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FÖN

Hubert von Goisern

Wiener November 2000 | Text: Eberhard Lauth | Fotos: Erich Reismann

Vor sechs Jahren hat Hubert von Goisern seinen Dienst als Aushängesschild der Neuen Volksmusik quittiert. Dann kamen Tibet und der Dalai-Lama, Afrika und Jane Goodall, die Weltmusik. Jetzt ist er mit dem Soloalbum "Fön" wieder zurückgeweht. Und ganz ohne "Hiatamadl".

Hubert von GoisernSie sind einer der Mitbegründer der Neuen Volksmusik. Mittlerweile ist sie Teil des volkstümlichen Schlagers. Bringt Ihr neues Album "Fön" sie wieder dorthin, wo sie hingehört?

Ich habe das nie als Bewegung gesehen. Volksmusik war und ist zum Teil noch immer ein Tabu für viele Menschen in unserem Land. Das hängt mit der Scheiße zusammen, die in der 30er und der 40er-Jahren passiert ist, und mit Phänomenonen wie dem Musikantenstadl. Es war ein ureigenster Instinkt, micht damit zu beschäftigen. '94 habe ich aufgehört, da ist mir schon aufgefallen, wie sehr sich diese Melodik und Klangvorstellungen in der Welt der Werbejingles und Schlager eingefunden haben. Ist halt so. Ansonsten ist von der Neuen Volksmusik nicht mehr viel übrig geblieben. Jetzt scheint die Zeit wieder reif. Sabine Kapfinger hat ein eigenes Projekt. In Bayern tut sich einiges, Broadlahn wollen auch was Neues machen. Es ist wieder Thema.

Wird es während Ihrer Tournee im Frühjahr das Hiatamadl live geben?

Ich habe es oft genug gespielt, man hat es oft genug gehört. Mein neues Programm nimmt mich voll und ganz gefangen. Da liegt mein Lust, nicht auf dem Blick zurück.

Ist eine Reunion der Alpinkatzen oder ein Auftritt in Musikantenstadl denkbar?

Zweimal nein. Mein Manager wollte mich davon überzeugen, es wäre subversiv, aber das ist ein Blödsinn. Ich übe mich in Toleranz, will damit aber selber nichts zu tun haben. Es gibt Leute, die auf meine Musik stehen, und denen tu ich es nicht an, dass sie den Musikantenstadl so lange anschauen müssen, bis ich meinen Auftritt habe.

Wann haben Sie die österreichische Volksmusik entdeckt?

Aufgewachsen bin ich mit Beatles, The Who, Colosseum, Santana, Hendrix, Ambros und Heller. Volksmusik habe ich gehört, entdeckt aber erst später. Im Salzkammergut ist das ein geschlossener Kreis. Und die sind sehr ablehnend allem anderen und auch mir gegenüber. Jetzt fühle mich akzeptiert. Dort fällt es mir am leichtesten, nur der Achleitner-Hubert zu sein. Es ist ein ganz normales Dorfleben.

Mit Anfang 20 haben Sie Goisern für sieben Jahre verlassen. War Musik damals schon im Plan?

Ich ging aus Abenteurlust und dem Gefühl von Enge. Es gibt halt keine sonderlich große Szene in Goisern. Ich wollte schon mit fünf Musiker werden. Zuerst am liebsten Dirigent. Vor einem Blasmusikorchester. Musik war ein Grund, wegzugehen. Familie und Freunde haben mich deshalb angegriffen. Da habe ich mir gesagt: Hau lieber ab.

Sie sind wegen Ihren langen Haaren aus der Blasmusik geflogen. Haben Sie den betreffenden Kapellmeister je wieder getroffen?

Ja, wir haben uns nach Jahren versöhnt. Aber es gibt in Goisern schon noch Leute, denen es nicht taugt, was ich mache. Mit meiner Kritik an Haider und am Umgang mit Homosexuellen habe ich mir Feindschaften eingehandelt. Viele wollten eben nicht, dass er kritisiert wird. So nach dem Motto: Das ist einer von uns, also ist er ein Guter.

Haben Sie Jörg Haider je persönlich kennen gelernt?

Nein. Er ist ein wenig älter als ich, und in der Volks- und Hauptschule bedeutet das Welten. Danach war er weg.

Wollen Sie ihn einmal treffen?

Es heißt, das Leben ist zu kurz, als dass man es sich leisten kann, ein schlechtes Buch zu lesen. Das trifft auch Menschen zu. Aber ich geh ihm auch nicht aus dem Weg. 1993 hat es den Versuch gegeben, ein Round-Table-Gespräch mit Haider, Ostbahn-Kurti und mir zu organisieren. Drei Tage später kam die Meldung, dass er nicht kommen wird, wenn ich dabei bin. Da habe ich mir gedacht: Na super.

Wie hätten Sie damals vor dem Gespräch eingeschätzt?

Mich erinnert er immer an Sokrates und Phaedrus. Phaedrus will die Kunst der Rhethorik lernen. Sokrates hält ihm eine Rede. Phaedre ist begeistert, Sokrates sagt, dass das alles gelogen war, dass die Kunst der Rede und die Wahrheit nicht dasselbe sind. So ist es auch mit Haider, er kann reden, schert sich aber nicht um die Wahrheit. Er überzeugt, wenns sein muss, mit einer Lüge. Gummi ist dagegen wie Beton.

