DeutschEnglish

BRENNA TUATS TOUR 2012

Es brennt ganz ordentlich

Nassauische Neue Presse 9. Februar 2012 | Text: Joachim Schreiner

Hubert von Goisern und seine neue Band stellten in der Jahrhunderthalle Höchst
ein ungewohnt kantiges und hartes Klangbild vor.

Die Litanei der Allerheiligen hilft; besonders die Heilige Rita hat es dem Hubert aus dem Dorf Goisern im Salzkammergut angetan, der Schutzpatronin in allen Lebenslagen. Die Frömmigkeit und das Konservative seiner Heimat nimmt sich der 59-Jährige immer wieder leicht spöttelnd vor, spielt prompt Walzer, Polka und Marschrhythmen an – mit einem jungen Team von Musikern, das aus allen Rohren schießt.

Die Band mit Teufels-Gitarrist Severin Trogbacher und der knochentrocken spielenden Rhythmusgruppe aus Helmut Schartlmüller (Bass) und Schlagzeuger Alexander Pohn verpackt die Musik, über Jahrzehnte entwickelt, in ein neues "Gwand", wie man in Österreich sagen würde. Schon das Auftakt-Instrumental ÜUOÖ mit seinen verwegenen Zieharmonika-Akkorden lässt bei einem glasklaren und sehr transparenten Klangbild aufhorchen. Dann wird die Maultrommel ausgepackt und im Ska-Rhythmus das Abschiedslied Suach da an andern geschmettert. Munter würfelt die Band Blues, Balladen, harten (Alpen-)Rock (Indianer) und andere Musikgenres durcheinander. Doch das pausenlose Konzert über zweieinhalb Stunden kommt trotz des Stilmixes wie aus einem Guss daher. Kein Vergleich zur konzeptlosen "Schiffs-Tournee" 2009. Brenna tuats guat ist das Motto der aktuellen Tour. Das trifft's. Mit einem Querschnitt aus seinem Werk ist von Goisern, der natürlich "seinem" Dorf eine jazzige Hymne widmet, in Bestform.

Ovationen nach seinen Balladenhits Weit weg weg und Heast as nit waren der Dank für diesen fantastischen Konzertabend. Und dass der engagierte Umweltschützer ein ganzes Arsenal an Instrumenten beherrscht, bewies er wieder einmal wie nebenbei. Neu im Angebot: die Klarinette.

Fast möchte man niederknien

Wiesbadener Kurier 9. Februar 2012 | Text: Peter Müller

Hubert von Goisern brilliert in Frankfurt

Alpin-Rocker, Volksmusik-Rebell, Tom Waits in Lederhosen - es gibt ja so einige, leidlich abgegriffene Etiketten, die man dem Achleitner Hubert schon angehängt hat. Und meist, wenn sich diese Klischees gerade zu verfestigen drohten, hat er sie musikalisch demontiert - in Tibet oder Afrika Station gemacht, um alpine Weltmusik zu erfinden, dann mit Trad an einem neuen, aber nie tümelnden Traditionalismus gebastelt, zwei Saisons lang auf einem umgebauten Frachtschiff das ungefähre Gegenteil musiziert oder jüngst in idyllischen Wirtshäusern den tiefenentspannten Kneipenbarden gegeben.

Großartiger Blödsinn

Jetzt hat der Weltenbummler aus der oberösterreichischen Haider-Gemeinde Goisern die vielleicht beste Idee seit langem: Er steht auf der Bühne des ausverkauften Jahrhunderthalle, quält seine Ziehharmonika so beseelt wie selten, erzählt großartig intelligenten Blödsinn über abgeschnittene Bommelmützen-Bommel, heimische Blasmusiker und andere wirrköpfige "Indianer" - und gibt sein bestes Konzert seit Jahren. Seine nach dem aktuellen Album "Entwederundoder" titelnde Tour ist eine einzige, querbeet bestückte Wundertüte. Zweieinhalb Stunden lang feiert der 59-Jährige das, was man hinter den hohen Bergen wohl eine "wülde Stil-Mischkulanz" nennen würde. Hubert von Goisern hat den Blues, den Alpenrock und den melancholischsten Jodler dazu, er wuchtet Polka und Karawanken-Beat zu einem grandios groovenden Ganzen, balladiert von Herzschmerz, Sehnsucht, Liebesfreud' oder Abschiedsleid und unterzieht die ganze bierselige Bieder-Volksmusik einem Exorzismus der kreativen Art. Gut, als Flachland-"Indianer" versteht man bei Songs wie Es is wias is oder i kenn oan bestenfalls den Refrain, aber das ist bei Grönemeyer ja auch nicht anders.

Maultrommel bis Kuhglocke

Was die beiden darüber hinaus verbindet, ist ihre umwerfende Ausstrahlung. Nur, von Goisern ist nicht nur entwaffnend authentisch, er spielt auch ein gefühltes Dutzend Instrumente: Steirische Ziehharmonika in Rot (nicht zu verwechseln mit dem diatonischen Akkordeon in Weiß), Maultrommel, diverse Gitarren, Keyboard, Klarinette, Kuhglocke und und und.

