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IWASIG TOUR 2003

Im Herzen ist er immer noch "a bisserl a Steirischer Bua"

Schwäbische Zeitung Online 1. August 2003 | Text: Franz Mayer

Lauchheim - "Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß nicht, wohin er geht", empfiehlt der Volksmund Weg- und Sinnsuchenden. Diese Maxime bekam Hubert von Goisern wohl in die Wiege gelegt. Die Urtümlichkeit seiner steierischen Wurzeln im heimatlichen österreichischen Goisern das von alters her "multi-kulti-geprägt" sei, hat sich in ihm personifiziert. Beim Open-Air-Konzert am Mittwoch Abend auf der Kapfenburg zog sie über 2000 Besucher in ihren Bann.

Schon um 18 Uhr strömen Hunderte in den Schlosshof der Kapfenburg, manch sorgenvoller Blick geht zum Himmel, wo dunkle Wolken aufziehen, vorsorglich nimmt man den Schirm mit, der aber geschlossen bleiben soll. Das Konzert mit "Hubert von Goisern und Band" ist ausverkauft. Als gegen 21 Uhr ein strahlender Akademiedirektor Erich Hacker das Podium betritt, wartet ein Publikum von "14 bis 74" auf den Star des Abends. Dann richten sich die Spots auf den Pavillon, Hubert von Goisern erscheint im Rampenlicht und sofort erfüllen eigentümlich-alpenländische Klänge aus "der Steierischen", dem Knopfakkordeon, dem Markenzeichen des Künstlers, die Burg.

Als Gäste aus dem "benachbarten Ausland" hatte Hacker zuvor die vielen Bayern im Publikum begrüßt. Der Künstler hakt nach: "Hand a oa van Soizkammaguat do?" (Sind auch Gäste aus dem Salzkammergut anwesend?) Kaum Reaktion im Publikum und so ergeht sich Hubert von Goisern kurz über diese Spezies, die er offensichtlich nicht so schätzt.

Er greift zur elektronischen Gitarre, die Band ist aktiviert und der globale Mix aus Jazz, Reggae und Soul nimmt seinen Lauf. Nein es ist keine Show , was über zweieinhalb Stunden den Schlosshof durchdringt, es ist Musik. Hubert von Goisern, versiert auf vielen Instrumenten, brilliert auf der Flöte und spielt einen weichen Blues auf der Trompete. Immer wieder aber ist es sein "höchstes Instrument", mit dem er die Herzen erreicht - seine Stimme. Dabei verstehen vermutlich viele den urigen Dialekt des Steirers nur schwer, aber das macht nichts, es kommt alles an. Vor dem Pavillon drängen sich die echten Fans, die wollen Hubert hautnah erleben.

Hubert von Goisern selber ist es, was Hubert von Goisern von den Stars der gängigen Musikcharts unterscheidet: Er ist kein Showmensch. Seine Überleitungen wirken fast hölzern, eben urig. Dabei stellt er einmal die rhetorische Frage: "Hat's es eh olle katholisch?" (Ihr seid hier wohl ohnehin mehrheitlich katholisch?) Und in der Folge hinterfragt er sarkastisch das Zölibat und die Beichte.

Ein Höhepunkt kündigt sich an, als Buschtrommeln erdröhnen. Die afrikanische Inspiration wird hörbar und die Fans bejubeln den Maestro, der das Schlagwerk des schwarzen Kontinents in phänomenaler Weise bedient. So macht auch die Band auf sich aufmerksam. Im Finale bleibt sich Hubert von Goisern gegen alle Publikumswünsche treu. Er will nicht mehr an seine Frühwerke erinnert werden: "Koa Hiatamadl spui i net." Dafür stimmt er "Heast as nit, wie die Zeit vergeht" an. Das Publikum hat's wirklich nicht gehört.

Afrika in der Alpensaga

Schwäbische Post 1. August 2003 | Text: Wolfgang Nussbaumer | Foto: Gaida
Marlene Schuen und Hubert von Goisern

Festival Schloss Kapfenburg - Zweitausend wollen Hubert von Goisern hören

Der Kohler hat sein' Jodler bekommen, die (katholische) Kirche ihr Fett ab - und die "Stadltür" zum "Fruchtkasten" auf Schloss Kapfenburg konnte zubleiben. Die dicken Regenwolken machten einen großen Bogen um die Festival-Feste. War auch gut so. Denn die über 2000 Fans des Hubert von Goisern hätten kaum in die Scheuer gepasst. So hat eben alles gepasst. "Schön wars", der Alpenbarde hat den treffenden Titel für solche Anlässe.

