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IM JAHR DES DRACHEN

Austro-Pop: Im Jahr des Drachen - Live

Stereoplay September 2013 | Text: RD

Schon wegen Goisern sollte "Im Jahr des Drachen" einen Haufen Preise bekommen. Denn die bluesige Übertragung von Georgia On My Mind ins Oberösterreichische ist eine witzige, herzerweichende Liebeserklärung an den Heimatort Hubert von Goiserns - und einer von 18 bei der Tournee 2012 aufgenommenen Songs. Der Querschnitt der Konzertreise dokumentiert eine perfekt eingespielte Band, die ausgewogen kraftvoll gemixt und in kargen bis psychedelischen Arrangements den Meister der alpinen Nachdenklichkeit rahmt. Er selbst wirkt präsent, charismatisch: ein Rock-Folk-Poet mit Augenzwinkern und einem Hauch von Subversion.

Hubert von Goisern: Im Jahr des Drachen - Live

Folker September/Oktober 2013 | Text: Harald Justin

Mit einem getragenen ÜOUÖ (Über-unter-ober-Österreicher) beginnt das Live-Doppelalbum des österreichischen Alpenrockvolksmusikers. Akkordeon und E-Gitarre, E-Piano, ganz langsam und sachte geht es weiter, leicht anders, als man es von ihm gewohnt ist. Mit Mercedes Benz wird an Janis Joplin erinnert, eine Bluesgitarre schlägt den Bogen zu Hoagy Carmichael. Erst auf der zweiten CD geht es dann mit Maultrommel, Trommel und den bekannten Jauchzern rockiger zu, kommt mehr als nur lauschige Stimmung auf. Im Jahr des Drachen - Live ist die Essenz aus gut hundert Konzerten des Jahres 2012 und ein schönes Souvenir für alle, die dabei oder nicht dabei waren. Hubert von Goisern bedient mittlerweile ein großes Publikum und kann sich anscheinend alles erlauben, selbst Gesänge über Indianer, bei denen sich "Hoden" auf "Bogen" reimt. Der Humor der Österreicher bleibt Deutschen wohl auf längere Zeit noch fremd.

Hubert von Goisern - Live am besten

Express 1. September 2013 | Text: che

Man mag's kaum glauben: Hubert von Goisern wird bald 61 Jahre alt! Aber von Frührentnertum keine Spur auf diesem beeindruckenden Live-Doppelalbum. Der Alpenrocker mit den gescheiten Texten (sofern man sie versteht) macht selbst aus einem abgenudelten Oldie wie Mercedes-Benz von Janis Joplin einen neuen, mitreißenden Blues oder zieht einen bei Such dir einen andern tief hinein in ein bitteres Abschiedsdrama. Goiserns Band ist fantastisch, eine bessere Live-Produktion hat schon man lange nicht mehr gehört.

Jodeln ist Gospel

Neue Presse Hannover 27. Juli 2013 | Text: big

Hubert von Goiserns Live-Album "Im Jahr des Drachen"

Aans, zwaa, draa, fiah! Anzählen und sich reinschmeißen in den ersten Song, das Publikum hoch von den Stühlen reißen, es den Rock 'n' Roll in sich entdecken lassen. Live ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Für den weltreisenden, Musik absorbierenden Hubert von Goisern jedenfalls. "Bei Konzerten gibt es kein Netz und keinen doppelten Boden", sagt der 60-jährige Oberösterreicher und steht damit in der Tradition, die große Exzessivos wie James Brown und Bruce Springsteen hervorgebracht hat. Brenna tuats hieß die letzte Tour, Im Jahr des Drachen (Capriola), die zugehörige Live-Doppeldisc, enthält "die Essenz aus 101 Konzerten" - eine Mischung aus alpenländischer Volksmusik, Weltmusik, Blues, Funk, Folk und Rock.

Los gehts mit einem Instrumentalen Stück, einem chillenden Landler, dessen Akkordeon in Zeitlupe in Hörers Gemüt sickert. Es folgt Nit lang her, das von der Musik erzählt, die zum Musiker überall spricht: "Is des in mir, oder können des alle hörn, oder is gar von an andern Stern?", fragt sich Goisern, der zuerst dylanesk in die Mundharmonika stößt und dann jenes leidenschaftliche, andersweltige Jodeln erklingen lässt, das so wunderschön und antimusikantenstadlesk ist - Jodeln ist Gospel. Und Severin Trogbachers Gitarre erkundet dazu David-Gilmour'sche Landschaften.

Goisern geht in den 18 Stücken Zeitgenossen auf den Grund (I kenn oan), singt über Gier (Janis Joplins Mercedes Benz ist lang und exzessiv), das Rätsel Liebe (Neama bang), Dummheit und Rassismus (Indianer), Heimatliebe (Goisern) und Fernweh (Halt nit an). Das meiste leise, intensiv, gänsehautbefördernd, aber bei Suach da an andern wird massiv gerockundrollt. Alles ist gut, so singt Goisern in Oben und Unten, "solang no de Music spült". Des schdimmt!

P.S.: Diese Doppel-Disc ist fast das Beste, was man von Goisern kriegen kann. Das wirklich Beste ist natürlich der Besuch seines Konzerts. Bei der nächsten Tour unbedingt reinschneien. Aans, zwaa, draa, fiah!

Im Jahr des Drachen

Drums & Percussion September 2013

Dieses Livealbum (Doppel-CD) wurde auf der 2012er-Tour von Hubert von Goisern aufgenommen. Besonders live haben die Songs des vielseitigen Botschafters des rockend Folkloristischen aus Österreich ihren unverwechselbaren Charme zwischen leiser Melancholie, ruhig Reflektierendem, ungeschminkten Texten und mitreißendem Groove (vor allem auf dem zweiten Silberling). Ob man's nun mag oder nicht, von Goisern beweist seit vielen, vielen Jahren, dass Volksmusik rein gar nichts mit Grenzdebilität zu tun haben muss und Crossover eben auch mal ganz anders gehen kann. Am Drumset sitzt Alex Pohn, der äußerst musikdienlich und energiereich spielt.