Dazu hat er eine ebenso junge wie brillante Band - Helmut Schartlmüller (Bass-Gitarre), Severin Trogbacher (E-Gitarre), Alexander Pohn (Drums) - versammelt, die Janis Joplins "Mercedes Benz"-Gebet problemlos in einen launig entschleunigten Reggae übersetzt oder, Gruß an Ray Charles' Georgia, das gute alte verknöcherte Goisern in eine Ohnmachts-Hymne steckt, die zu gleichen Teilen Liebeserklärung ist. Das alles kommt so unverstellt und ehrlich rüber, dass man mit Blick auf das sonst systemisch verlogene Business fast niederknien möchte. Hubert von Goisern bleibt ein seltenes Original, einer, der nicht behauptet, sondern ist.

Jodeln kann er auch mit seinem Rock-Trio

Badische Neueste Nachrichten 7. Februar 2012 | Text: © Thomas Zimmer

Beste Unterhaltung mit Hubert von Goisern im ausverkauften Tollhaus Karlsruhe

Jetzt also zu viert auf der Bühne: Hubert von Goisern zeigt sich reduziert auf die klassische Rockband-Besetzung. Gut, selbstredend sind da noch sein Akkordeon, seine Klarinette, die Maultrommel, die erlesene Auswahl an Kuhglocken. Das aktuelle Album Entwederundoder, das nun im ausverkauften Tollhaus in Gänze aufgeführt wurde, ist denn auch eine sehr konzentrierte, kraftvolle Angelegenheit mit durchgehend bühnentauglichen Stücken. Das beginnt mit dem stimmungsvollen Einstieg Üuoö, der schon mal Stromgitarre und Akkordeon als Instrumentenbrüder im Geiste vorführt. Gleich darauf führt sich die Band als hart rockendes Power-Trio ein, der Chef spielt dazu Maultrommel.

Vordergründig Gegensätzliches einfach so hintereinander abzufeuern, ohne dass man sich als Zuhörer überfordert fühlt, das ist eine Kunst, die der Sänger trefflich beherrscht, weil er auch die richtigen Geschichten dazu erzählt: Über die Klarinette etwa, die dem pubertierenden Knaben als Ausweichinstrument angeboten wurde. Beim zweiten Musikverein, nachdem er aus dem ersten wegen altersgemäßer Aufmüpfigkeit unter Einzug der vereinseigenen Trompete entfernt worden war. Die Klarinette wollte er damals nicht, inzwischen spielt er wieder eine. Eine billige, japanische aus Plastik ("Des is a guats Plastik!"). Die sogar gut klingt. Das aber sei dem österreichischen Mikrofon geschuldet. Und schon ist der Kosmopolit Goisern einmal um die Welt gereist und demonstriert im folgenden Song so nebenbei, dass man mit Plastikinstrumenten nicht unbedingt Plastikmusik machen muss.

Die Klarinette trägt die kontemplative Atmosphäre in Es is wias is. Blues können die Herren aber auch anders: Bei I versteh di nit feuert das Ensemble (Gitarrist Severin Trogbacher, Drummer Alexander Pohn und Bassist Helmut Schartlmüller) einen zuckenden, blitzenden Kraftblues ab, der einer Hardrockband gut zu Gesicht stünde. Bei der "Gebetsstunde", die im eingedeutschten Janis-Joplin-Song einen Mercedes Benz erbittet, ist die Grundierung ein verschlurfter Reggae mit eingestreuten metallischen Eruptionen. Goisern deshalb zu unterstellen, er wäre ein musikalischer Revolutionär, ginge an der Sache vorbei. Er erfindet nichts neu, aber er setzt Vorhandenes in einen neuen, manchmal überraschenden Kontext, und das auf äußerst sympathische Weise. Seine Popularität mag zum Teil auch der Tatsache geschuldet sein, dass seine musikalische Spielwiese wiederum mit Versatzstücken aus populären Spielweisen bepflanzt ist. Da stört es nicht, das selbst unmusikalische Menschen sofort merken, dass Halt nit an ein nach der Geburt getrennter Zwilling von Bob Dylans Like A Rolling Stone ist, und da stört es schon gar nicht, dass der Mann aus Oberösterreich in einfachen Worten ganz unreflektiert eine bessere Welt herbeiwünscht: "'s is nit lang her / da hat ma tramt / dass i g'flogn bin / weit über d'Welt / jeder hat all's g'habt / was er so braucht / nit oan oanzigen / hat irgendwas g'fehlt". Wer wollte dem widersprechen. Ganz zu schweigen von den noch einfacheren Erkenntnissen: "Koa Hiatamadl mog i net". Ja, richtig jodeln kann er auch. Falls das jemand in diesen eher Rocklastigen zweieinhalb Stunden vergessen haben sollte.