Gummi-Argumente versus Goiserer Sturschädel?

Ein bissel egozentrisch bin ich schon. Kann sein, dass das an Goisern liegt. Möglicherweise liegts an den Bergen, die Tibeter und Tiroler sind auch ganz schön stur.

Hubert von GoisernEs fällt auf, dass Sie immer, wenn es für Sie was zu feiern gibt, die Leute dazu auf einen Berg hinaufjagen. Warum?

Ich jage niemanden. Ich lade zu Präsentationensfesten ein. Am liebsten irgendwo ein paar Stunden lang hinaufgehen, den Alltag hinter sich lassen. Nur wer nicht mitgeht, sagt: Der Hubert quält die Journalisten. Meine erst Präsentation war im Schutzhaus am Ameisbach. 200 Leute, Büffet, ein Haufen Geld und alles für die Katz. Die nächste habe ich auf den Dachstein verlegt. Ein einziger Journalist ist gekommen, aber der hats gebracht. Wir haben uns geschworen, wenn wir je Gold erreichen, kommen wir wieder rauf. '92 wars so weit. Eine Winterbesteigung auf einen 3000er, Bergführer, Gletscherspalten, nicht ohne. Ein paar Ungeübte sind im Schnee steckengeblieben.

Gehen Sie sonst auch viel auf den Berg?

Ja, und ich überrede noch andere dazu. Anfang der 70er fuhren wir mit dem Schlauchboot durch eine Schlucht, hat vorher noch niemand gemacht. Ein Stein schlitze das Boot auf, mein Freund war in Panik. Das passiert auch beim Bergsteigen. Da hänge ich irgendwo und frage mich: Warum hast du den mitgenommen? Das ist wie wenn man jemanden zum Achterbahnfahren überredet, und er speibt sich neben dir an. Das will man ja auch nicht.

Wie fühlt sich nach einer Ihrer längeren Reisen die Rückkehr nach Österreich an?

Gut. Aber es funktioniert nur, wenn man immer wieder wegfährt. Es gab eine Zeit, wo sich Deutsche im Ausland als Österreicher ausgaben, weil man sie mehr mochte. Jetzt geben sich Österreicher als Deutsche aus. Wenn sich alle als Europäer bezeichnen, wäre das ein Schritt nach vorn. Ich fühle mich aber der österreichischen Kultur verbunden. Hier bin ich auch zu Kritik berechtigt. Als Gast in einem fremden Land ist das selbst nach drei oder vier Jahren noch problematisch.

Sie halten mit Ihrer Kritik an der Gesellschaft, an bestimmten Personen aber selten hinterm Berg.

Ist auch notwendig angesichts der Politikverdrossenheit und dem Desinterresse an der Demokratie. Jetzt fängt man an nachzudenken. Man sollte den 20 Prozent FPÖ-Wählern keinen so großen Vorwurf machen wie den 20 Prozent Nichtwählern.

Können Sie als Künstler den Prozess der Politisierung beeinflussen oder gar antreiben?

Jeder kann. Wenn man seine Meinung in den Medien verbreiten kann, hat man nur einen größeren Hebel. Nikolaus Harnoncourt meint, die Lage interessiere ihn nicht, solange er seine Musik machen kann. Das ist zu wenig. Das ist Mitläufertum. Freiheit und Wohlstand auf Kosten anderer ist unerträglich.

Ich habe gehört, Sie waren früher gerne in der Oper. Ist das noch immer so?

Ja, aber außerhalb Wiens ist schwierig. Die Salzburger Festspiele kosten irrsinnig viel Geld. Es sind spannende Sachen dabei, nur dieser Festivalhype ist mir zuwider. Die Staatsoper ist mir näher, vielleicht machen die 500 Stehplätze den Unterschied. Dort kommst du immer hinein, auch wenn du dich für Star-Abende um sechs Uhr früh anstellen musst. Wenn mir um 20 Schilling was nicht gefällt, ist es okay. Ein Schas um 2000 Schilling wurmt mich. Und zwei Blaue in Salzburg noch billig.

Auch Ihr Faible für Kirchen ist bekannt. Sind Sie regelmäßiger Kirchgeher?

Gewesen. In Wien war ich immer in der Augustiner-Kirche, weil ich dort einen Pater entdeckte, der eine Messe echt zelebrieren konnte. Dort habe ich mit 35 zum ersten Mal im Leben sogar ministriert. Mich faszinierte die Musik, der Chor, das Latein, die Orgeln. Mystik pur. Dann kam von der Diözese die Kritik, die Leute kämen nur wegen der Musik. Da haben sie endlich eine Kirche voll, dann passt ihnen der Grund nicht.

Was geschah mit Ihrem Lieblings-Pater.

Einmal hätte er einen Bischofsbrief verlesen müssen, hielt aber die Predigt und hinterlegte für jeden Interessenten eine Kopie des Briefs in der Sakristei. Einen hat sich tatsächlich dafür interessiert. Und der Pater sagt: "Hier haben Sie den Dünnschiss, gnä' Frau." Das war zu Groers Zeiten. Ein halbes Jahr später war er weg.

