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TOUR 2015

Hubert von Goisern - Federn Live

Eine Sternstunde des Alpenrocks

Hamburger Morgenpost 24. August 2015

Hubert von Goisern sorgt für Bergstimmung im Stadtpark

HvGWo ein zünftiger Schuhplattler mit rockigen E-Gitarren aufgebrezelt wird, denkt man sofort an Hubert von Goisern. Im Stadtpark folgten rund 4000 Fans dem 62-jährigen österreichischen Liedermacher in seine musikalische Heimat, die irgendwo zwischen den Sümpfen Louisianas und den steirischen Voralpen, zwischen schwermütigem Blues und den lustigen Holzhackerbuam liegt. Mit Quetschkommode, schnoddrigem Mundartgesang und bisweilen bissigen Songtexten befreit Goisern die Volksmusik von dumpfer Biertischseligkeit, wenn er in Ganz Alloan mit Selbstmordgedanken spielt, in Brenna tuats guat einen herzhaften Jodler ausstößt oder in Snowdown die politische Unterdrückung der Wahrheit anprangert. Für Country-Flair sorgt Bob Bernstein an der Pedal-Steel-Gitarre, während Multiinstrumentalist Goisern zum Abschied noch ein Alphorn auf die Bühne wuchtet und eine Bergstimmung zaubert, die so düster ist wie der inzwischen dunkle Himmel über dem Stadtpark. Eine Sternstunde des Alpenrock!

Blues made in Austria

Neue Presse Coburg 21. August 2015 | Text: Dieter Ungelenk | Foto: H. Rosenbusch

Hüttengaudi kann er auch. Aber die musikalische Welt des Alpenrockers Hubert von Goisern ist viel größer.
Mit seinen Coburger Fans durchstreift er die Südstaaten.

HvG und Alex PohnCoburg - Zünftig zünden's auf, die fünf aus Austria: "Des gibt's nur alle Hundert Joahr" jubiliert Hubert von Goisern und schmettert kraftvoll den ersten Power-Jodler Richtung Ehrenburg. Ein krachlederner Gaudibursch ist der Mann mit der heavy Harmonika von Haus ja nun eigentlich nicht, aber wuchtiger Alpenrock ist halt nach wie vor seine kernige Kompetenz - und sein Markenzeichen seit dem feschen Hiatamadl selig. Das ist zwar zuhaus geblieben, aber es lässt die Viereinhalbtausend auf dem Coburger Schlossplatz vernehmlich grüßen: Mit Karacho eröffnen die Goiserner am Donnerstagabend die Finalrunde des HUK-Open-Air-Sommers - und geben dem Nieselregen keine Chance: Alsbald kapitulieren die grauen Wolken vor der trotzigen Lebenslust, die Es ist wahr verströmt - Hubert von Goiserns Fassung des Hank Williams-Ohrwurms Jambalaya On The Bajou.

Mit geschmeidiger Slide-Guitar macht der Country-Kracher klar, wohin die Reise führt an diesem Abend: Ins Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten, das der musikalische Weltvermesser Hubert Achleitner aus Bad Goisern (nennen wir ihn einfach HvG) ziemlich lang gemieden hat. Ihn reizte es erst einmal viel mehr, die Philippinen zu bereisen, die Menschen in Tansania und Tibet, Ägypten und Mali kennen zu lernen und mit ihnen musikalisch ins Gespräch zu kommen.

2014 steuerte der leidenschaftliche Globalmusikant schließlich die USA an, um seinen ganz persönlichen Betrag gegen die transatlantische Entfremdung zu leisten, wie er ironisch anmerkt. Künstlerisch war die Reise ergiebig ("A Mörder-Musik machen's da drüben"), doch menschlich gestaltete sich der Brückenbau zwischen Alter und Neuer Welt wohl eher schwierig: "Meine Vorurteile haben sich potenziert", gibt der Oberösterreicher zu und erzählt launig von den (erfolglosen) Mühen, Kollegen aus der Country-Metropole Nashville für austroamerikanische Jam-Sessions zu begeistern.

Doch HvG schaffte die Fusion auch ohne sie: Sein aktuelles Album Federn ist durchgedrungen von den Inspirationen, die er in den Südstaaten sammelte und mit seinen eigenen Wurzeln verknüpfte. Bluegrass, Country, Zydeco und natürlich Blues in allen Facetten beseelen die 15 Songs, die auch im Zentrum des Live-Programms stehen.

Für den authentischen Sound hat der Band-Chef den exzellenten Pedal-Steel-Gitarristen Robert Bernstein angeheuert, und er selbst tauscht seine Steirische Quetsch'n zuweilen gegen ihre Artverwandte aus Louisiana, um etwa den US-österreichischen Turbo-Jodler Stoansteirisch vielfarbig zu untermalen.

So bierzelt- bzw. saloontauglich solche Kracher auch klingen, so wenig hat Hubert von Goisern im Grunde mit Hüttengaudi und Stadl-Mainstream am Hut. Und so kommt der 62-Jährige mit seiner prächtigen Band nach dem Warm-Up musikalisch erst so richtig zur Sache. Mit schwerblütigem Blues im Gemüt (Am helllichten Tag) durchstreifen sie die Sümpfe des Südens, widmen dem Verführer Schnaps (dessen amerikanische Variante HvG wenig schätzt: "Whiskey ist ein Erdöl-Derivat") eine hochprozentige Hymne und changieren zwischen Melancholie und Ekstase (I kann wieder fliagn).

