiden bei einer Pressekonferenz im Chelsea-Hotel in Köln:

Hubert von Goisern

Welches Repertoir erwartet uns auf der Tour?

Geplant sind 15 Konzerte und bevor wir starten haben wir zwei Tage Zeit, bei mir zuhause zu proben. Grob gesagt werden wir die Sache dritteln. Ein drittel spielt Mohamed mit seiner Band, ein drittel ich mit meiner Band und den Rest werden wir gemeinsam gestalten.

Ihr habt noch nicht zusammen geprobt?

In Assiut hatten wir vorm Auftritt 20 Minuten Zeit zu proben und es ist was ganz gutes dabei rausgekommen. Wenn wir jetzt zwei Tage Zeit haben, dürfte das eigentlich ganz gut laufen.

Ist es Fügung, dass ihr euch so gut versteht und ähnliche Interessen habt, oder war das einfach eine nahe liegende Idee vom Goethe-Instituts, euch in Assiut zusammenzubringen, weil ihr offensichtlich viel gemeinsam habt?

Es war eine Fügung, aber jede Fügung braucht auch eine Basis, auf die man aufbauen kann. Es ist nicht alles Fügung. Man begegnet ja vielen Menschen im Laufe jedes Tages. Manchmal macht es klick und es funktioniert mehr oder weniger, ob im musikalischen Bereich oder in Beziehungen. Es ist eine riesen Chance, zusammenarbeiten zu können und zu dürfen.

In welcher Sprache verständigt ihr euch untereinander?

Englisch.

Mohamed spricht gebrochen Englisch. Reicht das aus für die Verständigung?

In Interviews ist er a bissl scheu. Deshalb spricht er da nicht so gern Englisch. Das kenne ich selber auch, man hat unbekannten Personen gegenüber Angst vor Missverständnissen. Zwischen uns herrscht ein gegenseitiges Vertrauen und dann klappt es mit der Verständigung. Und wenn es mal Probleme gibt, ist immer jemand dabei, der erklären kann, was das jetzt wirklich bedeutet.

Gibt es Situationen oder Bereiche, in denen ihr nicht so gut harmoniert, wo ihr den kulturellen Unterschied spürt und ihr euch vielleicht erstmal "zusammenraufen" müsst? Zwischen dir und den Tibetern, mit denen du damals die CD Inexil aufgenommen hast, gab es ja teilweise Kommunikationsprobleme. Ist das bei dir und Mohamed auch so?

Inzwischen bin ich auch reifer geworden und ein Stück entspannter. Ich finde, die Differenzen sind ja eigentlich erst die spannenden Sachen. Du stößt immer an deine eigenen Grenzen und nicht an die Grenzen, die dir jemand anders steckt. Je älter man wird, desto mehr wird man sich bewusst, dass es die eigenen Grenzen sind.

Steht für die kommende Tour der Spaß an der Musik für euch im Vordergrund oder die Völkerverständigung, die das Goethe-Institut ja im Sinn hatte, als es den Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen euch beiden anregte?

Die Idee ist, gemeinsam Musik zu machen. Das ist viel spannender als alleine Musik zu machen. Nachdem das in Assiut so gut geklappt hat, haben wir uns dann verabredet, uns in Kairo zu treffen und dann ist die Idee entstanden, wenn wir jetzt kein gemeinsames Projekt machen, dann werden wir uns wahrscheinlich kaum wieder sehen. Und mein Wunsch ist es, Zeit mit Mohamed zu verbringen, ihn besser kennenzulernen. Das kann ich bewerkstelligen, indem wir was zusammen machen.

In welchem Maße beeinflusst ihr euch gegenseitig oder lernt voneinander?

Mohamed ist für mich ein viel sanftmütigeres Wesen als ich. Das ist für mich vorbildhaft. Ich komme mir neben ihm manchmal wie ein Pulverfass vor. Auch die Gelassenheit, mit der er mit Interview-Situationen umgeht, find ich einfach ganz toll. Wenn mir jemand eine blöde Frage stellt, dann geb ich eine blöde Antwort.

Nach dem Auftritt mit Mohamed in Assiut sagtest du, dass ein Same gesät sei. Verlässt dich dein Optimismus in Bezug auf Kulturaustausch und Völkerverständigung manchmal, wenn du derzeit den Irak-Krieg in den Nachrichten verfolgst?

Nein, für mein persönliches Leben überhaupt nicht. Ich weiß, dass diese Situation es schwieriger macht, gleichzeitig ist es aber auch eine Quelle der Kraft, da halte ich dagegen. In diesen Strudel lasse ich mich nicht hineinziehen.

Mohamed Mounir

Als Mohamed - verspätet wegen Magenschmerzen - kam, legte ich mich mächtig ins Zeug, um ihn auf ägyptisch-arabisch zu begrüßen - hatte mir ein Spickzettelchen zurechtgelegt - leider verstand er mich nicht, ich hatte wohl das falsche Arabisch erwischt. Es sollte heißen "sehr erfreut, dich kennenzulernen". Ich probierte es dann mal mit "Guten Morgen. Ich heiße Sandra". Das hatte er verstanden, hurra!