Hubert von Goisern: Live in Landshut - 3. Februar 2012

6. Februar 2012 | Fotos: © Elli Christl

Auf die rockige Tour - Hubert von Goisern und Band in Kempten

Allgäuer Zeitung 4. Februar 2012 | Text: Klaus-Peter Mayr | Foto: Hermann Ernst

Der Nachdenkliche serviert in der Big Box eingängigen Rock und tiefgründige Texte
– Die 4000 Zuhörer danken es mit Ovationen

Hubert von GoisernWährend des Konzerts hat nichts darauf hingedeutet, dass die 4000 Zuhörer in der Big Box in Kempten besonders angetan wären. Höflich applaudieren sie nach jedem Stück, das Hubert von Goisern und seine Band spielen. Mehr nicht. Aber als sich die vier Musiker nach gut zwei Stunden und drei Zugaben verabschieden, erheben sich so ziemlich alle von den Sitzen, um ihnen im Stehen zu danken. Ein Moment, der in seiner ruhigen und feierlichen Art fast zu Herzen ging. So etwas erlebt man selten bei einem Rockkonzert.

Ja, Hubert von Goisern hat sich – zumindest bei seinem aktuellen Album EntwederUndOder – fast ganz auf den Rock verlegt. Eingängigen, kraftvollen Rock. Dementsprechend schaut seine Tourband auch aus, mit Gitarre (Severin Trogbacher), Bass (Helmut Schartlmüller) und Schlagzeug (Alexander Pohn). Hubert von Goisern steuert dazu alle möglichen Instrumente bei (Maultrommel, Gitarre, Klarinette, Klavier, Akkordeon).

Die Volksmusik, aus der der inzwischen 59-Jährige stammt, klingt nur noch als Echo in dem einen oder anderen Lied nach. Meistens dann, wenn er sich die Steirische umschnallt, das diatonische Akkordeon.

Dann bekommt der von einer verzerrten Gitarre und einem satten Schlagzeug dominierte Sound plötzlich eine alpenländische Farbe, einen Hauch von Heimat – freilich ohne Tümelei. In diesen Augenblicken wirkt der Vollblutmusiker noch eine Spur authentischer, ehrlicher, gradliniger.

Aber gradlinig ist seine Musik sowieso. Nichts wirkt gekünstelt, aufgeblasen oder spektakelhaft – auch wenn er noch so virtuos die Akkordeon-Knöpfe drückt. Er wollte das sogar ausdrücklich, nach seinen etwas bombastischeren letzten Alben. Einfache Musik sollte es sein, was ja bisweilen eine komplizierte Angelegenheit ist. Aber dieser Hubert von Goisern findet den richtigen Ton, egal ob angeschrägter Walzer, laute Rocknummer oder sanfte Ballade.

Alle Schichten und Altersklassen

Im ersten Teil des Konzertes spult er vor allem sein aktuelles Album ab. Erst später mischt er ein paar ältere Titel dazu. Es geht – wie gesagt – weitgehend ruhig zu. Selten strecken sich die Hände zum Mitklatschen nach oben. Bisweilen entsteht eine melancholische Atmosphäre. Das ist nicht nur der Musik geschuldet (etwa beim winterlichen Klarinettenstück Es is wias is oder bei I versteh di net, diesem mit einer Litanei gekoppelten Blues).

Es sind auch die Texte, die von Glück und Unglück handeln, von Heiligen und vom Teufel. Der stimmgewaltige Barde aus Oberösterreich pflegt eine Nachdenklichkeit ohne Jammern oder Klagen. Es sind Geschichten von einem, der viel spürt und dies auf ganz eigene Weise ausdrückt.

Wenn man dies bedenkt, versteht man vielleicht die Reaktion des Publikums am Ende am besten. Eines Publikums übrigens, in dem so ziemlich alle Schichten und Altersklassen vertreten sind. Ein Gutteil von ihnen singt auch das 20 Jahre alte Liebeslied Weit weit weg ohne irgendeine Aufforderung. Noch so ein selten magischer Moment.
Wer Hubert von Goisern und seine Band noch einmal im Allgäu hören will, hat am Sonntag, 12. August (20 Uhr), dazu Gelegenheit. Da tritt er auf der Freilichtbühne in Altusried auf.

"Na servas, des fetzt oba"

OÖN 28. Januar 2012 | Text: Lukas Luger | Foto: © Volker Weihbold

"Weniger ist mehr" – im Falle von Hubert von Goisern trifft der häufig zitierte Spruch ausnahmsweise auch wirklich zu. Nach seiner Donauschiff-Tournee, die ihn vom Schwarzen Meer bis hinauf an die Nordsee brachte, hat der 59-Jährige seinen Soundkosmos radikal entschlackt. Und wie gut diese Reduktion seiner Musik tut, bewies von Goisern am Donnerstag im restlos ausverkauften Posthof in Linz.

Zweieinhalb Stunden ging's kompromisslos zur Sache. Quer durch alle Genres. Quer durch alle Schaffensperioden. Ohne Firlefanz und überflüssiges Beiwerk. Ob Bluesrock (I Versteh Di Nit), Ska-Klänge (Indianer), hypnotisierende Instrumentals (ÜUOÖ) oder schräger Maultrommel-Rock 'n' Roll (Suach Da An Åndern) – die Musik von Bad Goiserns berühmtestem Sohn einzuordnen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Denn in Schubladen verstaut der Hubert nur seine Wollsocken, nicht aber seine Lieder. Fix ist nur: "Na servas, des fetzt oba", brachte ein gesetzter Herr im Trachtenjanker das Geschehen auf den Punkt. Zustimmendes Nicken von einem jungen Burschen mit Rastalocken.

