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GRENZENLOS TOUR 2002

Ein Jodler geht um die Welt

Echo Online 25. November 2002 | Text: Stefan Benz | Foto: Dagmar Mendel

Musikalische Völkerkunde: Volks- und Weltmusik mit dem Akkordeon

Hubert von GoisernDarmstadt - Wenn Hubert von Goisern den Faltenbalg ekstatisch knetet, wirkt sein Akkordeon wie ein klassisches Rock-Instrument. So selbstverständlich spielt er damit den Blues, dass man sich fragt, wieso die Jungs von The Who eigentlich einst Gitarren zerdeppert haben. Und hätte Jimi Hendrix nicht auch ein Schifferklavier anzünden können?

Hubert von Goisern macht mit dem Akkordeon Volks- und Weltmusik, versöhnt Austro- mit Afrosound. Zweieinhalb Stunden spielt er am Sonntag in der vollen Halle der Darmstädter Centralstation und nimmt sein Publikum mit auf die Reise von Bad Goisern nach Memphis, weiter nach Ouagadougu oder und wieder zurück ins Salzkammergut, wo der Achleitner Hubert vor 50 Jahren in der Marktgemeinde Goisern geboren wurde.

Seine Musik könnte viele Geschmäcker und Generationen ansprechen. Für den Rockfan ist da so viel dabei wie für den polyglotten Volksmusikfreund, doch gekommen sind an diesem Abend vor allem reifere Damen und Herren, die weniger nach Motorradclub als nach Wanderverein ausschauen. Die Stimmung ist denn auch eher entspannt, aber nicht gerade überschäumend, selbst wenn der Hubert und seine sechs Musiker das Tempo anziehen.

Experimentelle Musik hat von Goisern studiert, Tibet und den Schwarzen Kontinent bereist, zwischendurch ist er dem Musikantenstadl mit seinem Hit Koa Hiatamadl mal sehr nahe gekommen, doch längst bewegt er sich souverän zwischen allen Stilen: ein musikalischer Völkerkundler der auch das eigene Völkchen kritisch studiert, ein Weltreisender zwischen Alpen und Karibik, für den Reggae und Ländler ganz nah beieinander liegen.

Wenn der Fön ihm mal wieder "Schädelweh" bereitet, dann greift er zur Trompete und singt den Blues. Wenn der Mann am Mischpult Hall auf seine Stimme legt, klingt das so nah und auch so fern: wie ein Lied aus Alpentälern, das ein Echo aus der weiten Welt hervorruft. Percussionist Bernd Bechtloff sorgt dabei für den exotischen Groove, Sängerin Marlene Schuess verschmilzt Soul und Jodler.

Über zwei Drittel des Abends hat diese Weltreise einen mitreißenden Schwung, rotiert Goiserns Globus wie ein Plattenteller, dann wird's beschaulicher. Nun überwiegen Balladen, und es klingt, als wäre dieser Globetrotter nach so viel Unrast innerlich wieder daheim angekommen: nicht mehr ganz frisch, aber gelöst. Lange, allzu lange kosten sie auf der Bühne diese innere Einkehr aus, als würde hinter ihnen das Alpenglühn am Dachstein verdämmern.

Doch solch ein Zauber stellt sich zum Schluss dann doch nicht mehr ein. Es ist ein etwas vertrödelter Abgang, aber dabei doch ein Abschied, nach dem man den Hubert aus Goisern gerne irgendwann mal wieder in Darmstadt begrüßen würde.

Pop für die Zukunft

Aachener Nachrichten 23. Juni 2002| Text: Horst Schmidt

Hubert von Goisern auf Burg Wilhelmstein: Seit März ist Hubert von Goisern mit sechsköpfiger Band auf Welttournee und präsentiert das neue Programm "Grenzenlos"

Das einzige Konzert der Tournee, das die Weltmusiker nach Deutschland führte, ging in der restlos ausverkauften Burg Wilhelmstein über die Bühne. Es war gewiss eines der denkwürdigsten Konzerte, das je auf der Burg zu sehen war. Über zwei Stunden lang lieferten Hubert von Goisern, der mit bürgerlichen Namen Hubert Achleitner heißt, und seine spielfreudigen Mitmusiker ein mitreißendes Konzert, das eine in seiner Art völlig eigenständige Musikform präsentierte.