Hubert von Goisern "Im Jahr des Drachen - Live"

Folkworld #51 07/2013 | Text: Walkin' T:-)M

Eine Besprechung kann sich eigentlich erübrigen. Es ist ein Goisern-Album, es ist live, und es ist gut. Im Jahr des Drachen - Live ist eine Auswahl von Livemitschnitten der Brenna tuats-Tour 2012 (dem chinesischen Jahr des Drachen), der Tournee zur preisgekrönten, Fans wie Kritiker begeisternden CD Entwederundoder, die sich als die erfolgreichste Tour von Hubert von Goiserns Laufbahn herausstellen sollte: 101 Konzerte vor über 300.000 Zuschauern! Disc 1 der Doppel-CD widmet sich den ruhigeren Tönen, Balladen aus jüngster Zeit als auch Klassiker wie Mercedes Benz, Goisern und Wann i durchgeh durch's Tal aus dem Trad-Programm. Disc 2 - in merkwürdiger Konsequenz - lässt es krachen, Brenna tuats guat rockt und Indianer mit dem Kuhglocken-Solo groovt. Das Grande Finale endet mit dem alten Hader Hiatamadl. (Für ein Live-Album eher ungewöhnlich sind alle Liedtexte im Booklet abgedruckt.) Die Band ist aufs Minimum reduziert, erschafft dennoch einen kompakten Wall of Sound. "Bei Livekonzerten gibt es kein Netz und keinen doppelten Boden", wendet der Goiserer ein, "jeder Ton, jeder Akkord ist Wahrheit". Offensichtliche Fehler sind jedoch nicht zu entdecken. Beweis für Kunst und Kompetenz, bei denen die Spielfreude trotz aller Perfektion nicht abhanden gekommen ist. Weiter so!

Hubert von Goisern: Qualität und Erfolg

Ticket Juli 2013 | Text: ah | Foto: © Konrad Fersterer

Mit einer Live-CD rundet der bejubelte Star aus Oberösterreich eine lange Phase des überbordenden Erfolgs ab.
"Im Jahr des Drachen" fängt auf 18 Tracks die einzigartige Gabe des "HvG" ein,
Pop-Star zu sein und doch Kunst allerfeinster Güte zu machen.

Hubert von GoisernBegonnen hat alles bereits vor knapp drei Jahren, als sich der sympathische, heute 60-jährige Künstler nach einer längeren Pause wieder daran machte, den Grundstein für ein neues Studioalbum zu legen. Vorangegangen waren dem unter anderen sein Donau-Projekt, als er mit einem Konzertschiff die Länder am Strom bereiste und mit lokalen Musikern aufspielte, und seine Wirtshaustournee, bei der Goisern samt Band im intimen Gasthausrahmen vor unüblichem Rock-Publikum aufgetreten war. Trotz Hits, die heute längst zum kulturellen Allgemeingut gehören und Volkslieder im wahrsten Sinne des Wortes sind, zweifelte der Ausnahmekünstler zu Beginn, denn einige der neuen Lieder gingen beinahe zu leicht von der Hand. "Ist der Maßstab hoch genug oder mach' ich mir's da leicht? Dan kann ich mir nix von früher abschneiden, das neue Lied ist das neue Lied. Nur, weilst ein paar geile Lieder geschrieben hast, heißt das noch nicht, dass alles, was du machst, auch gut ist", sinnierte er.

Doch der Erfolg von Entwederundoder samt dem gigantischen Brenna tuats guat unterstrich eindrucksvoll die Strahlkraft und Breitenwirksamkeit, die den Ausnahmekönner vielleicht zum wichtigsten Österreicher der populären Musik macht. Gewürdigt mit drei "Amadeus Awards" - zwei davon 2012, ein Ehrenpreis 2013 - und ausgezeichnet mit Gold und Platin für das Studioalbum, legt von Goisern nach gezählten 101 Konzerten vor mehr als 300.000 Zuschauern sein Live-Album zum Nachhören vor. Während manche auf dem Longplayer das stimmungsvolle Heast as nit vermissen werden - dafür ist das Cover von Mercedes Benz darauf -, darf man sich über die neue, völlig überarbeitete Version des größten HvG-Hits Koa Hiatamadl freuen, dessen Goisern selbst schon überdrüssig war. "Auf der Wirtshaus-Tour haben wir das Hiatamadl nur ein, zwei Mal gespielt und dann hat es mich nimmer gefreut", erinnert er sich. "Wir haben jetzt eine Mörder-neue Version! Wenn etwas vom Arrangement her so gut war wie das Hiatamadl und du veränderst es dann, wird es verschlimmbessert. Und das wollte ich dann doch nicht. Es ist uns gelungen, eine noch geilere Version zu entwickeln, und die spielen wir bei jedem Konzert!

Eifrigen Sehern des Salzburger Servus-Senders wird nicht entgangen sein, dass Hubert von Goisern dort eine weitere Plattform für sein vielfältiges Schaffen gefunden hat. Nach den Dokumentationen zur Wirtshaus- und Brenna tuats guat-Tournee, die einen raren, intimen Blick hinter die Kulissen und des Tournee-Alltags zuließen, besuchte Goisern Grönland, um sich selbst ein Bild vom Umbruch der dortigen Gesellschaft zwischen Erderwärmung und kulturellen Einflüssen aus dem Westen zu machen. Im dabei entstandenen Film Gegen die Stille wagt sich der Star musikalisch - nach Ausflügen nach Tibet und Afrika - wieder auf unbekanntes Terrain. Sehr zur Freude der Inuit spielte er ein Einmann-Akustikkonzert für Dorfbewohner, die noch nie mit dem Goisern-Liedgut oder einer Ziehharmonika konfrontiert waren. Erstaunlich und den Riesenerfolg im deutschen Sprachraum untermauernd: Großeltern und Enkel waren gleichermaßen begeistert von den seltsamen Liedern des Exoten aus Austria, auch, wenn sie kein Wort verstanden haben...

