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BRENNA TUATS TOUR 2012

Hubert von Goisern: Live in München - 21. April 2012

26. April 2012 | Fotos: © Elli Christl

Hubert von Goisern in Regensburg

Die Oberpfalz 24. April 2012 | Text & Foto: Verena Merl
Hubert von Goisern

REGENSBURG. Bei seiner Brenna tuats guad-Tour machte Hubert von Goisern am Freitag, 20.04.2012 auch Stopp in Regensburg in der ausverkauften DonauArena. Pünktlich um 20 Uhr kam der Liedermacher mit seiner 3 Mann starken Band auf die Bühne. Nur langsam drehte er sich zu seinem Publikum um und wurde sogleich mit Applaus belohnt.

Man merkte dass es ihm Spaß macht. Immer wieder drehte er sich zu einem Bandkollegen hin. Egal ob zu Severin Trogbacher an der Gitarre oder Alex Pohn am Schlagzeug, man merkte dass das Quartett mit Leib und Seele Musik macht. Mit kurzem Erklärungen führt er durch sein breit gefächertes Repertoire. Auch hoffte er dass ihn die Bayern verstehen. Bei einem Auftritt in Niedersachsen wurde er vom gesamten Publikum verstanden, so versicherte er. Dies sorgte schon gleich für die ersten Lacher im Publikum. Sein Dialekt und seine Ausdrucksweise machen ihn sympathisch. Immer wieder kommt bei dem Oberösterreicher, der mit bürgerlichem Namen Hubert Achleitner heißt, und in Bad Goisern geboren wurde, die Heimatliebe zur Sprache. Dabei gibt er sich traditionell und weltoffen.

Mit seiner Musik lässt er sich kaum in eine Schuhblade stecken. Weltmusik, neue Volksmusik oder Alpenrock? Wir finden: von allem ist etwas dabei. Es sind die Rhythmen und die Texte die im Ohr bleiben. Er erzählt von der Heiligen Heidrun, und sagt dass man in jeder Notsituation einen Heiligen "anrufen" kann und spielt das Lied Heidi halt mi. Mit modernden Elementen, fremden Instrumenten und Glockenschlagen rundet er seine traditionelle Volksmusik ab. Von Lied zu Lied kommen mehr Emotionen beim Publikum an. Man merkt dass die Fans sich auf die Musik einlassen. Es wird mitgeklatscht und bei einigen Liedern auch mitgesungen. Vor allem beim Refrain singt das Publikum fleißig mit. Er singt über die Bergwelten, die man sogleich vor seinem geistigen Auge sieht und über Urgewalten. Seine Texte sind aus dem Leben, besondere Augenblicke, Brauchtum und die Berge werden besungen.

Vor allem singt er seine neuen Lieder. Aber natürlich kommt auch das Hirtamadl oder Weit, weit weg von Dir. Und natürlich durfte der aktuelle Hit Brenna tuats guad nicht fehlen!! Ohne Pause spielt er fast 2 Stunden. Auch zu einigen Zugaben lässt er sich gerne bitten und das Publikum dankt es ihm mit lang anhaltenden Applaus. Vor allem auf den Stehplätzen direkt vor der Bühne kam eine besondere Stimmung auf. Immer wieder sah man Leuchtstäbe, die zu den langsamen Songs gezeigt wurden. Es war ein wirklich gelungenes Konzert mit "moderner Volksmusik". Auch nach dem Konzert merkte man wie die Besucher zufrieden zu ihren Autos gingen. Aus einigen Autoradios hörte man wieder die Lieder von Hubert von Goisern, vor allem natürlich den aktuellen Hit Brenna tuats guat. Bei vielen Fans handelt es sich sicher nicht um den letzten Besuch.

Grandiose Reise zurück zu den Wurzeln

Oberpfalznetz 23. April 2012 | Text: Wolfgang Houschka

Mit bald 60 Jahren lässt es Hubert von Goisern wieder krachen - 5000 begeisterte Zuhörer in Regensburg

REGENSBURG. Der Mann ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Keine Experimente mehr, vorbei die Reise von Bad Ischl nach Timbuktu. Alles ein Stück durchaus erwähnenswerte Musikgeschichte. Jetzt aber geht's, gottseidank, wieder wild auf. "Ganz so, wie's früha woar", um einen Titel seiner STS-Kollegen aus Austria zu bemühen. Hubert von Goisern, in wenigen Monaten 60 Jahre alt, lässt es krachen - und 5000 Leute in der Regensburger Donau-Arena sind aus dem Häuschen.