Sechsachtel-Schwung

Es geht beileibe nicht nur um persönliche Befindlichkeiten in den Texten des eigensinnigen Volxmusikanten von Goisern: Edward Snowden und allen anderen, die wegen ihrer Aufrichtigkeit verfolgt werden, widmet er die wuchtige Stoner-Rock-Nummer Snowdown ( "Die Wahrheit, sie suacht um Asyl / aber kriagn tuat sie's nia"), bei der Gitarrist Severin Trogbacher einmal mehr furios vom Leder zieht. Auch von ihrer sanften Seite zeigen sich Goisern und seine Mannen, zum Beispiel in der Ballade Wie der Wind, bevor sie mit Sechsachtel-Schwung heimkehren in Steirische Gefilde und mit einem markanten Polka-Intro das nahende Ende des offiziellen Konzerts ankündigen: Brenna tuat's guat, Goiserns Nummer-1-Hit aus dem Jahr 2011 (der Kapitalismusschelte volksrocktümlich verpackt) holt das Publikum von den Sitzen.

Klar, dass danach noch lange nicht wirklich Schluss sein kann: Die Band lässt sich eine Weile bitten, doch dann legt sie kräftig nach mit tanzbarem Turbo-Folkrock jener Sorte, die klar macht, weshalb der junge Hubert Achleitner seinerzeit in der Bad Goiserner Blaskapelle keine künstlerische Erfüllung fand. Wer glaubt, dass zur Krönung doch noch das gute alte Hiatamadl auftauchen würde, irrt: Nach rund zwei Stunden verabschiedet Goisern seine Fans lieber auf die leise Weise und lädt zum Kuscheln ein mit dem Alpinkatzen-Klassiker Weit weit weg und der zarten Ballade Heast as nit.
Und weil der Jubel kein Ende nimmt, holt er gar noch das Alphorn aus der Kulisse und schickt seine Fans mit dem andächtigen Gute-Nacht-Jodler Krippensteiner nach Hause - und mit der Erkenntnis, dass das urtümliche Riesen-Instrument wohl seine Tücken hat. Selbst für einen Multiinstrumentalisten wie Hubert von Goisern.

Hubert von Goisern in Coburg: Krachender Blues mit Jodler

InFranken 21. August 2015 | Text: Helke Renner

Vor rund 4500 Fans präsentiert Hubert von Goisern auf dem Coburger Schlossplatz
sein neues Album "Federn" und hatte auch ein paar seiner alten Hits im Gepäck.

Das war ja klar: Bei Brenna tuats guat springt das Publikum auf. Vergessen ist der Nieselregen, der noch zu Beginn des Konzerts niederging. Vergessen auch die Bitte der Band, die Smartphones steckenzulassen. Beim Nummer-Eins-Hit der österreichischen Charts aus dem Jahr 2012 gibt es kein Halten mehr. Es ist der letzte Titel des offiziellen Programms, da kommt's auch nicht mehr so drauf an. Es folgt noch eine lockere Reihe von Zugaben - alles Titel der vergangenen Jahre und zum Mitsingen geeignet. Weit interessanter aber ist, was Hubert von Goisern (eigentlich heißt er ja Achleitner und stammt aus Goisern) und seine Band davor präsentieren: die Titel der neuen CD Federn. Sie ist das musikalische Mitbringsel einer Tour durch die Südstaaten der USA.

Nashville/Tennessee, Louisiana, New Orleans - der Musiker war dorthin gegangen, "wo es wehtut" und fand alle seine Vorurteile bestätigt, wie er sagt. Aber er entdeckte auch, dass sich Blues, Country, Cajun und Hillbilly wunderbar mit der Musik seiner oberösterreichischen Heimat verknüpfen lassen. Und es entstand etwas sehr Reizvolles - etwa gejodelter Blues. Nun hat HvG, wie er auch gern genannt wird, die Musik seiner Heimat noch nie auf romantisierende almdudlerische Weise interpretiert, sondern war von Anfang an der Alpenrocker. Und hatten seine frühen Titel auch eher Hütten-Gaudi-Charakter, waren sie doch nie schmalzig und heimatverduselt. "I tua ma hart mit dera Lederhosen-Musi" singt HvG selbst in seinem Titel Stoansteirisch. Doch nun das.

Mit Alle 100 Jahr gibt die Band zu Beginn des Konzerts schon einmal vor, was von ihr zu erwarten ist. Das rockt schon ordentlich. Wuchtig und laut wird es bei Snowdown, eine Hymne auf den Whistleblower Edward Snowden. Hier zeigt Hubert von Goisern, wo sein Herz schlägt. Mit Liedzeilen wie "De Wahrheit de suacht um Asyl, aber kriag'n tuat si's nia, weil ma z'feig san dafür? Oder was oder wia ...?".

Ganz unbekümmert geht Hubert von Goisern mit den Traditionals um, die er aus den USA mitgebracht hat. Er nimmt sie, wie sie sind, arrangiert sie etwas um und macht einen eigenen Text drauf. So wird aus Hank Williams' Jambalaya eben mal Es ist wahr oder aus Amazing Grace die Ballade So a Segen. Um es authentisch klingen zu lassen, hat sich der Bandchef Robert Bernstein aus den USA mit ins Boot geholt. Er spielt Pedal-Steel- und Hawaii-Gitarre. Neben Severin Trogbacher (Gitarre), Helmut Schartlmüller (Bass) und Alexander Pohn (Schlagzeug) gehört er zu der grandiosen Band, die am Donnerstag den Schlossplatz rockt.

Hubert von Goisern selbst erweist sich als Multi-Instrumentalist, spielt nicht nur seine Ziehharmonika, sondern ebenso gut Gitarre, E-Piano, Mundharmonika und Alphorn. Auch wenn es zwischendrin mal still wird, der Blues seine dunkle Seite über den Platz legt - für Hubert von Goisern hat er auch immer eine blaue Seite, die der Hoffnung. Und der will er "in die Augen schaun".

Coburg im "von Goisern-Fieber"

Coburger Tageblatt 21. August 2015| Text: ct | Foto: Matthias Hoch & Archiv/Rainer Lutz
Hubert von Goisern

Hubert von Goisern eröffnete am Donnerstagabend den HUK-Coburg-Open-Air-Sommer auf dem Schlossplatz.