Hubert von GoisernGibt es seit damals keine Kirche, in die Sie gehen würden?

Vielleichts gibt die, aber ich habe sie noch nicht gefunden. Ich gehe lieber in eine Kirche, wenn keine Messe ist. Da kann man sich der Ruhe und Spiritualität hingeben.

Was interessiert Sie mehr: die Spiritualität oder die Religion dahinter?

Mystik interessiert mich. Eine lateinische Messe - großartig. Deutsche kann ich mir nicht nir geben. Vater unser! Dieses Gebet zu einem maskulinen Gott-Vater - das ist Kindersprache. Auf Latein wird es zu Mystik, zu einer Formel wie ein Mantra. Es macht einen guten Sound. Weihrauch dazu und: Kling! Kling! Kling! Das ist effektvoller.

Ist es das, was Sie auch am Buddhismus interessiert? Immerhin waren Sie in Tibet und kennen den Dalai-Lama persönlich.

Es gibt viele Wege zu Gott. Das wird zwar von Rom verleugnet, ist aber glücklicherweise trotzdem so. Nur: Ich interessiere mich für so viele Dinge. Für denen neuen Carver von Atomic zum Beispiel.

Auch eine Form von Spiritualität...

Auf jeden Fall eine Form des Abhebens. Man kann auch beim Schifahren in einen spirituellen Mood kommen.

Ist für Sie eine weitere Reise nach Tibet denkbar?

Ich würde gern den Osten Tibets kennen lernen. Aber ich weiß nicht, ob das nach meiner letzten Reise so schlau ist. Ich bezweifle, dass ich ein Visum bekomme. Es war beim ersten Mal schon sehr abenteurlich. So richtig hinziehen tut es mich nicht. Diese Enge und die Willkür der Gewalt, der man dort ausgesetzt ist, belasten mich. Du kannst mit niemandem offen reden, denn dann ist damit zu rechnen, dass derjenige Probleme bekommt. Mich sperren sie vielleicht eine Woche ein und werfen mich dann hinaus. Aber die Leute dort werden weiter bespitzelt und terrorisiert.

Da kehrt man dann wahrscheinlich wieder gerne nach Hause zurück...

Nachdem man so etwas erlebt hat, kommt einem die derzeitige politische Situation sehr erträglich vor. Obwohl natürlich die Rutsche in eine Richtung gelegt ist, wo man nicht mehr alles sagen kann, was man will. Dieses ständige Verklagen von kritischen Leuten ist ja nicht unbedingt förderlich.

Schüchert Sie das ein?

Mich nicht, aber andere sicher.

Sieben Wochen in Tibet

Entertainment House 2000 | Text: Frank Keil

Gespräch mit Hubert von Goisern

Mit seiner Band Alpinkatzen avancierte der österreichische Künstler zu Beginn der 90er Jahre zum Topstar in Sachen Alpen-Pop, bevor er überraschenderweise "Austrias only Countryband" auf dem Höhepunkt ihrer Karriere auflöste. Im Anschluß schrieb er u.a. die Film-Musik zu Schlafes Bruder und bereiste intensiv Asien und Afrika. Mit dem Anspruch, etwas Neues, etwas Anderes zu machen, meldet er sich nun zurück.

Kein völliger Bruch mit der Vergangenheit, sondern eine Weiterentwicklung, die sich im aktuellen Album Fön niederschlägt und den Kreis zu den Alpinkatzen schließt. Hubert von Goisern bleibt der Mundart treu, seine intensiv-einfühlsamen Texte werden von neuen Musikern qualitativ hochwertig instrumentiert. Für Abwechslung im allzuoft berechenbaren Musikbusiness ist also wieder gesorgt. Fazit: Hubert von Goisern meldet sich eindrucksvoll und eigenwillig zurück. Grund genug für E-House, sich mit dem auskunftsfreudigen Sänger/Songwriter zum Gespräch im Bamberger Hotel "Residenzschloß" zu treffen.

Die Alpinkatzen versuchten sich sehr erfolgreich im musikalischen Spannungsfeld zwischen Ethnomusik und populärer Volksmusik. Zahlreiche vorherige Auslandsaufenthalte hatten Dein Interesse für diese Art von Musik geweckt. Ein erstes Album als Duo, dann die Trennung von Deinem damaligen Partner Wolfgang Staribacher und 1992 der großartige Durchbruch mit Aufgeigen statt niederschiassen. Hast Du damals diesen Verlauf erwartet?

Ich habe, egal wo ich gewesen bin, immer etwas gefunden: andere Perspektiven. Daher habe ich die Kombination aus Volksmusik, Klassik, Pop und Rock nie ausgeschlossen. Und die Original Alpinkatzen entwickelten schnell das notwendige Gespür und Können, diese ausgefeilte Mischung umzusetzen. Hiatamadl wurde unserer erster Hit, ausverkaufte Tourneen folgten. Auf Omunduntn (1994) habe ich noch radikaler in Richtung Volksmusik gearbeitet und der Erfolg gab mir auch im Ausland recht, wir waren ja sogar in Paris, Austin und New York.

Trotzdem reifte der Entschluß, die Alpinkatzen aufzulösen, die Grenze war anscheinend erreicht?