Gibt es etwas, das dich an der europäischen Kultur bzw. den Gewohnheiten der Europäer erstaunt oder irritiert?

Seit 1987 komme ich oft nach Europa. Deshalb ist es mir sehr vertraut. Ich habe hier sehr viele Freunde und fühle mich deshalb nicht fremd.

Was ging dir bei Huberts erstem Jodler, den du erleben durftest, durch den Kopf?

Das Jodeln ist mir nicht absolut fremd, weil ich etwas sehr ähnliches in der nubischen Musik mache (kleine akustische Demonstration folgt, die ich hier in Schriftform nicht wiedergeben kann).

Dann war das Publikum in Assiut wahrscheinlich gar nicht mal so erstaunt über Huberts Musik?

Die Leute waren fasziniert und sehr froh, etwas ganz neues zu sehen und zu hören, was sie vorher nicht kannten. Das gleiche hätte auch in Kairo passieren können, wenn Hubert dort aufgetreten wäre.

Einige deiner aktuellen Lieder haben sehr religiöse Texte, was früher - vor dem 11. September - nicht der Fall war. Bist du ein religiöser Mensch?

Ich habe immer das als Quelle für meine Texte ausgeschöpft, was gerade aktuell passiert, in Ägypten z.B. weil ich da lebe. Den neuen Song Madad (Frieden, Liebe, Gleichheit für alle Menschen) fand ich sehr gut in dieser Zeit, weil das gerade passte zur Situation. Sehr religiös bin ich nicht.

Was wünschst du dir für die anstehende Tour?

Ich würde mich sehr freuen, wenn die Leute es sehr gut annehmen, was wir da präsentieren werden und dass es gut ankommt, dass die Leute Spaß dran haben, uns zu hören.

Kein missionarischer Gedanke dahinter; einfach Spaß an der Musik?

Ich bin sehr geschmeichelt, wenn man mich als Boten bezeichnet. Ich habe auch Botschaften, aber nicht mit Absicht. Die Leute haben einen Grund dafür, dass sie mich als Boten bezeichnen und ich muss gucken, dass ich diese Leute nicht enttäusche.

Welche Pläne hast du nach der Tour?

Ich werde nächsten Monat mein Album fertig stellen. Es heißt Roter Lippenstift.

3 CDs von dir werden Anfang Juni bei Virgin erscheinen. Was genau wird das sein?

Es wird schöne Musik sein. Sie wird dir gefallen.

Vielen Dank für das Interview, gute Besserung für deinen Magen und ganz viel Spaß auf der Tour.

Dialog zwischen Kulturen

Neues Volksblatt 30. April 2003

Hubert von Goisern geht mit arabischem Popstar auf Österreich-Tournee

Mit dem arabischen Popstar Mohamed Mounir trat Hubert von Goisern im Vorjahr im Niltheater in Assiut (Ägypten) auf, nun findet das gerade nach dem Irak-Krieg wichtige Kulturdialog-Projekt seine Fortsetzung: Mounir begleitet Goisern auf seiner Österreich-Tournee, die ihn am 21. Juni auch in seine Heimat Bad Goisern führt.

Über die "politische Farbe", die die gemeinsamen Auftritte angesichts des 11. Septembers und des Irak-Krieges bekommen haben, ist Goisern freilich "eigentlich nicht froh", wie er im Interview bekundet. Er fühle sich "eher in einer jahrhundertealten Tradition des Dialogs zwischen Europa und dem arabischen Raum" als im Banne aktueller Ereignisse: "In diesem Dialog hat es immer Menschen gegeben, die widrigen Begleitumständen mehr trotzten als andere. Ich glaube schon, dass die Künstler da besonders an der Front stehen."

Dennoch: "Ich bin sicher, dass wir ein Zeichen gegen Scheu und Misstrauen setzen können, wenn die Leute sehen: 'Die da unten' geigen sich ja genauso weg wie wir", meint "HvG" über die Zusammenarbeit mit dem im arabischen Raum bekannten Mounir, der dort "als 'Mann des Friedens' gilt". "Jeder bringt dem anderen ein Stück seiner Kultur", im Idealfall sollen die gemeinsamen Auftritte die "Kulturen nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum mischen".

Obwohl der kulturelle Dialog auch seine Anfangsschwierigkeiten haben kann: "In Assiut hab' ich mit einem Jodler und einer Nummer im Dreiviertel-Takt begonnen. Weder das eine noch das andere ist dort eine übliche Ausdrucksweise", schmunzelt Goisern. "Nubische Musik wie die Mounirs hat nur gerade Metren. Aber das haben die mir erst nach dem Auftritt gesagt." Umgekehrt war die Reaktion des Publikums, das zwischen den Songs kaum klatschte, für Goisern anfangs irritierend.

