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GRENZENLOS TOUR 2003

Jodelrock und Ägyptenpop

Neue Westfälische, Nr. 146, 27. Juni 2003 | Text & Foto: Silvia Stieneker

Weltnachtkonzert mit Hubert von Goisern und Mohamed Mounir

Hubert von Goisern und Mohamed Mounir

Bielefeld (sis). Sanfter Jodelgesang und brachiale E-Gitarrenriffs, ein steirisches Akkordeon und arabisch angehauchte Popmusik, ein österreichischer "Alpinrocker" und ein ägyptischer Popstar - geht das zusammen? Es geht. Hubert von Goisern und Mohamed Mounir meisterten bei ihrem Doppelkonzert im PC 69 den stilmix mit Bravour.

Hubert von Goisern gilt als Begründer des "Alpenrocks". Er und seine Band vermischen rockige Rhythmen mit volkstümlichen Melodien, dazu spielt er virtuos Akkordeon, Mundharmonika oder sogar ein zünftiges Kuhhorn. Sein Gesang klingt einzigartig, vom kehligen Jodeln biz zum rockigen Röhren holt der 50-jährige Österreicher aus dem Salzkammergut alles aus sich heraus, was die Stimmbänder hergeben. Auf langen Reisen durch Afrika und Asien hat er seinen musikalischen Horizont erweitert, afrikanische Trommelrhythmen und entspannte Reggaebeats bereichern seinen viel fältigen Stil, doch der in der volkstümlichen Musik obligatorische Vierviertel-Takt setzt sich immer wieder durch und dominiert das Konzert.

Man wähnt sich mal im Musikantenstadl, dann wieder im Rockkonzert oder auf einer Reggae-Party. Das Konzert war vom Weltnachtteam als Doppelkonzert beworben worden, so enttäuscht es einige doch sehr, dass Mohamed Mounir zu Beginn nur so kurz spielt. Vor allem die zahlreich vertretenen Ägypter können mit von Goiserns Gejodel nichts anfangen, sie ziehen sich mit einer Wasserpfeife in den Vorraum zurück und singen ihre eigenen Lieder.

Als Mounir dann endlich doch noch einmal auftritt und mit von Goisern im Duett singt, er fasst eine Woge der Begeisterung den Saal: Mounir und seine gut zehnköpfige Band bringen ungleich mehr Lebensfreude und Exotik auf der Bühne als die Österreicher. Mit mehreren Trommeln und einer jazzigklingenden Holzflöte erzeugt die Gruppe einen mitreißenden Groove. Mounir ist der Star der ägyptischen Popszene, seit gut zwanzig Jahren steht er immer wieder an der Spitze der Charts.

Doch er ist nicht unumstritten: Das Video zu seinem Song Maddad ist in vielen arabischen Ländern der Zensur zum Opfer gefallen, weil der Text zur Toleranz gegenüber anderen Religionen aufruft und daran erinnert, dass der Gott des Islam jedes Blutvergießen ablehnt. In Bielefeld wird die lebensfrohe Hymne begeistert bejubelt. Und so kommen alle auf ihre Kosten, die Jodelrockfans und die Ägypter.

Eine Hymne für den Frieden

Südwest Presse 28. Juni 2003 | Text & Foto: Udo Eberl

Das musikalische Ergebnis einer österreichisch-ägyptischen Freundschaft

Hubert von Goisern und Mohamed MounirMusik aus dem Orient und Okzident, die am Ende des Doppelkonzerts von Mohamed Mounir und Hubert von Goisern perfekt verschmolz, und die bei den 1700 Besuchern auf dem Stuttgarter Killesberg starke Emotionen auslöste. Drei Stunden Weltpop der Extraklasse.

Stuttgart. Da steht er nun, Hubert von Goisern, hat Tränen in den Augen. Schon wieder, wie fast an jedem Abend auf der gemeinsamen Tournee mit Mohamed Mounir, dem Grönemeyer des ägyptischen Pop. Der Goiserer breitet nach einer unbändig guten Version von Afrika seine Gefühle offen vor seinen Fans aus, spricht zehn Minuten lang von seinen Ängsten, die er vor seinem Flug nach Kairo hatte, von seiner Scham, die ihn überkam, als er spüren durfte, wie sanftmütig diese Ägypter sind, welche positive Kraft die islamische Religion hat. Erst dort, in Kairo habe er gemerkt, wie sehr die "Antiganda" gegen den Islam auch auf ihn gewirkt habe. Der Mann ist sichtlich tief berührt und in maddad, dem letzten Stück des Abends, brechen auch musikalisch alle Dämme. Die Bands von Mounir und dem Österreicher spielen zusammen das tief-religiöse Lied mit dem wiederkehrenden Refrain "Gib mir Kraft" als Hymne für den Frieden und ein tolerantes Miteinander. Eine starke musikalische Botschaft, die direkt in die Herzen des jubelnden Publikums trifft.