Ich hatte der Band schon anderthalb Jahre vorher das Ende angekündigt, aber niemand von ihnen wollte mir glauben. Sie haben mir es auch im nachhinein übel genommen und durch das neue Album, auf dem ich mit völlig anderen Musikern arbeite, gibt es sicherlich noch einmal negative Erinnerungen. Aber mein Rückzug in Richtung Familie und Freunde stand unveränderlich fest.

Der Kunst bist Du aber treu geblieben. Sprechen wir zunächst einmal über die Filmprojekte, die Du nach der Live-CD Wia die Zeit vergeht in Angriff genommen hast.

Es hat mich fasziniert, die Film-Musik für Schlafes Bruder zu komponieren, auch wenn ich die mir angebotene Rolle des Elias aus Zeitmangel ablehnen mußte. Als Schauspieler habe ich dann in Die Hölleisengretl debütiert, danach den Kinderfilm Ein Sack voller Lügen musikalisch untermalt. Film ist für mich die moderne Form der Oper. Das werde ich auch weiter machen und freue mich auf neue Angebote, aber jetzt will ich erst einmal wieder auf die Bühne.

Zwei gesellschaftspolitische CDs folgten, vorausgegangen waren intensive Reisen nach Tibet (In-Exil) und Ostafrika (Gombe). Was gibt es darüber Wissenswertes zu berichten, warum hast Du gerade diese Länder bereist?

Als Jugendlicher hatte ich schon diesen vagen Wunsch, Tibet kennenzulernen. Später ergab sich die Gelegenheit, tibetische Künstler zu treffen und die Faszination ihrer Musik ließ mich nicht los. Ihre Kultur ist ja eigentlich museal, die Künstler sind westlich eingestellt und leben in Indien. Ich habe sie aufgefordert, einen Bezug zu ihrer Volksmusik herzustellen und eine eigene Volks- und Tanzmusik zu schaffen. Die Reisen nach Tibet hatten Höhepunkte wie das Treffen mit dem Dalai Lama, waren auf der anderen Seite aber auch sehr deprimierend.

Die Bekanntschaft mit der Verhaltensforscherin Jane Goodall kam über einen Freund zustande, der sie mir im verschneiten Goisern vorstellte. Sie lud mich nach Afrika ein, ich nahm zeitversetzt an. Auch Tansania und Kenia waren faszinierend, ich mag das afrikanische Lebensgefühl. Beide Alben sollten Zeichen setzen, andere Kulturen wahrzunehmen und global zu denken und zu handeln. Das spiegelt auch der Dokumentarfilm Gombe wider.

Und wieder schien ein Punkt erreicht, an dem Du neue Wege gehen mußtest. Alleine oder wieder mit Band, sicherlich eine der maßgeblichen Fragen?

Im Grunde können es nicht genug Musiker sein, mit denen ich Musik machen will. Ich bin wirklich jemand, der gerne kommuniziert. Es hat lange gedauert, bis ich die richtigen Musiker zusammen hatte, es muß eben "Klick" machen. Für den Bass gab es Anhörungen, alle anderen Musiker stammen aus dem "Tibet/Afrika"-Umfeld.

Texte schreiben, Musik komponieren, nach mehr als sechs Jahren wieder auf die Bühne zurückkehren, Du hast Dir viel vorgenommen. Fiel es Dir schwer, Dich für Fön zu motivieren oder war es einfach, Deiner Kreativität freien Lauf zu lassen?

Ich hatte eine Menge musikalischer Ideen, die Texte folgen dann am Schluß. Wichtig ist erst einmal die Melodie, ein Bild, das zwangsläufig den Text entstehen läßt. Die Musiker finden sich selber in das Arrangement hinein, jeder hat seine Freiräume, aber ich gebe Hinweise, in welche Richtung ich will. Das ist bisher die persönlichste Musik, die ich gemacht habe. Ich bin nachdenklicher, kritischer geworden, das hängt sicher mit dem fortgeschrittenen Alter zusammen.

Die CD ist sehr vielfältig, musikalische Grenzen scheint es für Dich nicht zu geben. Du bleibst der Mundart treu, hast Du Lieblinge auf der CD?

Ich sehe die neuen Aufnahmen eher als Ganzes, als geschlossene Einheit, aus der ich keine Stücke hervorheben möchte, nicht einmal kann. Aber natürlich ist der Landler Da Dåsige besonders gut gelungen, ebenso das politische Kalt, das die derzeitige Situation in Österreich treffend wiedergibt. Originalzitate von Jörg Haider werden dort codiert wiedergegeben.

Mit welcher Erwartungshaltung wird die CD veröffentlicht, wie sehen Deine Pläne für die nahe Zukunft aus?

Natürlich möchte man soweit wie möglich kommen, aber ich habe schon viele Höhen und Tiefen durchlebt. Gombe und InExil haben im deutschsprachigen Raum über 100.000 Stück verkauft, das hat viel Druck von der neuen CD genommen. Es wird nicht einmal eine Single geben, ich will kein Stück dem anderen vorziehen, sehe Fön als Ganzes. Aber ich weiß, das Musikbusiness hat sich innerhalb der letzten Jahre verändert.