Je ein Drittel der Konzerte spielen er und Mounir übrigens alleine, das letzte Drittel bestreiten sie zusammen. "Bereichert und glücklich" wünscht sich Goisern das Publikum danach.

Am 5. Mai erscheinen Goiserns neue DVDs Grenzenlos und Iwasig, im September die CD Trad 2 mit Volksliedern und Jodelmelodien.

Weil wahre Weltmusik grenzenlos ist

Heilbronner Stimme 25. April 2003

Angesichts der Anschläge vom 11. September und des Irak-Kriegs hat Ihre Tournee mit Mohamed Mounir eine traurige Aktualität erlangt. Arbeiten Sie schon länger zusammen?

Wir haben uns im März vorigen Jahres kennen gelernt. Damals wurde ich vom Goethe-Institut in Kairo gefragt, ob ich bei einem Projekt mit einem ägyptischen Musiker mitmachen würde. Das erste gemeinsame Konzert fand dann im März 2002 im oberägyptischen Assiut statt. Ich hatte mich eigentlich nie intensiv mit ägyptischer Musik beschäftigt. Nun ist Mounir aber Nubier, und die nubische Musik ist seine Grundlage, und das ist schon ein Stück weit anders.

Mehr afrikanisch als arabisch?

Mehr Richtung Afrika. Nubien liegt teils in Oberägypten, teils im Sudan. Die Musik hat keine typisch arabischen Schnörkel und ist rhythmusorientiert.

Was beinhaltet für Sie der euro-arabische Dialog?

Der arabische Raum war noch nie so isoliert wie jetzt. Der Kulturaustausch zwischen Europa und der arabischen Welt hat eine lange Geschichte. Wir rechnen in arabischen Zahlen, die Gitarre stammt aus dem arabischen Raum - Wir haben sehr viel arabisches Kulturgut aufgenommen, was heute kaum noch bewusst ist. Was Mounir und ich machen, ist eigentlich nichts anderes als eine Fortführung des Kulturaustausches.

Wie kommt Mohamed Mounir bei seinen Landsleuten an, wenn er versucht, Brücken zu bauen? Wie reagieren Fundamentalisten?

Laut seiner Aussage ist er keinen Anfeindungen ausgesetzt. Allerdings hatte er noch im vergangenen März zwei Sängerinnen in seiner Truppe. Sie dürfen bei dieser eher modernen Musik nicht mehr mitmachen, weil der Druck der Fundis zu groß ist. Bei gewissen Brot-Jobs, bei denen die Gruppe eher traditionelle Musik spielt, müssen die Sängerinnen verschleiert auftreten.

Wie bereitet sich Mounir für die Tournee auf Ihre Musik vor?

Er hat CDs von mir und horcht sich die durch. Wie mir zu Ohren gekommen ist, jodelt er bei meinen Stücken mit - wenn ihm niemand zuhört. Aber es geht nicht darum, dass er jodelt, sondern darum, dass er seinen eigenen musikalischen Ausdruck einbringt. Wir haben vor Tourbeginn zwei Tage Zeit zum Proben. Da muss es uns gelingen, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Dieser Prozess ist mit den Proben nicht abgeschlossen. Wenn man zwei Wochen unterwegs ist, wächst das weiter.

Sprechen Sie über die Weltpolitik?

Das ist so omnipräsent, das ist Thema bei allen Interviews - wenn nicht sogar das einzige. Mohamed ist genauso betroffen wie wir alle. Die Mehrheit der Menschen ist gegen diesen Krieg. Nur ein kleiner Prozentsatz findet notwendig, was die da machen.

Welche Gemeinsamkeiten haben Sie außer der Beziehung zur Musik?

Mohamed kommt aus der Provinz. Er repräsentiert nicht die Kultur der Hauptstadt, sondern eine Subkultur, ebenso wie ich. Von Deutschland aus gesehen mach' ich österreichische Musik, aber ich repräsentiere nicht das, was im Musikantenstadl gespielt wird. Bei ihm ist das ähnlich.

Alpiner Musiker von Welt

Allgemeine Zeitung 23. April 2003 | Text: Michael Jacobs | Foto: Archiv/wita

Der Österreicher Hubert von Goisern beim Zeltfestival

Hubert von GoisernDer österreichische Musiker Hubert von Goisern prägte in den 90er Jahren mit nachdenklichen Texten und alpinem Folk-Rock den Begriff der "Neuen Volksmusik". Nach der Trennung von den Alpinkatzen ist er in die Musik der Welt eingetaucht. Am 30. Juni tritt Hubert von Goisern zusammen mit dem ägyptischen Sänger Mohamed Mounir beim siebten Mainzer Zeltfestival auf.

