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AUSLAND

Koa Hiatamadl in Mali

Tageszeitung 20. Oktober 2005 | Text: Arno Frank Eser | Foto: Wildteam

Hubert von Goisern: König des Alpenrocks

Hubert von Goisern"Das haben wir Not gehabt", meint der Weltenbummler mit der Ziehharmonika, wenn er von seiner letzten Afrikareise erzählt. Auf gut Bundesdeutsch: "Das hat uns gerade noch gefehlt."

Eine Reise voller Stress und Widrigkeiten durch Mali bis nach Timbuktu und weiter noch; aber auch eine Reise voller wertvoller Erfahrungen, nicht nur im musikalischen Bereich. Erfahrungen, die wichtig genug sind, dokumentiert zu werden. Schließlich war die Reise nach Mali das Ende der erfolgreichsten Tournee aller Zeiten, die Hubert von Goisern je machen durfte. Die Tournee zum Programm Trad, also mit heimatlicher und originärer Musik.

Ausland heißt diese Dokumentation, eine CD im Doppelpack mit einer DVD mit Hubert von Goiserns erstem selbst gedrehten Film (Sony BMG), die jetzt neu im Handel ist.

"Wer mit irgendwelchen Erwartungen nach Afrika fährt", weiß Hubert von Goisern, "wird zwangsläufig enttäuscht. Aber wir sind noch nicht so weit, dass wir uns von Erwartungen freimachen konnten. Weder in Afrika noch sonst wo."

Doch allzu konkrete Erwartungen führen zu Enttäuschungen. So erwarteten einst die Eltern des jungen Hubert Achleitners aus dem österreichischen Bad Goisern, dass ihr Bub Arzt wird. Und die erste Ehefrau erwartete, dass er ihr zuliebe seine große Leidenschaft, die Musik, opfert.

Doch das konnte er einfach nicht zulassen, denn das wäre das Schlimmste gewesen, was ihm je hätte passieren können. Also musste er seinen "Dickkopf", wie damals alle meinten, "durchsetzen".

Und das hat sich gelohnt. Nicht nur in künstlerischer und geschäftlicher Hinsicht, sondern auch in spiritueller. "Ich habe eine Art inneren Auftrag", sagt Hubert von Goisern, der eigentlich inzwischen Hubert von Salzburg heißen müsste, "ich muss meine Musik weitergeben. Und ich bin nur glücklich, wenn ich das tun kann."

"Es gibt wohl keinen", sagt sein Manager, Verleger und Freund Hage Hein (Blanko Musik) aus München, "der so offensiv mit Traditionspflege umgeht wie der Hubert. Und er hat das Richtige zur richtigen Zeit gemacht. Man braucht ja immer für alles, was man gut findet, auch eine intellektuelle Rechtfertigung. Hubert von Goisern hat uns gezeigt, dass man Volksmusik und Rock gleichzeitig schätzen kann, ohne sich dafür schämen zu müssen."

Ja, das gab schon einen Ruck, damals vor gut 15 Jahren, als Hubert von Goisern & Die Alpinkatzen in Live aus dem Nachtwerk aufgetreten sind. Das erste Mal in der Geschichte brach die Telefonzentrale des Bayerischen Fernsehens nach der Ausstrahlung einer Sendung völlig zusammen. Alle wollten wissen, was es mit diesen schrägen Alpenrockern auf sich hat.

"Es began also in München", erzählt Hubert von Goisern, "nicht nur im Fernsehen, sondern auch auf Tollwood-Konzerten. Außerdem mit einem großen Open Air auf dem Königsplatz, zusammen mit internationalen Größen wie Peter Gabriel und Bryan Ferry. Dass ich da dabei sein durfte, das hat mich schon stolz gemacht." Kein Wunder, dass er sich für immer mit der Isarmetropole verbunden fühlt.

Mit seinem Heimatort Bad Goisern am Fuße des Dachsteingebirges, verbindet ihn eine Art Hassliebe. Gefühle zwischen Plus und Minus, die wohl jeder Mensch mit seiner Heimat erlebt, und die man nicht so richtig einordnen kann.

Stimmt es eigentlich, dass Bad Goisern ihm zu Ehren eine Hubert von Goisern-Briefmarke rausgegeben hat?

"Ja, das ist richtig. Ich habe mir sogar eine gekauft. Und mich gewundert, dass der Kaufpreis höher war als der Portowert. Schon seltsam irgendwie, oder nicht?"

Hubert Achleitner lebt neben seinem Bühnenleben ein völlig normales Dasein.