Vielerlei Elemente

Auf der Basis alpenländischer Volksmusik verbindet der im Tiroler Kurort Bad Goisern geborene Ausnahmemusiker und Komponist Elemente afrikanischer, asiatischer und neuerdings auch lateinamerikanischer Musik mit Blues, Jazz, Funk, Reggae und Soul. Diese scheinbar nur schwer miteinander zu verbindenden Bestandteile vermengt der Sänger und Multiinstrumentalist (Akkordeon, Gitarren, Mundharmonika, Flügelhorn, Flöte) zu einer überzeugenden musikalischen Mixtur, für die der Ausdruck "Weltmusik" denkbar passend ist. Von Goisern ist einer der ganz wenigen Musiker, die für sich in Anspruch nehmen können, einen ganz eigenen, unverkennbaren musikalischen Stil kreiert zu haben.

Nicht für die breite Masse

Musik für die breite Masse ist das zwar sicher nicht, aber für jeden, der sich ein offenes Ohr bewahrt hat für die Vielfalt der Musik auf unserem Planeten, ist Hubert von Goisern Weltmusik eine regelrechte Offenbarung. Vielleicht liegt in solchen fruchtbaren musikalischen Dialogen zwischen den Musikkulturen der Welt, wie sie Hubert von Goisern erfolgreich praktiziert, die Zukunft der Popmusik.

Das Publikum auf der Burg war jedenfalls hellauf begeistert und bedankte sich bei den Musikern mit stehenden Ovationen für ein Konzert, von dem man noch sehr lange reden wird. Und auch Hubert von Goisern fühlte sich sichtlich wohl auf Burg Wilhelmstein. So versprach er denn: "Ich komme wieder!" Hoffentlich bald.

Hubert von Goisern: Live in Bamberg - 29. Juni 2002

26. August 2002 | Fotos: © Heidi Domnig

Der Alpenrocker im Steinbruch der Weltmusik

Allgäuer Zeitung 23. Juli 2002 | Text: Klaus-Peter Mayr

Hubert von Goisern pendelt musikalisch zwischen Österreich und Afrika, und zieht damit die Zuhörer in seinen Bann

Dieser Hubert von Goisern mausert sich zum Phänomen in der Musikszene. Den Durchbruch hat vor vielen Jahren mit revolutionärem Alpenrock geschafft, dann nahm er sich eine längere Auszeit. Und nun tourt der Mulitinstrumentalist aus Bad Goisern im Dachsteingebiet wieder erfolgreich durch die Lande, lockt in Kempten an zwei wunderbaren Sommerabenden 5000 Menschen auf die Freilichtbühne Burghalde und trifft mit seiner einzigartigenMIschung aus neuer alpenländischer Volksmusik, Rock, Pop und Weltmusik den Nerv ganz unterschiedlicher Altersklassen, vornehmlich jener über Dreißig. Hubert von Goisern, das ist nicht mehr der Mann aus den Alpen, der Weltmusik macht, sondern der Weltmusiker, dessen alpenländische Wurzeln noch fest verwachsen sind. Die Rhythmen der Welt nutzt er als Steinbruch. Reggae und Rock, Blues und Funk. Und viel Afrika, das sich in den vergangenen Jahren fast schon zu einer zweiten Heimat geworden ist, so oft fährt er dort hin, um sich neue Inspirationen zu holen. "Ich will meine Sinne schärfen", sagt er. Die Früchte seiner Reisen sind begehrte Waren geworden. Sein Sound ist konsequenterweise percussionlastig geworden, unterstützt von einem sehr druckvollen Bass. Für einen Schuss Exotik sorgt eine Geige. Die Ziach, sein virtuos gespieltes Markenzeichen, setzt er nur noch in homöopathischen Dosen ein, greift lieber zur E-Gitarre (und auch zur Flöte, zum Flügelhorn, zur Trommel, zur Mundharmonika). Mehr denn je ist er ein Suchender, einer, der seine querliegenden Gedanken zu weit ausholenden, bisweilen meditativen Liedern formt. Damit kann man die Leute nicht zum Ausflippen bringen - aber in den Bann ziehen. Er ließ sich nach dem Vorspiel der jungen Pina und ihrer Band lange Zeit, bis er auf die Bühne trat, Stücke aus seinen beiden letzten Alben und neues, noch nicht veröffentlichtes Material vorstellte. Und dann ließ er sich auch viel Zeit, bis er die Diatonische und all die anderen Instrumente wegpackte. Zugabe um Zugabe gönnte er sich und den Zuhörern. Das tun nur die wahren Geschichtenerzähler.