Genie aus Bad Goisern

Kann es sein, dass wir irgendetwas nicht mitgekriegt haben? Muss man neuerdings zum Goisern in der Landhaustracht kommen? So wie im Musikantenstadl, wenn im Jägermarsch durch den Saal gezogen wird? Hubert Achleitner aus Oberösterreich war nie einer, der den Einheits-Hauruck auf die Bühne gebracht hat. Im Gegenteil: Dieses Genie aus Bad Goisern gab mit seinen nirgends einzuordnenden Kompositionen höchst nötige Antworten auf volkstümelnden Sing-Sang, Schunkeln im uniformen Trachtengewand und Herzeleid, das aus den Bergen bis in die Bierzelt-Maßkrüge tropft.

Rockiges "Hiatamadl"

Die Zeit des musikalischen Ausprobierens und Abwägens, das Beschreiten neuer Wege, scheint vorbei zu sein. Zurück zu den Wurzeln und damit dort hin, wo alles vor vielen Jahren begann. Hubert von Goisern hat drei junge Musiker um sich geschart, einer besser als der andere. Sie könnten seine Söhne sein, waren wohl noch in der Volksschule, als das Hiatamadl den ersten Paukenschlag in der Karriere des Österreichers setzte. Natürlich hat er diesen Song im Programm. Irgendwann zum Schluss. Und siehe da: Die "dicken Wadln" sind zum Rock'n'Roll-Song mutiert, kommen aufgepeppt daher.

Zwei Stunden liegen zwischen dem Oldie und einem furiosen Beginn. Die Indianer macht Hubert von Goisern, mit der Lapsteel spielt er, die Zugharmonie packt er aus, die Gitarre hängt er sich um und die Mundharmonika spielt eine tragende Rolle. Wenn er jodelt, dann ist das noch immer wie eine Eruption, die sich an den Betonwänden der Halle bricht. Das kann keiner so wie er. Denn dann verbinden sich Rock, Blues und Reggae mit der ursprünglichen oberösterreichischen Volksmusik zu einer unglaublichen Einheit. "Koana is umsunst gebor'n", singt Hubert von Goisern in einem seiner Lieder. Und plötzlich ist sie wieder da, diese Gänsehaut, die er auf so grandiose Weise erzeugen kann.

Ein Scheit in die Glut

Die in Noten gemeißelte Liebeserklärung an seine Heimat Bad Goisern gerät zu einer sanften Botschaft, die es getrost mit Fendrichs I am from Austria aufnehmen kann. Und dann Weit, weit weg. Früher im Duo mit einer Frauenstimme, jetzt allein. Auch das schafft er spielend und eindrucksvoll. Ein Klassiker, fast schon zum Goisern-Denkmal geworden.

Neues muss sein. Brenna tuat's aus dem Album Entwederundoder bringt die Arena zum Kochen. Und Hubert von Goisern legt ein Scheit in die Glut, die dabei ist, einen weltweiten Flächenbrand zu entfachen: "Wann ma dann so weita hoazn, brennt da Huat". Achleitner, du bist Kult und Kultur in einer Person!

Goisern im Circus Krone: Kaum zu fassen

Münchner Merkur 23. April 2012 | Text: Zoran Gojic | Foto: © Falke

München - Wild, aufregend und pulsierend: Hubert von Goisern zeigt auch bei seinem Konzert im Circus Krone,
dass er vor allem eins ist: ein Wahnsinns-Musiker.

Hubert von GoisernEs war feinster Southern-Rock, ziemlich kernig und laut gespielt. Mit Anklängen von Blues, Country und Hardrock. Exzellent musiziert, wild, aufregend und pulsierend. Es war Hubert von Goisern, der da auf der Bühne stand. Hätte man das nicht selbst im restlos ausverkauften Münchner Circus Krone miterlebt, würde man es wohl nicht glauben.

Und schon gar nicht, dass das Publikum dabei völlig ausrastete. Die Fans, vom Minderjährigen bis zum Rentner, saugten die neuen Lieder, den neuen Klang begierig auf und feierten von Goisern, der sich in seinem 60. Lebensjahr wieder einmal einen neuen musikalischen Kosmos erschlossen hat. Mit welch manischer Energie sich der Österreicher in diese Musik wirft, wie sehr er sie verinnerlicht und lebt ist schlichtweg nicht zu fassen. Das Besondere, das Fesselnde daran ist natürlich, dass es trotzdem nach von Goisern klingt, nicht nur wegen der Texte in Mundart. Von Goisern verleiht den Stücken einen eigenen Schliff. Dafür mit verantwortlich sind auch die umwerfenden Musiker, die er um sich geschart hat und die sich mit einer Leidenschaft in den Auftritt gekniet haben, als ginge es für sie um Leben oder Tod.