Ich freue mich darauf, das Programm live zu präsentieren und werde vielleicht auch den ein oder anderen alten Titel zum Besten geben. Aber Hiatamadl wird wohl nicht darunter sein. Stattdessen werde ich zwei Nummern aus dem Afrika-Album einüben. Und ich habe schon neue Lieder, österreichische Volkslieder, von denen es keine Aufnahmen gibt. Sie bilden das Gerüst für meine nächste CD, an deren Arbeit ich schon begonnen habe und Ideen für eine weitere gibt es auch schon. Ich werde meinen eigenwilligen Weg weiter gehen, die Leute erwarten es sogar auf gewisse Art und Weise. Und Erfolg ist natürlich immer gut, ich bin zuversichtlich.

"Gejodelt wird überall"

Süddeutsche Zeitung 18. April 2001 | Text: Egbert Tholl | Foto: Klaus Brenninger

Warum Hubert von Goisern wieder alpenländische Volksmusik macht

Einst galt er als der erfolgreichste Vertreter der Neuen Volksmusik. Zwischen 1988 und 1994 schuf Hubert von Goisern mit den Alpinkatzen nicht nur einen veritablen Wiesnhit (Hiatamadl), er machte auch österreichisches Volksgut in den USA salonfähig. Dann war erstmal Schluss damit. Im vergangenen Jahr besann sich Hubert von Goisern wieder winer musikalischen Anfänge, nahm das Album Fön und die traditionelle CD Trad auf und spielt heute und morgen um 20 Uhr im ausverkauften Circus Krone in München.

Vor sechs Jahren beedeten Sie den Alpenrock, jetzt machen Sie wieder etwas Ähnliches.

Ja, ich tät' mal sagen: Alpenrock ist es nicht, was ich jetzt mache.

Dennoch ist die Nähe zu den Anfängen größer als zu Tibet und Afrika?

Ja, eh. Ich wollte damals nur zwei Jahre geworden sind, liegt nicht zuletzt daran, dass mir diese zwei Geschichten passiert sind Tibet und Afrika, die im Falle Tibets leider nicht bühnentauglich waren, weil ich dazu die Tibeter benötigt hätte und die nicht wirklich willens waren, sich auf eine solche Tournee einzulassen. Das war ihnen zu stressig, die hätten sich da so entwurzelt gefühlt. Nach diesen zwei Alben und den Filmmusiken hab' ich mich total darauf gefreut, wieder was zu machen, wo ich wieder nur von mir selber abhängig bin.

Und das bedeutet Volksmusik.

Ich bin einfach der Hubert im Kern. Es reizt mich noch immer die Auseinandersetzung mit der Volksmusik, mit unserer musikalischen Tradition, nicht zuletzt deshalb, weil das noch immer nicht gegessen ist vom Publikum. Das Tabu gibt's noch immer, dass Volksmusik möglicherweise nicht ganz koscher ist. Was mir damals nicht mehr getaugt hat, war das rockig vorwärts Gespielte, einfach mit Kraft, mit verzerrten E-Gitarren. Davon wollte ich weg und wieder was Feineres machen.

War der Rock nötig als Aufschrei?

Vielleicht ist damals ein gewisser Druck dabei gewesen, dass man das so runterknallt. Eine aufgestaute Energie: Herrgottza, die Leute sollen endlich kapieren, worum es geht.

Und worum geht's?

Also, es geht darum, dass man sich das als Musiker, als Komponist ja nicht aus den Fingern saugt, sondern aus Quellen schöpft. Das haben alle so gemacht, ob das jetzt Mozart, Mahler oder sonst irgendwer war. Die Quellen bei uns gelten nun mal, zumindest bei den Linksintellektuellen, wenn man das als Übergriff mal so stehen lässt, als vergiftet. Dieser Meinung bin ich überhaupt nicht. Man kann Gift hineinstreuen, aber das kann man in jede Quelle. Wir haben ja in Österreich noch eine zusätzlich politisch verschärfte Situation, weil wir eine Partei und einen "Führer" dieser Partei haben, der zwar nicht auf Volksmusik setzt, aber doch auf nationale Identität, obwohl er die selbst gar nicht verkörpert. Aber er verbreitet dieses Image: Wir haben eine Identität, zu der wir stehen; wir brauchen keine Ausländer, wir brauchen Europa, wir brauchen die Welt nicht. Das reizt, dem etwas entgegen zu stellen.

Auf Ihrer Fön-CD ist ja nicht unbedingt ein ganz dezidiertes politisches Statement enthalten.

Das möchte ich auch nicht. Diesem Mann, dieser Bewegung eine CD zu widmen, muss nicht unbedingt sein. Da gäbe ihm eine Plattform, die ihm nur schmeichelte. Darum ist das nur sehr homöopathisch enthalten, aber nichtsdestotrotz hoffe ich, dass es aufgeht.

Es ist sogar so homöopathisch, dass man es nicht erkennt. In Kålt etwa stehen die unverständlichen Haider-Zitate verschlüsselt im Booklet.

Aber ich mag das nicht, dass man das eins zu eins beschreibt. Da fühle ich mich als Künstler fehl am Platz. Das machen die Politiker. Ein Künstler sollte Wege finden, die subtiler sind, die mehr sind als eine Zustandsbeschreibung.