Dass die wilde Stil- Mischkulanz stets wie aus einem Guss klang, war der exzellenten Begleitband von Goisern zu verdanken. Gitarrist Severin Trogbacher glänzte mit fein gesetzten Soli, die Rhythmustruppe aus Helmut Schartlmüller (Bass) und Schlagzeuger Alexander Pohn agierte knochentrocken.

Nach einem kleinen Durchhänger im Mittelteil, in dem es etwas zu schunkelgemütlich zuging, bewies von Goisern zum Abschluss des regulären Sets, dass selbst die nervende Dauerrotation im Formatradio einem großartigen Song wie Brenna tuats guat nichts anhaben kann.

Mit Oben und Unten, den herzzerreißenden Zugaben Weit Weit Weg und Heast As Nit, sowie der berührenden Klavierballade Lebwohl ging ein inspirierender, stellenweise phänomenaler Konzertabend zu Ende. Heftiger Applaus!

Hubert von Goisern

Mehr Fotos unter www.nachrichten.at

Hubert von Goisern: Live in Linz - 26. Januar 2012

31. Januar 2012 | Fotos: © Elli Christl

Hubert von Goisern: Brenna Tuats - Tour 2012

Subtext 26. Januar 2012 | Text & Foto: © Christoph Thorwartl

Man nehme einen Altersbereich von 15-75 Jahren im Publikum -  eine Mischung, wie man sie nur selten vorfindet und vermische das mit ur-oberösterreichischem Schmäh und Mundart. So in etwa dürfte man das ausverkaufte Hubert von Goisern-Konzert im Linzer Posthof beschreiben – ein gelungener Abend, den man als junger Konzertgeher so nicht erwarten durfte. 

Man fühlte sich an diesem Abend so ganz anders, als wenn man zu einem "klassischen Konzert" in der jungen Altersgruppe geht – der Verkehr zum Posthof war um einiges stärker als sonst, das Konzert seit Wochen wahrscheinlich zweimal ausverkauft, und der Andrang dementsprechend groß, sodass der Saal schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn "bummvoll" war. Vorband braucht der mittlerweile 59-Jährige Oberösterreicher sowieso keine. Er schafft es auch so, das Publikum vom ersten Takt an für sich zu begeistern – etwas, was viele andere nicht schaffen. Gepaart mit Anekdoten aus der aktuellen Tour – von Auftritten in Worms, wo er doch bitte hochdeutsch singen soll, bis hin zum Homecoming in Oberösterreich, wo man aufpassen muss, weil die Leute wirklich alles auf der Bühne Gesagte verstehen. Weiter ging es mit altbekannten Songs, abwechselnd mit Songs der neuen Platte – und dem Geständnis, dass er als junger Mann aus einer der sieben Blasmusikkapellen im 7000-Einwohner-Ort Bad Goisern gefolgen ist, weil er die Straußenfeder des Stabführers an sich genommen hat. Ironisch und mit tiefgründigen Texten beweist Hubert von Goisern, dass Mundart und österreichische Musik auch – Gott sei Dank – abseits des Musikantenstadls funktioniert. Allein dafür gebührt ihm Dank.

Hubert von Goisern

Mehr Fotos unter www.subtext.at

Ein Triumph ganz ohne "Hiatamadl"

Kleine Zeitung 26. Januar 2012 | Text: Bernd Melichar | Foto: © Markus Leodolter

Hubert von Goisern im Grazer Orpheum

Hubert von GoisernEs gibt Konzerte. Und es gibt Ereignisse. Der Auftritt von Hubert Goisern & Band am Mittwoch im restlos ausverkauften Grazer Orpheum war ein fulminantes Konzertereignis voll Kraft, Witz, Spielfreude, Empathie und Originalität.

Der 59 Jahre alte Weltenmusiker und -bummler ist schon viele Wege gegangen; jetzt hat man das Gefühl, dass er - auf hohem Niveau - angekommen ist.

Angekommen an der nicht ungefährlichen Schnittstelle zwischen kantig-knackiger Rockmusik - dargeboten von drei dynamischen Jungspunden an Gitarre, Bass, Schlagzeug - und erdig-ehrlicher "Volksmusik", dargeboten von einem wunderbar in sich ruhenden Goisern, der als musikalischer Tausendsassa neben seinen bestens disponierten Stimmbändern Ziehharmonika, Klarinette, Steelgitarre, Maultrommel und Kuhglocken bediente.

"Entweder und oder"

Im Mittelpunkt des Programms stand die neue CD Entweder und oder. Kein schwacher Song, keine peinlichen Ansagen, stattdessen launige Episoden aus Goiserns Leben. Der aktuelle Chartsstürmer Brenna tuats guat brannte lichterloh, der Indianer galoppierte durch die Murprärie, die Zugaben Heast as nit und Weit, weit, weg sorgten für wohlige Nostalgie. Nur das Hiatamadl ließ Hubert Goisern aus. Es hat niemandem gefehlt. Vielleicht war das der größte Triumph des fantastischen Abends.