Soweit das halt für einen Promi wie ihn möglich ist. Natürlich wird er überall erkannt, aber er hat sich da so seine Mechanismen zugelegt für den Fall, dass er in Ruhe gelassen werden will. Oft hilft schon eine Sonnenbrille, um direkten Blickkonktakt zu vermeiden. Und wenn er im Supermarkt an der Käsetheke ansteht, dann schaut er immer wieder bedeutungsschwanger ins Leere.

"Dann denken die Leute, man darf mich jetzt nicht stören, weil ich gerade was ganz Wichtiges ausbrüte. Und das stimmt dann ja auch: Denn ich denke darüber nach, ob ich einen Holzofenleberläse oder einen Neuburger kaufen soll."

Daheim in Salzburg geht auch alles seinen Goiserschen Gang. Frau Hildegard (49) lehrt Pädagogik an der Uni, ist nicht ins Alpenrock-Geschehen mit eingebunden, macht ihr eigenes Ding. Mit Sohn Niko (17) geht er gerne zum Angeln und lernt mit ihm auch gern Musik. Niko am Klavier, Papa am Metronom.

Auch Tochter Laura (12) macht Musik, sie spielt Geige. "Aber sie sucht immer noch nach den Knöpfen, um das Ding richtig aufdrehen und klanglich verzerren zu können", lacht Hubert, "sie steht halt auch auf Rock."

Gibt's denn eigentlich nie mit Hildegard Diskussionen übers Familienbudget? Rechnet sie nie vor, dass man mit diesen immensen Ausgaben für musikalische Reisen nach Afrika und sonsts wohin, eigentlich mal ein neues Auto oder sonst was kaufen könnte? "Nein", sagt Hubert, "Wir haben alles was wir brauchen. Hildegard schätzt mein und auch unser Leben. Und sie ist mit dem 11 Jahre alten Auto, das sie hat, sehr zufrieden."

Aber Hubert von Goisern selbst ist anscheinend nicht zufrieden mit dem Leben, das er da am Rande Salzburgs genießt. Warum immer wieder Afrika? "Doch, ich bin schon zufrieden. Aber ich brauche die Herausforderung, an die Grenzen gehen zu müssen, etwas leisten zu müssen. Das fängt bei der Suche nach einem Stromkabel in der Wüste an und hört auf bei der schwierigen Kommunikation mit einer anderen Kultur."

Daheim in Salzburg aber ist Kreativ- und Planungsphase. "Und wenn ich mal ein paar Tage nichts zu Papier bringe, dann fühle ich mich unsicher, gleite auch in Depressionen ab. Da ist es schöner, auf der Bühne zu stehen und Feedback zu bekommen. Das ist Auftanken für die Seele."

Wie zum Beispiel in Mali. Wunderschön die Sequenz im Reisebericht-Film auf DVD, wie er mit einem afrikanischen Sänger seinen ersten Hit Koa Hiatamadl intoniert. "Jo mei, jo mei", singt der Kollege aus Afrika, "Ich habe ihm gesagt, dass "Jo mei" nichts anderes heißt als "Insh'Allah"; besser konnte ich das nicht übersetzen."

Und nun? Wird Hubert von Goisern ein Filmemacher?

"Nein, bestimmt nicht. Das war eine sehr schöne Erfahrung – aber ich muss wieder raus und spielen. Und ich habe auch schon ein Projekt im Auge. Aber über ungelegte Eier spricht man nicht."

Dem Leben kommst ned aus

Kurier 12. Oktober 2005 | Text: Guido Tartarotti

Hubert von Goisern30 Konzerte wollte Hubert von Goisern im Vorjahr im Rahmen seiner "Trad"-Tournee geben. Dann wurden es mehr als hundert. Die Auftritte waren beseelte musikalische Weltreisen. Wer dabei war, wünschte sich, diese Erlebnis konservieren zu können.

Genau das ist jetzt möglich: Ein Mitschnitt von dieser Tour ist unter dem Titel "Ausland" als kombinierte CD/DVD erschienen (SonyBMG; die DVD enthält eine Reise-Dokumentation). Hubert von Goisern: "Ich wollte eigentlich eine Clubtour machen. Aber bei den ersten kleinen Konzerten mussten wir Hunderte Leute heimschicken. Also habe ich bald beschlossen, wir zeichnen die Konzerte auf."

Obwohl Goisern dafür bekannt ist, gerne in Studio-Klausur zu gehen, erlebt er die Konzerte als musikalische Erweiterung: "Es entwickelt sich noch einmal was neu. Es ist die Aufmerksamkeit, die Konzentration, das Unausweichliche ... Live kommst ned aus."