Am Anfang standen die "Alpinkatzen"

Coburg — Wer nach einer passenden Schublade für den Musiker Hubert von Goisern sucht, wird lange suchen – und am Ende keine finden. Denn Hubert von Goiserns Musik ist einfach nicht zu fassen, entzieht sich jedem Versuch, sie irgendwie mit Etiketten in den Griff zu bekommen. Gerade in Coburg wissen das jene Fans, die den Weg dieses Ausnahmemusikers schon seit Jahren verfolgen.

Zuerst im "Schwarzen Bären"

Denn in Coburg war der Künstler aus Österreich schon in Zeiten zu Gast, als er – zumindest in Deutschland – noch lange keine großen Hallen füllte. Treue Fans in Coburg erinnern sich an seinen ersten Auftritt im "Schwarzen Bären" vor einer sehr überschaubaren Zahl von Besuchern. Ganz am Anfang trat Hubert von Goisern unter dem Namen Original Alpinkatzen in Duobesetzung auf. Der erste Auftritt vor kleinem Kreis geriet so erfolgreich, dass bereits das nächste Coburg-Gastspiel an gleicher Stelle vor vollem Saal stattfand. Aus dem Duo war damals schon eine Band geworden mit Keyboard, Schlagzeug, E-Gitarre und Gesang neben Multitalent Hubert von Goisern. Jenes Gastspiel im November 1992 ist manchen Konzertbesuchern auch deshalb noch in Erinnerung geblieben, weil der Auftritt nach Mitternacht nahtlos überging in ein Geburtstagskonzert für den Musiker, der damals 40 Jahre alt wurde. Schon da war klar, dass der Musiker neue Wege gehen und größere Hallen suchen würde. 1994 dann der Entschluss, das Projekt Alpinkatzen zu beenden. Seitdem ist viel passiert. Hubert von Goisern hat Filmmusik geschrieben (Schlafes Bruder), hat die weite Welt musizierend bereist, hat gar mit einem zur schwimmenden Bühne umgebauten Schiff in drei Jahren 14 europäische Länder beschallt.

Außergewöhnliche Karriere

Manchmal ist er in der Zwischenzeit Coburg wieder sehr nahe gekommen. So gastierte er im Juni 2012 beim Domplatz Open-Air in Bamberg. Am Donnerstag ist er zurückgekehrt nach Coburg: Schlossplatz statt "Schwarzer Bär". Auch so lässt sich eine außergewöhnliche Musikerkarriere beschreiben.

Plötzlich landet der Blues in den Alpen

Frankfurter Neue Presse 21. August 2015

Hubert von Goisern gilt als politisch meinungsfreudiger Charakter und zugleich als einer der ganz großen Namen im Genre der Weltmusik. Dass er auf einzigartige Weise versteht, die unterschiedlichsten musikalischen Genres in seinen Songs unterzubringen, stellte der Vollblut-Musiker gleich bei seinen ersten Songs im randvollen Hanauer Amphitheater unter Beweis. Der Text von Alle hundert Jahr ist eigentlich ein klassisches Volkslied, das von Goisern in seinem schweren steirischen Akzent vorträgt. Doch die Melodie, die den Mann am Akkordeon begleitet, ist aus Jamaica importiert. Reggae, Blues und alpine Volksmusik miteinander zu kreuzen, das wagen nur die wenigsten. Und bei noch wenigeren dürfte das Ergebnis des waghalsigen Experiments so harmonisch und lebensfroh klingen wie beim Altmeister des Alpenrocks.

Während seines Konzerts im Amphitheater spielte von Goisern hauptsächlich Stücke seines neuesten Albums "Federn", auf dem er ausgiebige Ausflüge in die Welt des Blues unternahm. Virtuos und komplex sind die einzelnen Arrangements und nicht minder wandlungsfähig und unterhaltsam. Unterstützung erhielt von Goisern auf der Bühne von Bob Bernstein an der Bottleneck-Gitarre, Alex Pohn am Schlagzeug, Helmut Schartlmüller am Bass und Severin Trogbacher an der Gitarre. Mundharmonika, Ziehharmonika und Trompete, die sich Hubert von Goisern je nach Anlass reichen ließ, vergrößerten das dargebotene Klangspektrum. Selbst eingefleischte Fans dürften überrascht sein über die Interpretation einzelner Titel: Mir hat 'träumt beginnt als spärlich instrumentierte Ballade, bevor das Stück in das furios vorgetragene Singa gang guat übergeht, bei dem sich ein flotter Reggae-Beat mit wildem Gejodel paart und Hubert von Goisern zum großen Finale rockig ins Mikrofon: "Hey Susanna, was is jetzt mit uns zwoa, samma wieder z'samm" röhrt. "Wenn der Blues kommt, kannst net' davonrennen. Es kann sein, dass er noch eine Weile braucht, aber er kommt schon", erklärte von Goisern, was ihn antreibt, diese uramerikanische Musikform zu "alpinisieren".

Blues gepackt und festgehalten

Coburger Tageblatt 21. August 2015 | Text & Foto: Dieter Kögel

Hubert von Goisern im Hanauer Amphitheater

Hanau. Akkordeons treffen auf elektrische Gitarren, elektrischen Bass, sattes Schlagzeug und Pedal-Steel-Gitarre, der kraftvoll musikalisch unterlegte Jodler wechselt mit Blues, in Country- und Western-Klänge webt Hubert von Goisern seine Balladen.