Selbstverständlich holte von Goisern auch noch seine Ziehharmonika heraus und spielte die Hirtenrock-Stücke, die ihn berühmt gemacht haben. Aber er interpretiert sie neu, rau, widerborstig. Altersweise geworden erteilte von Goisern bei Hits wie Weit, weit weg nun auch Mitsing-Erlaubnis, denn: "Singen ist gesund, auch wenn es sich nicht bei jedem gut anhört." Das unvermeidliche Koa Hiatamadl gab er im Zugabenblock als knackige Punkrock-Nummer und verabschiedete dann mit einem minimalistisch arrangierten Heast as nit die völlig berauschte Menge. Ein Wahnsinnskonzert eines Besessenen. Und man ist dabei gewesen!

Die Kraft glühender Musik-Eruption

Mittelbayerische Zeitung 22. April 2012 | Text: Angelika Lukesch

Stimmgewaltig, wortgewaltig, musikgewaltig: Hubert von Goisern begeisterte seine 5500 Fans in der Donauarena.

REGENSBURG. Selten war die Donauarena bei einem Konzert mit so vielen erwartungsvollen Gästen gefüllt wie an dem Abend. Hubert von Goisern betrat mit seiner blendend spielenden Band die Bühne und ließ gleich einmal die Allgewalt der Goisernschen Musik mit der diatonischen Ziehharmonika spüren. Er wurde unterstützt von seinem Gitarristen Severin Trogbacher, dem Bassisten Helmut Schartlmüller und dem Drummer Alexander Pohn.

Am 17. November wird Hubert von Goisern den 60. Geburtstag feiern. Diese sechs Jahrzehnte sieht man ihm bei seiner – übrigens schlicht gehaltenen – Bühnenperformance nicht an. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, dass Hubert von Goisern die Zeit mit Genuss gegen den Strich bürstet und mit seiner Musik immer wilder, leidenschaftlicher, kompromissloser wird.

Ob er seinen Nummer-1-Hit Brenna tuat's guat, der auch der Tournee den Namen gibt, mit der Ziehharmonika wie ein Höllenritt durch Klang und Rhythmus intoniert, ob er I versteh di nit mit Leidenschaft singt, als ob es das letzte Mal wäre, oder ob er das so lange verschmähte Hiatamadl mit Goisernscher Spiellust vorträgt und sich an der Freude des Publikums freut – bei Hubert von Goisern gibt es keine halben Sachen, nicht in der Musik, in seinen Gefühlen, in seinem Leben.

Ob er danach einfach verglüht?

Der Oberösterreicher besticht mit seiner Brillanz, mit der er die verschiedensten Instrumente spielt: Ziehharmonika, Gitarre, Maultrommel, Klarinette, Klavier und noch mehr. Alle diese Instrumente und natürlich der eindringliche Klang seiner Stimme dienen nur dem einen: der Leidenschaft Raum zu geben, die Hubert von Goisern in all seinen Songs verbreitet.

Dabei beschleicht den Zuhörer das Gefühl, dass dies alles, all die wilde Musik, die Volksmusik-rockigen Klänge, die alpin-punkigen Jodler nur das Vorspiel sein können zu einer noch gewaltigeren Goisern-Eruption, von der sich jedoch bis heute keiner so recht vorstellen kann, wie die dann, nach all diesem Temperament, das Goisern auch beim Regensburg-Konzert freilegt, aussehen kann und ob Hubert von Goisern danach einfach verglühen würde.

Man wünscht es sich eigentlich nicht, denn es hat eine animalische Kraft, wenn der Oberösterreicher in die Instrumente greift, sich volkstümlicher Rhythmen bedient und sie dann verfremdet, wenn er mit gelassener Melancholie von seinem Heimatort Goisern singt, mit kaum gebremster Sehnsucht Weit weit weg und gar mit Trauer in der Stimme sein Abschiedslied Leb wohl intoniert.

Wild und kompromisslos

Es war ein musikalischer Höhenrausch, in den Hubert von Goisern sein Publikum in der Donauarena hineinzog. Das Gefühl wankte von Rhythmus zu Rhythmus, süchtig nach der nächsten Harmonie, der nächsten Synkope und nach dem nächsten jubilierenden Jodler, der zwar die Liebe zur Volksmusik beweist und gleichzeitig Rebellion darstellt gegen den vertrauenerweckenden, einengenden Sog der so genannten Tradition.

Es gibt keine glatten Linien bei Hubert von Goisern, in seiner Musik muss man sich auf alles gefasst machen, vor allem auf Wildheit und Kompromisslosigkeit. In einer Welt, in der Anpassungsfähigkeit zur erstrebenswerten Eigenschaft erhoben wird, tut genau die Unangepasstheit des Hubert von Goisern gut. Auch wenn er nicht viel mit dem Publikum geredet hat – verstanden wurde er trotzdem.