Als alpiner Weltmusiker, der zuletzt Afrika bereist hat und jetzt mit dem ägyptischen Popstar Mohamed Mounir auf Deutschlandtournee geht, dürfte ihnen der Irak-Krieg nicht gefallen haben.

Die große Mehrheit der Menschheit war gegen diesen Krieg. Ich glaube, dass dadurch mehr Probleme entstehen als gelöst werden. Krieg ist eine barbarische Art Konflikte zu lösen. Man sagt, das tun nur unzivilsierte Gesellschaften - doch wir gehören selbst dazu. Es ist aber auch bedauerlich, dass Länder wie die USA oder Großbritannien jetzt als Dumpfgummis dämonisiert werden.

Sie setzen auf den Dialog der Kulturen?

Ich finde es spannend, mit Menschen aus anderen Kulturen zusammen zu arbeiten. Die Mentalitätsunterschiede zeigen mir auch meine eigenen Grenzen auf. Man muss einen gemeinsamen Weg, einen gemeinsamen Groove finden, dann merkt man, wie man selber tickt. Durch den Austausch mit anderen Kulturen habe ich überhaupt Toleranz gelernt.

Wo sind die Mentalitätsunterschiede etwa zu den Menschen in Afrika?

Wir im Westen sind die absoluten "Checker". Wir planen mehr, stehen früher auf, sind pünktlicher... Das verschafft uns wirtschaftlich und militärisch Vorteile. Es ist aber fraglich, ob das wirkliche Vorteile sind. Die Gelassenheit, Dinge so zu akzeptieren wie sie sind, ist uns abhanden gekommen. Die ersten "Ossis", die nach der Wende nach Österreich in Urlaub fuhren, fand ich sehr erfrischend, neugierig, offen.

Waren Sie schon einmal in Mainz?

In Mainz habe ich noch nicht gespielt, aber ich mag das Rheinland - Köln, auch Frankfurt.

Ihr musikalischer Partner Mohamed Mounir ist für seine manchmal provokanten Texte bekannt. Was ist er für ein Mensch?

Er ist ein scheuer, ganz warmherziger Mensch. Für ihn gibt es nur Musik, Musik, Musik. Es hatte ihn überrascht, wie interessiert man in Deutschland an seiner politischen Meinung ist.

Welche Stücke werden Sie in Mainz spielen?

Das genaue Programm steht noch nicht fest. Mohamed fängt an, dann komme ich, dann werden wir einen Teil gemeinsam bestreiten. Mounir bringt seine zwölfköpfige Band mit; ich habe sieben Musiker dabei.

Sie singen ausschließlich in österreichischem Dialekt. Reizt es Sie nicht, einmal ein Lied auf Englisch aufzunehmen?

Dafür sehe ich keine Notwendigkeit. Mein Publikum ist in erster Linie deutschsprachig. Spannend wäre es vielleicht, einmal auf Hochdeutsch zu singen.

Hubert von Goisern: Grenzenloser musikalischer Brückenschlag

Aachener Zeitung 2. April 2003 | Text: Susanne Schramm

Köln. Beide machen sie Musik, beide kommen sie aus der Provinz, beide schöpfen sie aus der Tradition. Zudem sind der Oberösterreicher Hubert von Goisern (50) und der Nubier Mohamed Mounir (48) etwa im gleichen Alter. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber schon. Oder doch nicht?

Im Gespräch mit der AZ erzählte Hubert von Goisern alias Hubert Achleitner in Köln, warum er ab dem 16. Juli mit Mounir, der in seiner Heimat ein Superstar, aber hier noch nahezu unbekannt ist, auf Tour durch Österreich und Deutschland geht.

Kennengelernt haben sich beide letztes Jahr im März in der ägyptischen Stadt Assiut, jener Stadt, aus der die Attentäter stammten, die in Luxor die Bomben warfen. Auf Einladung des Goethe-Instituts konnte von Goisern dort seine zwei liebsten Beschäftigungen, das Reisen und das Musikmachen, miteinander verbinden.

In Assiut spielte er gemeinsam mit Mounir vor 15 000 Menschen, zumeist Studenten. Die Sicherheitsvorkehrungen waren streng, alles war abgeriegelt und wird überwacht. Es war das erste Konzert überhaupt, das nach langer Zeit in Assiut stattfinden durfte. Von Goisern kannte weder Mounir, der als einer der bekanntesten Musiker aus dem arabischen Raum gilt, noch dessen Musik: "Ich habe mir darunter gar nix vorgestellt, bin aber zunehmend nervöser geworden."

Eine Stunde vor dem Auftritt lernten sie sich kennen. Keiner sprach die Sprache des anderen, sogar die Körpersprache ist eine andere. Wie genau das ablief, können sich die Fans ab 5. Mai auf einer Doppel-DVD (Lawine/BMG) ansehen.