So auch im ausverkauften Hanauer Amphitheater, wo der Weltmusiker aus Österreich nicht nur sein neues Album Federn vorstellte. Gleich zu Beginn lässt es Hubert von Goisern laut und kräftig angehen. Alpenrock eben. Dazu gehört der Jodler. Mit dem allein begnügt sich Hubert von Goisern allerdings nicht. Seine Stimme wird zum Instrument, das von den tiefen Tönen in die helleren Höhen klettert, und zwischen rockigen Gitarrensoli und einem unbändigen Akkordeonsound wieder festen Grund findet. Ist das Volksmusik? Der Blick in die Runde des Amphitheaters beweist es eigentlich. Alle Generationen sind vertreten. Auch zünftig gekleidete Besucher in karierten Hemden und Lederhosen. Und sie haben alle ihren Spaß. Nicht nur am Alpenrock. Denn Hubert von Goisern versteht sich trefflich auf den Blues, für den er das Akkordeon auch mal gegen die Harmonika austauscht.

Blues, so erklärt er dem Publikum, bedeute nichts anderes als Depression, Blues, so meint er, hört sich aber besser an, nicht gar so aussichtslos und pessimistisch. Und wenn der Blues sich nähert, so von Goiserns Ratschlag, sollte man ihn packen und festhalten, so fest, dass er irgendwann darum bettelt, losgelassen zu werden. Und dann packt von Goisern den Blues und lässt es ganz still werden. Einfach nur Zuhören ist angesagt. Hubert von Goisern kann aber auch anders. Der Österreicher reagiert sauer, wenn wahrheitsliebende Menschen eingesperrt oder zur Emigration gezwungen werden. Snowdown ist der anklagende Song betitelt, und weist auf einen der Betroffenen hin. Aber es geht auch um die einfachen Dinge, musikalisch beschwingt um Schnaps, etwas schwermütiger ums Alleinsein, ums Leben schlechthin. Und alles in einer musikalischen Umsetzung, die in ihrem Stilmix einzigartig ist.

Fremde Federn eingefärbt

Die Rheinpfalz 20. August 2015 | Text: Christian Hanelt

Hubert von Goisern spielt Blues und Cajun vor einem alpinen Hintergrund

Er ist ein Wanderer zwischen musikalischen Welten, ein rastloser Spurensucher, ein Erneuerer und vor allem ein Individualist, der sich um des Erfolges willen von keinem Trend anstecken lässt. Von seiner jüngsten musikalischen Expedition berichtet Hubert von Goiserns aktuelles Album Federn, das er am Dienstag in der Saarbrücker Garage vorgestellt hat.

Hatte der Oberösterreicher, dessen Musik der frühen Jahre oft verkürzt als Alpen-Rock dargestellt wird, mit seinem Musikforscher-Gen von Tibet bis nach Afrika die Welt bereist und daraus ebenso seine eigene Musik geformt, wie er es mit der alpinen Volksmusik getan hat, so ist er zuletzt in ein Land aufgebrochen, dessen Musik uns so überaus vertraut ist. In den USA landete er, desillusioniert von der Country-Musikindustrie Nashvilles in Louisiana und New Orleans, lebte und lernte hier Jazz, Blues und Cajun an deren Wurzeln kennen. Daraus entstand dann das Album Federn mit 15 eigenen Liedern und Adaptionen, von denen er zehn in dem über zweistündigen Konzert den rund 1100 Besucher präsentierte.

Und was Goisern aus den USA mitgebracht hat, ist stimmig, von der druckvollen Rocknummer über den schwungvollen Country-Song bis hin zur herzensschweren Ballade – und das alles umgesetzt auf der Basis seiner eigenen Tradition. So finden dann auch im Konzert Pedalsteel- und Stromgitarre, Ziehharmonika und Keyboard zusammen und selbst das Alphorn hat im finalen Krippensteiner seinen Auftritt.

Und wo Goisern als Volksmusiker dem Publikum zuweilen schwer daher kam, hat er mit dieser Musik leichtes Spiel, scheint uns doch mittlerweile Blues und Cajun näher zu sein, als traditionelle alpine Klänge. Und da steht ihm das musikalische Fenster sperrangelweit offen vom Gassenhauer Jambalaya über die Thelonious-Monk-Nummer I bin ganz alloan, vom Blues Am helllichten Tag bis zu So a Segen, ein Lied, das eine uralte, österreichische Volksweise sein könnte, in Wahrheit aber Amazing Grace ist, kompakt instrumentiert, trotzdem episch und verträumt. Allein die emotionale Schwere des Blues scheint in Goiserns Musik noch nicht angekommen zu sein.

Und Hubert von Goisern hat etwas zu sagen – auch wenn das, den vom saarpfälzischen Idiom geprägten Ohren nicht immer leicht verständlich ist. So setzt er im Power-Blues Snowdown ein Statement "für alle, die ihre Freiheit aufs Spiel setzen und ihr Leben riskieren" und gegen all die Aushorcher und Abschöpfer, die "in ihrer Datensuppe so langsam ersaufen", ob in China und dem Iran, in Moskau, Tel Aviv oder Berlin.

Hubert von Goiserns heimatlicher Blues wird zum Joker

Passauer Neue Presse 18. August 2015 | Text: Rainer Wetzl | Foto: Piffer

2600 Besucher kommen zur Schlussveranstaltung des Konzertsommers auf die Burg
Der Jodlerkönig legt sich mächtig ins Zeug

Hubert von GoisernBurghausen. Wenn Hubert von Goisern "Holadilodi" singt, ist es mehr als ein gewöhnlicher Jodler. Wie kein anderer Musiker hat er es verstanden, Elemente der Volksmusik, des Blues und Pop so zu verknüpfen, dass ein neuer Stil entstanden ist – das Markenzeichen des Musikers, der seine Wurzeln im österreichischen Salzkammergut mit Liebe und durchaus einem Stück wehmutlicher Sehnsucht pflegt. Auch wenn der 62-Jährige musikalisch längst zum Weltbürger geworden ist – mit seiner Sprache, mit seinem Humor und natürlich mit der Musik bleibt er ein Kind seiner Heimat.