Weshalb dann überhaupt das verklausulierte Haider-Zitat?

Ein bisserl Spaß darf man sich schon noch erlauben. Das ist dasselbe wie bei der Nummer Katholisch. Die ist nicht kirchenkritisch; ich habe den Text geschrieben und mir dann gedacht, das kannst nicht machen, das ist zu lustig. Dann habe ich mich selber an den Ohren genommen: Hubert, das ist die eingefallen, du haust di selber dabei o (hast selbst dabei einen Riesenspaß), wenn du es singst. Also steh dazu!

Es ist ja eh eine Ironisierung des begotten Umgangs mit Religion.

Ich bin neugierig, was passiert, wenn es rauskommt, weil mir prophezeit wurde, dass sich die Kirchenleute fürchterlich darüber aufregen werden. Die sind ja bekannt für ihre Humorlosigkeit. Aber ein bisserl einen Humor oder einen Zynismus kann man sich schon erlauben. Wie mit dem Haider-Zitat. Im Grunde genommen ist das austauschbar, und er ist die Galionsfigur der Austauschbarkeit.

Dieses Nichteindeutige setzt aber einen Konsens mit dem Hörer voraus.

Glaube ich nicht. Man muss sich halt ein bissel damit beschäftigen. Es setzt nicht einen Konsens voraus, aber es fordert auf, sich auf spielerische Weise damit zu beschäftigen. Bei den Leuten, die das nur als Berieselung nehmen, ist es wurscht, wenn ich das hinschreibe.

Schreiben Sie im Dialekt?

Wenn man schreibt, schreibt man automatisch Hochdeutsch. Da aber die Sprache so pathetisch wird beim Singen und auch nicht schön singbar ist, ich aber sangbarere Melodien haben wollte, habe ich die Sprache aufgegeben und mur noch Silben gesungen. Die Melodielinien waren aber dadurch sehr silbenabhängige, weshalb ich einen Text machen musste, bei dem die Eckpunkte mit den Silben schon fixiert waren. Die Jodlerphrasen gehen nur, wenn du an bestimmten Punkten bestimmte Vokale hast. Dazwischen passt du dann den Text ein.

Hemmt der Dialekt nicht die Verbreitung?

Das ist mir ehrlich gesagt wurscht. Ich fühle mich in erster Linie als Musiker. Die Musik ist die Sprache, mit der ich kommuniziere. Wenn ich im Dialekt singe, engt das die Musik nicht ein. Manchmal habe ich fast das Gefühl, je weniger die Leute vom Text verstehen, desto offener können sie die Musike aufnehmen und etwas für sich daraus machen. Wie bei einer Symphonie.

Man könnte also die Geschichte eines Liedes nur über die Musik verstehen?

Im Idealfall schon. Den Dialog in Kålt kriegst du mit, egal ob du den Text verstehst oder nicht. Wenn man dem dann nachspüren will, kann man sich einlesen, das macht man ja bei jeder Oper. Ich möchte eben mehrschichtige Musik machen.

Bei Ihrer zweiten CD stellte sich dennoch Bierzelttauglichkeit ein.

Na ja, bei einer Nummer. Die ist ja dann auch in Österreich in Grund und Boden gespielt worden. Selbst in Ö3.

Ein geplanter Hit?

Wenn ich vorher gewusst hätte, dass das Hiatamadl ein Bierzelt-Hit wird, hätte ich es vielleicht gar nicht gemacht, weil das nicht unbedingt die Szene ist, in die ich eindringen wollte.

Fön wirkte ja in im Vergleich zu den alten Platten eher so, als wollten Sie sich selbst eine Geschichte erzählen?

Das stimmt. Das gilt auch furs Jodeln. Das ist eine Form des Singens, die für mich noch lange nicht ausgereizt ist. Ich habe es ja erst mit 35 Jahren gelernt, ebenso wie das Ziehharmonikaspielen. Da schaut man natürlich, was man damit alles machen kann.

Auf Fön sind die textierten Vokalisen selbst schon sehr nah am Jodler.

Das war ein Teil des Abenteurs, auf das ich mich eingelassen habe.

Und es klingt wie Van Morrison.

Vielleicht gibt es da gemeinsam Wurzeln, da er ja so ein bisschen aus der keltischen Tradition heraus kommt. Gejodelt wird überall. Hast schon mal Pygmäen jodeln gehört? Oder die Naga-Nagas im Nordosten Indiens? Das klingt fast wie unser Jodeln, nur viel tranciger.

Interview mit Hubert von Goisern

Schoolyard 15. Januar 2001 | Text: Mike Kren & Stefan Karner

Anlässlich des Erscheinens seiner neuen CD luden Virgin Records und Hubert von Goisern unsere beiden star Reporter Mike Kren und Stefan Karner zu einem Interview ein.

Wie lange hast du vor deinem aktuellen Album Pause gemacht?

Zweieinhalb Jahre.

Und was hast du in der Zwischenzeit so gemacht?

Ich bin ein bißchen gereist. Eigentlich wollte ich einen Film über einen 84jährigen Philosophen aus Freiburg drehen. Das Projekt ist dann aber an der Produktionsfirma gescheitert, die das Drehbuch umschreiben wollte. Irgendwann wollte ich dann einfach wieder eine CD machen und habe so letzten Herbst begonnen wieder zu komponieren.