Zumal er bei der letzten Tournee den Luxus erleben konnte, ebenso offene Zuhörer wie offene Musiker zu haben. "Ich habe ein Publikum, das neugierig ist: Was macht er heute wieder? Und wir Musiker sind uns trotz der Nähe auf der Tour nie auf den Wecker gegangen."

Hiatamadl

Obwohl Goisern Nostalgie fremd ist, nahm er auf der Trad-Tour seinen größten Hit Hiatamadl nach zehn Jahren wieder ins Programm. "Ich unterliege keinem Zwang, es zu spielen – und auch keinem Zwang, es nicht zu spielen. Ich hab' gar nicht mehr gewusst, wie das Lied geht. Also habe ich mir die CD angehört und war beeindruckt. Jetzt versteh ich auch, warum die Leute damals so drauf abgefahren sind. Da ist ein Punk drin, ein Dampf, dem entgehst du nicht."

Dass Menschen Hymnen brauchen, sieht der Kosmopolit Goisern ein. "Im Singen findet man zusammen. Und irgendein Lied muss man eben singen." So reizte ihn auch das Angebot von Dietrich Mateschitz, die Vereins-Hymne für Salzburg zu schreiben. "Ich wollte wissen, ob ich das kann. Und ob die Dressen violett sind oder rot, finde ich ziemlich egal." Die Diskussion um die österreichische Hymne amüsiert ihn: "Ich singe die Hymne schon lange mit Töchtern und Söhnen. Und gesungen wird sie eh nur im Fußballstadion."

Er selbst will jetzt Pause machen, schreiben und reisen. Momentan hat er "einen Narren gefressen" an Lappland und der dortigen Musik.

HvG: Die Fastenzeit eines Bühnen-Junkies

OÖN 12. Oktober 2005 | Text: Bernhard Lichtenberger

Über seine Bühnenabstinenz bis 2007, das Brauchtum des Vogelfangs, die weltweite Vernetzung, die Liebe zu Afrika, seine Musikreise "Warten auf Timbuktu" und über den ORF sprach Hubert von Goisern.

Du kommst gerade von der Podiumsdiskussion "Die Schattenseiten der Globalisierung für die Kultur". Deine Position?

Im Grunde geht es bei diesen GATS-Geschichten* darum, dass die Kulturförderungen abgeschafft werden sollen, weil sie wettbewerbsverzerrend sind. Das ist natürlich ein Blödsinn, Kultur auf ein Produkt zu reduzieren, das wettbewerbsfrei agieren soll. Kreativität ist eigentlich kein Produkt, sondern ein Resultat von einem Klima der Stimulanz.

Ich bin aber nicht der Meinung, dass es so etwas wie eine Weltverschwörung gibt, die Bösen, die uns den Garaus machen wollen. Ich glaube nicht, dass irgendwer vorsätzlich eine Kultur ausrotten will - eine Ausnahme ist vielleicht Tibet, weil die Chinesen dahinter sind, der Welt zu beweisen, dass es Tibet nicht gibt.

Eine Studie hat gezeigt, dass junge Leser mit dem Begriff Globalisierung nichts anfangen können. Kannst du ihn erklären?

Globalisierung ist die Vernetzung der ganzen Welt. Wir kriegen nicht nur mit, was sich in der engsten Heimat, innerhalb des Tellerrandes abspielt, sondern in der ganzen Welt - egal, ob das Katastrophen oder Güter sind, die wir beziehen können. Das finde ich grundsätzlich positiv. Das Wort hat diesen schalen, bitteren Beigeschmack, weil es für wirtschaftliche Ausbeutung und egozentrisches, egoistisches Handeln steht.

Ich glaube aber, keiner will, dass wir das Rad der Zeit zurückdrehen und wieder enge Grenzen mit unzählig vielen Kontrollen machen. Ich bin auch dagegen, dass man eine Art Bastion Europa aufbaut und dass man sagt, jeder der herein will oder etwas herein bringen will, der muss schwer Buße zahlen.

Ist Warten auf Timbuktu auch ein Produkt der Globalisierung?

Ja, im Sinne von Erweiterung. Ich bin seit meinem 21. Lebensjahr in der Welt herum gefahren, hab' in anderen Ländern gewohnt, um zu wissen, wie sie woanders tun. Das gegenseitige Kennenlernen baut Ängste ab. Angst hat man eigentlich nur vor dem Unbekannten. Warten auf Timbuktu ist die letzte musikalische Reise, die ich gemacht habe. Timbuktu ist ein Synonym für das Ende der Welt. Und dort wollt' ich einmal unsere Volksmusik spielen.