Ja, der Hubert versteht's. Er zieht am und vom Leder. Letzteres wohl dosiert aber wenn, dann vehement wie in seinem harschen Katholisch von der CD Fön. Und auch sonst hat er in den Texten seiner Lieder einiges an Sozial- und Gesellschaftskritik verpackt. Die versteht der Schwabe als solcher in der Goisernschen Dialektform zwar nicht immer. Aber was soll's. Die Sprache seiner Musik ist universell. Klar und verständlich, selbst dort wo sie in mitunter komplizierten Sätzen (sprich komplex gestrickten Arrangements) daher kommt.

Zumindest zwei Menschen in der Menge werden alles verstanden haben. Die haben nämlich in der Fremde mutig die Arme gereckt, als ihr Landsmann wissen wollte, ob auch Österreicher den Weg zu ihm gefunden hätten.

Wie auf den Stationen seiner Iwasig-Tournee zuvor beschwor Hubert von Goisern zunächst allein und ganz behutsam auf seiner Ziehharmonika den Volxjammer, bevor die Post abging. Querbeet durch alpenländisches Liedgut und das der weiten Welt. Die Truppe bringt den Blues nach Afrika zurück, rapt und rockt, mischt karibisches Steel-Feeling in die Polka, singt in vielen Zungen und auf vielen Instrumenten in einem sauber ausgesteuerten Sound, dass es eine Freude ist. Tastenmann Burkhard Frauenlob, Gitarrist Gerhard Überbacher, der Brasilianer Antonio Porto am Bass, Bernhard Wimmer am Schlagzeug, der Percussionisten Bernd Bechtloff und die singende Geigerin Marlene Schuen aus Südtirol, die wahrlich den Bogen raus hat, sind des Hubert von Goiserns treue Vasallen. Auf die kann er sich hundertprozentig verlassen, wenn er im Breitwandsound auf der Mundharmonika seine Alpensaga erzählt, dass man meint, die dicken Burgquader müssten die Ohren spitzen, und mitten und tief ins Gemüt hinein juchzt und jauchzt mit schmeichelrauher Stimme und quellenklarem Hörnerklang.

Der Blues der Berge. Da kann das Hiatamadl wirklich aufs Altenteil. Der Hubert von Goisern aber bleibt jung und frisch und frech und weit wie die Welt.

Stromgitarre und Knopfakkordeon

Feuerspeiend wie ein Vulkan, aber auch in sich gekehrt wie ein tibetanischer Mönch - so kennen ihn seine Fans: Hubert von Goisern, Multi-instrumentalist und Weltmusiker, der am Montag beim Kulturufer im ausverkauften Großen Zelt wieder alles gegeben hat, so als ginge es um die Jodelherrschaft in der Welt.

Von Anfang an steht Hubert von Goisern unter Starkstrom. Kaum das Knopfakkordeon in den Händen, legt er wie ein Sprinter los. In sich versunken und mit geschlossenen Augen reißt er den Blasebalken auseinander, jagen seine Finger über die Tastatur. Während von Goisern der Schweiß in Bächen von der Stirn rinnt, ist das Publikum wie erstarrt. Kein Mucks ist in den ersten-Minuten zu hören. Die Fans scheinen die Töne aufzusaugen, die der 50-Jährige dem Knopfakkordeon entlockt. Sekunden später hängt sich der Österreicher die Stromgitarre über, haut in die Saiten, lässt sie jaulen.

Nur wenig erinnert an die Zeit der Alpinkatzen, als Hubert Achleitner --so sein bürgerlicher Name --traditionelle Volksmusik mit modernem Rock paarte. Nach dem Auflösen seiner Band und sechs Jahren Bühnenabstinenz hat sich von Goisern vor zwei Jahren mit dem Album Fön zurückgemeldet: weniger geradliniger Alpenrock, vielmehr der Mix eines Weltmusikers, der auch mit Jazz, Funk und Blues begeistern will. Soul und Reggae folgten im aktuellen Album Iwasig.

