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TRAD II TOUR 2004

Volksgut im jazzigen Gewand auf der Burg

Aachener Zeitung 4. August 2004 | Text: Ralph Allgaier

Hubert von GoisernWürselen. Auf der Bühne von Burg Wilhelmstein lebte Loriots Jodelschule wieder auf. Aber ach, das rheinische Publikum kam nicht recht mit, als Alpenrocker Hubert von Goisern sich anschickte, den Westzipflern die alten Verständigungslaute seiner Heimat näher zu bringen. Auf sein launiges "Holeradiridiridirida" kam nur ein mageres Echo zurück.

Doch trotz dieses "Flops" wars vor ausverkauftem Haus ein herrlicher Abend. Man muss ja nicht alles verstehen, was der Österreicher von sich gibt.

Wenn der Goiserer in seiner unnachahmlich lässigen Art seine Gschichtn erzählt, wünscht man sich manchmal Untertitel, und von den Songtexten begreift man eh nur einen Teil - was nicht schlimm ist, weil sie laut Hubert oft genug gar keinen rechten Sinn ergeben, "denn der Autor hat wahrscheinlich beim Verfassen unter Drogen gestanden".

Mit solcherart ironischer Distanz, aber durchaus respektvoll nähert sich von Goisern auf seiner aktuellen Tour Trad II den alten Volksliedern aus dem Salzkammergut an. Seine Interpretation hat freilich nichts zu tun mit dem tumben Gedudel irgendwelcher Musikantenstadl.

Markante Wendung

Die Stücke beginnen häufig ganz traditionell, fast wie bei den Schuhplattlern in der Almhütte. Doch dann nehmen sie eine markante Wendung, mündet das "Jägerspottlied" oder die 84 Jahre alte Jodelweise in ein rasantes Gitarrensolo, einen kräftigen Groove, unterlegt von unruhig-jazzigen Drums.

Brillant, wie das alte Volksgut, in dem von Goisern einen wichtigen Kern für alle Musik erkennt, verschmilzt mit rockigen Elementen, mit einem Hauch Afropop oder orientalischen Motiven.

Multi-Instrumentalist von Goisern beeindruckt dabei vor allem an der "Steirischen", einer Ziehharmonika, der er in einem bisweilen wahnwitzigen Tempo die tollsten Rhythmen und Töne entlockt und dabei noch ausgelassen über die Bühne hüpft. Nur die Hälfte wert wären seine Künste allerdings ohne die durchweg exzellenten Mitstreiter.

Auffällig dabei vor allem die dezent anarchisch daherkommende Monika Drasch, eine begabte Geigerin, Klarinettistin, Dudelsackspielerin und Sängerin mit feuerrotem Schopf, die früher einmal beim Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinn für Furore gesorgt hat. Sensationell, wie sie mit von Goisern zu einem wilden Jodelduett mit versetzten Stimmen ansetzt und sich beide dabei ganz tief in die Augen sehen.

Klasse auch Max Lässer an den unterschiedlichsten Gitarren und Arnulf Lindner als einfühlsamer E- und Kontra-Bassist.
Nicht zu vergessen Bernd Bechtloff als singender Schlagwerker, der nie um eine neue Idee verlegen ist und seine Hände selbst über Keksdosen und Holzkisten fliegen lässt. Das ewig junge Hiatamadl gab es zum Schluss. Das stehend applaudierende Auditorium wollte seine Stars kaum von der Bühne lassen.

Hubert von Goisern: Live in Weissenburg - 31. Juli 2004

6. August 2004 | Fotos: © Michael Bamberger

Ursubstanz des musikalischen Ausdrucks

Passauer Neue Presse 3. August 2004 | Text: Stefan Rammer

Volksmusik als Weltmusik - 4500 Menschen bei zwei Konzerten Hubert von Goiserns in Passau

"Znachst hon i de ganze Nochd Eiszapfn brennt", singt er und meint, es sei wohl eine ziemlich verrückte Geschichte, die er da erzähle. Aber es passt in die Geschichte dieser Musik des Hubert Achleitner, der weiß, woher er kommt, und deswegen zielgerichtet seinen musikalischen Weg in die Zukunft geht. Er kommt aus Goisern am Dachstein und nennt sich deswegen Hubert von Goisern, und wie sein berühmter Landsmann Gustav Mahler hat er verinnerlicht: "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche." Und wie der Komponist schöpft Hubert von Goisern die Kraft aus der österreichischen Volksmusik. Und aus der Asche steigt der Phoenix der Volksmusik, die Weltmusik wird.