Flammende Instrumente

Fränkische Nachrichten 21. April 2012 | Text: Jörg-Peter Klotz | Foto: © Rinderspacher

Über 2000 Zuschauer bejubeln Hubert von Goiserns neuen Rock-Purismus

Hubert von GoisernWeltmusikalische Völkerverständigung war jahrelang Programm bei Hubert von Goisern. In der Folge hat der frühere Alpinrocker ein wenig experimentiert und wohl gemerkt, dass der dazugehörige Albumtitel aus dem Jahr 2008 zutrifft: S'nix. Danach erschrak er geradezu, wie simpel die Songideen plötzlich waren, die sich ihm aufdrängten - und entdeckte auf Entwederundoder die Lust am urtümlichen Rock-Purismus. Der Lohn: seine bisher erfolgreichste Platte, ein erster Single-Hit in Deutschland und eine Tour, die weit über 2000 Zuschauer im bestuhlten Rosengarten sehen wollen.

Spaß an der Einfachheit

Der Spaß an der Einfachheit offenbart sich auf den ersten Blick: Mit Bassist Helmut Schartlmüller, dem glänzend solierenden Gitarristen Severin Trogbacher und Schlagzeuger Alexander Pohn begleitet die Minimalformation des Rock von Goisern. Monochrom gerät der Sound dadurch keineswegs: Das Konzert beginnt mit psychedelischen Sphärenklängen, die in einen sachten Zwiefacher-Rhythmus münden, bevor es bretthart wird - mit Üouö für Überoberunterösterreicher macht das Quartett klar, dass in den kommenden zwei Stunden ein breites Spektrum zu erwarten ist. Dafür sorgt vor allem der Hauptdarsteller, der im Wesentlichen Akkordeon spielt, aber auch mit Gitarre, E-Piano, Maultrommel, Klarinette, Glockenspiel, Mundharmonika und Lapsteel umzugehen weiß - dazu kommen seine Qualitäten als Geschichtenerzähler, die an Bruce Springsteen erinnern.

Auf der soliden Rock-Basis setzen massenhaft Stile auf: Im dylanesquen Suach da an andern wird der Rhythmus funkig, das galoppierende Indianer beginnt mit einer Art Western-Surf-Sound, I versteh di nit bietet krachenden Slide-Gitarrenblues, Heidi halt mi verbreitet beschwingte Leichtigkeit und die Klarinette lässt Es is wias is wie einen Jazzstandard beginnen. Da kann der frühere Mitklatsch-Phobiker von Goisern auch mal einen "Nanananana"-Gassenhauer wie Halt nit an anschließen.

Dass von Goisern sich zunächst fast ausschließlich auf das neue Material fokussiert, stört angesichts der faszinierend kompakten Bandperformance niemanden. Zwei Coverversion leiten dann über zum zweiten Programmteil: die differenzierte Heimatballade Goisern und Mercedes Benz (frei nach Ray Charles und Janis Joplin). Letzteres beeindruckt durch scheinbar wilde Improvisationen und Stil-Exkurse der Musiker, die das zwischen Rock und Reggae angelegte Stück aber nie auseinanderfallen lassen - tosender Applaus!

Zum Durchschnaufen gibt es die Pianoballade Leb wohl und den inbrünstig mitgesungenen Fanliebling Weit, weit weg, nur ein flammendes Mundharmonika-Solo bekommt ähnlich viel Beifall. Vor den Zugaben setzt Brenna tuat's guat, der Titelsong der Tour, ein weiteres Glanzlicht zwischen Uptempo-Rock und Protestjodler. Eigentlich wird darin der Kapitalismus verteufelt, aber das Lied beschreibt auch Hubert von Goisern anno 2012: Brennen tut er gut.

Ein Mannsbild wie ein Orkan

Nürnberger Nachrichten 20. April 2012 | Text: Peter Gruner | Foto: Günter Distler

Gesamtkunstwerk Hubert von Goisern spielte samt Band in Nürnberg

Hubert von GoisernNürnberg - Dieser Mann ist einfach eine Wucht: Der österreichische Weltmusiker Hubert von Goisern fegte mit seiner Band durch die restlos ausverkaufte Nürnberger Meistersingerhalle.