Im Jahr des Drachen

Im Jahr des Drachen beinhaltet 18 Live-Songs, die Hubert von Goisern von seiner Tournee ausgewählt hat. Bei der dazugehörigen CD-Präsentation plauderte er ein bisschen aus dem Nähkästchen:

"Wir planten bei unserer Tournee 100 Konzerte zu spielen. 100 fand ich nicht gut - das glaubt uns niemand! Entweder 99 oder 101. Es wurden schlussendlich 101. Vom Lebensgefühl her, war das die tollste Tournee, die ich je gespielt habe. Es war sowas von harmonisch.
50 bis 60 Mal wurde mitgeschnitten. Bei so 10 Auftritten ist es dann passiert, dass vielleicht jemand ein Kabel vergessen hat einzustecken, oder irgendein übermotivierter Fan ist neben dem Mikrofon gestanden und hat laut hineingeschrien (lacht) - die Aufnahmen konnten wir dann nicht verwenden. Dann sind halt so circa 40 Aufnahmen übergeblieben, die technisch okay waren. Die haben wir uns dann angehört und ich bin total verfallen. Genau bei Konzerten, bei denen ich dachte, sie waren super, war ich enttäuscht. Die subjektive Wahrnehmung ist immer anders. Es war eine Herausforderung, aber wir haben schlussendlich eine gute Auswahl für die CD getroffen!"

Ohne Netz und doppelten Boden

Tips 16. Juli 2013 | Text: Josef Winklmayr

Hubert von Goisern - Im Jahr des Drachen Live

"Bei Livekonzerten gibt es kein Netz und keinen doppelten Boden, jeder Ton, jeder Akkord ist Wahrheit", so Hubert von Goisern über die Faszination des Musizierens auf der Bühne vor Publikum. Die Brenna tuats-Tour war die Konzertserie zum vielfach ausgezeichneten Album Entwederundoder, gleichzeitig war sie mit 101 Auftritten vor über 300.000 Zusehern die erfolgreichste in der Laufbahn des Hubert Achleitner.

Das daraus entstandene Live-Doppel-Album Im Jahr des Drachen wartet mit insgesamt achtzehn Songs in eineinhalb Stunden Spielzeit im sehr prägnanten, dichten Goisern-Live-Sound auf. HvG und seine Band bestehend aus Severin Trogbacher (Git.), Helmut Schartlmüller (Bass) und Alex Pohn (Drums) schaffen es mit dem Klang zu fesseln, nur allzugerne hätte man die Tour hautnah miterlebt. Neben den Hits Brenna tuats guat und Koa Hiatamadl beeindrucken vorallem die Perlen Halt nit an, Nit lang her und die eingegoiserte Coverversion des Bluesklassikers Georgia. Schöne Idee, dass der Live-Reigen mit Auszügen der Oberösterreichischen Landeshymne beginnt.

Ein Drache mit beachtlicher Spannweite

Schwäbische Zeitung 20. Juli 2013 | Text: Jürgen T. Widmer

Hubert von Goisern legt mit "Im Jahr des Drachen' eine Doppel-Live-CD vor

Keine Frage, das vergangene Jahr war für Hubert von Goisern ein extrem erfolgreiches. Mehr als 300000 Menschen strömten in seine Konzerte. Mit Brenna tuats guat gelang ihm ein wirtschaftlicher Renner, der mittlerweile in sämtliche Bierzelte und Après-Ski-Partys der Republik Einzug gehalten hat. Wobei sich vermutlich kaum jemand mit dem Text auseinandergesetzt hat. Jetzt hält Hubert Achleitner, wie der Goiserner bürgerlich heißt, Rückblick auf die Tour im Jahr 2012. Und weil die Chinesen da das Jahr des Drachen feierten, heißt auch die Live-Doppel-CD so. Zweimal neun Songs hat der mittlerweile 60-Jährige auf die beiden Silberlinge gepackt, seine Repertoires hätten auch den doppelten Umfang leicht hergegeben. Nun soll es ja durchaus Zeitgenossen geben, die nur ein Lied des begnadeten und weitgereisten Musikers kennen: Koa Hiatamadl. Die werden sich verwundert die Äugelein reiben, wenn sie ins Jahr des Drachen eintauchen. Längst hat "HvG" die Grenzen des Alpenrock locker gesprengt. Es ist vielmehr so, dass er die alpenländische Volksmusik zur Weltmusik gemacht hat. So mischt er musikalische Zutaten aus sämtlichen Ecken der Welt hinzu, wildert beim Blues ebenso wie beim Balkan-Sound. Seine Lieder wirken live deutlicher klarer, unmittelbarer als auf seinen meist sehr perfekt abgemischten Studioaufnahmen. Dabei zeigt das Doppel-Album auch einen großen Teil der musikalischen Spannbreite Hubert von Goiserns. Auf CD eins überrascht er unter anderem mit dem heimwehgetränkten Goisern oder einer Schunkelversion von Janis Joplins Mercedes Benz. Dafür geht es auf CD zwei dann deutlich flotter zur Sache: Natürlich auch mit Brenna tuats guat und dem Hiatamadl, bei dem sich das Publikum zum vielstimmigen Chor wandelt. Nachteil: Die Stücke sind während unterschiedlicher Konzerte aufgenommen, so dass kein Eindruck vom Spannungsbogen eines echten Konzerts übermittelt wird.

Ringswandl/von Goisern: "Mehr Glanz" und "Im Jahr des Drachen"

Radio Bremen 19. Juli 2013 | Text: Dr. Wolfgang Rumpf

Doppel-CD-Tipp: Schräge bis skurrille Popmixes aus der Alpenregion

Georg Ringsgwandl und Hubert von Goisern gelten als Meister des originellen Alpinbeats sind in diesem Sommer mit neuen Alben am Start. Ex-Kardiologe Ringsgwandl verlangt Mehr Glanz und Ex-Laborant Hubert von Goisern präsentiert sich live Im Jahr des Drachen.

Beide Musiker, der eine aus Oberbayern, der andere aus dem österreichischen Salzkammergut, scharen seit vielen Jahren eine stabile Fangemeinde um sich. Selbst wenn sie im hohen Norden auftauchen. Mit alpinem Charme und viel Offenheit und Experimentierfreude haben sie sich einen Ruf erworben, der über Sprach- und Ländergrenzen hinweggeht. Georg Ringsgwandl gibt die satirisch-kabarretistische Kunstfigur in schrillem Outfit und mit frechen Texten, von Goisern den Weltbürger und Live-Maniac, der schon Musiker aus aller Welt auf seine Bühne holte. Im Jahr des Drachen, 2012, waren das 100 Konzerte vor 300 000 Zuschauern, und immer wieder, das zeigt das Live-Album, brannte bei manch einer Punk-Polka die Luft. Brenna tuats guat ist prompt einer der Live-Tracks betitelt, bei denen die Rockband Vollgas gibt.