Absolut Atemberaubendes bekamen die gut 2700 Besucher des Openairs am Passauer Domplatz am Sonntagabend (1800 waren es gestern) geboten. Die Welt war zu Gast, im besten Sinne. Von den Alpen ging es in den Himalaya, in die schottischen Highlands, in den australischen Busch. Der Landler verschwistert sich mit dem Rap, der Jodler vermählt sich mit dem Blues, und der Steirer sucht gar die Nähe des Funk. Der Mississippi ist so nah wie das tibetische Hochland und das irische Pub. Und in den Geschichten, die Goisern dazwischen erzählt, wird der Holzknecht Kohler lebendig, der Wilderer und die springenden "Gamsn", wird erkennbar, wie sehr der Musiker aus dem Salzkammergut in der Heimat wurzelt.

"Oans, zwoa, drei, hob di stad, dass di ned obidraht." Der in Niederbayern leicht verständliche Text wächst sich bisweilen aus zum Esperanto, das alle Freunde bester Musik verstehen. Und "Obidrahn" vom Stuhl, "tuads oan scho". Der Jodler ist Wehklagen und Liebesschwur, ist überhaupt eine Lebenseinstellung. "A jodler a day, keeps the doctor away" heißt das scherzhaft und ernsthaft meint Goisern, dass man mit dem Jodler den Belzebub austreiben kann. Und so jagt er mit Monika Drasch über die Bühne, sich zungenschnalzend hinauftreibend in kehlige Achttausender. Das Überlieferte wird ernst genommen und so respektvoll wie lustvoll verändert. Grob kann er sein, sentimental, erotisch sowieso und auch sozialkritisch, und wie seine Musiker ist er ein Tausendsassa an Originalität, Spontaneität und Experimentierfreude. Da heult die E-Gitarre auf, da steigt in den Landler das rockende Schlagzeug ein und werden all die vielen Instrumente beinah zu Hypnotiseuren, entführen in meditative Klangwelten. Hubert von Goisern singt, spielt Zieh- und Mundharmonika, Maultrommel, Gitarre und Trompete. Max Lässer brilliert an Gitarren, Lapsteel und Dobro, Bernd Bechtloff macht alles zum Schlagwerk und zaubert fernöstliches Flair. Arnulf Lindner spielt den Kontra- und E-Bass und die aus Deggendorf stammende Monika Drasch läuft außer mit Geige und Stimme auch auf dem Dudelsack und verschiedenen Flöten zur Höchstform auf. Jeder Akteur ein Meister und dennoch fügen sie sich unter die Regie von Goisern. Und der lässt wiederum jedem seinen Raum.

Die Kulisse des Krippenstein, des Hochplateaus im Dachsteinmassiv als Diaprojektion in der großen Bühne hätte es nicht unbedingt gebraucht. Der imposante beleuchtete Dom wäre Kulisse genug gewesen. Was soll's, das Publikum zwischen drei und dreiundachtzig genoss das Gastspiel des musikalischen Weltenbummlers in vollen Zügen. So schön kann Openair sein, so schön kann Volksmusik sein. Solche Ereignisse sollte es öfter geben auf dem Domplatz. Wenn Musik die Vermittlung des geistigen Lebens zum sinnlichen ist, dann gibt es nichts Verbindenderes als diese Ursubstanz des musikalischen Ausdrucks des Hubert Achleitner aus Bad Goisern.