Eins vorweg: Um Hubert von Goisern gerecht zu werden, ist der Umfang einer Konzertbesprechung grundsätzlich zu gering. Der Mann ist ja nicht weniger als ein höchst komplexes Gesamtkunstwerk: begnadeter Musiker auf unzähligen Instrumenten, Sänger, Songschreiber, Erneuerer der alpinen Volksmusik, Weltmusiker, Traditionalist und Avantgardist, Weltenbummler und politischer Aktivist, Schauspieler und Modeschöpfer, kurz: der exakte Gegenentwurf zum Klischeebild des reaktionären Österreichers, dessen Horizont bereits am nächsten Berggipfel endet.

Von einem, der in einem Jahr mit riesiger Band die Donau runter schippert, um in Häfen zu spielen und im nächsten Jahr durch die Wirtshäuser tourt, erwartet man das Unerwartete. Und ist umso überraschter, wenn er mal was ganz normales tut: Mit kleiner Rockband in gewöhnlichen Konzerthäusern spielen.

Doch natürlich verlässt man die ausverkaufte Nürnberger Meistersingerhalle nach zwei Stunden trotzdem beglückt und staunend: Hubert ist die Wucht in allen Formaten. Die Songs des neuen Erfolgsalbums Entweder und oder sind stilistisch gewohnt vielseitig und bieten dem Chef, famos unterstützt von seiner jungen Band an Schlagzeug, Bass und Gitarre, reichlich Gelegenheit, als Multi-Instrumentalist zu glänzen: Fauchende Lap-Steel-Gitarre bei I versteh di nit, Klarinette beim wunderschön melancholischen Es is wias is, elektrisches Piano bei der schmerzlichen Ballade Lebwohl.

Dazwischen Reggae-Dub mit steirischer Harmonika bei der Adaption des Janis-Joplin-Klassikers Mercedes Benz und humorvolle Ausführungen über den richtigen Umgang mit Heiligen, skurrile Fanpost oder Ungereimtheiten des Instrumentenbaus. Hubert von Goisern ist ja ein äußerst engagierter, gesellschaftskritischer Mensch, doch er verkneift sich Predigten und Brandreden. Seine politischen Ansichten singt er lieber, wie im stürmischen Alpinrock seiner aktuellen Hitsingle: "A jeder woaß, dass des Geld nit auf da Wiesen wächst und essen ka ma's a nit, aber brenna tat's guat!"

Brennendes Geld: Provokanter kann man Kapitalismus-Kritik kaum formulieren. In Nürnberg brennt derweil nur die Luft vor Begeisterung, als wir im stürmisch geforderten Zugabenteil beim Klassiker Heast es net die Zeit beim Verstreichen belauschen. Hubert von Goisern schaut unterdessen weiter nach vorn ...

Hubert von Goisern: Live in Nürnberg - 18. April 2012

22. April 2012 | Fotos: © Elli Christl

Schelm im Nacken der Volksmusik

Nürnberger Zeitung 20. April 2012 | Text: Christian Mückl | Foto: Günter Distler

Hubert von Goisern in der Meistersingerhalle

Nürnberg - Es gab eine Zeit, da habe er seinem Publikum das Mitsingen radikal verboten, plauderte Hubert von Goisern aus dem Nähkästchen seiner Karriere. Die können sich doch nicht alles erlauben, nur weil sie Eintritt bezahlen, habe er sich damals gedacht. Inzwischen sehe er das milder. Singen sei gesund, mitsingen genehmigt. Aber bitte nicht schreien!

Hubert von Goisern tourt auf der Erfolgswelle seines aktuellen Hits Brenna tuats guat durch volle Hallen und machte dabei auch in der Meistersingerhalle Station.

Mag sein, dass Goisern noch unter dem prägnanten Eindruck seines vorangegangenen, umjubelten "Heimspiels" in Wien stand, denn so schnell schrie ihn in der ausverkauften – aber eben auch bestuhlten – Nürnberger Meistersingerhalle niemand an. Einmal davon abgesehen, dass die Zündschnur etwas länger war, bevor die Ersten tatsächlich mitsangen, lief die Sache aber auch hier wie am Schnürchen. Mit Fug und Recht ließ sich gemäß seinem jüngsten Hit behaupten: Brenna tuats guat.

Besagter Ohrwurm und der lawinenartige Erfolg des aktuellen Albums EntwederUndOder ließen willkommene Frischluft vor allem in den ersten Teil des Konzertabends tosen. Vor einem Publikum, das vielleicht doch eher wegen der alten Goisern-Hymnen gekommen war, mochte das ein Wagnis sein. Doch gleichzeitig bewahrte dieser beherzte Schritt zum Neuen das Programm vor mancher Vorhersehbarkeit. Die Fans reagierten mit konzentrierter Aufmerksamkeit.