Hubert von Ringsgwandl meets Georg Goisern

Hubert von Goisern sucht mit großer Besetzung – er war auch mal per Schiff auf der Donau durch halb Europa unterwegs – den Kontakt zu aller Herren Länder und Kulturen, Ringsgwandl, der Eigenbrötler, gibt den Karl Valentin in Sachen Bayern-Pop-alpin und liebt die kleine Bühne. Aber er hat jetzt eine junge funky Band dabei und geriert sich fast als Bayern-Rapper bei Schmeiß den Typen raus. Die Partnerschaftsberatung á la Ringsgwandl ist ein amüsantes Glanzstück, frech und böse wie sein Umgang mit anderen Themen: Ruhm und Glanz, Schönheits-OPs, Showgeschäft und die Verlorenheiten darin. Bissig wie eh und je wandert der komische Kardiologe durchs Künstlerleben und legt Wert auf genaues Zuhören. Er freut sich, wenn der Winter geht oder wenn alles nicht mehr wehtut beim emotionalen Wärmetod.

Poesie und Party: Neue alpine Volksmusik zwischen Blues und Funk

Georg Ringsgwandl, der Poet mit Hang zur bissigen Stille, Hubert von Goisern, der moderne Volksmusiker, für den auch Showtime ein wichtiges Live-Element darstellt: Auch auf den Fundus der Popkultur greift er dann gerne zu: Auf den Mercedes-Benz-Song von Janis Joplin oder auf Ray Charles Georgia. Georgia liegt jetzt bei Hubert Achleitner, wie er eigentlich heißt, natürlich im österreichischen Bad Goisern. Den Blues haben sie beide, aber feine Ironie und derber alpenländischer Spaß sind auch dabei. So dass die beiden neuen Alben, die fast zeitgleich erscheinen, den Wunsch entstehen lassen, die beiden Helden könnten durchaus auch mal gemeinsam auf der Bühne stehen: Als moderne Alpinisten auf der Höhe der Zeit. Ein Versuch wär's wert. Hubert von Ringsgswandl meets Georg von Goisern. Warum nicht?

Im Jahr des Drachen

Hooked on Music 14. Juli 2013 | Text: Epi Schmidt

"Seemann, trag mich weit übers Meer ...", möchte es einem entgleisen, wenn die ersten Weisen aus Hubert von Goiserns Akkordeon anheimelnde Stimmung verbreiten und er sein neues Live-Album damit einleitet. Alsbald mischen sich aber schon leichte Misstöne in die Szenerie und man ahnt, dass es nicht so beschaulich bleiben wird. Das liegt nicht an den eher alpenländischen Tönen, die sich dazugesellen, sondern an gewollt-schrägen E-Gitarren-Klängen, die jedem Bierzeltler den Radi im Schlund stecken lassen.

Und auch der Abschluss der Üouö betitelten Ouvertüre - harmonisch und irgendwo zwischen Ambros und Biermösl Blosn - kann ein ungutes Gefühl nicht ganz verscheuchen. Sprachlich tut man sich selbst als Nordbajuware hier und da schwer. Weiter drobn in der Bundesrepublik wird's wohl noch problematischer.

Was man über die Musik jetzt nicht sagen kann, denn "der Hubert" ist längst nicht mehr nur der querschießende Alpenrebell, sondern gefällt sich auch in verträumt-ruhigen Stücken wie Nit Lang Her, dass man sich - komplett mit Dylan-Mundharmonika - auch von einem rheinischen Gesangskollegen namens Niedecken vorstellen könnte.

Es bleibt auch weiterhin ruhig und fast zu gleichförmig plätschert die Musik unter den Texten dahin, liefert die Musik nur das Transportmittel für die Geschichten, denen das Publikum - welches oft erst nach den Liedern mit Applaus auf sich aufmerksam macht - gebannt lauscht. "I muaß eh nit all's verstehn, aber a wengal was wär schon schön", singt Hubert von Goisern in Neama Bang, womit wir wieder bei der Sprache wären: a wenig (ein bisschen) Alpenraumdialekt sollte man schon abkönnen.

Bei der steiermärkisch-jamaikanischen Version von Janis Joplins Mercedes Benz braucht's dann weniger Sprachverständnis als gute Nerven, denn da zeigt sich das andere Gesicht von Goiserns und er lässt den Gitarristen schon mal grob dazwischenjaulen.

Die österreichische Variante von Georgia On My Mind heißt ganz einfach Goisern (Bietet sich ja fast schon an. Bochum wäre rein phonetisch auch gegangen, aber gibt's, glaub ich, schon ...) und ist textlich eine Liebeserklärung an die Heimatgegend des Sängers und musikalisch - natürlich - der verjazzte Blues, der auch zum Originalsong gehört.

Neama Viel Zeit ist dann die dritte "Coverversion" in Folge und hierbei geht's um Steve Winwoods (oder BLIND FAITH meinetwegen) Can't Find My Way Home, hier Neama Viel Zeit. Sehr schön nur zu Akustikgitarre vorgetragen.

Auf der zweiten CD wird's dann gleich deutlich lauter und rauer. Die hochkarätigen Musiker schwurbeln, rocken, rappen, integrieren Elemente von Polka bis Funk und bringen auch schon mal ein Kuhglocken-Solo zum staubigen Desert-Rock, wie in Indianer.

In I Versteh Di Nit "spuin" die Österreicher einen lupenreinen Chicago-Blues, während sie in Heidi Halt Mi Reggae dem Walzer nahe bringen. Was sie auch tun, es hat immer hohe musikalische Qualität und steckt voller Überraschungen. Langeweile taucht hier garantiert nicht auf. Eher ist man mit den vielen Stilen überfordert. Lässt man dieses Potpourri unvoreingenommen auf sich wirken und sich mittragen, kommt man bald in die Stimmung des Publikums, welches Songs wie Halt Nit An (erinnert entfernt an Wild Thing) rhythmisch klatschend begleitet.