Neben dem Konzertfilm Iwasig enthält sie den zweistündigen Reisefilm Grenzenlos. Dokumentiert werden der Aufenthalt in Ägypten und die anschließende Tour, die von Goisern und seine Band zu den kapverdischen Inseln, in den Senegal und nach Burkina Faso führte.

In Assiut verflüchtigt sich das Gefühl "Der is a Supersta und i bin a Fremdkörpa" rasch. Musikalisch liegen von Goisern und Mounir auf einer Wellenlänge, sie spielen "nicht hintereinander und nicht nebeneinander, sondern miteinander".

Auch menschlich stimmt die Chemie: "Der Mohamed ist ein sehr herzlicher Mensch mit einem ganz besonderen Zauber in der Stimme. Wir haben beide Freude am Leben und am Musizieren und den Wunsch und das Wissen, dass es eine Welt ist, in der wir leben, und dass wir zu der Mehrheit gehören, die Friede, Gleichheit und Freiheit will."

So reifte der Plan heran, den neuen Freund nach Deutschland einzuladen, um dort gemeinsam aufzutreten: "Ich hoffe, dass ich die Offenheit und Freude, die ich in Ägypten erlebt habe, zurückgeben kann."

Anfang Juni werden bei Virgin drei CDs von Mounir herauskommen, um dessen Musik, die von arabischen Fundamentalisten als zu wenig religiös kritisiert und teilweise boykottiert wird, auch hierzulande populär zu machen. "Wir sind beide gläubige Menschen", sagt von Goisern über sich und Mounir, "aber wir vertreten nicht die offizielle Kirche".

Er selbst habe in Ägypten erstmals Erfahrungen mit einem islamischen Land gemacht, "und es hat mich schon beschämt, dass ich anfangs a bisserl Angst hatte, mich allein durch die Kairoer Altstadt zu bewegen". Um dort zu erfahren, "dass die Leute da ein viel geringeres Aggressionspotential haben als wir".

Jenseits von Vorurteilen und Verteufelung haben Mounir und von Goisern zueinander gefunden. Der Irak-Krieg, sagt von Goisern, dämpfe die Vorfreude auf die Tour natürlich, "aber es gibt auch Kraft, sich da nicht hineinziehen zu lassen".

Mitunter geschieht das aber, indirekt, doch. Wenn Mohamed Mounir am 16. Juni mit zwölf Musikern in München eintrifft, um zwei Tage in Bad Ischl in von Goiserns Haus zu proben, werden die beiden Background-Sängerinnen, die in Assiut noch mit auf der Bühne standen, fehlen: "Die mussten aufhören zu singen und tragen jetzt stattdessen einen Schleier."

Alpines Afrika

Stuttgarter Zeitung 11. April 2003

Hubert von Goisern über Weltmusik, Sanftmut und Islam

Hubert von GoisernHubert von Goisern ist der Star der neuen Volksmusik. Im vergangenen Jahr bereiste er mit seiner Ziehharmonika Afrika, am 26. Juni kommt er nun mit dem ägyptischen Popstar Mohamed Mounir nach Stuttgart. Der Gründer der Alpinkatzen plädiert im Gespräch mit Michael Werner für einen Dialog mit dem Islam.

Sie reisen musizierend um die Welt. Sind Sie ein glücklicher Mensch?

Ja, meistens schon. Weil ich nach dem Prinzip lebe: Ich mache, wonach es mich dürstet.

Offenbar hat es Sie danach gedürstet, mit einer Ziehharmonika, die es nur im Salzkammergut gibt, bei einem senegalesischen Dorffest aufzuspielen. Die einheimischen Frauen haben begeistert dazu getanzt. Was haben Sie dabei gedacht?

Wenn man in Länder reist, in denen eine andere Sprache gesprochen wird, gibt es Kommunikationsprobleme. Das kann man kompensieren, indem man lange dort bleibt. Wenn man diese Zeit nicht hat, dann muss man die Sprache können oder etwas vorführen, damit einen die Leute kennen lernen. Da ist Musik eine große Hilfe. Da kommunizieren Leute, die vorher nichts miteinander zu tun hatten, und werden auf einem gestampften Dorfboden zu einer homogenen Gruppe.

Den Menschen in Burkina Faso haben Sie im Bad Goiserner Dialekt vorgesungen: "I wollt, i war a wengerl mehr katholisch." Die verstehen das ja nicht . . .

Wenn ich's auf Hochdeutsch gesungen hätte, dann hätten sie's ja auch nicht verstanden.

Beeinträchtigt das Nichtverstehen nicht die Kommunikation?

Musik ist eine Sprache. Ein gesungener Text ist wieder eine andere Sprache. Ich denke nicht darüber nach, ob das jemand versteht oder nicht. Wichtig ist, dass ich meine, was ich singe. Manchmal schaue ich mir italienische oder französische Opern an, und ich finde es auch schön, nicht zu verstehen, was da gesungen wird. Es is ned wuaschd, ob ma's vasteht oda ned, aber es is ned unbedingt notwendig, dass ma's vasteht.