Hubert von Goisern: Live in Augsburg - 26. Juli 2004

5. August 2004 | Fotos: © Elli Christl

Weltmusik vor imposanter Kulisse

Passauer Neue Presse 2. August 2004 | Text: Hans-Peter Hoeren | Foto: Thomas Jaeger

Rund 2000 Zuschauer feiern auf dem Domplatz Hubert von Goisern und seine Band

Monika Drasch und Hubert von Goisern

Exzellente Weltmusik an einem lauwarmen Sommerabend, vor einer wunderbaren Kulisse: All das gab es gestern Abend beim Auftritt des österreichischen Musikers Hubert von Goisern und seiner vierköpfigen Band auf dem Domplatz. Rund 2000 Zuschauer klatschten, wippten und tanzten begeistert mit beim ersten großen nicht klassischen Konzert vor dem Dom. Es war diese Mischung aus bodenständiger, traditioneller Volksmusik mit poppigen Rhythmen, mit Rhythm and Blues und auch mit ein bisschen Afrika, die den eigentlichen Reiz des Abends ausmachten. Goiserns langgezogene, jauchzende Jodler, wurden geschickt mit den Klängen von Trompete, Blues Harp, eines entfesselten Akkordeons, der E-Gitarre, dem Percussion oder der Geige verwoben - Volksmusik mit einem modernen Klang. "Gei es is' schwer zum Vasteh, wenn's nimma geht, na erfind's hoit oafach a eig'ne Geschicht", riet der Musiker nach einer halben Stunde dem Publikum, doch dem genügte ohnehin die hinreißenden Rhythmen.

Zamruck'n für Hubert von Goisern

Marktplatz Oberbayern 25. Juli 2004 | Text: MF

Rathausplatz an beiden Konzertabenden überfüllt

Unterschleißheim - Zweimal ausverkauft: Wenn Hubert von Goisern unter freiem Himmel jodelt, singt und Volkstümliches mit Modernem mixt - dann ist der Rathausplatz in Unterschleißheim auch an zwei Abenden voll. 1500 Sitzplätze und 1200 Stehplätze - die Karten gingen weg wie nix, und das lag auch am Wetter; der Alpinrocker hatte die Sonne im Rucksack mitgebracht. Was ihn selbst überraschte: "Seit langem amoi wieda a Dog wo's net rengt und koid is - da bleibt oam Unterschleißheim guat in Erinnerung."Weil's so schön warm war, hatten sich die Zuhörer mit Wasserflaschen ausgerüstet - und stießen prompt bei den Ordnern auf Widerstand. Die nahmen den Gästen die Wasserflaschen am Einlass ab, und eingerenkt hat die Unstimmigkeit dann der Veranstalter: Karlheinz Zierold, Geschäftsführer der Forum GmbH, lobte zwar die Security, aber er hatte auch ganz klar erkannt: "Ihr schaut's nicht aus wie ein Publikum, das Flaschen zerschlägt." Letztlich rückten die Ordner die einkassierten Flaschen wieder raus, und auch für die paar Gäste, die nach ihrem bezahlten Sitzplatz Ausschau hielten, griff Zierold zum Mikrofon und forderte die Zuhörer auf den Bänken auf: "A bissl zamruck'n wia auf der Wiesn, dann geht's."

Das Jodeln zum Klang der silber-grün blitzenden Ziach, Percussion, Geige, Zither und Cello - das ging ins Ohr und das verstand auch jeder. Schwieriger wurde es mit den Texten: "Gei, des is' schwer zum Vasteh'", gab Hubert von Goisern zu. "Des liegt aba net am Dialekt, sondern am Inhalt und der inalpinen Poesie", erklärte er und meinte locker: "Wenn s' nimma wisst's worum's geht, na erfind's hoit oafach a eig'ne G'schicht."

Und so besingt er die Schwaigerin - nein, das ist nicht die Schwägerin, sondern eine Sennerin - zieht über "an greißlig'n Scherm" her, kombiniert Volksmusik mit Südsee-Klängen und lässt unüberhörbar die Melodie seines Hits A Hiatamadl mog i net mitschwingen. Mit rockigen Elementen und einem Hauch Karibik oder einer Prise Afrika macht Hubert von Goisern volkstümliche Musik auch für junge Leute wieder attraktiv. Maultrommel, E-Bass, Mundharmonika und Drums werden kombiniert und verpassen dem Traditionellen einen modernen und typischen Goisern-Klang. Diese Musik macht Stimmung und geht in die Beine.