Die "Brenna Tuats Tour 2012" in Österreich

Hitradio Ö3 26. Januar 2012

Gestern Nacht hat Superstar Hubert von Goisern im Grazer Orpheum seine "Brenna Tuats Tour 2012" in Österreich offiziell eröffnet und über zwei Stunden lang sein Publikum verzaubert.

Über 1.100 begeisterte Fans haben sich gestern Nacht die seit Monaten ausverkaufte Power-Show des Alpinrockers reingezogen und waren sich durch die Bank einig, bei etwas ganz Großem dabei gewesen zu sein. Hubert Von Goisern bewies mit seiner bewusst kleingehaltenen Band in der klassischen Rock-Formation Bass, Gitarre, Schlagzeug und Ziehharmonika, dass weniger durchaus mehr sein kann.

So gelang ihm eine durchaus feine Mischung aus alten Hits wie Weit, Weit Weg und Heast As Nit samt neuen Stücken, inklusive dem aktuellen Riesenhit Brenna Tuats Guat mühelos. Dazwischen hat er die Zuschauer mit witzigen Anekdoten aus seiner Jugend unterhalten und fast kabarettartige Stimmung aufkommen lassen, Freudentränen inklusive.

Hubert von Goisern in Graz

Fenstergucker 26. Januar 2012 | Foto: © Andreas Zieger
Severin Trogbacher und Hubert von Goisern

Mehr Fotos unter www.fenstergucker.com

Die erste Station der BRENNA TUATS GUAT TOUR 2012 in Österreich war in Graz. Daher verwundert es niemanden, dass das Grazer Orpheum bereits seit längerem ausverkauft war. An die 1200 Fans fanden sich im Orpheum ein um einen lustigen Abend mit Hubert von Goisern verbringen zu können. Über zwei Stunden unterhielt er das Publikum, welches auch nach den zahlreichen Zugaben noch lange nicht genug hatte. Sichern auch Sie sich eines der heiß begehrten Tickets der noch recht jungen Tour.

Freude am Leben

Die Rheinpfalz 26. Januar 2012 | Text: Walter Falk | Foto: © Girard

Alpenrocker Hubert von Goisern im ausverkauften Kammgarn-Kasino

Hubert von Goisern

"S gfoalt mer scho bei eich!", schmeichelte Hubert von Goisern. "Seit i in Kaiserslautern woar, geht's mit mir aufwärts." Und tatsächlich: Waren es im April letzten Jahres noch 800 Besucher, die zu dem österreichischen Alpenrocker und Weltmusiker gepilgert kamen, so waren es am Mittwochabend mehr als 1000 im ausverkauften Kulturzentrum. Sie brauchten gutes Stehvermögen. Zweidreiviertel Stunden ohne Pause "orgelte" Hubert von Goisern mit seinem Quartett und gab fünf Zugaben.

Alpenleuchten begleitet die Band beim Intro. Und die atmosphärische Alpenmusik steigert sich langsam zum mächtigen Klanggebirge, gegen das der Großglockner ein Maulwurfshaufen ist. In von Goiserns Jodler und Akkorde mischt sich die jaulende Gitarre Severin Trogbachers, der seine Saiten durch den pedalgesteuerten Verzerrer jagt. Tradition trifft auf Moderne, Alpenmusik auf Rock. Von Goisern greift auf wunderschön melodische alte Volksweisen zurück und durchsetzt sie mit Blues-, Rock-, Jazz- und Punkelementen. Aus Volksmusik wird Weltmusik.

Dieses mitreißende Gebräu serviert der 59-Jährige aus dem Salzkammergut mit einem gehörigen Schuss Selbstironie und mit unbändiger Lebensfreude. Immer wieder neue Schubladen zieht er dabei aus seinem riesigen Repertoire auf und präsentiert seine Musik dabei ganz leichtfüßig. Aber mit Ecken und Kanten. Goiserns Spiel hat viele Facetten. Wenn er, wie in Schönberger oder Üuoö (Über-Unter-Ober-Österreich), den Faltenbalg seiner diatonischen Ziehharmonika bis zum Anschlag ausfährt und die Finger dabei nur so über die Knöpfe fliegen, dann entsteht Raum und Tiefe.

Er verliert sich dabei in einem kunstvoll gewebten Spiel von Andeutungen und musikalischen Effekten und in einem phantasievollen Wechsel von Entstehen und Vollendung. Den Anflug von heimatlichem Kitsch zerballert die Rhythmusgruppe um Schlagzeuger Alexander Pohn und Bassist Helmut Schartlmüller.

Von Goisern ist ein Multiinstrumentalist, ein Alleskönner. In Hey-Hey zaubert er auf der Maultrommel und singt zungenakrobatisch, dann scattet er mit dem Gitarristen um die Wette. In dem selbstironischen Goisern lässt er die Steelgitarre effektvoll jaulen und singen, während seine sonore Stimme aus Freude am Leben im Falsett jubiliert. In I vastehns nit jodelt er, dass es eine Lust ist und hüpft und tanzt dazu wie ein Irrwisch, während die Band ein pyromanisches Feuerwerk abbrennt. Lautstärke gehört eben bei einem Rockkonzert dazu, ist ein wichtiges Stilelement.