Hubert von Goisern: Live in Bad Ischl - 28. Juli 2002

2002 | Fotos: © Friederike Sax

Ein Klang-Orkan aus E-Gitarren und Knopfharmonika: Hubert von Goisern

Oberhessische Presse 26. Juni 2002 | Text & Foto: © Martina Westermann

Hubert von Goisern auf der Schiffenberg-Bühne

Hubert von Goisern - SchiffenbergGießen. "Die österreichische Fahne kannst' ruhig wieder einpacken, mir san doch hier net beim Fußball!", erklärte Hubert von Goisern an eine Zuschauerin in der ersten Reihe gewandt. Grenzenlos ist der Titel seiner aktuellen Tour.

Grenzenlos ist auch die Musik des aus Bad Goisern stammenden Multitalentes Hubert Achleitner. Zweieinhalb Stunden lang begeisterte der sich als Weltmusiker verstehende von Goisern 3000 Zuschauer auf dem Schiffenberg mit funkigem Jodeljazz , beseeltem Afro-Groove und teils fröhlichem, teils brachial verrocktem "Gstanzl". Für Nationalflaggen war dazwischen wahrlich kein Platz.

Aber trotz der Trennung von den Alpinkatzen, trotz musikalischer Exkursionen nach Afrika und in den Himalaya, die ihn Welten vom Hiatamadl entfernt haben, wird das geniale Multitalent noch heute von einigen patriotischen Volksmusikfans als einer der ihren verkannt. Aber heuer blieb das Hiatamadl auf der Alm. Mit noch unbekannten Stücken seiner im Herbst erscheinenden neuen CD trennte er im Publikum die Spreu vom Weizen.

Während es auf der Bühne rockte, funkte, jazzte und landlerte, zog es Einige fort von der Bühne, strömten dafür Andere weiter nach vorn. Erst nachdem der sensible Künstler und sein Publikum einander abgetastet und sich behutsam aneinander angenähert hatten, begann das eigentliche Konzert.

Hatte der gerade durch seine eindrucksvolle Authentizität so faszinierende Musiker bis dahin mit geschlossenen Augen nur für sich gespielt, wandte er sich nun seinem Publikum zu, gab er um so mehr, je mehr seine Zuschauer mitgingen. Stücke der beiden Alben Fön und Trad präsentierte er ebenso wie das afrikanische Akipenda oder das frühe Iawaramoi. Gewaltig wie ein Orkan rauschte und tobte es im alten Klosterhof, wenn E-Gitarre und die Steirische gemeinsam zum Klang-Hurrican anschwollen. Traumwarm wie diese sternenklare Sommernacht selbst, ertönten Heast as net und Fia di.

Von Goisern ist ein Weltreisender in Sachen Musik alpenländischen Ursprungs und volksmusikalischer Prägung, der mit scharfer Zunge den Zeitgeist persifliert.

So fügte er der von der 94-er CD Omunduntn stammenden Textzeile "Ob Kroaten oder Serben, alle müssen sterben, ob Serben oder Kroaten um einen jeden ist es schade", dem aktuellen Geschehen im nahen Osten entsprechend die Variation "Ob Araber oder Juden, alle müssen sterben, ob Juden oder Araber um einen jeden ist es schade" hinzu. Dabei glänzte der Multiinstrumentalist nicht nur als Gesangskünstler und Jodelakrobat und auf der steirischen Harmonika, sondern auch an der akustischen und elektronischen Gitarre, am Horn, mit der Bluesharp und der Querflöte.

Premiere in Ägypten und Finale in Bad Ischl

Bad Ischler Rundschau 2. August 2002 | Text & Fotos: Josef H. Handlechner

Alpine Weltmusik / Hubert von Goisern bei seinem Heimspiel im Lehártheater

Bad Ischl - Ein knappes halbes Jahr ist es her, seit Hubert von Goisern seine Grenzenlos-Tour in Ägypten gestartet hat. Die Begegnung mit dem Fremden, dem "Anderen" in seiner vielfältigen Form hat er sich zum Programm gemacht.

Der eine gibt, der andere nimmt - so stellt "man" sich das vor. Praktisch ist das, und sehr viel öfter praktiziert, als man glauben möchte. Eigentlich ja fast schon Alltag. Aber eben nicht das (zu unser aller Glück), was sich Künstler im Range eines Hubert von Goisern unter "Begegnung" vorstellen.
Zumal die Reise von Ägypten aus ja noch weiter ging: Nach Westafrika, in den Senegal etwa oder nach Burkina Faso. Sich auf das Unbekannte einlassen, ausgetretene Pfade und sicheren Boden zu verlassen, das taugt ihm, dem Hubert.