Dass von Goiserns musikalische Wurzeln nicht nur im Salzkammergut liegen, macht der heutige Weltmusiker - wie er als weitgereister Musiker in vielen Publikationen betitelt wird - auf seiner Tournee Grenzenlos schnell deutlich. Doch der in Bad Goisern geborene Künstler besticht nicht nur durch Weltoffenheit und kontrastreiche Musik, die einem Ritt durch die Stilrichtungen der Welt gleicht. Es ist seine direkte und ungeschminkte Art, mit der er den Kontakt zum Publikum sucht. Mit teils aufgerissenen Augen, die Stromgitarre geschultert, rennt er über die Bühne, lässt die sich drängenden Menschen hautnah spüren, was extatische Musik ist.

Immer wieder trocknet sich von Goisern sein schweißtriefendes Gesicht, während er zugleich das Instrument wechselt. Auf ein Mundharmonika-Solo folgt eine Ballade auf der Akustik-Gitarre, dann ein Stilmix auf dem Knopfakkordeon - freilich begleitet von seinem Markenzeichen, Jodeln, das wie Salz zu von Goiserns musikalischer Suppe dazu gehört und das er wie einen Gummi ziehen kann. Nach zweieinhalb Stunden purer Lust an Musik und Freistil ist die Stimmung am Siedepunkt. Zugaben folgen - und der Dank des Publikums ist Hubert von Goisern sicher: tobender Applaus.

Goisern macht einfach glücklich

Südkurier 30. Juli 2003 | Text: Harald Ruppert

HvG"Griaßt's aich!" Neun Jahre nach der Auflösung der Alpinkatzen gab Hubert von Goisern mit seinen Wegbegleitern ein fast dreistündiges Konzert ohne jede Schwäche. Wenn nicht noch ein Wunder passiert, dürfte dies schon jetzt das beste Konzert des Kulturufers gewesen sein.

"Griaßt's aich!" Der Goisern Hubert ruft's ins Zelt wie ein Bauer, der sich an den Stammtisch setzt. So, als sei er nie richtig weggewesen. Dabei hat er vor ein paar Jahren die Musik an den Nagel gehängt und damals wusste keiner, ob's nochmal was wird mit seiner wilden Stromgitarrenvolksmusik."

Die Alpinkatzen hat er 1994 aufgelöst, in der Welt ist er herumgereist. "Es san die glaichn Stroßn, die haimfiarn oder fort", singt Hubert von Goisern heute. Es klingt episch und erfahren, denn inzwischen hat er Afrika und Tibet durchreist. Daheim und fort, nach seinen Erfahrungen mit der Folklore fremder Länder ist Hubert von Goisern beides zugleich. Er sitzt in einer Schlucht zwischen allen Stühlen und stößt einen tiefen Jodler aus. Sein Gesang überschreitet die Grenzen der Alpenrepublik, er schwillt an und wird schließlich so weit wie ein Blick in tiefblauen Himmel. Folklore grenzenlos, das ist Goisern, nachdem er sich neu erfunden hat, ohne seine Herkunft hinter sich zu lassen.

1300 Leute drängen sich im ausverkauften Zelt. Knapp 18 sind die jüngsten, und dann geht's hinauf bis über 70 Lenze. Hubert von Goisern erreicht mit seiner Musik ein Publikum aller Altersschichten, weil er etwas macht, was es in Deutschland nicht gibt: Eine Volksmusik ohne Kitsch und heimelige Lügen. Musik, die hierzulande mit "Volk" beginnt, endet immer bei der "Tümlichkeit". Hubert von Goisern dagegen weist alle Klischees zurück. Wild und widerspenstig verbindet er die Folklore mit der Rockmusik, bis sie resistent ist gegen die Vereinnahmung. Volksmusik als Gegenkultur? Eine Erfindung von Hubert von Goisern. Von der "Volksseele" wird ja gerne schlecht gesprochen. Wenn man darunter aber direkte und unmittelbare Gefühle versteht, dann machen Hubert von Goisern und seine Band eine Musik, in der die impulsive Volksseele ideal zum Ausdruck kommt und jeden bei der Wurzel packt. Tief gefühlt ist alles, was in diesem dreistündigen Konzertmarathon geschieht: Höllisch weh tut's wenn der Hubert vom Fön und vom Schädelweh singt und eine wuchtige E-Gitarre sich wie ein Schlagbohrer im Hirn festsetzt. Ganz still wird's in einem, kein Lüftchen regt sich mehr im Herz, wenn Goisern seine Jodler über die Köpfe schickt. "Das ist Musik, die einfach glücklich macht", meint ein Konzertbesucher zu einem anderen. Weite, Leere, Freiheit - das ist es, was in Goiserns Jodeln aufscheint, weitab von der wadenstrümpfigen Biederkeit der Folkloregruppen.