Wie kommt es, daß du so viel herumreist?

Mir hat Reisen immer schon sehr gefallen. Ich verreise gerne allein und genieße einfach das Gefühl neue Leute kennenzulernen. Und ein bißchen Abstand zu seinem Umfeld und sich selbst zu gewinnen.

Du warst ja auch in Tibet und beim Dalai Lama...

...ja, aber leider nicht beides auf einmal. (Allgemeines Gelächter)

Ist die Situation in Tibet tatsächlich wie in 1984?

Es ist so. Man kann niemandem vertrauen, jeder könnte ein Spitzel sein, man muß die ganze Zeit aufpassen was man zu wem sagt. Auch deshalb, weil man seine Gesprächspartner in Gefahr bringen, in etwas hineinziehen könnte. Als Reisender muß man maximal ein paar Tage im Gefängnis sitzen, aber wenn die Behörden draufkommen mit wem man Kontakt hatte, gehen alle hops...

Gab es irgendwelche Probleme mit den Musikern, die mit dir aufgenommen haben? Schließlich haben alle, die beim "Free Tibet"-Konzert mitgemacht haben lebenslanges Einreiseverbot in China ausgefaßt...

Die Leute mit denen ich gearbeitet habe, die hatten sowieso schon Einreiseverbot. Und nachdem sich auch meine Einreise als äußerst kompliziert gestaltet hat...

Themensprung: Kommen wir zu deiner neuen CD. Äh, wieso heißt die Fön?

Ich habe lange nicht gewußt, wie die Platte heißen soll. (Ist ja auch nicht unbedingt das erste, was man sich überlegt.) Als sie dann fertig war, lief gerade die Diskussion über die Abschaffung der Umlaute auf Hochtouren. Irgendein "Experte" aus Amerika hat gemeint, unsere schlechte Stimmung in Österreich käme nur von den Umlauten... (Allgemeines Gelächter) ...weil die so komisch klingen, und da hab ich gewußt: Ein Umlaut muß rein!

Ein Lied auf der CD heißt auch Fön, das habe ich allerdings umbenannt - vorher hieß es Schädelweh. Und Föhn ist irgendwie dem kreativen Prozeß nicht unähnlich, dieser Druck trotz schönen Wetters.

Bei Föhn erscheint auch alles irrsinnig klar - ganz angenehm wenn man so im kreativen Nebel herumwatet und auf einmal reißt es auf - und dann geht man ewig ewig ewig, weil einen einfach nur die Sicht täuscht. Ja, und das "h" im "Föhn" hat mich gestört, deshalb hab' ich's einfach weggelassen. (grinst).

(Gelächter) Können sie sich vielleicht auch noch ein bisschen an ihre Schulzeit erinnern? Schliesslich müssen wir ja auch etwas für unsere Zielgruppe schreiben (Gelächter) ...

Also mir hat die Schule überhaupt nicht getaugt. Ich war froh als ich meine Pflichtschulzeit hinter mich gebracht habe... und dann haben sich meine Eltern auch noch eingebildet ich muss die Matura machen... aber nach zwei Jahren bin ich dann in Latein hängengeblieben und war überglücklich das ich endlich aufhören kann damit. Jetzt hab ich selber einen Buben der 12 Jahre alt ist und in die Hauptschule geht und ich hoffe das wenn er dann nachher die Matura macht (lacht).

Also ich glaub die Schule ist eine super Zeit um nicht irgendwas machen zu müssen was einem eh ned taugt und ausserdem kann man viele soziale Kontakte knüpfen...

Ich hab halt sehr darunter gelitten. Ich hatte nie das Gefühl das mich ein Lehrer versteht und hab auch irrsinnig viel geträumt in der Schule. Damals war es auch so das wenn ein Lehrer etwas gesagt hat, dann war das halt so und war nicht zu hinterfragen... aber ich denke das sich das jetzt schon sehr geändert hat - Gottseidank.

Ich glaube auch das in der Schule viel zu einseitig unterrichtet wird... Das einzige was zählt ist Mathe, Deutsch und irgendeine Fremdsprache - Musik wird zum Beispiel vollkommen vernachlässigt. Die Schüler werden nur dazu unterrichted um für die Wirtschaft ein gutes Personal abzugeben... (stille).... Aber eine Erfahrung wars schon (Gelächter).

Ok, zurück zu etwas angenehmeren - zur Musik. Was hören sie den privat gerne?

Ich höre eigentlich fast alles. Vor ein paar Tagen habe ich mir sogar die neue CD von der Madonna gekauft... keine Ahnung wie oft ich sie mir anhöre - auch wenn sie mir gefällt. Es gibt nicht viele CDs die genug substanz haben um sie über Jahre hinweg immer wieder zu hören. Was ich aber immer wieder gerne höre ist zum Beispiel Sting, Peter Gabriel, Miles Davis...

Und wenn ich im Zug fahre und Zeit habe mir die Musik genau anzuhören dann höre ich Wyclef Jean oder Wu-Tang Clan. Also Querbeet eigentlich.

Na gut, uns läuft leider die Zeit davon.... Haben sie vielleicht noch einen empathischen Schlussatz parat?