Gibt's ein Ende der Welt?

Da musst du die Welt verlassen, dann hat sie ein End'.

Dein Kopf ist voll mit Gedanken, an denen du in den nächsten eineinhalb Jahren herumarbeiten willst. Wie schauen sie aus?

Über ungelegte Eier mag' ich nicht gerne reden. Es gibt eine Handvoll Ideen, an denen ich gleichzeitig arbeite. Was dabei heraus kommt, weiß ich jetzt noch nicht.

Dein Weggehen von der Bühne, ist das wie ein notwendiger Schlussstrich?

Es ist wie ein tabula rasa. Die Kreativität entsteht aus dem Chaos und ist ein Ordnen des Chaos. Und wenn das Chaos dann zu einem Baz zusammenpappt, dann muss ich reinen Tisch machen.

Du liebst Afrika und die afrikanische Musik. Was nährt diese Liebe?

Die westafrikanische Musik ist so etwas wie eine musikalische Ur-Substanz. Das sind jene Kulturen, die aufgrund der Sklaverei in Amerika und in der Karibik gelandet sind und dort mit den Auswanderern aus der Alten Welt mit der europäischen Musikkultur zusammengetroffen sind. Da spür' ich einen Teil meiner eigenen Wurzeln, da ich auch mit dem Blues aufgewachsen bin. Mir gefällt an Afrika, dass noch nicht alles so reglementiert ist. Ich habe das Gefühl, die meiste Energie des Lebens geht damit verloren, dass man die Gesetze einhält, von der Steuererklärung bis zum Dauerauftrag. Das gibt's in Afrika nicht. Und wenn es eine Ampel gibt, fahren alle drüber, egal ob sie rot oder grün ist.

Dieser Zustand, dieses Chaotische, ist für manche bedrohlich, für mich ist es sehr befreiend.

Lässt du dich von der afrikanischen Art anstecken?

Es erinnert mich an ein Grundbedürfnis meines Lebens, nämlich die materiellen Dinge nicht über die menschlichen zu stellen. Darum brauch' ich auch diese Tourpausen, um nicht in einen Automatismus zu kommen. Wenn das Tun weniger wird und man mehr Zeit für Begegnungen hat, finde ich das erstrebenswert.

Die Bühne geht dir nicht ab?

Oft hab' ich ja Angst, ob ich nicht schon in einem Suchtverhalten drinnen bin, ob ich das Adrenalin nicht schon brauche, weil ich ein Bühnen-Junkie bin.

Ich faste ja auch einmal im Jahr, meistens in der Fastenzeit. Da esse ich zwei Wochen überhaupt nichts und trinke nur Wasser oder ungesüßten Tee. Um zu sehen, was übrig bleibt, wenn man still wird, wenn man diese Äußerlichkeiten reduziert. So gesehen ist das jetzt ein zweijähriges Bühnenfasten.

Du hast als Unternehmen Hubert von Goisern auch Verantwortung für deine Musiker. Wenn du deine Auszeit nimmst, können sie nicht mehr für dich arbeiten. Fällt dir das leicht?

Mit den Alpinkatzen ist mir das sehr schwer gefallen. Da war aber eine größere Abhängigkeit als bei den Musikern, mit denen ich jetzt zusammenarbeite. Ich hab' ihnen damals gesagt: Ich hab' zwei Kinder, für die bin ich verantwortlich. Ihr seid erwachsene Menschen und wir haben drei jahre lang sehr viel Geld verdient. Ihr auch. Jetzt suche ich mir schon Leute aus, die nicht das Gefühl haben: Ja, jetzt sind wir die Band und wenn ich beim Hubert mitspiel' heißt das, dass ich meine Pension einziehe.

Meine Musik ändert sich rasanter und radikaler als die Musik der Leute, mit denen ich spiele. Eine Gruppe bewegt sich auch zäher vorwärts als man alleine gehen kann. Gerade der kreative Prozess ist für mich ein einsamer.

Du hast jetzt Zeit, mit deinen Kindern zu singen. Welche Lieder?

Alles, von Somewhere over the rainbow über alle Hymnen bis zum Andreas-Hofer-Lied. Ich musiziere mit meinen Kindern mehrmals pro Woche, mein Bub lernt Klavier und meine Tochter spielt Geige.