2600 Besucher waren zum Finale des Burgfestivals am Sonntagabend gekommen, um den österreichischen Jodlerblues-König in all seinen Facetten zu erleben. Damit war das Konzert nahezu ausverkauft. Allenfalls hundert Leute mehr hätten auf dem Waffenplatz noch Raum gehabt.

Der "Goiserer" begeisterte sein Publikum, der Abend wurde zu einem würdigen Abschluss des Festivals. Mit seinen markanten deftig mundartlichen Anspielungen und Weltgewissheiten gewann er auf charmantem Weg die Herzen der Zuhörer. Etwa wenn er genüsslich erzählte, wie einfach doch Musik sei. "Mehr als C-Dur und G-Dur verwendet doch eh keiner, oana fangt o und der ander tuat se zuawe", meinte er und erzählte, dass diese einfache Regel nicht immer im angelsächsischen Raum funktioniere – er hatte versucht, mit Katholiken die "Protestantenhymne" zu spielen. Das konnte nicht gut gehen. Hubert von Goisern philosophiert über Depression und Blues, erläutert dem Publikum "der Schnaps is a Luada", spielt mit dem Feuer auf der Suche nach dem Platz "wo der Deife seine Kinder kriagt". Mit unbändiger Energie singt und unterhält er sein Publikum, gönnt sich und der vierköpfigen Band keine Pause, sondern spielt gute zwei Stunden voll durch. Dazwischen legt er auch mal seine Ziach ab, greift zur Trompete und schmettert ein herrliches Solo.

An diesem Abend ist kein Anflug von musikalischer Hochmut zu erkennen. Hubert von Goisern will seinen Zuhörern dienen, will sie erfreuen und das gelingt ihm recht gut. Nicht nur deshalb, weil seine Musik dann doch einiges mehr als zwei Tonarten umfasst. Es sind vor allem seine starke Bühnenpräsenz, sein Wille, ein gutes Konzert hinzulegen und die perfekte Abstimmung der Band mit ihrem Vorspieler.

Dicht an dicht stehen die Leute. Dabei dürfte Hubert von Goisern seine größten Fans in den hinteren Reihen haben. Dort klatschen die Leute am fleißigsten, dort bleibt noch Platz, sich im Takt mitzuwiegen und seiner Stimmung Ausdruck zu verleihen.

So schön die Musik Goiserns ist, nach den gut zwei Stunden empfindet der Zuhörer nicht mehr viel Neues. Genau im richtigen Moment endet deshalb das Konzert. Ein schöner Abschluss, gute Stimmung und zufriedene Gesichter. So soll ein Konzert sein. Einmal mehr war das Wetter den Burghausern hold. Die Wolken hielten sich bis zum Ende zurück, erst in der Nacht regnete es.

Hubert von Goisern und Band in Tulln

Donaubühne Tulln 16. August 2015 | Foto: © Johannes Ehn / ehnpictures.com
Hubert von Goisern und Band

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Geniale Aneignung von fremden Federn

Kleine Zeitung Steiermark 15. August 2015 | Text: Walter Titz

100-prozentiger Einsatz: Hubert von Goisern begeistert auf seiner aktuellen "Federn"-Tour.

GRAZ. Eindeutig zu hell war es für After Dark, weshalb Tito & Tarantula in der Freiluftarena B der Grazer Messe gestern kaum gehört wurden. Ihr kompaktes Set hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Kräftige Songs jener Art, die ihren Gastgeber zu dessen aktuellem Album und die dazu gehörende Tour inspirierten.

In Interviews beschreibt HvG diese Inspiration als durchaus schmerzhaften Prozess. Kurzfristig stand das Album, welches aus einer ausgedehnten USA-Reise entstehen sollte, sogar am Rand des Einstampfens. Der darauf folgende kreative Kraftakt hat sich aber zweifellos gelohnt. Der Tonträger Federn ist einer der besten des mittlerweile 62-jährigen Hubert Achleitner. Und auch live ein Hammer.

Der Oberösterreicher servierte in der "scheppernden Halle" eigene Songs und wunderbar gelungene Bearbeitungen (dass er das kann, hat er schon öfter bewiesen, etwa mit Janis Joplins Mercedes Benz). Nun sind es Hank Williams' unverwüstliches Jambalaya (als Es is wahr), die nicht minder unverwüstliche Hymne Amazing Grace (So a Segn) oder Oh, Susanna (Singa gang guat/I sattel meine Ross ). Auch Steve Winwoods herzerweichendes Can't Find My Way Home (aus Blind-Faith-Tagen) geht als Neama vü Zeit zu Herzen, ohne in Kitschverdacht zu geraten. Pedal Steel-Gitarrist Bob Bernstein hat hier starke Momente.

Unter den selbst verfassten Liedern, aufbereitet mithilfe der kongenialen Bandmitglieder Alexander Pohn (dr), Helmut Schartlmüller (b) und Severin Trogbacher (git), sind I kann wieder Fliag'n, Schnaps und Snowdown, was zwischen Nashville, New Orleans und Bad Goisern "Killer" genannt wird. Letzterer Song, gewidmet Edward Snowden und Chelsea Manning, hat Gänsehaut-Qualität und ist ein Höhepunkt der Show. Neben dem mitreißend wuchtigen Brenna tuats guat.

Heast as nit und Weit weit weg wurden dem begeisterten Publikum nicht vorenthalten. Kein Hiatamadl.

Viru Folk: Am 2. Abend war Hubert von Goisern, König des Alpenrocks, der Hammer!

Ohtuleht 9. August 2015 | Text & Foto: Silja Paavle / Deutsche Übersetzung: Andres Vainumäe

"Für mich war es das beste und begeisterndste Konzert, das wir jemals auf dem Viru Folk Festival hatten!" sagte der Organisator Peep Veedla am Morgen danach.