Hubert von Goisern: Live in Benediktbeuern - 23. & 24. Juli 2004

31. Juli 2004 | Fotos: © Elli Christl

"Jodeln ist gesund"

Tölzer Kurier 26. Juli 2004 | Text: Ines Gokus

Hubert von Goisern begeisterte zwei Mal im Maierhof

Benediktbeuern - "Hubert, Du bist spitze", ruft eine weibliche Stimme aus den vorderen Stuhlreihen. Doch von Goisern gibt sich bescheiden: "I bin nur so guat, wia mia alle san". Ein echter Genuss war das Konzert von Hubert von Goisern am Freitag im Maierhof des Benediktbeurer Klosters - einfach, weil alles gepasst hat. Tolle Musik, lauer Sommerabend und tanzende Glühwürmchen, der Anblick der Mondsichel zwischen den Zwiebeltürmen der Klosterkirche und ein Künstler, der mit sich und seiner Musik stimmig ist. Weit ist er gereist in seinem Leben und überall hat er musikalische Souvenirs gesammelt. So sind es nicht einfach nur alte österreichische Weisen oder traditionelle Jodler, die er singt, ein bisschen was anderes schwingt immer mit. Ein wenig Fernweh, ein bisschen Demut, vorrangig aber die Botschaft, dass "Dahoam" vor allem im Herzen stattfindet und etwas ganz besonderes ist. 51 Jahre zählt von Goisern inzwischen, aber im modisch-lässigen Knitterlook kommt seine Naturburschen-Attraktivität zur vollen Geltung . Deshalb vielleicht auch die weiblichen Gunstbezeigungen.

Immer im engen Kontakt zu seinen Mitmusikern Bernd Bechtloff (Schlagzeug/Percussion), Monika Drasch (Geige/Gesang), Max Lässer (Gitarre) und Arnulf Linder (Bass) spannt er den Bogen zwischen erdiger Volksmusik und Musik, die in der ganzen Welt daheim ist. Bass-Solo und E-Gitarre kommen genauso zum Einsatz wie Akkordeon, zarte Geigenklänge oder mystisches Percussion-Geklingel, alles so verwoben mit den traditionellen Klängen, dass ein Sound voller Tiefe, aber auch voller Anmut entsteht.

"Versteht's es scho, was i sog?", fragt er sein Publikum und warnt: "Es gibt immer wieder Passagen, die eich verborgen bleiben werden." Was nicht nur am Dialekt des Sängers, sondern vor allem am urtümlichen Inhalt der alten Liedertexte liegt, dessen Sinn sich nicht immer ganz erschließt. An Textzeilen wie "znagst han i die ganze Nacht Eiszapfen brennt, und koa Mensch hat's ned kennt, dass koane Wachskerzen send" kann man sich also ganz unbedarft erfreuen - wenn man sie denn versteht.

Die rund 2500 Zuhörer im Maierhof lauschten verzückt, aber relativ reglos, was Goisern zu irritieren schien: "Liegt des jetzt am Klösterlichen, dass ihr so stad seids?" Aber de "Doigen" sind eben auch schon fast ein Bergvolk und als solches warten sie erst mal ab. Und dann ist das auch immer so eine Sache mit den festen Sitzplätzen auf einem Konzert. Man möchte ja gern mitmachen, kann aber nicht so recht und so kann es schon mal einen Moment dauern, bis aus Band und Publikum eine Einheit wird. "Jetzt mach ma an gemeinsamen Jodler. Jetzt seid's soweit", befand Goisern nach einer dreiviertel Stunde Konzert und wer es noch nicht wusste, weiß es nun: Jodeln ist gesund und wer einmal am Tag einen Jodler rauslasst, dem kann nix passieren.

Zu guter Letzt ließ er sich doch noch zum Hiatamadl hinreißen, wenn er auch einmal gesagt haben soll, dieses Lied nie mehr live zu spielen. Reduzieren kann man ihn wahrlich nicht auf diesen Gassenhauer. Aber mitsingen muss man trotzdem.