Weltmusik und Wurzelwerke

Auf die Musiker vorne, bei deren rund 100 Konzerte umfassender Europatournee bestuhlte Säle die Ausnahme sind, mochte die Konzentration im Publikum irritierend gewirkt haben. Doch einschläfernd war das abwechslungsreiche Programm trotz stiller Passagen keinen Moment.

Hubert von Goisern, dieser mit den Augen funkelnde Charakterschädel, dieser multiinstrumentale Weltenbummler mit bewegter Biografie, ihm sitzt der volksmusikalische Schelm immer noch bar jeglicher Tümelei im Nacken. Mit gleicher Hingabe lässt es der 59-jährige Alpenblüter rocken. Seine junge, eingespielte Band erwies sich nach dem Weggang der drei ladinischen Backgrounddamen – die als Ganes eigene Karriere machen – nun zu viert als treffendes Format, um feine Weltmusikelemente, alpines Wurzelwerk und treibenden Dialektrock agil zu kreuzen.

Seinem Geburtsort "Goisern" schenkte der alte Widerborst gegen zu viel Sesshaftigkeit einen coolen Blues mit Klarinette. Janis Joplins Rockgebet Mercedes Benz möbelte er als ziehharmonikagetriebenes Sondermodell mit inbegriffenem Vater-Unser-Sound auf. Im Stück Indianer, das samt Kuhglocken frech dahingaloppierte, reimte der Goiserer "Pfeil und Bogen" auf "riesige Hoden", bei Heidi hoit mi wurde gejodelt und bei Weit weit weg das Publikum sein Chor. Geschrien hat niemand, geklungen hat's "sauguat".  

Hubert von Goisern verzaubert Wien

Heute 16. April 2012 | Foto: © Florian Bauer

Hubert von Goisern"I gfrei mi, dass i wieda do bi." - mit diesen Worten begrüßte Hubert von Goisern am Sonntagabend das Publikum im Wiener Museumsquartier. Zweieinhalb Stunde lang begeisterte er und seine dreiköpfige Band die ausverkaufte Halle E. Das aktuelle Album Entwederundoder wurde zur Gänze gespielt und die Setlist war gespickt mit den größten Hits vergangener Tage.

Mit grüner Hose und rosafarbenem Hemd zeigte der Vollblutmusiker und Multi-Instrumentalist, dass sich österreichische Volksmusik nicht nur auf seichtem Musikantenstadl-Niveau bewegen muss, sondern, vermischt mit Blues, Jazz und Rock, einen durchaus anspruchsvollen Sound bieten kann, der gleichzeitig in höchstem Maße unterhaltsam ist.

Zweieinhalb Stunden höchstes Niveau

Auf eine großartige Bühnenshow wurde verzichtet. Die drei Musiker, die Hubert von Goisern begleiten, sind auf ihren Instrumenten absolute Profis, und so erzeugten die Lieder, mit Hilfe der Beleuchtung eindrucksvoll in Szene gesetzt, eine einzigartige Stimmung. Herr von Goisern, der mit bürgerlichem Nachnamen Achleitner heißt, gab sich alles andere als wortkarg und erheiterte die Menge zwischen den Liedern mit Anekdoten aus seinem Leben.

Neben den neuen Titeln und dem Nummer-Eins-Hit Brenna tuat's guat durften die alten Hits natürlich nicht fehlen. Die Balladen Weit, weit weg und Heast as net verbreiteten in der Halle E Gänsehaut-Feeling, konträr dazu animierten Koa Hiatamadl, Iawaramoi oder der in Mundart dargebrachte Janis-Joplin-Klassiker Mercedes Benz zum volkstümlichen Abrocken.

Europatournee

Mit neuem Album inklusive Nummer-Eins-Hit im Gepäck befindet sich der 59-jährige Oberösterreicher gerade auf ausgiebiger Europa-Tournee. Wien wird bereits im Herbst wieder von ihm beehrt werden; am 25. Oktober gastiert die Tournee in der Stadthalle. Dazwischen ist er noch für sein neues Album Entwederundoder drei Mal bei den Amadeus Austrian Music Awards, die am 1. Mai im Wiener Volkstheater verliehen werden, nominiert.

Hubert von Goisern ließ in Wien nichts anbrennen

Relevant 16. April 2012 | Text: APA | Foto: © Andreas Pessenlehner

Hubert von GoisernEigentlich ist Hubert von Goisern ja schon länger auf Tour. Vorwiegend allerdings in deutschen Landen. Am Sonntag begrüßte er daher die dicht gedrängten Fans in der Halle E des Museumsquartiers ganz entspannt: "Griaß eich! Servus Wean! Es tut guat, wenn man wieder mal dahoam spüt."