Hubert von Goiserns Konzert war das einzige, während dem er keine Anrufe entgegen nahm. Der als Alpenrockkönig bezeichnete Goisern begeisterte aber auch alle anderen Besucher: am Konzertende feierte die Masse ihn im Stehen.

Hubert von Goisern und Helmut Schartlmüller

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HvG und Band beim Viru Folk Festival

Viru Folk 9. August 2015 | Foto: Heiko Kruusi, Malle Kolnes, Eik Erik Sikk
Bob Bernstein und Hubert von Goisern

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Hubert von Goisern entführt Jenaer Arenapublikum in die Vereinigten Staaten

Ostthüringer Zeitung 7. August 2015 | Text: Martin Kappel

Der österreichische Liedermacher Hubert von Goisern begeisterte am Mittwochabend eine ausverkaufte Kulturarena. Das Publikum erlebte Blues, Jazz und Country mit Volksmusik und Rock gepaart.

Jena. "Ich war schon zwei Mal da und habe diesen Turm gesehen. Aber seit ich weiß, dass er Keksrolle heißt, da hab ich ihn immer vor mir", scherzte Hubert von Goisern über das höchste Gebäude Jenas. In der ausverkauften Kulturarena folgten dem Oberösterreicher und Band am Mittwochabend etwa 3000 Gäste. Im Gepäck hatte der Liedermacher und Weltmusiker nicht nur markige Weisheiten ("Schnaps ist Medizin" oder dass "die Deppen alle gleichmäßig in der Welt verteilt sind"). Er präsentierte an der Saale die Ergebnisse seiner Musiksuche im Süden der Vereinigten Staaten.

So katapultierte er das lachende und jubelnde Publikum bereits in der ersten Viertelstunde 8000 Kilometer weit. Zur Einstimmung gab es noch traditionelle alpine Volksmusik unterfüttert mit E-Bass, Gitarre, Schlagzeug und Pedal Steel. Mit Mundharmonika zog er anschließend die Zuhörer in seinen Bann – mit einer österreichischen Interpretation von Blues-, Country- und Jazzmusik.

"Musik, die unserer nicht ­unähnlich ist", erklärte von ­Goisern, "habe ich von meinen beiden Reisen vor zwei Jahren mitgebracht."

"Amazing Grace" auf Oberösterreichisch

Inspiriert von seiner Reise nach Louisiana legte der 62-jährige, in Goisern geborene Vollblutmusiker mit der Melodie des Kirchenliedes Amazing Grace los – freilich, in allerfeinstem Oberösterreichisch: "Weil des Glück und a da Segn, fall'n uns zua im Leben, wia vom Himmel, da Summerregen." Bei der verspielten Countryversion legte der Wiener Gitarrist Severin Trogbacher ein gefühl- und kunst­volles Solo hin. Dies wurde prompt mit einem spontanen ­Jubelsturm vor dem Theaterhaus honoriert.

Nach einer Dreiviertelstunde kam dann langsam Bewegung in die Menge beim Stehkonzert, wenn auch recht vorsichtig. Vermutlich träumte sich der Traum von der Weite der Plantagen unter der glühenden Sonne Amerikas eben gemütlicher.

Doch der jung gebliebene Goisern, der Angst vor dem Tag hat, an dem ein anderer Mensch wisse, was er sagt, noch bevor er zu sprechen anfängt, ist rebellisch geblieben und kann auch ungemütlich sein. Mit Snowdown bringt der Künstler ein Lied, dass er allen Menschen auf der Welt gewidmet hat, die ihr Leben für die Freiheit aufs Spiel setzen: "De Wahrheit suacht um Asyl, aber kriag'n tuat si's nia, weil ma z'feig san dafür? Oder was oder wia?"

Hubert von Goisern zeigte was richtiger Alpenrock ist

Jenaer Nachrichten 6. August 2015 | Text: JenaKultur | Foto: Holger John

Alle guten Dinge sind drei – das sagte sich wohl auch Hubert von Goisern,
der gestern Abend zum dritten Mal im Arenarund gastierte.

HvGJena. Erst vorgestern noch in der FilmArena auf der Leinwand zu sehen, stand der Musiker aus dem Salzkammergut gestern mit seiner Band auf der Bühne der KulturArena. In diesem Jahr kam er mit Federn, seinem brandaktuellen Album, gerade von einer Reise in den Süden der USA zurück. Man durfte gespannt sein, denn seit Mitte der 80er Jahre prägt Herr von Goisern den Begriff der Volksmusik für den deutschsprachigen Raum ganz neu.

So war es für die 3.000 Arenafans ein Fest diese Melange aus Country- und Bluegrassrhythmen und österreichischer Klangbasis zu sehen und zu hören. Die ganze Band rockte und jazzte was das Zeug hielt. Darunter mischten sich treibende aber auch zärtlich versonnene Klänge. So ging ein alpin angehauchter Abend inmitten der Saalestadt zu Ende.

Viru Folk holt Hubert von Goisern, den König des Alpenrocks, nach Estland

Ohtuleht 5. August 2015 | Text: Silja Paavle / Deutsche Übersetzung: Andres Vainumäe

Hubert von Goisern beim Viru Folk Festival"Hubert kennt in Österreich jeder!" bestätigt die in Salzburg lebende Estin Monika Ruprich Tammal, als sie vom Auftritt Hubert von Goiserns am  kommenden Wochenende auf dem Viru Folk Festival in Käsmu hörte.