(überlegt kurz)... Mut zum eigenen Weg! (lacht)

Der Goiserer jodelt wieder

Salzburger Nachrichten 8. März 2001 | Text: Robert Haimerl

Am 23. Juni geht eine Durststrecke heimischer Volksmusik zu Ende. Hubert von Goisern gibt auf dem Salzburger Domplatz ein Open-Air-Konzert.

Das Warten hat ein Ende. Alle, die seinen Bühnenabschied nur schwer verkraftet haben, können endlich aufatmen: Der kritische Parade-Crossovermusiker aus dem Salzkammergut jodelt wieder. Der 23. Juni dürfte für die Salzburger Altstadt ein denkwürdiger Tag werden. Um 20.30 Uhr gehört der Domplatz jenem Sänger, der von 1. November 1994 bis jetzt nicht mehr live zu sehen war: Hubert von Goisern stellt mit seiner Band sein aktuelles Album "Fön" vor.

Kreative Schaffenspause

Die Jahre zwischen seiner Zeit mit den Alpinkatzen in den frühen 90ern und heute hat der Goiserer nicht vertrödelt. Die Schaffenspause nützte er vielmehr, um neue Einflüsse auf sich wirken zu lassen. Mit Gombe und In Exil entstanden Alben, in denen er sich mit der Musik Afrikas und Tibets auseinandersetzt. Auch die Filmmusik zu Schlafes Bruder stammt von ihm.

Beim Konzert auf dem Salzburger Domplatz wird der Barde mit neuen Liedern wie Katholisch, Drawig oder Fia Di einen Einblick in die Ergebnisse seiner künstlerischen Weiterentwicklung geben. Hubert von Goisern bleibt seinen Wurzeln treu. War es früher ein Mischen von Volksmusik mit Rock, Blues oder Jazz, kommt auf dem Domplatz etwas zum Vorschein, was er selbst als ein "Durchbrechen der ausgefuchsten Harmonik des Abendlandes" bezeichnet. So ist die Nummer Da Dasige ein Landler, dem man seine Herkunft kaum noch anmerkt.

Ein Jodler, der Gänsehaut erzeugt

Die Aufenthalte in Afrika und Tibet haben Hubert von Goisern nicht nur geografisch "weit, weit weg" von seinem "Hiatamadl" gebracht. Trotz aller Veränderungen und Weiterentwicklungen wird es aber auch beim Konzert im Herzen der Salzburger Altstadt bekannte Lieder seiner früheren Alben zu hören geben. Eingefleischte Fans kommen also auf ihre Kosten. Heast as nit oder der Juchitzer passen zu Hubert von Goisern noch immer genauso so gut wie seine steirische Ziehharmonika. Der gelernte Chemielaborant mit Berufserfahrung in Südafrika und Kanada wird "seine" Steirische wieder an den Grenzen der Diatonie spielen.

Dass neben so viel Neuem auch noch genug Freiraum für die besondere Stimmung seiner Konzerte sein wird, könnte nicht nur jene erfreuen, die eines seiner Konzerte in den 90ern miterlebt haben. - Gerade wer zum ersten Mal den Jodler des Hubert von Goisern hört, dem wird es kalt über den Rücken laufen. Selbst wenn das Konzert an einem lauen 23. Juni unter freiem Himmel stattfindet.

Hund und Herr

Kurier 18. November 2000 | Text: Christian Seiler

Unlängst war mir ein Abend mit Hubert von Goisern beschieden. Treffpunkt: 8. Bezirk, Gasthaus Schnattl. Ich war eine Stunde vorher vom Bahnhof gekommen und hatte geschwind noch meinen Hund - ein lieber Co-Abteilungsleiter hatte ihn übers Wochenende aufbewahrt und gelüftet - aus dem Büro abgeholt. Der Barolo und ich beschlossen zu Fuß quer durch die Stadt zum Treffpunkt zu gehen. Doch die Leine hatten wir vergessen. Ach was. Der Hund kann schließlich wunderbar "bei Fuß" gehn. Wir durchquerten tadellos zwei Innenbezirke, beim Schnattl angekommen, schob sich der Hund folgsam unter den Tisch, beschnupperte des Goiserers Hosenbeine, die nach einem Labrador-Schlittenhundmischling namens Bongo rochen. Das stimmte den Hund zufrieden. Er kippte müde zur Seite und überließ den Herrn Hubert mir. Als sich dieser später verabschieden wollte, fehlte dazu nur eine Kleinigkeit: der Hund. Der Barolo hatte seine ungewohnte Leinen-Freiheit raffiniert genützt und war, die Tische unserer Sitznachbarn als Deckung benutzend, entwischt. Ich fand ihn vor der Küche auf dem Bauch liegend auf weit vorgerücktem Beobachtungsposten. Mein Tipp für nach dem Essen: Seid vorsichtig, wenn ihr mit dem Goiserer unter der Kuppel der Hofburg durch geht. Weil dort lässt er unter Garantie einen Juchzer los. Das Echo steht dann stramm im Raum, bläst sich gewaltig auf - und der Barolo sucht tief erschrocken Zuflucht am Heldenplatz und bis du den wieder eingefangen hast ...

Was wir daraus lernen: Jodeln nur an der Leine.