Das ließ sich der Musiker mit seiner dreiköpfigen Band der "Über-Oberösterreicher" auch anmerken: Ein zweistündiges Set, das dem altersmäßig stark durchmischten Publikum gut gefiel und auch den ersten Nummer-Eins-Hit in der langen Karriere des vielseitigen Musikers enthielt: Brenna tuats guat. Und auch in Wien, wohin er am 25. Oktober zurückkommen wird, um die Stadthalle zu rocken, ließ er gestern nichts anbrennen.

Naturbursch, engagierter Mitmensch, World Musiker, Alpenrock-Veteran und Ehrenbürger von Bad Goisern - das alles und noch viel mehr ist Hubert Achleitner, der am 17. November seinen 60. Geburtstag feiern wird - nur ein halbes Jahr nach Wolfgang Ambros, der am 1. Mai bei der Verleihung der Amadeus Austrian Music Awards im Wiener Volkstheater ebenso wie der dreimal nominierte Hubert von Goisern aufspielen wird. Von den Sympathiewerten bei seinen Fans geht Hubert von Goisern durchaus als Alpen-Ambros durch, und dass auch er nicht nur über Liebe und Leben, Welt, Wald und Wiese, sondern auch zur heimischen Skisport-Folklore Bleibendes beizutragen hatte, daran erinnerte er im Zugabe-Teil. Das Hiatamadl, das es vor 20 Jahren "nur" auf Platz Zwei der Austro-Charts geschafft hatte, ließ in der Halle kurzfristig Hüttengaudi-Feeling aufkommen. Hubert von Goisern steht zu seiner Vergangenheit. Das war nicht immer so. Dafür ist der Oberösterreicher im Gegensatz zu seinem Wiener Jahrgangs-Kollegen weiterhin topfit. Wie nicht nur der temporeiche Abend, sondern auch der kürzlich erfolgte Gipfelsturm auf den Hohen Dachstein bewies, wo Doppelplatin für sein aktuelles Album Entwederundoder gefeiert wurde.

Für die Planung der ausgiebigen Entwederundoder-Tournee war entweder/oder jedenfalls kein Thema. Mit seiner zur Rumpfmannschaft geschrumpften, doch blendend disponierten Donau-Schiffskonzertreise-Band, dem Drummer Alexander Pohn, dem Bassisten Helmut Schartlmüller und dem Gitarristen Severin Trogbacher gastiert Hubert von Goisern u.a. noch in der Festungsarena Kufstein (7.7.), der Jedermannbühne Salzburg (11.-13.7.), am Red Bull Ring Spielberg (14.7.), auf Burg Clam (3.8.), im Römersteinbruch St. Margarethen (7.9.) und sogar am Landungsplatz Hallstatt (9.9.). Auf weibliche Background-Vocals und Keyboarder wurde diesmal verzichtet, umso stärker rücken in der konzentrierten Besetzung die beeindruckenden musikalischen Fertigkeiten des Chefs in den Mittelpunkt: Hubert von Goisern betätigt sich an Gitarre, Maultrommel, Ziehharmonika, Klarinette, Kuhglocken, Lap-Steel-Gitarre oder Keyboard - da bleibt auch der flinke Instrumenten-Zureicher ständig in Bewegung.

Mehr als allfällige Ohrwürmer bleiben die dazwischen erzählten Anekdoten in Erinnerung, vom Leiden des jungen Blasmusik-Orchestermitglieds bis zur angewandten Indianer-Übung im Sich-Unsichtbar-Machen, die Schwarzfahrer Hubert von Goisern in sieben Wien-Jahren stets von Kontrolloren unentdeckt bleiben ließ. Heute gelingt es ihm nicht mehr, sich unsichtbar zu machen. Und auch die musikalische Aufforderung Suach da an Anderen bleibt von den Fans unerhört. Dass der Wien-Gig letztlich nur gepflegte Sonntagabendunterhaltung bot, passt eh'. Man kann nicht immer brennen. Auch, wenn's gut täte.

Im Hochgebirge

Südwest Presse 16. April 2012 | Text: Uli Landthaler | Foto: Oliver Schulz

Hubert von Goisern überzeugt in der Neu-Ulmer Arena

Ulm.  Zurück im musikalischen Hochgebirge: Hubert von Goisern pendelte am Samstagabend in der Neu-Ulmer Arena zwischen kantigen Alpenrock, Mitsing-Balladen und absoluter Feinschmeckerkost.