Sie ist deutlich spürbar und trägt das Konzert, die große Freundschaft von Mounir und dem österreichischen Alpenrocker Hubert von Goisern, die vor einem Jahr mit einem gemeinsamen Auftritt in Assiud, der einstigen Fundamentalisten-Hochburg, begann.

Wer rechtzeitig zum Konzert kam, der erlebte einen fulminanten Auftritt des nubischen Sängers, der in seinen provokativen Texten gegen religiösen Extremismus und Intoleranz ansingt. Während Mounirs aktuelle CD für mitteleuropäische Ohren etwas zu süßlich produziert klingt, ging es in Stuttgart richtig zur Sache. Mit einer Zehn-Mann-Band, darunter ein fantastischer Flötist und der Gitarrist Roman Bunka, bot der 48-Jährige ägyptischen Popfunk und Soul, perfekt arrangiert und vielschichtig. Dafür gab es kräftigen Beifall.

Hubert von Goisern setzte mit bewährter Band auf die Songs der letzten Alben. Klug austarierte alpine Sounds mit weltmusikalischen Einflüssen. Ob in Hallstatt, Rio, Kairo oder Dakar, gut jodeln lässt sich überall, mal schwebend über den Flächen eines türkisfarbenen Klangsees, im fetzigem Rock-Geflecht oder im Urwald - nie rustikal, immer feinsinnig. Und in Songs wie dem fröhlichen Akipenda zelebrierte der Hubert die alte Longsong-Herrlichkeit mit etlichen Soli. Heast as net durfte natürlich nicht fehlen, doch der Höhepunkt des Abends war der Ruf in den Himmel über Stuttgart: "Gib mir Kraft."

Hubert von Goisern & Mohamed Mounir: Live in Bad Ischl - 17. Juni 2003

16. Juli 2003 | Fotos: © Elli Christl

Nothing stops singing

Bad Ischler Rundschau Juni 2003 | Text: Josef H. Handlechner

"Es ist dieser Kampf gegen starre Gedanken, der etwas aus einem macht" sagt der arabische Pop-Star Mohamed Mounir. "Ich bin sicher, dass wir ein Zeichen gegen Scheu und Misstrauen setzen können" sagt sein österreichisches Pendant Hubert von Goisern.

Was die beiden miteinander zu tun haben? Nun: Vor gut einem Jahr spielte Hubert im ägyptischen Assiut gemeinsam mit Mounir ein Konzert vor 15.000 Besuchern. Und jetzt ist Mounir mit dem Goiserer in Europa unterwegs - vom Donauinselfest in Wien bis zum Gaffenberg Festival in Heilbronn.

Die Generalprobe für diese Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz erlebte das Lehártheater in Bad Ischl. "Nothing stops singing" - das gilt für den einen, der aus Nubien stammt, und das gilt für den anderen, der im Salzkammergut seine Wurzeln hat. Sie ergänzen sich nicht nur großartig, sie sehen sich auch selbst als Seelenverwandte - der Mohamed min Nubien und der Hubert von Goisern.

"Westerners don't differentiate between a human Muslim and a terrorist" - Mohamed Mounir

Es ist wohl kein Zufall, wenn sie beide barfuß auf der Bühne stehen. Und es ist auch kein Zufall, dass beide sich für viel mehr als nur "ihre" Musik interessieren.

Natürlich ist und bleibt diese Musik vorrangige Ausdrucksform. Dass sie das gemeinsam tun, Seite an Seite auf der Bühne, das spricht für beide (und natürlich für die Musiker ihrer Bands).

Sie knüpfen aber auch ganz bewusst dort an, wo der durch viele Jahrhunderte so ungemein fruchtbare Dialog zwischen Morgenland und Abendland abgerissen ist.

Nicht zufällig spielte Mounir in Destiny - einem Film von Youssef Chahine - den Sänger Marwan, der im Spanien des 12. Jahrhunderts lebte, wo unter islamischer Herrschaft eine Zivilisation ihre Hochblüte erleben konnte, die weder Christen noch Juden ausgrenzte.

Seither ist fast ein Jahrtausend vergangen, aber die Zeiten sind nicht besser geworden. "Heute unterscheidet die westliche Welt nicht mehr zwischen einem menschlichen Künstler und einem Terroristen" will Mounir aber nicht resignieren.

Als seine Antwort auf den 11. September machte er Anleihen bei einem Sufi-Song und spielte Madad ein: Das lässt sich mit "Hilfe"übersetzen, mit "Gib mir Kraft" oder als Anrufung des Propheten.