Das Quartett betreibt dabei eine intensive Nachlassverwaltung, verfremdet die Volksweisen, versieht sie mit vertrackten Breaks und musikalischen Extravaganzen. Das Publikum ist da nicht mehr zu halten. Selbst Besucher im Dirndlkleid und in Tiroler Tracht klatschen, hüpfen und singen jede Zeile mit. Das Stimmungsbarometer steigt spätestens nach dem dritten Lied bis ins Unermessliche. Diese abwechslungsreiche Musik mit dem großartigen Entertainer, der sogar Klarinette, Gitarre, Mundharmonika und E-Piano spielt, reißt jeden mit.

Goisern will aber nicht nur unterhalten. Er hat auch was zu sagen. In dem Song I kenn oan wirbt er um Toleranz, wenn er singt: "Es muss von a jeden oan zwoa geben auf der Welt, a so oa" wie du und i." In Brenna tuats guat geißelt er die Politik, die mit Steuergeldern fördert, dass Weizen und Mais, die eigentlich Lebensmittel sind, als Biosprit verbrannt werden. Und in Indianer greift er die "Geldsäcke" an; "Sie hab'n Pfeil, sie hab'n Bogen, sie hab'n riesige Hoden, und sie moanan sie müss'n auf a jede glei' schiassen. Wissen tät's ja alles, sie sind schlau wie de Fix." Schließlich hat Goisern Zivilcourage schon oft in seinem Leben selbst vorgelebt. Als der rechtspopulistische Politiker Jörg Haider eines seiner Lieder für seinen Wahlkampf missbrauchte, verwahrte er sich strikt dagegen. Diese Einstellung schlägt sich in allen seinen Liedern nieder, die Einflüsse aus Tibet ebenso integriert wie Stilelemente aus Afrika oder Südamerika.

Hubert von Goisern - Rock auf dem Akkordeon

Badische Zeitung 25. Januar 2012 | Text & Foto: © Thomas Loisl Mink

Er ist vermutlich der Erfinder des Alpenrocks. Und wer das für eine behäbig-bierselige Biedermusik hält,
der kennt Hubert von Goisern nicht. Jetzt spielte er mit seiner Band in Lörrach.

Hubert von Goisern und Helmut Schartlmüller

Seit mehr als zwei Jahrzehnten beschäftigt er sich mit der Dekonstruktion von Volksmusik, er setzt sie neu zusammen und stellt sie in ein neues Umfeld, vermischt sie mit Rock'n'Roll, und was dabei herauskommt, das ist nicht nur musikalisch spannend, es strahlt auch so viel Lebensechtheit aus, dass man als Zuhörer gefangen genommen ist von der urwüchsigen Kraft dieser Musik. Kein Wunder, dass der Lörracher Burghof, wo Hubert von Goisern am Montagabend zum wiederholten Mal aufgetreten ist, mit mehr als 1100 Besuchern ausverkauft war, wobei das Publikum altersmäßig sehr gemischt war.

Nach einem ruhigen Eröffnungsstück legten Hubert von Goisern und seine drei Bandmitglieder mit knackigem Rock los, ein volksmusikalischer Melodieschnipsel wurde unversehens zum Rock-Riff, und das Publikum ging sogleich mit. Das Akkordeon ist kein Instrument der Rockmusik, und doch spielt Hubert von Goisern es so draufgängerisch, dass es eines wird. Er entlockt ihm Melodien von mitreißendem Schwung, er streichelt und fordert sein Instrument. Eine tolle Band sorgte für munteren Groove, mit dem Gitarristen Severin Trogbacher, dem Bassisten Helmut Schartlmüller und dem Drummer Alexander Pohn hat er ausgezeichnete Mitspieler dabei. Doch Hubert von Goisern könnte alleine eine Band ersetzen, das Akkordeon tauschte er gegen die elektrische, die akustische Gitarre und eine Hawaii-Gitarre, für die eigens ein Gestell gebastelt wurde, damit er nicht im Sitzen spielen muss. Auf das Gestell passt dann auch ein Keyboard, Mundharmonika spielt er auch noch, und sogar Klarinette, die er als junger Bub in einer Blaskapelle seines Heimatortes nur widerwillig spielte, wie er erzählte.

Die Songs des Hubert von Goisern sind von mitreißender Authentizität, häufig sang das Publikum im Burghof mit, und das mache ihm im Gegensatz zu früher auch gar nichts mehr aus, verriet er. "Es kommt mir vor wie Urlaub, wenn ich nach Lörrach komme", sagte er und bedauerte, meist nicht genügend Zeit zu haben. Es stimme nämlich gar nicht, dass es überall schön sei. Aber alles sei natürlich kein Vergleich zu Goisern, woraufhin Hubert Achleitner, wie er mit bürgerlichen Namen heißt, ein Lied über seinen Heimatort sang.