Hubert von GoisernIn der weiten Welt hat sich Hubert von Goisern herumgetrieben, trat mit ägyptischen Popstars auf, machte eine Konzertreise nach Mali und schipperte zuletzt auf seinem eigenem Donau-Konzert-Dampfer bis zum Schwarzen Meer, wo er überall angelegt und fürs Uferpublikum seine zigeunernde Weltmusik gespielt hat. Jetzt ist der steirische Bub zurück in seiner Bergwelt und alle freuen sich auf ihn - so auch in der Neu-Ulmer Arena.

Obwohl er diesmal keine Spezialitäten aus dem weltmusikalischen Feinkostregal mitgebracht hat, sondern nur drei oberösterreichische Burschen, die es ordentlich krachen lassen: einen Trommler, einen Bassmann, einen Gitarrist, dazu Goisern als multimusikalische Schaltstelle zwischen Kuhglocke und Klarinette.

Kleine Band, große Halle - kann das klappen? Es klappt, gerade deswegen. Der kantig geschnitzte Alpenrock dringt verlustfrei bis in die hinteren Reihen der Arena, Schlagzeuger Alex Pohn und Bassist Helmut Schartlmüller erzeugen zum Einstieg mit ihrem verschleppten Groove eine erhabene Wucht, wie wenn sich der Nebel am Dachsteinmassiv lichtet.

Entweder und oder heißt die Tournee zum Tonträger, soll heißen: Es gibt Wortspiele und verquere Verse vom freigeistigen Crossover-Musiker in bewährter Weise. Im kompromisslosen steirischen Slang singt von Goisern über Trennungsschmerzen und über die Suche nach Veränderung, liefert mit Brenna tuats gut seinen Kommentar zur Weltfinanzkrise: gemeint ist das Geld, das nicht auf der Wiese wächst und sich nicht essen lässt, aber im Ofen verheizen.

Ein singender Gutmensch? Ja, aber Hubert von Goisern darf das, die Kapitalismus-Kritik nimmt man einem ab, der einst auf dem Höhepunkt der Hitparade das Hirtenmädel in die Wüste geschickt und sich eine mehrjährige Konzertpause verordnet hatte, wodurch die musikalische Selbstfindung wieder Vorfahrt bekam.

Dass Goisern 20 Jahre nach Hiatamadel nun die Multihalle füllt mit Liedern, hinter denen er selber steht, ist eine fast märchenhafte Verbindung von Kommerz und Qualität. Der Mitsing-Hit Weit weit weg von damals gehört übrigens immer noch dazu, und das ist muss so sein, denn ein Goisern-Konzert ohne Balladen ist wie Österreich ohne Berge. Das Besondere ist, dass er noch viel mehr drauf hat.

Auch wenn das Konzert insofern seine Tücken hat, als dass die Verständlichkeit der gesungenen Texte gegen null geht: Irgendwo im Bermudadreieck zwischen Akustik der Beton-Arena, der Qualität der Tonanlage und der Kunst der Mannschaft an den Reglern, mit den Gegebenheiten klarzukommen, verschwinden an diesem Abend viele Liedzeilen des Alpenbarden im Tal des Unerhörten. Und das liegt nicht nur am Dialekt.

Aber der Rest kann sich hören lassen. Goisern ist nicht nur ein Querkopf, sondern ein famoser MultiInstrumentalist, der wie kein anderer über alle Stilgrenzen hinweg galoppiert, Klangmuster gegen den Strich bürstet und wahrscheinlich aus einem Bündel Schnürsenkel ein rappendes Streichorchester machen kann, wenn er es wollte. Keine Scheu vor Kuhglocken und Maultrommel, nebenbei erzählt er über seine Hassliebe zur uncoolen Klarinette, um sie dann hingebungsvoll in warmer, tiefer Tonlage wie ein Saxophon aufzubereiten.

Und sensationell wie immer: das Goisern-Akkordeon. Es hat längst Kultfaktor, weil er einer der ersten war, die dem Instrument seine volkstümliche Bräsigkeit austrieben. Er demonstriert, was man damit in der Welt des Alpenrock alles anstellen kann, setzt Laute wie Peitschenhiebe, überholt die E-Gitarre auf der linken Spur und liefert sich dabei ein furioses Duell mit Saitenkünstler Severin Trogbacher.

Absolute Feinschmeckerkost ist seine Version von Janis Joplins Mercedes Benz, die komplex arrangiert alle Stilmittel zwischen Rock und Reggae zusammenwirft und jedem der vier Akteure den Platz bietet, sein ganzes Können auszubreiten. Oder um die Ansage zu zitieren: Das ist das große Vaterunser, nicht die A-Klasse. Nach Donau-Folk ist Hubert von Goisern nun also wieder zurück im musikalischen Hochgebirge. Willkommen daheim.

Hubert von Goisern: Live in Ulm - 14. April 2012

17. April 2012 | Fotos: © Elli Christl