Natürlich ist auch Goiserns Aushängeschild, das Akkordeon, oft genug präsent, wenn auch nicht immer so im Vordergrund wie in dem Parforceritt Der Unterseer. Da stieben in der Band förmlich die Funken.

Jo mei und gegen Ende gibt's natürlich auch das - in süddeutschen Bierzelten leider schon zu Tode gegrölte - Koa Hiatamadl. Hier allerdings in einer recht schnellen, fast punkigen, Version, welches das "Madl" in meinen Ohren wieder zum Leben erweckt. Erfrischend dargeboten, mit teils virtuosen Beiträgen.

Das trifft eigentlich auf das komplette Album zu, welches mit Oben und Unten nahezu heavy-metallisch endet. Ein Live-Album, welches nicht nur ein regional begrenztes Publikum ansprechen dürfte und - koane Angst! - die Texte sind im Booklet abgedruckt.
Habe die Ehre.

Umwege gehn

Oberpfalznetz.de 11. Juli 2013 | Text: Michael Fuchs-Gamböck | Foto: © Elli Christl

Im Jahr des Drachen: Hubert von Goisern mit neuer Live-CD

Es bedurfte vieler musikalischer Umwege, ehe Hubert von Goisern zu Beginn des aktuellen Jahrhunderts wieder dorthin zurückgekehrt war, wo er nach Meinung seiner Anhängerschaft wie seiner selbst hingehört - nach Hause.

Hubert von GoisernUnd zu Hause bedeutet bei dem mal krachledern, mal introvertiert daher kommenden Österreicher den idyllischen kleinen Kurort Bad Goisern, am Salzkammergut zu Füßen des Dachsteingletschers gelegen, nachdem der inzwischen 60jährige sich benannt hat. Logisch, dass an einem solchen Platz die Volksmusik allwirkend ist. Doch da aus Bad Goisern immer wieder Querdenker wie Konrad Deubler oder der Schriftsteller Franz Kain hervorgegangen sind, war es bei einem Kerl, der sich in deren Tradition sieht, klar, dass er keine reaktionäre Volksmusik spielen, sondern sich einen neuen, innovativen Zugang dazu verschaffen würde.

Hubert Achleitner, wie von Goisern im zivilen Leben heißt, gründete nach etlichen Reisen in exotische Länder Ende der 1980er die Formation Alpinkatzen, die sich innerhalb von sechs Jahren zu einer legendären Institution im weiten Reich der Volks-Ethno-Schlager-Pop-Musik etablieren konnte. Jodeln in ganz neuer Form spielte hierbei eine Rolle, die Verwendung von ungewöhnlichen Instrumenten wie Seitlpfeife oder Maultrommel, das Pochen auf Texte im sperrigen österreichischen Dialekt. Hubert von Goisern & Die Alpinkatzen wurden zu einer Art lebender Legende - doch als ihr Erfolg am Größten war, löste ihr Anführer 1994 die Gruppe auf.

Den Rest des letzten Jahrhunderts verdingte von Goisern sich als Schauspieler, Soundtrack-Komponist oder Interpret von zwei eigenwilligen Produktionen, die in Afrika bzw. Tibet entstanden. 2000 kehrte der Musikant vom Salzkammergut mit seinem vielumjubelten Meisterwerk Fön zurück zu seinen volksmusikalischen Wurzeln. Und auch wenn sich der Weltenbummler und Vielgereiste immer wieder jede Menge Inspirationen aus den verschiedensten und teilweise exotischsten Plätzen dieses Planeten holt - "ich bin seit einiger Zeit künstlerisch wieder da, wo ich herkomme", stellt der Ausnahme-Künstler lapidar und zufrieden fest.

Wer sich von Goiserns wechselhafte Karriere vor Augen führt, bekommt den Eindruck, der Mann sei ein ständig Suchender, häufig unterwegs, der letztlich bei sich selbst angelangt, nach Hause kommt. "Das ist unbedingt so", bestätigt der Österreicher. "Ich suche mich, etwa in all meinen Reisen - um mich bislang allerdings immer wieder zu finden. Ich bin mir selbst sehr gut vertraut, brauche allerdings ständig neue Einflüsse, die mich inspirieren. Und danach muss ich die Chance haben, zurückzukommen, um diese Eindrücke in meine ureigene kleine Welt zu integrieren."

Eine Bestandsaufnahme des künstlerischen Status quo Hubert von Goiserns ist die beeindruckende aktuelle Live-Doppel-CD Im Jahr des Drachen (Capriola/Sony): Die Essenz aus exakt 101 gespielten Konzerten im vergangenen Jahr vor über 300 000 Zuschauern. 18 Lieder, mit einer ungeheueren musikalischen Bandbreite, stets voller Energie, immer auf den österreichischen (Volks-)Musik-Wurzeln basierend. Es war auch kommerziell die bislang erfolgreichste Tournee des Kraftlackels.

"Zu behaupten, dass einem Erfolg nicht schmeichelt, wäre eine glatte Lüge", gesteht von Goisern. "Nein, ich bin froh, dass ich seit langer Zeit eine ordentliche Anhängerschaft hinter mir stehen habe. Kein Künstler, der veröffentlicht, wünscht sich nicht zumindest insgeheim, dass er groß mit seiner Arbeit raus kommt. Das hat schon was für sich, keine Frage."

Dass Hubert von Goisern mittlerweile seit Jahrzehnten auf eine treue Fanschar setzen darf, hat sicher auch mit seiner allseits bekannten Sturköpfigkeit und gelebten Konsequenz zu tun. So hat er stets darauf beharrt, "Volksmusik" zu machen, obwohl dieser Begriff gerade bei Jüngeren und Intellektuellen gemeinhin einen miserablen Ruf hat. "Allerdings muss man", so der Komponist, "zwischen "Volksmusik" und "Volksmusik" unterscheiden. Ein Künstler kann bewusst unter volksmusikalischen Aspekten komponieren. Doch ob große Teile der Bevölkerung sie dann annimmt, wird sich erst noch zeigen. So etwas habe ich nie getan. Bei mir war und ist es so, dass ich Lieder schreibe, die sehr viel mit meiner Biografie zu tun haben. Offensichtlich treffe ich damit, den Nerv von etlichen Leuten, die dafür Geld ausgeben, auf meine Konzerte kommen und dort Zeile für Zeile mitsingen. Das ist in meinen Augen Volksmusik - weil deine Arbeit vom Volk adoptiert worden ist."