"Mounir ist ein Zauberer, der schon dafür sorgt, dass sich seine Magie ausbreitet" - Hubert von Goisern

Das Album Earth ... Peace erschien manchem überraschend religiös für einen Musiker, der seit den 70er Jahren seinen eigenen Weg gegangen war und die Rhythmen und Melodien seiner Heimat Nubien - am Kreuzungspunkt zwischen Afrika und Ägypten - in seine Songs eingebunden hatte.

"Heimspiel" für Hubert von Goisern

Vier Tage nach dem gemeinsamen Auftritt mit Mounir in Bad Ischl folgte ein "Heimspiel" für Hubert von Goisern und Band - über 4000 Besucher kamen zum Open Air anlässlich des Jubiläums "80 Jahre SV Bad Goisern".

Kurzhalsklänge und Akkordeonmusik

Aachener Nachrichten 26. Juni 2003 | Text: Daniela Bloschek | Foto: Ralf Roeger

Hubert von Goisern und Mohamed Mounir auf Burg Wilhelmstein

Hubert von Goisern und Mohamed Mounir

Würselen (an-o) - Arabische Kurzhalslaute und steirische Akkordeonmusik - diese ungewöhnliche Kombination sorgte für eine überfüllte Freilichtbühne Burg Wilhelmstein. Der Österreicher Hubert von Goisern stellte seinem Publikum den ägyptischen Sänger Mohammed Mounir vor.

Der "Künstler, den ich inzwischen Freund nennen darf", ist in der arabischen Welt ein Star. Der von den Nubiern abstammende Mounir verbindet unterschiedliche arabische Einflüsse und afrikanische Genres, die mit modernen Pop-Elementen angereichert werden. In lässige Jeans gekleidet betritt Mounir die Bühne und besticht vom ersten Moment an durch seine unglaubliche Bühnenpräsenz.

Seine Lieder klingen nach Liebe und dem Klischee vom romantischen Orient und handeln doch von politischen und gesellschaftsbezogenen Themen. Er nimmt das Publikum gefangen durch das Zusammenspiel der krächzenden Kehllaute, hypnotischer Flöte und treibendem Schlagzeug. Die Zuhörer reagieren noch verhalten. Das ändert sich erst, als Mounir beschwörend rhythmisches Klatschen einfordert.

Trompeter flirtet mit Geigerin

Als Hubert von Goisern die Bühne betritt, steigt die Temperatur im Burghof merklich an. Gemeinsam spielen die beiden Ausnahmekünstler mit ihren Bands zwei Lieder. Die Symbiose von steirischem Akkordeon und arabischem Gesang funktioniert unerhört gut, es scheint, als hätten beide Musiker in ihrem Leben nichts anderes getan. Der arabische Trompeter flirtet mit Geigerin Marlene Schumann und ein Stück der Vision von Verständigung zwischen Orient und Okzident scheint verwirklicht.

Die Auftritte von Hubert von Goisern rufen eine Volksfeststimmung hervor. Mit lauten Juchzern und anfeuernden "Hubert-Rufen begrüßt das Publikum den Österreicher. Der legt mit Volksjammer gleich richtig los. Trotz der alpinen Klänge erinnert die Band mitnichten an Kastelruther Spatzen und Co., eher an eine lässige Reggae-Band. So bleibt von Goisern seinem Stil treu, jodelt und spielt Akkordeon und lässt die Gitarre aufheulen. Als die Nebelmaschine einsetzt, Schlagzeug und Gitarre rockigen Beat spielen und von Goisern zu Sprechgesang ansetzt, ist klar: Das ist schräg, aber klasse.

Ägypten und die Alpen

Waldeckische Landeszeitung 21. Juni 2003 | Text: Thomas Kobbe

Bad Arolsen. Zwei der schönsten Regionen dieser Erde, brachten am Donnerstagabend Hubert von Goisern und Mohamed Mounir musikalisch "z'samm".

Mit seinem ganz speziellen, nach Meinung seiner Fans dem einzig wahren, Verständnis von Volksmusik als "alpiner Weltmusik" verbindet der Österreicher traditionelle Instrumente mit zeitgemäßen Texten, Mundart und Jodelgesang mit Rockklängen.

Die Mischung lockte gut 4000 Besucher ins Beekmann-Stadion. Unter ihnen auch Fürstin Cecilia, die das Konzert ihres "adligen" Landsmanns aufmerksam verfolgte. Als Gäste hatte der 51-jährige die Hohtraxlecker Sprungschanznmusi und Mohamed Mounir eingeladen. Mit dem ägyptischen Popstar arbeitet der experimentierfreudige Hubert Achleitner aus Bad Goisern seit 2002 zusammen.

Hubert von Goisern & Mohamed Mounir: Live in Bad Ischl - 17. Juni 2003

19. Juni 2003 | Fotos: © Josef H. Handlechner