Sie jodeln den Senegalesen im Radio was vor, und Sie bringen Mohamed Mounir nach Deutschland. Was steckt hinter dieser Internationalisierung der Regionen?

Meine Abenteuerlust, meine Neugier stecken dahinter. Man weiß nicht, was einen erwartet, Situationen mit ungewissem Ausgang reizen mich. Was mich auch antreibt, ist dieser Chauvinismus in der österreichischen alpinen Musikkultur - der geht mir auf den Geist. Seine Kehrseite allerdings, diese unglaubliche Kleinmütigkeit, schwingt auch immer mit. Dieses: wir sind ja eh nichts gegenüber den Global Players. Des stimmt ois ned!

Verstehen Sie sich als Musikbotschafter?

Ich glaube schon, dass ich ein Verbindungsmensch bin, der etwas reinholt. Das macht mich auch ein bissel unbequem für die Leute, wenn ich nach Hause komme und nicht mehr ganz so rede wie sie. Wenn ich ihnen nicht mehr in allem Recht geben kann ... Aber eigentlich lebe ich mein Leben. Ich will niemanden missionieren.

Musikalischen Projekten, die mit Folklore aus Drittweltländern arbeiten, wird nicht erst seit Paul Simons Graceland immer wieder Ausbeutung vorgeworfen.

Wenn jemand was kritisieren will, dann kann er das kritisieren. Wenn ich was nach Afrika trage, kann er sagen: Wir drücken denen was aufs Aug. Wenn wir etwas aufnehmen, den Blues zum Beispiel, der mit seinen afrikanischen Elementen via Amerika zu uns kommt, dann kommt doch auch niemand auf die Idee, dass man jetzt die Südstaaten ausbeutet. Das ist Blödsinn. Musik gehört jedem. Es gab am Anfang meiner Karriere die Kritik, dass ich der Landbevölkerung, die eh scho nix mehr hat, auch noch die Lieder wegnehme. Also (vollführt mit dem Arm eine scheibenwischähnliche Bewegung vor seinem Gesicht), da sollte man darüber lachen.

In Ihrem Lied Afrika singen Sie: "Wie viel leben auf dera Welt ganz ohne Geld / und wie viel haben so viel, dass gar nit wissen wohin." Dann bekennen Sie, dass Sie diesen Sachverhalt musizierend vergessen können. Ist das eine dauerhafte Lösung?

Für mich funktioniert's schon so. Wenn ich musiziere, komme ich in meine Mitte, dann geht's mir gut. Das macht mich offen, empfänglich und weich. Man könnte in Zeiten, wie wir sie jetzt wieder erleben, diesen Reflex haben: Es zahlt sich nichts mehr aus, die Welt ist fürchterlich. Aber die Fürchterlichkeit existiert jeden Tag.

Man könnte Ihnen vorwerfen, dass sich mit Ihren Auftritten in Afrika nichts ändert. Das Dorf bleibt ein armes Dorf, Sie bleiben ein Popstar ...

Nein, denn ich habe schon das Gefühl, dass wir einen schönen Tag hatten, dort in dem Dorf. Wir haben die Chance, uns jede Kultur auf dieser Welt reinzuziehen, über CDs, über das Fernsehen. Diese Chance haben die Menschen dort nicht. Und ich habe ihnen ein Stück meiner Welt vorgeführt und hatte am Ende dieser Tour 35 000 Euro weniger auf meinem Konto, einfach, weil ich mir diese Tour habe leisten wollen. Obwohl es anstrengend war, ist es ein großartiges Abenteuer gewesen, nicht nur für die Travelling-Party, mit der ich unterwegs war, sondern auch für die Menschen, die wir getroffen haben. Da ist so was wie eine Verbundenheit auch gelebt worden, eine Verbundenheit, von der man sonst immer nur redet.

Zurzeit flimmern aus Kairo die Bilder aufgebrachter Massen in deutsche Wohnzimmer. Sie aber bringen den ägyptischen Popstar Mohamed Mounir mit auf Tournee. Wird der Dialog durch den Krieg im Irak schwieriger?

Die Umstände haben den Dialog noch spannender gemacht, und die Darstellungen des Westens von einem "Kulturkampf" halte ich einfach für Blödsinn. Bevor ich in Ägypten gespielt habe, dachte ich auch, es gebe ein unglaubliches Aggressionspotenzial im arabischen Raum. Aber das ist völliger Unfug. Die Ägypter empfinde ich als viel aggressionsärmer als uns. Auto fahren in Kairo zum Beispiel ist der Horror, ein Geschiebe und ein Durcheinander. Ampeln gibt's zwar, aber jeder ignoriert sie. Aber was es nie gibt, ist, dass irgendjemand schimpft, die Faust ballt, den Scheibenwischer oder den Vogel zeigt, oder gar tätlich wird. Bei uns passiert das tagtäglich. Das Aggressionspotenzial in Deutschland und Österreich ist viel, viel höher, als ich es da unten erlebt habe.