Dein Trad-Film wurde im Bayerischen Fernsehen und auf 3sat gezeigt, aber nicht im ORF. Hat Warten auf Timbuktu Chancen?

Darüber denke ich nicht mehr nach, darüber ärgere ich mich auch nicht mehr. Das ist wie das Wetter. Wenn es schifft, schifft es und du kannst du Wolken nicht verschieben. Den ORF kannst du auch nicht ändern. Die müssen selbst draufkommen, was sie anrichten mit ihrer Misskulturpolitik, wie sehr sie sich aus der Verantwortung schleichen, auch Akzente zu setzen. Das ist eine dumme, kurzsichtige, nur marktorientierte Politik, die da betrieben wird. Kultur auf Quoten zu reduzieren, tut's halt nicht.

Welchen Bezug hast du als Salzkammergutler zum umstrittenen Brauchtum des Vogelfangs?

Ich hab' mich schon vor Jahren dazu geäußert. Ich habe gesagt: Ich verstehe nicht, wieso sich Tierschützer in so einer Lapalie engagieren, wo es im Tierschutz große, wichtige Themen gibt. Zu den Vogelfängern hab' ich gesagt: Wenn sie's verbieten, dann macht halt im Untergrund weiter. Dann kriegt das Ganze noch einen zusätzlichen Kick, denn dann ist man gleichzeitig Jäger und Gejagter.

Es ist nicht mein Brauchtum. Nach wie vor habe ich ein Problem mit den sehr militanten Tierschützern. Da haben viele einen gescheiten Vogel, den sie selber einmal einfangen sollten. Ich respektiere es nicht, wenn einer, der Fleisch isst, also einer, der bereit ist, dass ein Tier getötet wird, damit er einen Genuss hat, sich über jemanden aufregt, der einen Vogel fängt, den er im Frühjahr wieder auslässt.

Ich kenne Vogelfänger. Das sind liebe Leute und die kennen sich aus mit den Viechern.

*General Agreement on Trade in Services (GATS), die Liberalisierung von Dienstleistung umfasst auch Bildung, Kunst, Kultur

"Das Thema Volksmusik ist erst einmal abgeschlossen"

Neues Volksblatt 11. Oktober 2005 | Text: Barbara Freitag

Neue Live-CD "Ausland" samt Mali-DVD:Hubert von Goisern über seine Arbeit und Zukunft

Löwenzahn ziert das Cover der neuen CD Ausland des Hubert von Goisern. Das beliebte Hasenfutter wächst in den deutschsprachigen Ländern, die der Oberösterreicher bei seiner letzten Trad II-Tour besucht hat. Nur nicht in Mali, wo er seine Volkslieder aus dem Salzkammergut beim Festival au Desert zum Besten gab. Dokumentiert ist dieser Auftritt auf der inkludierten Bonus-DVD Warten auf Timbuktu. Goisern: "Es war eine wunderschöne Zeit, aber jetzt mache ich Pause bis 2007."

Er habe bis Mitte des Sommers durchgearbeitet, den Film zum Mali-Konzert geschnitten und die Hymne des Salzburger Fußballvereins Red Bulls komponiert. Jetzt sei er müde und brauche "Abstand". Erst in zwei Jahren wird er wieder eine Bühne betreten. Bis dahin will er neue Dinge ausprobieren ("Ideen habe ich genug"), sich in den eigenen vier Wänden in Salzburg und auf den Bergen aufhalten. Mit Volksmusik wolle er sich in nächster Zeit nicht beschäftigen: "Das Thema ist erst einmal abgeschlossen." Seine Fans freilich können nicht genug davon kriegen, wobei auffällt, dass der Altersschnitt seines Publikums relativ hoch ist. "Das mag sein, aber mein Publikum ist eben mit mir älter geworden." Anfang der Neunziger gab es einige, eher am Pop orientierte junge Volksmusik-Gruppen. "Es war eine Welle, an die sich viele angehängt haben. Heute gibt es gerade noch die Attwenger, aber die haben sich ganz anders entwickelt."

Afrika war in den letzten Jahren ein beliebtes Reiseziel Goiserns, produktive Projekte entstanden. Afrika sei für ihn "wie eine große Liebe, die oft nicht erwidert wird", steht im Booklet der CD. Das bedeutet? "Ich liebe das Chaos, die Unregelmäßigkeit, die Unpünktlichkeit da unten, aber es kränkt mich auch, abgezockt, für blöd verkauft oder über den Tisch gezogen zu werden, wie es mir oft passiert ist."