Songs von seinem jüngsten Album Entwederundoder gehörten zum Programm, etwa Indianer, nach der rockigen Abteilung folgten Blues und Balladen, Mercedes Benz von Janis Joplin sang er auf österreichisch mit einem Reggae-Rhythmus unterlegt und mit Akkordeon begleitet. Immer wieder verband er die urwüchsige Kraft unverkitschter Volksmusik mit dem Power des Rock'n'Roll, und immer gelang diese Verbindung sehr eindrucksvoll.

Als zweite von insgesamt vier Zugaben spielt er seinen schon älteren Hit Weit, weit weg, vom Publikum schon bei den ersten Tönen begeistert beklatscht, um sich ganz am Ende nach zwei Stunden Konzert mit einem Jodelstück und der Hoffnung zu verabschieden, dass es nicht das letzte Mal war, dass er in Lörrach gewesen ist. Das wünschte sich das begeisterte Publikum auch.

Hubert von Goisern

Schwäbische Zeitung 24. Januar 2012 | Text: Cornelia Addicks

TUTTLINGEN -  "Brenna tuats!". Auf Hochdeutsch: "Es brennt". So lautet der Titel der Tournee 2012, bei der Alpinrocker Hubert von Goisern rund 80 Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben wird. Der charismatische Österreicher lockte am Sonntag rund 1500 Anhänger in die Tuttlinger Stadthalle.   

"Es is wias is", stellt der mittlerweile 59-jährige Hubert Achleitner "von Goisern" in einem der Stücke seiner neuesten CD Entwederundoder philosophisch fest. Und schlüpft damit in die Rolle eines Wetterfrosches: "Nur eines ist mir gewiss, dass der Schnee von heute nicht liegenbleibt" könnte die Übersetzung des Dialekttextes heißen. In Tuttlingen bringt er bei dem Lied eine Klarinette ein und gibt eine Anekdote zum Besten: Wie er eigentlich damals in Goisern, "7000 Einwohner und sieben Blasmusikkapellen" die Leihtrompete habe zurückgeben und sich stattdessen mit der Klarinette begnügen müssen. Das vielfache mitleidige "aaah" aus dem Saal beantwortete er mit "So viel Verständnis wurde mir noch nie entgegen gebracht!" und entlockte den "japanischen Plastikteil" tiefe und gefühlvolle Töne.

Nur drei Musiker haben die Ehre, Hubert von Goisern auf dieser Mammut-Tournee (Tuttlingen war die erste Station in Deutschland) zu begleiten: Alex Pohn, der energiegeladene Drummer aus dem Wiener Pezzlpark. Bassist Helmut Schartlmüller - Autodidakt mit USA-Erfahrung - und Severin Trogbacher, ebenfalls Wiener und seit fünf Jahren als HvG-Gitarrist erfolgreich.

Alles drei sind um einiges jünger als der Star, doch der lässt ihnen gerne mal das Rampenlicht oder "duo-ettelt" abwechselnd mit ihnen.  

Besonders viel beschäftigt ist Hannes: Sein Job ist es, Hubert von Goisern das jeweilige Instrument in die Hand zu drücken. Ziehharmonika in Weiß oder Grün, Maultrommel, die Akustik-Gitarre oder die zwei E-Gitarren. Bei I will leben! auch das "Schepperl", also das Tamburin.

"Eigentlich müsste man dieses Instrument auf dem Schoß spielen", erklärt das musikalische Multitalent die Lap-steel- oder Hawaii-Gitarre. Doch nun sei sie eben auf einem fahrbaren Ständer montiert. Sie erklingt bei dem zweiflerischen Stück I vastehs nit. Sogar Kuhglocken zählen zum Instrumentenpark. Zu seinen Mundharmonikas, die bei Benni und Nit lang her in Einsatz kommen, meint Hubert von Goisern: "Die sind aus Trossingen, glei ums Eck. Die waren Deutschlands ärgster Kulturexport, so klein und Billig, die kamen überall hin." Zwar seien die Chinesen gewesen, die "flirrende Zungen" erfunden hätten, "doch die Trossinger haben das systematisiert". Ein Sonderapplaus brandet in einem Teil des Saals auf, in dem sich wohl die Trossinger Fans zusammen gefunden hatten.

Neben den zehn neuen Stücken hat HvG auch älteres Material im Programm: Den Steirer, das ergreifende Heimweh-Lied Goisern! und das vertrauliche Zwiegespräch mit dem Herrgott, den er um "an Daimler, s' ewige Leb'n und an Heiligenschein" angeht. Auch zwei Variationen des Schleiniger sind zu hören. Hingebungsvoll singt ein über tausendstimmiger Chor die Refrains von Heast as nit? und Weit weit weg mit. Tosend der Applaus und die Forderung nach einer vierten Zugabe. Die kommt dann, a cappella in Form des Lärabrett. Beim herzlichen Abschied sagt HvG "danggsche!" und verspricht wiederzukommen.