Weshalb könnte das so sein?

Den Umstand, dass die Ägypter sanftmütig sind, führe ich auf den Islam zurück. Die Behauptung, das sei eine Religion, die die Menschen aggressiv mache, kann ich überhaupt nicht unterschreiben. Und wir sehen auch an der jetzigen Situation, dass der Westen angegriffen hat, dass Bush sich auf die Bibel beruft und angeblich auch Tony Blair irgendwie ein sehr gläubiger Mensch ist. Also kann man nicht behaupten, dass unsere Religion eine bessere wäre.

Dem könnte man entgegenhalten, dass Bush und Blair sich, wenn sie es denn wollten, wahrscheinlich schwer damit täten, christliche Selbstmordattentäter zu finden. Islamischen Fanatikern gelingt das aber mit Verheißungen für das Paradies.

Ich sehe überhaupt keinen Unterschied zwischen einem Selbstmordattentäter und einem Soldaten, der ins Land reingeht und weiß, dass er mit ziemlicher Sicherheit sein Leben verliert, wenn er sich an vorderster Front in die Schlacht wirft. Da braucht man auch jemanden, der das Potenzial hat, sein Leben zu opfern. Jeder, der als Erster in den feindlichen Graben springt, ist im Grunde ein Selbstmörder. Gut, er hat eine theoretische Chance, aber wenn ich mir Interviews anhöre, wo Mütter und Frauen von gefallenen GIs es richtig finden, dass ihr Mann dafür gestorben ist - es ist kein Unterschied. Die Unsrigen glauben auch, dass sie für die Gerechtigkeit, den Frieden und was weiß ich alles sterben.

Nochmal zurück zum Straßenverkehr in Kairo, Wien und Stuttgart. Woher, glauben Sie, kommt die Aggression bei uns?

Sie muss irgendwie mit dem Besitzdenken zusammenhängen. Das andere ist: Je mehr Reglementierungen es gibt, desto eingezwängter werden die Leute, und desto intoleranter werden sie auch, wenn jemand diese Regeln missachtet. In diesen Ländern gibt es viel weniger Regeln. Alles läuft chaotischer ab. Da wird man toleranter. Aber wenn du selbst so hineingezwängt bist - du musst um acht Uhr im Büro sein, du musst in drei Minuten den Zug erwischen ...

In drei Minuten?

Um 16.01 Uhr simma dran (ergreift seinen Rucksack, schüttelt die Hand des Gesprächspartners und entschwindet).

Der Rhythmus führt alle zusammen

Blanko Musik Februar 2003 | Foto: Alex Schütz

Kultur als Zweibahnstraße:
Warum Hubert von Goisern und der ägyptische Popstar Mohamed Mounir miteinander auf Tour gehen

Vom Dialog der Kulturen wird viel geredet. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass so manche ihr eigenes Süppchen kochen und Klischees Hochkonjunktur haben. Oder ist es um den Gedanken von Einer Welt doch nicht so schlecht bestellt?

"Das muss wohl ein Irrtum sein", dachte sich Hubert von Goisern, als vergangenes Jahr bei ihm das Goethe-Institut anfragte, ob er Lust habe, etwas mit ägyptischen Musikern zu machen. Es war kein Irrtum. Den kulturellen Dialog gibt es noch immer, und da spielt es keine Rolle, ob nun jemand aus Österreich oder aus Deutschland kommt. Weil HvG mit seiner Band ohnehin gerade an einer Reise nach Afrika bastelte, kam ihm das nicht ungelegen. Reisen und Musik zu machen interessiert ihn nun mal. Und wer weiß, was dabei heraus kommt ...

Heraus kam das, was nicht viele erwartet hätten. Der umjubelte arabische Popstar Mohamed Mounir und der österreichische Weltmusiker gaben nicht nur ein gemeinsames Konzert im oberägyptischen Assiut, einer einstigen Fundamentalistenhochburg. Es entstand eine Freundschaft, die weit über das musikalische hinaus ging und HvG wieder nach Kairo führen sollte - und Mohamed Mounir dieses Jahr nach Europa führen wird. Doch der Reihe nach.

Gerade mal drei Stunden vor Konzertbeginn ist es, als am 13. März 2002 der österreichische Weltmusiker und der nubische Popstar in einem Assiuter Hotelzimmer aufeinander treffen. Und man würde wohl lügen, wenn man jetzt erzählt, dass sie sich auf den ersten Blick super verstanden hätten. Der eine spricht kein arabisch, der andere nur mäßig englisch. Nicht die beste Voraussetzung für ein Gespräch. Dann sitzt ihnen noch die Uhr im Nacken: In 180 Minuten soll es auf die Bühne gehen.