Der Liebling der Freunde von deutschsprachiger Musik in Europa tritt erstmalig in Estland auf. "Es ist ziemlich absurd, das man aus der ganzen Welt sogenannte Stars zu Auftritten nach Estland holt, und sich keiner traut, die erste Garde an Musikern zu Auftritten zu bitten. Viru Folk ist der einzige Organisator, der nach vielen Jahren einen wirklich spannenden Mann in Estland auftreten lässt", freut sich der Musiker Indrek Kalda [bekannter Folkgeiger in Estland] über den Auftritt des vor allem in Österreich und Süddeutschland überaus populären Musikers.

Übrigens: Zu Auftritten von Goiserns besteht ein grosser Andrang und viele seiner Konzerte sind regelmässig ausgebucht. Lt. Kalda sind zum Auftritt des österreichischen Musikers auch viele seiner Fans aus Deutschland anwesend. Was macht Goisern so einzigartig?

Lt. Indrek Kalda ist Goisern ein Mann, der die verschiedenen Volksmusiken aus den unterschiedlichen Regionen Österreichs im Gewand des Rocks präsentiert. Goisern packt in seine Musik Natur und Volkslieder, Akkordeon und Jodeln und erschafft so den Alpenrock. "Dies ist einerseits sehr archaische, zugleich sehr moderne Musik," bestätigt Kalda. Goisern wird hier und da auch als König des Alpenrocks bezeichnet.

Nach Indrek Kalda kennen die Esten à la carte Menüs weniger und eher das McDonald Sortiment. Dasselbe gilt auch für die internationale Musik. "Es wäre schade, wenn die Esten den Akkordeonspieler und Volkssänger Goisern nicht hören wollten," bestätigt er.

Nach Monika Ruprich Tammai liebt man Goisern im deutschsprachigen Kulturraum vor allem wegen seiner Liedertexte, die tiefsinnig und kritisch sind. Er gewann noch weitere Zuhörer nach seinem 2011 erschienen Album Entwederundoder. "Auf jeden Fall ist er ein gemütlicher und netter Österreicher, der sehr coole Musik macht," sagt Monika.

Am kommenden Wochenende findet im malerischen Käpitänsdorf Käsmu das 8. Viru Folk Festival statt. Dieses Jahr ist der Schwerpunkt der musikalischen Darbietungen der dänischen Musikkultur gewidmet.

Mördermäßig unterm Dom: Hubert von Goisern rockt Passau

Passauer Neue Press 4. August 2015 | Text: Dorothea Walchshäusl

Mit seinem famosen USA-Programm beschließt Hubert von Goisern das Passauer Eulenspiegel-Festival

Die Zeichen für einen "mördermäßigen" Abend standen von Anfang an gut: eine laue Sommernacht, zartes Abendrosa hinter dem imposant ruhenden Dom, davor eine Open-Air-Bühne im Großformat, außerdem reichlich vorfreudiges Publikum samt Bratwurst und Bier unterm Sternenhimmel. So wirklich "mördermaßig", wie der Künstler selbst es nennen würde, wurde der Abschluss des Eulenspiegelfestivals am Sonntagabend aber erst durch Hubert von Goisern selbst, jenes kantige Original, das alle nur beim Vornamen nennen. Was "da Hubert" schließlich in seinem gut zweistündigen Krafttanz durch das neue Programm Federn vereinte, waren kerniges Musikantentum und klangliche wie inhaltliche Vielseitigkeit, unwiderstehlich gemacht durch eine Extraportion Authentizität. Eine Typologie:

Hubert, der Rocker: Er hat den Alpenrock erfunden und er macht ihm alle Ehre. Die Bässe vibrieren im Bauchraum, der Beat fährt in die Füße und von Goisern wird zum Bühnentier, das mit voller Kraft ins Mikro röhrt und den Domplatz tanzen lässt.

Hubert, der Weltenbummler: Für sein neues Programm ist der Künstler in den Süden Amerikas gezogen, "wos a bissl so is wia bei uns dahoam". Mit jeder Menge Inspiration ist er heimgekehrt und lässt nun steirisches Volkslied auf die Melodien der Südstaaten treffen, hitzig die Mundharmonika jaulen und den Blues wabern. Grenzen fließen, Offenheit siegt.

Hubert, der Kritische: Sein Herz schlägt links, daran lässt von Goisern keinen Zweifel und seine stärksten Momente hat er dann, wenn er politisch wird. "De Wahrheit, de suacht um Asyl, aber kriag'n tuat si's nia, weil ma z'feig san dafür? Oder was oder wia?" heißt es bei Snowdown. Düster brummeln die Bässe, anklagend vibriert der Text.

Hubert, der Gefühlvolle: Von Goisern kann jodeln, rocken und raunzen, was das Zeug hält. Dass sich am Ende des Abends aber so manches Paar in den Armen liegt, erreicht er mit seinen lyrischen Liedern, die suchend und gefühlvoll die Farben wechseln. Der Alpenrocker kann auch zärtlich sein.

Hubert, der Bodenständige: "A so a Segen, dass uns tuat geb'n, und dass ma uns so guat g'spüarn, dass ma miteinander spü'n und hör'n, wia's tuat, und dass, dass a so is' wia's is'." Von Goisern huldigt seiner Heimat und das nicht nur sprachlich. Neben Weltpolitik und "Gfui" geht's deshalb auch um Schnaps und Schweinsbraten – mehr Regionalkolorit geht nicht.

Hubert, der Teamplayer: Auch wenn der Star des Abends vom Akkordeon über die Gitarre bis zum Alphorn mit diversen Instrumenten brilliert: ohne seine starke vierköpfige Band wäre alles nichts. Das weiß er und das betont er – mehr als einmal und spürbar von Herzen. Nach drei Zugaben verlässt der Vielseitige unter Jubel die Bühne. Das Ende eines "mördermäßigen" Abends.

"Ich bin für Entgrenzung"

Bayern 2 1. August 2015

Vier Jahre nach seinem Erfolgsalbum EntwederUndOder macht Hubert von Goisern mit seinem neuen Album Federn einen musikalischen Ausflug in die amerikanischen Südstaaten. Mit Tobias Ruhland spricht er über seine Erlebnisse.