Hubert von Goisern: Live in Pforzheim - 18. Juli 2004

29. Juli 2004 | Fotos: © Winfried Reinhardt | www.reinhardt-fotografie.de

Jodeln nutzt der Krisenbewältigung

Hanauer Anzeiger 24. Juli 2004 | Text: Esther George (HA/jp) | Foto: Paul

Gegen den Lederhosenmief: Hubert von Goisern und seine entstaubte Volksmusik
im ausverkauften Amphitheater - Zuhörer begeistert

Hubert von GoisernZu den Jodlern und Volksliedern hat Hubert von Goisern eine ganz besondere Beziehung. Dass er die Volksmusik völlig entstaubt und gar dem Lederhosenmief enthebt, hängt mit den vielseitigen Arrangements und Interpretationen zusammen, die Goisern aus diesem traditionellen Genre herausholt. Zu erleben war er im ausverkauften Amphitheater zum Hanauer Kultursommer, wo er mit seiner vierköpfigen Band seine neueste Produktion Trad II vorstellte.

Auf vielfältige, originelle und nie abgeschmackte Weise lotet er darin die musikalischen Möglichkeiten aus, die in diesem Liedgut stecken, und begeisterte trotz mancher Dialektbarrieren die hessischen Fans. Nach seiner Auseinandersetzung mit exotischen Musikkulturen, mit der der österreichische Weltenbummler aus dem Salzkammergut schon bei seinem letzten Auftritt in Hanau begeisterte, kehrt er nun zu den überlieferten Volksliedern als Quelle seiner musikalischen Inspiration zurück.

Und die Wiederentdeckung oder vielmehr Wiederbelebung dieses Liedguts gelang bei seinem Auftritt mit viel Vitalität. Sicher: Volksmusik mag deftig sein, aber sie kann, so zeigte es sich in den Interpretationen Goiserns, gerade durch diese Urwüchsigkeit pralle Lebensfreude oder auch sentimentale Komponenten enthüllen.

Die beiden Schilder "Zur Mittelstation Schönbergalpe" und "Zum Hirzkasee" auf der Bühne des Amphitheaters zeigten an, wie ernst es Goisern mit der Heimat ist - aber eben nur so ernst, wie es die Volksmusik selbst zulässt, und die kann in ihrer Aussage bisweilen auch recht witzig und skurril sein. Um das Textverständnis bräuchten sie sich keine Gedanken zu machen, beruhigte Goisern die Besucher. Selbst wenn man die Texte verstehe, ergäben sie doch nicht immer Sinn.

Zusammen mit seiner Band kleidete Hubert von Goisern die urwüchsigen Lieder in ein phantasievolles, nie übersättigtes Instrumentarium mit Akkordeon, Geige, Kontrabass und Gitarre, aber auch mit Maultrommeln, Blechdosen und Kuhglocken und verwischte scheinbar musikalische Grenzen.

Da erinnerten die Intros der Lieder an Balladen und entpuppten sich in Wirklichkeit als Volksthemen, oder sie verwandelten sich in einen fetzigen Ländler über poppige Beats, die einen nicht mehr stillsitzen ließen. Heiter wie tiefgängig machte Goisern die volkstümlichen Weisen in ihrer musikalischen Wirkung verständlich und umging geschickt triviale Klippen.

Weil das Jodeln das Allergesündeste sei und der Krisenbewältigung nutze, so scherzte Goisern, spornte er das Publikum auch immer wieder dazu an - wenngleich sich das für hessische Münder als nicht ganz einfach erwies.

Jodelnd, jauchzend, singend und vielseitig musizierend zeigten Hubert von Goisern und seine Band, wie facettenreich Volksmusik sein kann, wenn man sich der musikalischen Möglichkeiten bedient, die sie offen hält.

Traum vom alpinen Kulturkreis

Fürstenfeldbrucker Tagblatt 25. Juli 2004 | Text: Andreas Daschner

Hubert von Goisern gastiert im Stadtsaalinnenhof in Fürstenfeld

Fürstenfeldbruck - Er gilt als Begründer des Alpenrock, seine Single Koa Hiatamadl genießt Kultstatus. Mittlerweile hat Hubert von Goisern seine damalige Gruppe, die Alpinkatzen, aufgelöst. Dass er es auch ohne diese Mitstreiter noch immer versteht, sein Publikum zu fesseln, das bewies er im Rahmen des Fürstenfelder Kultursommers im Stadtsaalhof vor 1500 Zuschauern.