Und plötzlich strahlt er

Etwas verkrampft und ein wenig zaghaft beginnen die Beiden mit ihren Musikern zu improvisieren. Es vergehen keine zehn Minuten, und die Gesichter von Mohamed Mounir und Hubert von Goisern entspannen sich: Mit dem Rhythmus ihrer doch recht unterschiedlichen Musik finden sie zueinander, plötzlich strahlt der eine über das ganze Gesicht, als er sieht, was man mit einem Steirischen Akkordeon für Töne machen kann. Und der andere ist begeistert, wie das alles mit der Oud, der arabischen Kurzhalslaute, harmoniert.

Mohamed Mounir und Hubert von GoisernUnd dann das Konzert. Bereits am Nachmittag drängeln sich Tausende von Studenten und jungen Menschen auf dem Campus der Universität von Assiut, um später auf dem riesigen Platz den besten Platz zu erheischen. Die Ordner und die Polizei versuchen die mehr als 17.000 Menschen in ihrer Euphorie zu bremsen, doch immer wieder werden Absperrungen und Schranken durchbrochen. Trotz allem: Es bleibt friedlich und als Hubert von Goisern auf die Bühne tritt, jubelt das Publikum. Man ist neugierig auf den Menschen, den sie schnell "den Mann mit der Safran-Hose" nennen. Das die Leute nach einem Lied kaum klatschen, irritiert den Österreicher jedoch. Später, beim Auftritt von Mohamed Mounir, merkt er dann, dass das wohl normal ist. Begeisterung artikuliert sich hier nicht in Form von Applaudieren. Als er während des Auftritts von Mohamed Mounir vom heimischen Popstar noch mal auf die Bühne geholt wird, kreischen und jubeln die Menschen. Da ist es wieder: Der Rhythmus, der Gesang, die Bewegung - sie kennen keine Grenzen. Nach dem Konzert müssen HvG und seine Musiker Hunderte von Händen schütteln, Autogramme geben und werden mit Fragen und Komplimenten überschüttet. Hat man das in Europa schon mal erlebt, dass die Menschen nach einem Konzert so neugierig und wissbegierig sind?

Aber da ist noch ein wenig mehr als die Faszination und das Interesse für fremde, unbekannte Musik. Nach drei gemeinsamen Songs beim Konzert und nach einem langen Abend in der Wohnung von Mohamed Mounir entdecken die Beiden, dass "man da einfach was miteinander machen muss". Mounir gilt in Ägypten nicht nur als Popstar, mit seinen durchweg gesellschaftsbezogenen und politischen Texten dient er vielen in seiner Heimat auch als Sprachrohr. Der aus Nubien stammende Musiker sieht sich als Mittler zwischen Orient und Okzident. Dass der euro-arabische Dialog gerade in diesen Zeiten besonders wichtig ist, sehen beide Musiker als eine Selbstverständlichkeit an - gerade auch, weil die Welt nach den Anschlägen vom 11. September mit Klischees übersät ist. Und vielleicht lassen sich die Früchte dieses Dialogs einem noch viel größeren Publikum antragen.

Jetzt, ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung, wird der kulturelle Dialog in Europa in die Tat umgesetzt. So wie Mounir seine Popularität in Ägypten nutzte, um HvG vorzustellen, wird Hubert von Goisern seine Bekanntheit nutzen, um dem arabischen Star in Deutschland und Österreich ein Forum zu bieten.

Ein Geben und Nehmen

Aber das ist natürlich nicht alles, weil Zusammenarbeit eben mehr bedeutet, als nur zusammen auf der gleichen Bühne zu stehen. Inzwischen haben die beiden Musiker mehrere Lieder einstudiert, die sie bei ihrer Tournee miteinander spielen werden. Mit Hilfe des Internets schicken sie sich seit Monaten Soundfiles hin und her, tauschen sich aus, basteln an neuen Songs. Wenn alles so läuft, wie sie es sich derzeit vorstellen, werden sie zusammen eine Single veröffentlichen.

Vielleicht werden dann wieder ein paar Menschen mehr einsehen, dass kultureller Dialog nicht nur eine Beschäftigung für Schöngeister, sondern ein zentraler Aspekt internationaler Beziehungen ist - und zwar nicht nur als schmückendes Beiwerk, das die Außenpolitik flankiert. Wie sagte der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss einmal zur Kulturpolitik: Sie sollte ein freudiges Geben und Nehmen sein. Kein einseitiger deutscher Kulturexport, keine deutsche Leitkultur für das Ausland, sondern ein lebendiger Austausch von Erfahrungen und Ideen in einer globalisierten Welt, in der nicht nur die Wirtschaft globalisiert sein darf.

Die Begegnung von Mohamed Mounir und Hubert von Goisern hat gezeigt, wie wenig es eigentlich bedarf, damit zwei so unterschiedliche Kulturen sich näher kommen.