Aber Goisern kann eben auch anders. Er kann im Dreivierteltakt seine traditionellen Älpler rocken, dass man nicht weiß, wo die Tradition endet und der Punkrock anfängt. Dann wieder dümpeln Reggae-Rhythmen, zu denen Goisern wie hierzulande Hans Söllner den Katholizismus durch den Kakao zieht: "Wannsd a Ma bist und auf Fraun stehst und mit Familie nix afangen kannst, dann wirst katholischer Pfarrer." Denn die müssen Ehelosigkeit, aber nicht Keuschheit geloben.

Aber im Grunde sind das nur markige Mätzchen am Rande. Mitten ins Schwarze trifft Hubert von Goisern dort, wo er seine Streifzüge durch die Weltmusik mit seinen eigenen Wurzeln verbindet: Afrikanische Rhythmen stellen sich neben stoischen Sprechgesang, besessene irische Geigenklänge treffen auf Trompetenlinien, in denen die Verzweiflung haust. Goisern stellt parallele Welten nebeneinander und lässt Luft zwischen ihnen: Im vertrauen auf ihre Gemeinsamkeiten können die Traditionen für sich selbst sprechen und sich frei miteinander verbinden. Hubert von Goiserns Musik stellt keine neuen Dogmen auf, so bleibt sie nach allen Seiten frei und offen. Vielleicht ist das der tiefere Grund für die Wirkung dieser Musik: Das Gefühl einer Weite, die einfach glücklich macht.

Hubert von Goisern: Live in Kaltenberg - 25. Juli 2003

15. August 2003 | Fotos: © Peter Ernszt

Open Air: Hubert von Goisern trotzt dem Wolkenbruch

Passauer Neue Presse 28. Juli 2003

Regen begann pünktlich mit Konzert am Sonntagabend Mehr als 4000 Zuhörer auf dem Stadtplatz

Burghausen. "Überall is sche, grad ned da bei mia" - so heißt es im Lied Fön von Hubert von Goisern. Zum Besten gegeben hat er es am Sonntagabend beim Open-Air auf dem Stadtplatz im Rahmen der BR-Radltour, und treffender hätten die Zeilen nicht sein können: Just als der Sänger und Multi-Instrumentalist mit seinen Mannen und Frauen auf die Bühne trat, setzte ergiebiger Platzregen ein.

Das, so sagte er, habe es bei seinen Konzerten bislang erst einmal gegeben - auch damals auf einem Stadtplatz direkt neben einer Kirche.

Doch - wie bei eingefleischten HvG-Fans und hart gesottenen Radfahrern nicht anders zu erwarten - kaum einer ließ sich von Nässe, Blitz und Donner ins Bockshorn jagen. Wer beschirmt kam, unterzog sich dem Rhythmus des Aufspannens und Zusammenklappens, wer keinen hatte, dem des Unterschlupf Suchens und wieder zur Bühne Laufens.

Zu letzterem hatten die Besucher, die zu Tausenden gekommen waren, auch allen Grund. Denn Hubert Achleitner, wie er eigentlich heißt, bot mit seinem Team - darunter Burkhard Frauenlob an den Keyboards, Bassist Antonio Porto und Percussionist Bernd Bechtloff - Goisern vom Feinsten; quer durch alle Stilrichtungen, derer sich der Österreicher aus dem Salzkammergut über die Jahre hinweg in so vielfältiger Weise bedient hat: Rock, Blues, Soul, Jazz und zuvorderst Volksmusik aus dem Bergland und auch aus Afrika - und natürlich, alles verquickend, viel Experimentelles.