Fortsetzung folgt: Ein Rastloser wie Hubert von Goisern hat bereits wieder jede Menge neuer Pläne, verfolgt neue Aktivitäten, um dem Volk wie sich selbst nahe zu sein. Lassen wir uns wie immer angenehm überraschen...

Und jetzt Urlaub vom Jahr des Drachen

Abendzeitung 1. Juli 2013 | Text: Arno Frank Eser

Hubert von Goisern hat seine erfolgreiche Tournee auf einer Doppel-CD verewigt

Kaum ein Projekt erscheint in Zeiten der unbegrenzter technischer Möglichkeiten überflüssiger als eine CD mit Livemusik. Technisch ist nämlich alles möglich - warum also Live CDs? Wo man doch gar nicht mehr wissen kann, wie "live" sie wirklich sind? Hubert von Goisern beweist auf seiner gerade erschienenen Doppel-CD Im Jahr des Drachen, dass live dennoch Life ist. Auch dann, wenn man für den selben Song vielleicht das Intro von dem einem Auftritt hernimmt, und den Refrain aus einem anderen.

Es geht um das vergangene Jahr des Alpenrockers. Ein Jahr mit 101 Live-Auftritten. Und ein Jahr mit einer wichtigen Zäsur: Weg von der überdimensionalen Band, hin zur kleinen Gruppe, ein zusammengeschweißtes Team.

Hits wie Mercedes Benz mit Grüßen an Janis Joplin, Goisern im Hemd von Georgia, Brenna tuats guat, Koa Hirtamadl und schließlich Oben und unten kommen hier ganz anders daher als auf den Studio-Einspielungen. Dass dann irgendwann auf der Platte gejubelt wird, ist nur logisch – sonst müsste es der Zuhörer selbst machen.

Denn das Goisern-Team hat es tatsächlich geschafft, die besten Takes aus dem Wust der Aufnahmen herauszufinden. Und wer je live dabei war, weiß genau: Leiwand, genau so war's!

"Eigentlich war ich enttäuscht, als ich die Live-Aufnahmen das erste mal durchgehört habe, denn ich hatte die Konzerte noch in viel tollerer Erinnerung", beichtet der König des Alpenrocks auf einer Release-Party im neuen MUH-Zelt auf Tollwood. Ein Phänomen, das alle Künstler kennen, die sich ihre Auftritte mitschneiden lassen, um sich selbst überprüfen zu können. Und Goisern ist Perfektionist, zumindest auf der Bühne.

Und das nicht nur als Musiker, sondern auch als Talker. Zum Thema 25 Jahre Zusammenarbeit mit dem Münchner Impresario Hage Hein, seinem Freund und Manager, liefern die beiden bei der eben erwähnten Party eine tolle Gesprächsrunde aus dem Nähkästchen ab. Beide sind offensichtlich zufrieden mit dem neuen Werk. Den Fans wird es nicht anderes gehen.

Nun soll Urlaub anstehen für den fleißigen Weltmusiker. Das Jahr des Drachen war doch arbeitsreich und die Bandscheibe zwickt. "Aber", so sagt von Goisern, "ich habe das komische Gefühl, dass ich erst noch lernen muss, wie Urlaub machen überhaupt geht."

Hubert von Goisern: Live-Album und Edelmetall

Musikmarkt 28. Juni 2013 | Text: Gideon Gottfried & Andy Zahradnik | Foto: © Thomas Kamenar

Hubert von Goisern & BandWien/München - Der Titel der Hubert-von-Goisern-Tour-2012 war Brenna tuats und sie stand vor allem im Zeichen des Erfolgsalbums Entwederundoder. Im Rahmen einer Album-Präsentation im Wiener Theater Spittelberg erhielten Hubert von Goisern und seine Band kürzlich einen Gold-Award für 100.000 in Deutschland verkaufte Exemplare der CD Entwederundoder. Dazu gab es noch Gold für die Konzertdokumentation Wia die Zeit vergeht und IMPALA Gold für 75.000 verkaufte Entwederundoder.

Gefeiert wurde in diesem Zusammenhang auch eine rare "Silberhochzeit" im Musikgeschäft, sprich die bereits 25 Jahre währende Zusammenarbeit von Hubert von Goisern mit seinem Manager und Label-Head von Blanko Musik, Hage Hein.

"Im Jahr des Drachen" im Jahr der Schlange

Genau zu Sommerbeginn, am 21. Juni erschien das neue Live-Album von Hubert von Goisern, Titel: Im Jahr des Drachen. Das Album entstand im Vorjahr, im chinesischen "Jahr des Drachens", während der Tour, die Veröffentlichung findet nun im "Jahr der Schlange" statt, welches am 10. Februar begonnen hat. Es ist das Album, das die erfolgreichste Hubert-von-Goisern–Tournee aller Zeiten dokumentiert. "Bei Livekonzerten gibt es kein Netz und keinen doppelten Boden", sagt der Künstler, "jeder Ton, jeder Akkord ist Wahrheit."

Zweite Feier in München

Am Dienstag, 25. Juni, fand auch für die deutschen Medien eine Gold-Feier zum Album Entwederundoder statt. Das Highlight: Ein Interview zwischen Hubert von Goisern und seinem langjährigen Manager Hage Hein. Die beiden ließen unter anderem die vergangenen 25 Jahre Revue passieren, die sie nun schon gemeinsam arbeiten. Passenderweise fand die Feier in einem Zelt auf dem Gelände des Münchner Tollwood statt, das in diesem Jahr ebenfalls 25. Jubiläum feiert.