"Grenzenlos" steht als Motto über der aktuellen Tournee, und das sagt ja eigentlich schon genug aus über diesen seinen Weg, der ihn in den letzten Wochen durch Deutschland, in die Schweiz, nach Sarajevo und zuletzt ins Lehártheater nach Bad Ischl führte. Hier wurde das "Finale" zelebriert, in bewusst kleinem Rahmen, familiär fast. 200 Minuten Nonstop auf der Bühne, bei tropischen Temperaturen. Erinnerung an Afrika? Hubert: "Hoffentlich bleibts so schön in den nächsten Tagen, denn jetzt hätte ich endlich wieder etwas Zeit."

Die letzten Wochen waren hart, kaum Gelegenheit zum Ausruhen. "Aber es war eine gute Zeit" resümiert Tournee-Manager Hannes Heide und holt auch jene auf die Bühne, die meist im Hintergrund stehen, für den Ton sorgen und fürs Licht und so. Ein paar von ihnen sind seit Anfang an mit dabei, bei Heide selbst sind es immerhin auch schon dreizehn Jahre.

Dass sein Publikum den Grenzenlos-Weg mitgeht, das kann Hubert von Goisern und seine Musiker Bernd Bechtloff, Burkhard Frauenlob, Antonio Porto, Marlene Schuen, Gerhard Überbacher und Bernhard Wimmer) freuen. In den nächsten Wochen geht's ins Studio, die neue CD wird voraussichtlich im Herbst erscheinen.

Hubert von Goisern: Live in Lörrach - 18. Juli 2002

2002 | Foto: © Bernd Hebel
Hubert von Goisern & Band

Furiose Grenzübertritte

Südkurier 22. Juli 2002 | Text: Martin Raab

"Stimmen" Festival: Hubert von Goisern auf "Grenzenlos"-Tour in Lörrach

Vom Alpenrock zur Weltmusik sind's nur ein paar Takte, und die Milchkanne zwischen all den anderen mehr oder minder fremdländischen Schlaginstrumenten fügt sich da vom Aussehen und vom Klang her bestens ein, wenn Hubert von Goisern auf dem Lörracher Marktplatz zu südamerikanischen Rhythmen in die Tasten seines Akkordeons langt oder im Takt des Townships breiten österreichischen Dialekt singt.

Mit Musik die Grenzen überwinden und zur Verständigung finden: nichts weniger will in diesem Jahr das Lörracher Stimmen-Festival. Ein Grenzgänger war Hubert von Goisern schon vor Jahren, als er noch mit seinen Alpinkatzen umher zog; Aufenthalte in Asien und Afrika haben seinen musikalischen Horizont aber noch einmal hörbar erweitert. Das beweist er bei seiner Grenzenlos-Tour, die ihn am Donnerstag nach Lörrach führte.

Wie ein musikalischer Wirbelwind fegt Hubert von Goisern über die Bühne. Der 50-Jährige greift zum Akkordeon und zur Gitarre, spielt Trompete, Querflöte und Mundharmonika.

Bei alledem lässt er seinen Musikern erdenklich viel Raum: Violinistin Marlene Schuen, Perkussionist Bernd Bechtloff, Drummer Bernhard Wimmer, Gitarrist Gerhard Überbacher, Bassist Toni Porto und der Keyboarder Burkhard Frauenlob können sich immer wieder in langen Soli entfalten.

Das instrumentale Volxjammer eröffnet das Marktplatz-Konzert, das jazzige Fön bildet einen ersten Höhepunkt. Dem volkstümlich-humorigen Stadltür folgt das kritisch-ironische Katholisch. Ans neue Poika hängt er das bekannte Iawaramoi an: Fast drei Stunden lang spielt und spielt und spielt Hubert von Goisern. Drei Zugaben hängen er und seine Band an, dann kommt er noch einmal alleine auf die Bühne für zwei kurze Stücke.

Hubert von Goisern vereint das nur scheinbar Unvereinbare, peppt alpenländische Melodien mit Rock und Jazz auf, legt Latin und Funk über traditionelle Weisen. Sanfter Singsang und harte Beats, schmetternde Jodler und treibende Rhythmen treffen aufeinander - der Österreicher serviert eine furiose Melange. All das macht er aber mit so viel Natürlichkeit und solcher Selbstverständlichkeit, dass diese Stilmischungen weder gekünstelt noch gar anbiedernd wirken.