Toleranz selbstverständlich

Süddeutsche Zeitung 3. August 2015 | Text: Dirk Wagner

Beim ausverkauften Heimatsound-Festival in Oberammergau trifft Mainstream auf Abseitiges und alle sind glücklich

[...] Außerhalb der Konzerthalle entwickelt sich derweil das Musikfest zum Volksfest, das auch diejenigen einbindet, die keine Eintrittskarten mehr erhalten haben, weil das Festival schon vor Bekanntgabe aller auftretenden Künstler ausverkauft war. Da die Zugänge zur Halle weit geöffnet sind, so dass man auch von außen einen Blick auf die Bühne erhaschen kann, vor allem aber auch dort die Musik genießt, verwandeln sich hier versammelte Passanten immer wieder zu aktiven Zuschauern. Als die Alpenrocklegende Hubert von Goisern schließlich ins Alphorn bläst, gleicht die Treppe vor dem Passionstheater einer überfüllten Zuschauertribüne.

Hubert von Goisern - Live beim Heimatsound Festival

BR 1. August 2015 | Foto: © BR/Markus Konvalin
Hubert von Goisern

Mehr Fotos unter www.facebook.com

Heimatsound: Zwei Tage Festival-Fieber

Münchner Merkur 3. August 2015

Beste Stimmung in Oberammergau

[...] 3000 Leute singen aus vollen Kehlen mit, tanzen, springen und bringen das Passionstheater Oberammergau damit zum beben. Ganz klar: Als Hubert von Goisern seinen Chart-Kracher Brenna tuats guat spielt, gibt es kein Halten mehr. Der Song gehört zu den Höhepunkten beim Heimatsound-Festival 2015. Zwei Tage lang herrschte in Oberammergau Ausnahmezustand - im positiven Sinn. Und das mit jeweils 3000 Besuchern. Glücklich konnte sein, wer eine Karte hatte: Das Musikereignis war seit Monaten ausverkauft. Jeder wollte dabei sein.

Hubert von Goisern zaubert klebrige Gänsehaut

Südkurier 30. Juli 2015 | Foto: Reiner Jäckle

4500 Besucher in Salem lauschten dem Alpensound von Hubert von Goisern,
der sein Publikum in stille Ekstase versetzte. Die Band spielte Instrumente abseits des Standards.

Hubert von GoisernWenn Hubert von Goisern vor Beginn der Show seine Fans bittet, die Smartphones "unten zu lassen, weil das einen Künstler doch sehr stört", dann kommen 4500 Menschen vor der Bühne seiner Aufforderung nach. Wenn er sich nach zweieinhalb Stunden gigantischem Musikspektakel die Zeit nimmt, gefühlte fünf Minuten Abschied zu nehmen, seinen Fans Dank zu sagen, aber auch den Menschen, "die das hier möglich gemacht haben". Die Jungs von der Technik werden mit vollem Namen genannt, das sagt etwas aus über den Ausnahmekünstler, über sein musikalisches Programm und über den Kontakt, den er mit seinem Publikum sucht. Mal postet er politische Botschaften – verpackt in Weltreisen der Musik – klang- und stimmgewaltig wie in seinem Song Snowdown: "Snowdown in China... Iran... Russia... Oman... de Wahrheit de suacht um Asyl, aber kriag'n tuat si's nia, weil ma z'feig san dafür."

Dann wieder, ganz seiner neuesten Musik-Reise in die Südstaaten der USA entsprechend, begibt er sich tief in die dortigen Country-Sümpfe und bluest mit Jambalaya seinen Zuhörern die entsprechende klebrige Gänsehaut auf den Leib – und das trotz nur knapp 20 Grad am Donnerstagabend in Salem. Seine Musiker, bis auf einen alle Österreicher, beherrschen Instrumente, die abseits des Bekannten – Schlagzeug, EGitarre, E-Bass – liegen. Pedalsteel, Stromgitarre, Ziehharmonika, Alphorn – alles ist von Goisern. Das Südstaatengefühl seiner neuesten CD Federn vermittelt sich exzellent.

So ist es auch beim Publikum keine tobende, sondern eher eine stille Ekstase, die sich breit macht. Hubert von Goisern und seine Band ziehen alle in ihren Bann. Laut und krachend, leise und fast wimmernd, immer voll im Ausdruck. Hiatamadl, vielleicht sein bekanntester Hit, bringt den kernigen Alpensound, von Goisern ist ein wahrer Virtuose auf seiner Ziehharmonika, mit einem knackigem Text und das Publikum kennt und versteht diesen, wenn es auch beim Mitsingen nicht ganz klappt mit dem breiten Akzent des Salzkammerguts. Dennoch wirken auch diese kernigen Songs nie krachledern, gleichwohl die Musik dazu Erinnerungen an Hüttenromantik auslösen können.

Viele der rund 4500 Besucher des letzten Konzertes des diesjährigen Salemer Sommerfestivals kennen von Goisern schon sehr lange. Sie begleiten ihn quasi durch seine musikalischen Experimente, seine Weltreisen, die ihn unter anderem bereits nach Afrika und Tibet und jetzt eben in den amerikanischen Süden führten. Es sind aufmerksame Beobachter, die mehr die musikalische Qualität und die Ehrlichkeit seiner Songs schätzen, als ein großes Bühnenspektakel. Die Fans, so scheint es, sind mit ihm gealtert und sie sitzen auf ihren Stühlen und lauschen gebannt. "Ein großartiges Konzert – ein großartiger von Goisern", so die allgemeine abschließende Beurteilung. Es hat sich gelohnt!

"Jeder, der glaubt, dass er angekommen ist, macht sich was vor"

Bayern 2 1. August 2015