Im einem erfrischend ehrlichen Gespräch scherzten Hubert von Goisern und Hage Hein über ihre eigentlich unvereinbaren Vorstellungen zu den meisten Themen im Band-Alltag sowie auf Tour. Dennoch, so von Goisern, könne er sich niemanden vorstellen, der diesen Job auch nur annähernd so gut machen könne wie Hage Hein.

Als Special Guest reif Hein gegen Ende der Feierlichkeiten den Regisseur Joseph Vilsmaier auf die Bühne, der in der Vergangenheit schon öfter mit Hubert von Goisern zusammen gearbeitet hatte. Dieser kündigte an, eine Österreich-Dokumentation zu drehen, für die er von Goisern sehr gerne gewinnen würde. Der Musiker hielt sich mit einer klaren Antwort jedoch zurück, man darf also gespannt sein.

Knistern und lodern

OÖN 28. Juni 2013 | Text: Bernhard Lichtenberger | Foto: © Volker Weihbold
Severin Trogbacher und Hubert von Goisern

18 Erinnerungen an die "Brenna tuats"-Tour

Selbstbestimmte Auszeiten liegen in seiner Natur. Um das Entzugsleiden erträglich zu machen, hinterlässt Hubert von Goisern seinen Getreuen ein Live-Doppelalbum mit Aufnahmen aus seiner im chinesischen Jahr des Drachen (2012) durch die Lande gezogenen Brenna tuats-Tour, deren 101 Konzerte 300.000 Menschen hörten.

Die Erinnerungen in 18 Liedern sind vom Feuer der Leidenschaft beseelt, das zart knistert oder unbändig lodert. Die eine Silberscheibe kehrt die ruhige, wehmütige Seite des 60-Jährigen hervor. Er hört in sich hinein (Nit lang her), ergeht sich im liebenden Glück (Neama bang) oder in der Sehnsucht (Goisern) und schafft es nach wenigen Takten, dass seine Anhänger inbrünstig in eine traditionelle Weise (Wann i durchgeh durch's Tal) einstimmen.

Die neun Lieder der zweiten CD kehren den Groove hervor, zu dem der Goiserer und seine Musikanten Severin Trogbacher (Gitarre), Helmut Schartlmüller (Bass) und Alexander Pohn (Schlagzeug) im Zuge ihres intensiven Zusammenspiels gefunden haben. Brenna tuat's guat, der Hit gewordene feurige Kommentar in einer Zeit der Finanzkrisen und Nehmerpartien, ist verewigt, das schräg glänzende Heidi halt mi, der aufgefrischte 1992er-Hadern Koa Hiatamadl und das mit entspannter Lässigkeit stimulierende Halt nit an. Dass einem etwas abgeht, darf bei einer Auswahl stets bejammert werden, in diesem Fall vor allem die Atmosphäre.

Wie wird es weitergehen? "Ich träume – wie alle, die dabei waren – von einem Wiedersehen", schreibt Hubert von Goisern im Booklet. Wir träumen mit.

Ein Wechselbad der Gefühle

DeutschlandRadio Kultur 26. Juni 2013 | Text: Thorsten Bednarz

Hubert von Goisern: Im Jahr des Drachen - Live

In den letzten Jahren hat sich Hubert von Goisern zu einem der erfolgreichsten Musikexporte Österreichs entwickelt. Und obwohl dieser Mundartrock ja eigentlich eine gewisse lokale Begrenztheit nahelegt, ist der Mann aus dem Salzkammergut auch in Deutschland bestens bekannt.
Als allerdings vor 20 Jahren seine ersten Alben in Deutschland erschienen, da waren viele Kollegen im Radio eher ratlos. Was sollte man mit diesem Mann machen, der auf der einen Seite eine Musik spielte, wie man sie am ehesten noch mit dem Musikantenstadl assoziierte, auf der anderen Seite aber rockte was das Zeug hielt?! Das Publikum aber liebte ihn und Hubert von Goisern war teilweise hierzulande erfolgreicher als in seiner Heimat.

Immer wieder hat es Hubert von Goisern verstanden, sich neu zu erfinden. 2011 präsentierte er eine neue Band, hat sich dabei radikal verjüngt und das Album Entwederundoder veröffentlicht. Die Songs sind darauf auf das Notwendigste reduziert und genau so haben die Musiker sie auch in den Konzerten gespielt. Da wird viel Aufmerksamkeit vom Publikum verlangt und auch vom Hörer der Live-CD Im Jahr des Drachen. So entstehen auch immer wieder fast schon magische Momente - so groß wird die Innigkeit zwischen den Akteuren auf der Bühne und dem Publikum. Erst in der zweiten Konzerthälfte lässt Hubert von Goisern die ganze Energie raus, die seine neue Band auszeichnet und die ständig zwischen grunge-artigen Gitarren, Funkbässen, Blues und natürlich dem Akkordeon wechselt. Ein ungemein fesselndes Wechselbad der Gefühle!

Auftritt und Aufregung

Süddeutsche Zeitung 27. Juni 2013 | Text: Stephan Handel | Foto: Florian Peljak

Hubert von Goisern stellt eine "supergeiletolle" Live-Platte seiner letzten Tour vor und sinniert darüber,
ob er überhaupt noch einmal auf die Bühne zurückkehrt

Hage Hein und Hubert von GoisernMünchen – Bei der silbernen Hochzeit haben die meisten Eheleute einen Zustand der Ausgeglichenheit und Erschöpfung erreicht: Die meisten Kämpfe sind gekämpft, man kennt die Schrullen des anderen ebenso wie seine Vorzüge und nimmt beides nicht mehr so wahnsinnig ernst. Hubert von Goisern und Hage Hein sind zwar nicht verheiratet, zumindest nicht miteinander – aber 25 gemeinsame Jahre haben sie jetzt auch schon auf den Buckel, der eine als Musiker, der andere als sein Manager. Am Dienstagabend geben sie – einen Tag vor Tollwood-Beginn in einem Tollwood-Zelt – eine Art Waldorf und Statler, die beiden Alten aus der Muppet-Show: Man frotzelt sich ein bisschen, aber eigentlich ist es schon ok.