Keiner quält die Quetschkommode härter

Südkurier 24. Januar 2012

Österreichs Alpenrocker Hubert von Goisern spannt in Tuttlingen rund 1500 Zuhörer auf die Folter
und presst die pure Lebenslust aus seiner Ziehharmonika

Ein Konzertabend mit dem Österreicher Hubert von Goisern ist spannend. Spannend, weil man als Zuhörer nie weiß, welche Welle von Musik einen als nächstes erfassen und fortspülen wird. Ein kerniger Blues mit wuchtiger Mundharmonika? Ein solides Stück Blasmusik, wie es auch hierzulande in den Festzelten ertönt, wenngleich bei ihm weit, weit knackiger? Eine ruhige Ballade, aus der Herzschmerz, Sehnsucht, Liebesleid und Liebesfreud' heraustropfen? Oder doch wieder ein Lied mit von Goiserns Lieblingsinstrument, dem Akkordeon, aus dem er die schrecklich-schräg-schönsten Melodien hervorquetscht?

1500 Zuhörer in der Tuttlinger Stadthalle lassen sich an diesem Abend auf diese Spannung ein. Wieder einmal. Hubert Achleitner, wie der 59-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt, ist regelmäßiger Gast in der Region. Und die Besucher in Tuttlingen bereuen ihr Kommen nicht. Zweieinhalb Stunden lang spannt Hubert von Goisern sie mit seiner Band auf die Folter, mischt seine Lieder von Rock 'n' Roll bis Polka, von Reggae bis Volksmusik, Soul bis Funk. Stilistisch querbeet und herrlich wild.

So wild, wie er seine Instrumente bespielt. Oder besser: quält? Oder noch besser: beseelt? Von Goisern ist Meister zahlloser Instrumente. Zuvorderst von seinem Akkordeon. Kaum einer streichelt die Tasten zärtlicher, wenn es um die weichen Melodien, die lust- und liebevollen Akkorde geht. Da verschmelzen Instrument und Musiker. Aber: Ganz sicher, keiner quetscht das Akkordeon andererseits rockiger und härter als er. Von Goisern ist mechanische Höchststrafe für jede Quetschkommode. Er drangsaliert, er drückt und quetscht und heraus kommen geniale Wellen ungehörter und unerhörter Töne. Töne und Geräusche, die es sonst in dieser Form nicht gibt. Am liebsten laut und grell, farblich und mit passender Beleuchtung auf der Bühne trefflich in Szene gesetzt. Wahnsinn.

Freilich: Singen kann der Oberösterreicher auch. Das klingt nicht weniger spannend als seine Musik, nur versteht der Durchschnittszuhörer selbst im deutschen Südwesten beim Livekonzert wenig von den Texten. Das weiß der Alpenrocker, wenn er ironisch in Tuttlingen ein "Versteht's eh' alls?!" in die Menge wirft. Durchschnittsalter: 40, 45 Jahre. Wer die Goisern-Texte kennt, kann fröhlich mitsingen. Wer sie nie gehört hat, rätselt. Man versteht selbst als Kenner bei neuen Stücken seines Albums live kaum ein Wort. Nur bei ganz langsamen Stücken entwirren sich einzelne Textbausteine zu Sätzen.

Das ist gut, denn dieser Weltmusiker, der schon an vielen Stellen des Erdballs experimentell im Einsatz war, hat allerhand zu sagen. Etwa, wenn er in seinem neuen Hit Brenna tuat's guat davon singt, dass Geld nicht auf der Wiese wächst, man es nicht essen kann, es aber gut brennt. Und dass wir so blöd sind, dass wir Weizen verheizen, statt ihn zu essen. Und uns bald der Hut brennt, wenn wir so weitermachen mit den Ressourcen unserer Erde. Da zeigt von Goisern seine Liedermacherqualitäten und erinnert mitunter stark an Wolfgang Niedecken von den kölschen BAP, mit denen von Goisern auch schon auf der Bühne stand.

Zweieinhalb pausenlose Stunden Musik von zahllosen Instrumenten zum Zupfen, Schlagen, Läuten, Klopfen und Bimmeln, dazu Texte – und das Markenzeichen des Österreichers: Jodeln. Definitiv niemand diesseits und jenseits der Alpen jodelt geiler als von Goisern. Er jodelt leise und er jodelt laut. Er jodelt schräg und er jodelt irr'. Wie es gerade passt. Und immer weiß der Zuhörer, so heftig auch seine Trommelfelle zucken: von Goisern jodelt mit Leib und Seele, jodelt sich buchstäblich die Seele aus dem Leib. Diese Mischung ist einzig und alles andere als artig.

Wer den Ausnahmemusiker verpasst hat, kann ihn in bald in höchst passender Kulisse erleben: Auf dem Hohentwiel in Singen, wo von Goisern diesen Sommer beim Open-Air-Festival auftritt. Da gibt's dann hammerharten Alpenrock mit Alpenfernsicht.

Hubert von Goisern: Live in Bern - 20. Januar 2012

Konzertbilder.ch 21. Januar 2012 | Foto: © konzertbilder.ch
Hubert von Goisern

Mehr Fotos unter www.konzertbilder.ch (Events/2012 /Januar)