Im Rahmen seiner Trad-Tour ließ sich der musikalische Tausendsassa vor allem auf überlieferte Volksmusikstücke ein, und erfüllte sich damit nach eigenen Worten einen Traum. Gleichwohl musste er eingestehen, "dass ich schon nach dem zweiten Lied gemerkt habe, dass wir außerhalb des alpinen Kulturkreises sind".

So zweifelte der Österreicher kurz daran, dass das Brucker Publikum die Mundart-Texte seiner Lieder auch voll verstand. Dass es am Verständnis nicht haperte, zeigten aber die Lacher, die Hubert von Goisern mit seinem unnachahmlichen Humor auf seine Seite zog.

So sang er sich durch rockig angehauchte Volksmusikperlen wie Hinter der Stadltür, Halt, oder I schiaß Di z'sam oder D'Schwoagarin.

Multitalent im ausverkauften Stadtsaalhof

An Mundharmonika, Ziehharmonika und Gitarre bewies das instrumentale Multitalent, dass er sowohl die rockigen Rhythmen, als auch die ruhigeren Klänge beherrschte. Das Publikum im ausverkauften Stadtsaalhof nahm jedes Stück begeistert auf. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Zuhörer nun jung oder alt waren, von Goisern wusste alle zu begeistern und lieferte so einen der Höhepunkte des diesjährigen Kultursommers in Fürstenfeld ab.

Hubert von Goisern: Live in Unterschleissheim - 16. Juli 2004

23. Juli 2004 | Fotos: © Elli Christl

Alpenglühen und Wetterleuchten

Süddeutsche Zeitung 22. Juli 2004 | Text: Christoph Leibold

Hubert von Goisern zwischen Heimatliebe und Fernweh - und Dienstag Abend im ausverkauften Stadtsaalhof

Fürstenfeldbruck Um 22 Uhr 34 gibt es Speck. Nichts gegen Speck, hat Hubert von Goisern einmal in einem Interview gesagt, aber wenn es Speck jeden Tag zum Frühstück gibt, "dann willst Du irgendwann ein Müsli." So ungefähr sei es ihm mit dem Hiatamadl gegangen, nachdem er es einhundert, nein, wohl eintausend Mal gespielt habe.

Punkt 22 Uhr 24 also an diesem wunderbaren Abend im Brucker Stadtsaalhof packt Hubert von Goisern das Hiatamadl doch noch aus. Davor hat er bemerkenswerte zweieinhalb Stunden lang - ganz ohne Hits - allein auf traditionelle Volksmusik gesetzt, freilich in den für ihn typischen Arrangements, in denen Walzer abgehen wie 'Rhythm and Blues' und Landler sich so anhören, als würden sie vor allem im Mississippi-Delta getanzt.

Nun ist Hubert von Goisern natürlich nicht der einzige, der alpenländische Volksmusik mit Einflüssen aus aller Herren Länder aufmischt. Blues-Harp, Dobro, exotisches Schlagwerk und Steel-Gitarre, Saite an Saite mit Zupfbass und Ziehharmonika sind längst gang und gäbe in der Alpenrock-Szene. Doch kaum einer ihrer Protagonisten hat diesen Weg so konsequent verfolgt wie Hubert von Goisern.

Mit seiner "Schnaps-Idee", eine Tournee samt CD ausschließlich mit Bearbeitungen traditioneller Volksmusik zu bestreiten, hat er bei aller klanglichen Vielfalt zu einem bestechenden Purismus gefunden. Scheint so, als sei von Goisern (bei dem man immer Angst haben musste, es könnte ihn hin- und hergerissen zwischen Heimatliebe und Fernweh zerreißen) mit dieser reinen und doch andersartigen Volksmusik ganz bei sich angekommen. Das staunenswerte Ergebnis: ein ausgefeiltes Konzert, präzise nicht nur in der Darbietung, sondern auch in der Dramaturgie. Es beginnt erhaben wie ein Alpenglühen, friedlich, ruhig, ein schwebender Sound, gefühlvoll groovig, bis die Musik schließlich abhebt, übergeht in ein atemberaubendes Wetterleuchten.