Anlass des kleinen Festes im viel zu großen Zelt ist die Veröffentlichung einer Live-Platte, die während der vergangenen, 101 Konzerte dauernden Tour entstanden ist. 50 davon wurden aufgezeichnet, 40 Aufzeichnungen waren verwendbar, daraus hat Goisern, der Perfektionist, 18 Nummern zusammengestellt – durchaus mit Hilfe der Technik, wie er unumwunden zugibt: "Wenn in Stuttgart das Intro super war, aber die Strophe ein bisschen übermotiviert, dann haben wir halt die aus Villach genommen." Waldorf und Statler sind sich einig, dass das Ergebnis auf jeden Fall eine "supergeiletolle Platte" geworden ist.

Auf Live-Musik verzichtet Goisern dieses Mal – offiziell, weil er nicht geprobt hat, tatsächlich aber wegen der Bandscheibe und der damit verbundenen Unfähigkeit, die nicht ganz schwerelose Steirische Harmonika zu heben. Dafür gibt's Goldene Schallplatten für die Band und ihren Chef – und, wenn auch leicht verspätet, für Josef Vilsmaier: Der Regisseur hatte 1994 ein Konzert der Alpinkatzen im Circus Krone gefilmt, die DVD erreichte Gold-Status, aber die Trophäe lag bald 5 Jahre in Hage Heins Büro irgendwo herum, bis zum Dienstag. Vilsmaier tut dennoch sehr überzeugend so, als würde er sich freuen.

Dann gibt's bayerisches Büffet, während sich auf der Bühne zwei neue Projekte unter Hage Heins Fittichen vorstellen: der Österreicher Julian le Play und Maria Moling, ein Drittel von Ganes, die mit einem Mitmusiker zusammen beweist, dass Schlagzeug und Gitarre ausreichen für gehörigen Lärm. Mittlerweile ist auch Veronika von Quast eingetroffen, Hage Heins Schwester. Sabine Nallinger war schon von Anfang an da, weil Hein ihr im OB-Wahlkampf hilft.

Während des einleitenden Gesprächs zwischen Manager und Musiker hatte Hubert von Goisern gesagt, es könne sein, dass die vergangene Tournee die letzte gewesen sei, dass er vielleicht überhaupt nie mehr auf einer Bühne stehe. Große Aufregung natürlich unter den Gästen, aber Hage Hein beruhigt später: "Das sagt er seit 25 Jahren nach jeder Tournee." Er kennt ihn halt ... 

Brennt besser

Teleschau - der mediendienst 20. Juni 2013 | Text: Stefan Weber

Steht unter Feuer: Die Live-Doppel-CD "Im Jahr des Drachen" dokumentiert die erfolgreiche 2012er-Tournee von Alpenrocker Hubert von Goisern.

2012 war - nach dem chinesischen Kalender - ein Jahr des Drachens. Warum der kosmopolitische Alpenrocker Hubert von Goisern sein im vergangenen Jahr aufgezeichnetes Doppel-Live-Album danach benennt? Nun, der 60-jährige Österreicher kam selbst "Im Jahr des Drachen" als Hubert Achleitner zur Welt, in diesem Zyklus Geborene gelten als langlebig, energiegeladen und hartnäckig. Aber auch als zuverlässig, ehrlich und mutig. Und treffender könnte man den meinungsstarken Dickschädel der alpenländischen Volksmusik und seine Lieder kaum beschreiben.

In gewisser Weise dokumentiert Im Jahr des Drachen - Live tatsächlich die ungewöhnliche Langlebigkeit seiner musikalischen Laufbahn: Goisern kann inzwischen aus Songs aus über 20 Jahren Karriere zurückgreifen. Unter den hier ausgewählten Live-Mitschnitten seiner mit über 100 Konzerten erfolgreichsten Tournee befindet sich natürlich Koa Hiatamadl, das ihn - zusammen mit seiner damaligen Band, den Alpinkatzen - Anfang der 90er-Jahre zum Vorreiter einer neuen Volksmusik machte. Dass er sich zwischenzeitlich nicht-musikalischen Projekten widmete und weniger erfolgreiche, von Volksmusik aus aller Welt geprägte Alben veröffentlichte, schadete ihm dabei nicht. 2011 meldete er sich eindrucksvoll auf den vorderen Plätzen der Charts zurück: Mit seinem zynischen Kommentar zur Finanzkrise, der Ziehharmonika-Raprock-Hymne Brenna Tuats Guad, landete Goisern seinen bislang größten Hit. Jener und weitere Songs des Erfolgsalbums EntwederUndOder stellen den Großteil der 18 Titel der Live-Doppel-CD.

Nicht nur die beiden Hits zeigen, dass sich Goiserns energiegeladener Mix aus traditionsverbundener Volksmusik und verschiedensten Gitarrenrock-Spielarten erst live voll entzündet. Das Hiatamadl verkleidet sich als Rockabilly-Braut, Suach Da An Åndern begeistert als krachender Funk-Jam, bei Indianer kommen Goisern und seine Band durch Ska-Rhythmen richtig in Fahrt.

Aber Im Jahr des Drachen - Live macht auf eine weitere Qualität des Österreichers aufmerksam. Goisern ist auch ein ehrlicher Liedermacher im besten Sinne, ein Melancholiker, ein Menschenfreund. So hört man auf CD eins - wohl auch bewusst - ausschließlich seine ruhigere Seite: Er denkt über seine Mitmenschen nach (I Kenn Oan), erinnert sich an den einen, schönen Moment (Nit Lång Her), fühlt Heimweh (Goisern) und fleht Gott an (Mercedes Benz, ein von Goisern in seinen Dialekt übersetztes Janis-Joplin-Cover).

Ob diese Aufteilung der Grund ist, warum nicht mehr Titel ihren Weg auf Im Jahr des Drachen - Live fanden, bleibt offen. Denn dass auf zwei CDs noch Platz für wunderschön-sentimentale Schunkler wie etwa Heast As Nit oder Weit, Weit Weg gewesen wäre, steht außer Frage. Auch dass Im Jahr des Drachens (bislang?) nicht als Live-DVD erscheint, ist ein wenig schade. Aber auch in "nur" 90 Minuten: Das Feuer von Goiserns Musik, es brennt besser denn je.

Bewertung: ausgezeichnet