"I bi on" - so beginnt eine der Power-Nummern von Hubert von Goisern. Fast könnte man diesen Satz als Werbe-Slogan für das Unternehmen E.on, Hauptsponsor der BR-Radltour, auffassen. Tatsächlich war das Info-Mobil des Energieversorgers, eine der Stationen des Rahmenprogramms, bestens besucht. Was nicht Wunder nimmt, eingedenk der Tatsache, dass es sich bei ihm um eine der wenigen überdachten Rückzugsmöglichkeiten handelte.

Voller Kraft war Goisern, mittlerweile auch schon 51, auf der Bühne. Auch wenn die Anmoderationen des Begründers des Alpenrocks nach wie vor nicht wirklich Klasse haben: Mit seiner Musik hat er beim Open-Air einmal mehr eben solche bewiesen. Das Publikum, in den hinteren Reihen auf aufgetürmten Biertischen gierig den Blick zur Bühne suchend, dankte es seinem Hubert lautstark.

Übrigens: "Kellnerin, schenk ein!" - so lautet eine andere Textphrase aus einer von Hubert von Goisern arrangierten traditionellen Nummern. Das taten die Bedienungen an sämtlichen Verpflegungsstellen auch, denn getrunken wurde immerhin am Stadtplatz, so hatte es den Anschein. Ansonsten dürften die Gastronomen auf der ein oder anderen Schweinehälfte sitzen geblieben sein. Denn da mochte sich Hubert von Goisern noch so sehr ins Zeug legen und gegen den Regen anspielen: Ungemütlich war's schon. Dennoch hielten viele auch nach Konzertende noch aus: Bis Mitternacht versorgten die DJs des Bayerischen Rundfunks die Zuhörer mit alten und neuen Hits.

Hubert von Goisern: Live in Kaltenberg - 25. & 26. Juli 2003

5. August 2003 | Fotos: © Elli Christl

Kurs gegen die Tümlichkeitsfront

Augsburger Allgemeine 28. Juli 2003 | Text: Angela Häusler

Hubert von Goisern und Haindling begeisterten beim Gipfeltreffen in Kaltenberg

Kaltenberg. "Ihr versteht's des oane genauso wenig wia des andere", spöttelt der Achleitner alias Hubert von Goisern in sein Mikrofon. "Is wuascht, ob's as versteht's. Was eich einfallt, des gült." Hat er nun ein Kommunikationsproblem mit seinem Publikum oder hat er es nicht? Gemessen an der Begeisterung seiner 12000 Anhänger in der Arena von Kaltenberg: Er hat es nicht. Genauso wenig wie Haindling. Im Schulterschluss traten die beiden am Wochenende zum Gipfeltreffen der progressiven Volksmusikszene an. Ein Cross-over aus bairischer Mundart, bodenständigem Alpinsound und Weltmusik war die Qualitätskonstante für eine genüssliche Alternative zur Tümlichkeitsfront.

Schunkeln und Samba

Freilich: Verboten ist nichts. Es darf geschunkelt werden, wenn Hubert von Goisern seine Ziach bearbeitet, im Hintergrund der E-Bass dröhnt und zum Samba-Salsa-Reggae-Mix temperamentvoll die Hüften gewippt werden. "I wollt, i wär' a wengerl mehr katholisch", poltert der Österreicher ironisch über die Lautsprecher, um aus seinem Weltenwanderer-Rucksack ein um den anderen Jodler in den Abendhimmel über Kaltenberg zu entlassen. Die Zeit mit den Alpinkatzen liegt weit zurück. Seine musikalische Botschaft ist umfassender geworden. Die "Hiata-Madl"-Rock-Rebellion ist in eine Art Alpen-Ethno-Pop gemündet. Lässiges Karibikflair verbreitet Hubert von Goisern in der alten "Long-Song-Tradition" mit Akipenda, Funk und Landler umschlingen sich, Afrika und diatonischer Hintergrund verschmelzen in der Musik des globalen Instrumenten-Tausendsassas. Zweifellos ein Höhepunkt seines Auftritts: Wia die Zeit vergeht, mit dem der Klangtourist von seiner transkontinentalen Tour wieder in Mitteleuropa einschwebte - romantisch, schwermütig und einfach mitreißend. Das Publikum bedankte sich für die faszinierende Stilmixtur mit begeistertem Applaus. [...]

Hubert von Goisern: Live in Kempten - 18. Juli 2003

24. Juli 2003 | Fotos: © Elli Christl