Großen Anteil daran hat natürlich Hubert von Goiserns großartige vierköpfige Band, mit dabei neuerdings auch Moni Drasch, vormals beim inzwischen aufgelösten Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinn, leicht wiederzuerkennen an der grasgrünen Geige. Moni Drasch ist Hubert von Goisern auch beim Jodeln eine kongeniale Partnerin. Immer wieder setzen die beiden Jodler von geradezu ätherischer Schönheit und Klarheit den rockigen Rhythmen entgegen. Und wenn Monika Drasch und von Goisern schließlich ohne Instrumentalbegleitung im Duett jodeln, hat das eine mitreißende Ausdruckskraft, die so manchen Hip-Hopper daneben ziemlich alt aus der weiten Wäsche sehen ließe.

Jodeln, sagt Hubert von Goisern, ist gesund. So wie Müsli. An Speck dagegen kann man sich überessen. Schon okay, wenn man ihn serviert bekommt. Der musikalische Hochgenuss war aber auch vor dem Hiatamadl nicht mehr zu steigern.

Der Volksmusik eine neue Seele gegeben

Pforzheimer Zeitung 20. Juli 2004 | Text: Ralf Recklies

Hubert von Goisern und Band von 1200 Zuhörern im Hof des Pforzheimer Kulturhauses Osterfeld begeistert gefeiert

Pforzheim. Hubert von Goisern ist ein Musiker mit viel Gefühl, einer gesunden Portion Humor und einer starken Bindung zu den Wurzeln seiner eigenen Geschichte. Dies wurde beim jüngsten Konzert des Oberösterreichers im Hof des Pforzheimer Kulturhauses Osterfeld deutlich, bei dem von Goisern mehr als 1200 Musikfreunde knapp zweieinhalb Stunden in den Bann zog. Trad II heißt das aktuelle Projekt, mit dem Hubert von Goisern einen ebenso humorvollen wie interessanten Blick auf die Volksmusik seiner Heimat wirft und dieser durch moderne Überarbeitung ein neues Gepräge gibt.

Alte Weisen und traditionelle, oft über viele Generationen überlieferte Jodler aus dem Salzkammergut hat der 51-Jährige gesammelt und daraus ein ebenso spannendes wie unterhaltsames Programm gestrickt, das Volksmusikliebhaber, Freunde experimenteller Klänge sowie die Liebhaber der oft eigenwilligen Goisern-Kompositionen zu einen vermag. Behutsam hat sich von Goisern den ehrwürdigen Melodien und Texten genähert, die in ihrer Urfassung von ergreifender Wildromantik und derbem Dialekt beherrscht werden. Von Goisern wäre aber nicht von Goisern, hätte er, wie er selber sagt, "die Ursubstanz meines musikalischen Ausdrucks, mein Abc in Noten", nur dem Zeitgeist untergeordnet. So versieht er die Werke nicht einfach mit treibenden Bässen oder kräftigen Beats, sondern schafft neue, gefühlvolle Stücke fern aller Heimattümelei.

Musikalisch wie inhaltlich verweisen diese zwar bewusst auf ihren Ursprung, dennoch lassen sie das kreative Potenzial des Oberösterreichers deutlich werden, der es schafft, der Volksmusik eine neue Seele zu geben. Von Goisern kreiert zusammen mit seinen Musikern vor allem durch seine meist behutsamen Interpretationen faszinierende Klangbilder - atmosphärisch, dicht und voller Musik gewordener Emotionen. Herrlich, wie es dem Quintett gelingt, die Zuhörer mit den spannend arrangierten und doch einfach instrumentierten Stücken zu begeistern. Mal entführen von Goisern (Gesang, Akkordeon, Trompete, Flügelhorn und Gitarre), Max Lässer (Saiteninstrumente), Bernd Bechtloff (Schlagzeug und Percussion), Arnulf Lindner (Bass) und Monika Drasch (Geige und Gesang) in faszinierend sphärische Klangwelten, mal sorgen sie mit treibenden Rhythmen und fließenden Bässen für gespanntes Lauschen.

Auch dass man die Texte oft nicht versteht, stört kaum, sondern bietet zumeist Gelegenheit, sich unbefangen auf die wunderbare Instrumentierung einzulassen, mit der sich von Goisern und seine Mitstreiter erfolgreich darum bemühen, der Volksmusik ihre Würde zurückzugeben.

Hubert von Goisern: Live in Zell am See - 11. Juli 2004

18. Juli 2004: Fotos: © Elli Christl